Postmodernismus erklärt: Skeptizismus und Sozialismus von Rousseau bis Foucault - Teil 32v100

in #deutsch7 years ago (edited)

Das Buch "Explaining Postmodernism" von Stephen Hicks setzt sich kritisch mit dem Postmodernismus auseinander und liefert eine Erklärung für dessen Funktionsweise. Als Leitkultur westlicher Kulturen wird der Postmodernismus von vielen Intellektuellen, Akademikern, Künstlern und Politikern vehement unterstützt. Gleichzeitig zeigen sich aber auch in Deutschland immer mehr die negativen Auswirkungen dieses Systems philosophischer - oder sich philosophisch gebender - Axiome, weshalb es von größter Bedeutung ist, den Postmodernismus in seinen Eigenschaften und in seiner Tragweite zu verstehen. Die Vorlage ist das Buch "Explaining Postmodernism" von Stephen Hicks, die Übersetzung ein Eigenprodukt.

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Die Neuausrichtung der Philosophie

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erahnte Bertrand Russel am besten das, was kommen würde. Im letzten Kapitel seines viel gelesenen Einführungsbuches Probleme der Philosophie (1912) fasste Russell die Philosophiegeschichte zusammen als das immer wiederkehrende Versagen, die eigenen Fragen beantworten zu können. Sind wir überhaupt in der Lage zu beweisen, dass es eine externe Welt gibt? Nein. Können wir beweisen, dass es Kausalzusammenhänge gibt? Nein. Ist es möglich, die Objektivität unserer induktiven Verallgemeinerungen nachzuweisen? Nein. Können wir eine objektive Grundlage für die Moral finden? Definitiv nein. Russell schlussfolgerte daraus, dass die Philosophie ihre eigenen Fragen nicht beantworten kann und ihr Wert daher auch nicht darin liegen kann, Wahrheit oder Weisheit zu bieten.

Ludwig Wittgenstein und die frühen logischen Positivisten stimmten mit Russell überein und gingen in ihren Schlussfolgerungen noch einen Schritt weiter, indem sie eine Erklärung für das Versagen der Philosophie anboten: Die Philosophie kann ihre eigenen Fragen nicht beantworten, weil ihre Fragen schlichtweg bedeutungslos sind. Es ist nicht nur der Fall, so ihr Argument, dass die Philosophie Fragen stellt, die zu komplex sind um sie beantworten zu können - es ist vielmehr sogar so, dass es übrhaupt erst nicht möglich ist, die Fragen der Philosophie zu stellen; was möglich ist sind lediglich Pseudoformulierungen. Den Antirealismus des Postmodernismus vorwegnehmend schrieb Moritz Schlick etwa über die Bedeutungslosigkeit von Theoremen über die externe Welt: Bei "Existiert die externe Welt?" handelt es sich um eine unaussprechliche Frage, da "sowohl ihre Verneinung als auch ihre Bestätigung bedeutungslos ist." Und wenn wir nicht in gehaltvoller Weise über eine externe Welt sprechen können, dann ist auch die Welt von Ursache und Wirkung bedeutungslos. Wittgenstein schrieb über die Kausalität, sie ist ein "Aberglaube".

Der Fehler früherer Philosophen bestand in der Auffassung, die Philosophie hätte ihre eigenen besonderen Themen. Das aber ist falsch, wie die logischen Positivisten versicherten: In der Philosophie gibt es Sachen wie die Metaphysik, Ethik, Theologie oder Ästhetik nicht. All das sind bedeutungslose Untersuchungsgegenstände und sie sollten daher aufgegeben werden.

Die Bedeutungslosigkeit tratitioneller Fragen der Philosophie bedeutet, dass wir die Funktion der Philosophie selbst neu denken müssen. Bei der Philosophie handelt es sich nicht um eine Inhaltedisziplin, sondern um eine Methodendisziplin. Die Funktion der Philosophie besteht in der Analyse, der Erläuterung, der Klarifikation. Die Philosophie ist damit kein eigenes Subjekt: Ihre einzige Rolle besteht vielmehr darin, der Wissenschaft analytisch Assistenzdienste zu leisten.

Daher auch "analytische" Philosophie. Der neue Sinn der Philosophie besteht nur noch darin, die greifbaren, sprachlichen und logischen Werkzeuge der Wissenschaft zu analysieren. Wissenschaftler erkennen und organisieren ihre Beobachtungen mit Hilfe linguistischer Konzepte und Annahmen, um sie dann mit Hilfe der Logik bestimmten linguistischen Einheiten zuzuweisen. Es obliegt hierbei der Philosophie herauszufinden, was Wahrnehmung, Sprache und Logik insgesamt ausmacht. Die Frage ist nun: Zu welchen Schlussfolgerungen gelangte die analytische Philosophie des 20. Jahrhunderts hinsichtlich Wahrnehmung, Sprache und Logik?

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