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RE: Gödels Ontologischer Gottesbeweis - Stärken und Grenzen mathematischer Logik

in #de-stem6 years ago

Deiner Aussage liegt ein Zirkelschluss zugrunde. In dem Beweis wird nie von "dem Positiven" gesprochen, es wird nur ein Kategoriensystem postuliert, in welchem nach positiv und negativ unterschieden wird. (Und wie bereits darauf hingewiesen, liegt der Geniestreich darin, dass man für den Beweis nicht wissen muss, was wohin zugeordnet werden muss.) Wenn man so will ist das von dir als "das Positive" (nicht als Kategorie, mehr als Wesensstruktur) bezeichnete das "Göttliche", da der göttlichen Essenz als Teildefinition dieses Beweises alles aus der positiven Kategorie zugeordnet wird.


Ja die mathematische Logik lässt hier nur Wahr oder Falsch als Antwort zu. Das 100% positive Eigenschaftsprofil ist jedoch nicht eine Folge dieser Logik, sondern eine Definition/Prämisse.


'Allerdings erleben wir in unserer Welt, dass dieser Gott eben nicht "100% Gut" ist.'

Das hier ist eine diffizile Aussage, da sie zutieft pantheistisch ist und daher an dieser Stelle für Unklarheit sorgen kann. Die philosophischen Gewässer, welche wir hier betreten, mögen verwirrend sein. Ich hoffe, meine folgende - sicher nicht allumfassende - Antwort findet keinen Anstoß und stößt auf Interesse, um sich selbstständig mehr mit der Materie zu beschäftigen:
Wir erleben nicht Gott, wir erleben unsere Umgebung, die Welt, das Universum und ultimativ die allem zugrunde liegenden Naturgesetze. (Diese stehen nicht in Konkurrenz zur Existenz Gottes, vielmehr ist Gott eine mögliche Antwort auf die Frage woher diese Gesetze kommen.) Wenn man sich nun mit einer modernen, wissenschafts-kompatiblen Interpretation der Genesis beschäftigt (dafür empfiehlt sich Literatur von Prof. John Lennox) kann man zu dem Schluss kommen, dass Gott die Naturgesetze und das Universum an sich geschaffen hat. Als Folge dieser Schöpfung existieren in unserem Universum auch Dinge/Ereignisse, welche wir als Teil unseres Lebens als 'negativ' beurteilen würden. (zB. Tsunamis,...)
Diese ergeben sich als notwendige Konsequenz, da sie den selben grundlegenden Gesetzen entspringen wie das, das wir als 'Gut' bezeichnen würden.
Dazu zwei Klarstellungen: Entgegen der Interpretation in einem pantheistischen Weltbild erleben wir nicht Gott, sondern seine Schöpfung - deren Kategorisierung nicht Teil dieses Beweises ist. Weiters liegt es auf Grund unserer menschlichen Natur außerhalb unserer Fähigkeiten etwas sicherlich korrekt als positiv oder negativ einzuordnen. Wie schon gesagt, ist dies aber eben nicht notwendig. Es bedarf für diesen Beweis nicht, dass wir wissen was genau als positiv oder negativ zu interpretieren ist. (Dies überlässt man, wenn man so will, dem Allmächtigen, denn wozu ist er den allmächtig.) Das Schöne daran ist, dass sich hier die Grenzen der wissenschaftlichen Beweisführung und der theistischer Gottglaube ergänzen.

Ich hoffe, ich habe nicht zu sehr für Aufruhr oder Verwirrung gesorgt. Dieses Thema und die dafür zur Verfügung stehende, beachtlich umfangreiche Literatur (mit einer ganzen Reihe anderer Beweise und dazugehörigen Diskussionen) sollte man sich definitiv in Ruhe zu Gemüte führen.

LG,
mountain.phil28

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bezeichnete das "Göttliche", da der göttlichen Essenz als Teildefinition dieses Beweises alles aus der positiven Kategorie zugeordnet wird.

Je compris.

einer modernen, wissenschafts-kompatiblen Interpretation der Genesis beschäftigt (dafür empfiehlt sich Literatur von Prof. John Lennox) kann man zu dem Schluss kommen, dass Gott die Naturgesetze und das Universum an sich geschaffen hat.

Klingt eigenartig, aber interessant.

Zwar bin ich in dieser Interpretation der Dinge und der Welt nicht ganz deiner Meinung, allerdings finde ich diesen Gedankengang ziemlich interessant!
Vielen Dank für die Erläuterung.

You are Welcome. ;-)

in diesem zusammenhang weise ich darauf hin, dass gut und schlecht subjektive wahrnehmungen sind. aus perspektive der beutelwölfe oder hausschweine ist die menschheit wohl schlimmer als die zehn plagen zusammen.

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