Erfahrungsbericht aus einer Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber in NRW Teil 1-Dienstanweisung

in #asylflut8 years ago

Im September 2014 begann ich meinen Dienst als Sicherheitskraft in einer Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber, die von den Johannitern betrieben wurde und bis dato betrieben wird.
Der Dienstplan hatte es in sich: 7 Tage Dienst am Stück, dann 7 Tage frei, im 2-Schicht-System. Dies bedeutete 84 Std./Woche. Wir waren in einer Ferienwohnung untergebracht (anfangs zu fünft, später dann zu siebt), die sich auf dem Gelände der Erstaufnahme befand. Zwei von uns konnten die Vorzüge eines richtigen Bettes genießen, zwei weitere fanden auf dem Schlafsofa ihr Nachtlager. Der Rest von uns mußte auf Feldbetten der Bundeswehr nächtigen.
Ich als Frau hatte das Glück, das einzige Zimmer mit Privatsphäre zu beziehen und war den Jungs sehr dankbar dafür. Dadurch schlief ich zwar auch nicht besser, aber dazu später mehr.
Mein erster Wochendienst begann mit der Tagschicht. Von 08:00h-20:00h.
Wir arbeiteten mit einer anderen Sicherheitsfirma zusammen, damit immer genügend Mitarbeiter für die Schichten zur Verfügung stehen konnten. Mit dieser Firma arbeiteten wir auch zusammen auf anderen Veranstaltungen, wie Festivals, Schützenfeste, Bewachung des Gebietes Gronau, uvm. Es war schon immer ein angespanntes Verhältnis zwischen uns und den Mitarbeitern der anderen Firma. Die Tatsache, daß unsere Chefs langjährige Freunde sind, war der Grund für die Zusammenarbeit. Warum ich das hier anführe?- Die Lügen, Intrigen, Rufmord und das angeschwärzt werden, wurden zu unserem Alltag. Auch dazu später mehr in einem der folgenden Teile meines Berichtes.

Dienstbeginn.
Zuerst bekamen wir eine Einweisung in unsere Aufgabenbereiche und generelle Informationen über die Einrichtung, die Anzahl der Bewohner und schließlich unsere "Besondere Dienstanweisung".
Es hieß seitens des Objektleiters, sie sei in einem Ordner abgeheftet und wir sollen sie lesen und unterschreiben. Es folgten diesbezüglich keine näheren Erläuterungen.
Wir nahmen uns also den Ordner und studierten die Dienstanweisung.
Neben den wie übliche definierten Aufgabenbereichen wurde und ausdrücklich das tragen und nutzen von sekundären Verteidgungswaffen untersagt. Wir durften nicht einmal Handschuhe tragen!
Die Einrichtung war zu dieser Zeit für 421 Bewohner ausgelegt und wie waren nur 5! SMA (Sicherheitsmitarbeiter) pro Schicht!( Auf jeder öffentlichen Veranstaltung schreibt das Gesetz 2 SMA pro 100 Gäste vor...warum dieser Verstoß?)
Im letzten Teil der Dienstanweisung war die Pflicht zur Überwachung und Einhaltung der Hygienebestimmungen verankert. Laut BGV und GewO gehört dieser Bereich NICHT zu den Aufgaben des Sicherheitsdienstes! Wir sind auch gar nicht in diesem Bereich geschult bzw. ausgebildet!
Die Johanniter stellten auch die medizinischen Fachkräfte neben den Betreuern. Somit fiel dieser Aufgabenbereich eindeutig in ihren Zuständigkeitsbereich. (Da wir diese Aufgabe gar nicht übernehmen duften und die Zuständigkeit aber auf uns übertragen wurde, war im Endeffekt niemand für die Hygienezustände verantwortlich!)
Aufgrund dieser Tatsache weigere ich mich, die Dienstanweisung in der vorhandenen Form zu unterschreiben. Einige Wochen später unterschrieb ich sie dann unter Vorbehalt.
Auf der letzten Seite dann standen ein paar Zeilen zur Schweigeerklärung/-Verpflichtung.
Ich zitiere sinngemäß:
"Hiermit bestätige ich, über die Schweigeverpflichtung vollständig belehrt worden zu sein und habe eine Ausfertigung dieser erhalten. Ich habe die Folgen einer Verletzung dieser verstanden und verpflichte mich zur Einhaltung."
Wir hatten durch den Objektleiter lediglich gesagt bekommen, daß wir der Schweigepflicht unterliegen, aber mehr auch nicht. Natürlich habe diese Erklärung nicht unterschrieben.
Auf meine Bitte nach Belehrung über die Schweigepflicht und um die Aushändigung einer Ausfertigung dieser, bekam ich vom Objektleiter nur ein breites Grinsen und die Antwort: "Unterschreib' einfach." Das habe ich während meiner gesamten Arbeitszeit dort nicht getan.
So begann also der erste Arbeitstag. Meine Aufgabe bestand ab diesem Zeitpunkt darin, Streife zu laufen, Gefahrenquellen auszumachen und zu beseitigen, sowie die Einhaltung der Hausordnung sicherzustellen.

Wie sich die tägliche Arbeit gestaltete und was ich dort erlebte, erfahrt ihr in Teil 2- Der alltägliche Wahnsinn

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