Geographie 027 - Südafrika - Ein Deutscher bei Suidlanders

in #deutsch6 years ago

19. Dezember 2018

Aktuell macht ein deutscher Politiker (MdB) mit tschechischen Wurzeln namens Petr Bystron (AfD) [1] Schlagzeilen, weil er eine Reise nach Südafrika unternommen hat [2]. Herrn Bystron kenne ich nicht gut, als besonderer Sympathieträger ist er mir nicht bekannt, aber er vertritt eine ziemlich strenge anti-kommunistische Haltung. Mit seinen Eltern floh er 1987 aus der Tschechoslowakei und erhielt Asyl in Deutschland.

Auf der bereits erwähnten Reise hat er nicht nur mit offiziellen Vertretern des Landes gesprochen, sondern sich auch mit Vertretern von Suidlanders [3] getroffen, einer 2006 gegründeten Prepper-Organisation von Weissen, die blutige, auf der Hautfarbe basierende Auseinandersetzungen in Südafrika aufkommen sehen. Die Organisation kümmert sich gemäss meiner Einschätzung vor allem um die eigenen Mitglieder, bezieht sich spirituell auf das Christentum und man bezieht sich intensiv auf den bei Buren als Prophet bekannten Siener van Rensburg (1864-1926) [4]. Ihr Sprecher ist Simon Roche, dessen Ansichten bei YouTube ausführlich zu sehen sind, er war vor kurzem auch Gast beim EU-Parlament [5]

Als Buren werden die nicht englischstämmigen weissen Südafrikaner bezeichnet. Diejenigen, die in den Burenkriegen von den Engländern bekämpft wurden. Suidlanders ist eine Organisation von Buren, steht nur diesen offen und gilt deswegen als rassistisch. In Südafrika ist das leider nichts ungewöhnliches. Erwartungen von blutigen Auseinandersetzungen sind nichts neues, es gab sie schon zur Zeit der Wende 1993-94 [6], als die Partei African National Congress (ANC) [7] die Regierung übernahm. Aktuell kommen diese schlimmen Befürchtungen wieder auf, da in Südafrika wirtschaftlich ein Stillstand Einzug gehalten hat, der viele Menschen ungeduldig werden lässt, insbesondere viele tatsächlich sehr arme Schwarze, die sich vom erwiesen korrupten Staat mehr als im Stich gelassen fühlen.

Der Deutsche öffentlich-rechtliche Rundfunk liess es sich dennoch nicht nehmen, ihre Reportage [2] mit folgendem Titel zu versehen: AfD im Rassenkrieg? - Der Abgeordnete Petr Bystron und seine südafrikanischen Freunde. Ein Titel, den ich für reisserisch und keineswegs hilfreich halte. Der Bericht selbst ist auch nicht wirklich informativ, vor allem nicht für Menschen, die sich nie länger mit Südafrika beschäftigt haben. Auf die, die das getan haben, dürfte die Reportage einseitig wirken, wie eine Positionierung der Journalisten, die ihn erstellt haben, aber nicht wie ein Beitrag, von dem man tatsächlich lernen kann.

In der Reportage des SWR fand sich auch die Stellungnahme eines Abgeordneten der SPD, Burkhard Lischka [8], welcher sich sehr besorgt zeigte, weil die AfD angeblich Rechtsextremisten aus aller Welt hofiere. Im Gegenzug forderte er, wie nicht anders zu erwarten, die Überwachung der AfD durch das Bundesamt für Verfassungsschutz. Darüber, dass die Partei ANC, die derzeit in Südafrika die Regierung stellt und über eine absolute Mehrheit im Parlament verfügt, in den Jahren 1960-90 wegen extremistischer Umtriebe in Südafrika verboten war und sie auch über einen militanten Flügel verfügte, den Umkhonto we Sizwe [9], wurde nichts gesagt. Auch nicht über die dem ANC via viele Doppelmitglieder eng verbundene South African Communist Party (SACP) [9], die schon 1950 verboten wurde. Über deren Verbindungen nach Moskau soll es in der Übersetzung eines interessanten Artikels gehen, der bald hier erscheinen wird.

Jedenfalls ist klar, weder der weit herum verehrte Nelson Mandela (1918-2013) [10], der bei der Wende sehr vernünftig agierte, noch der dieses Jahr entmachtete Präsident Jacob Zuma (geboren 1942) [11], noch der 1993 von einem Rechtsextremisten erschossene Chris Hani (1942-1993) [12] waren harmlose Leute, die nur den Frieden aller Menschen in ihren Plänen hatten. Es gab auch weisse, revolutionäre Aktivisten wie Joe Slovo (1926-1995) [13] und Ronnie Kasrils (geboren 1938) [14], die in der Sowjetunion paramilitärisch ausgebildet wurden. Klar, das ursprüngliche Ziel war, die Schwarzen in eine echte Teilhabe an der Macht zu bringen und nicht unbedingt eine sozialistische Revolution, aber man hat sich mit den Sowjets eingelassen, um mit den nötigen Mitteln ausgestattet zu werden.

Joe Slovos Frau Ruth First (1925-1982) [15] fiel einem terroristischen Anschlag von Agenten der nationalen, südafrikanischen Polizei [16] zum Opfer. Die Tat, die Explosion einer Briefbombe, ereignete sich in Maputo (Mosambik). Bei den Organisatoren dabei war auch Craig Williamson (geboren 1949) [17], der wohl bekannteste Spion Südafrikas, der zahlreiche politisch motivierte Morde verüben liess. Staatsterror und politische Morde, von offizieller Seite verübt, ein untrügliches Zeichen, dass die Sitten im Süden Afrikas um ein Vielfaches rauer sind als in Europa.

Noch heute geistern von den früheren revolutionären Kriegen im Süden Afrikas - Angola, Mosambik, Namibia seien als Beispiele genannt - noch 100'000e Sturmgewehre unregistriert herum. Die Gefahr von wirklich gefährlichen Übergriffen ist damit wesentlich stärker ausgeprägt als in Europa. In Südafrika gibt es pro Jahr auch einer sehr hohe Zahl von Morden. Gegenwärtig sind es 15'000-20'000, also etwa 35 Morde pro 100'000 Einwohner und Jahr [18]. Auf Europa hochgerechnet müsste man mit einem Faktor 10 multiplizieren und von 150'000-200'000 Morden ausgehen. Davon erfährt der deutsche TV-Zuschauer im Bericht nichts. Wichtiger scheint, dass er ein paar paramilitärisch aufgestellte, primitiv dargestellte Weisse zu sehen bekommt.

In Südafrika ist es aber ganz normal, dass es private Sicherheitsdienste gibt. Nahezu an jedem privaten Gelände steht, welcher Sicherheitsdienst mit dem Schutz betraut wurde. Häuser mit Garten ohne Zaun und freiem Zugang zur Haustür, wie es sie in der Schweiz fast überall gibt, gibt es in Südafrika nicht. Auf den weiten Flächen, auf denen die Farmen einsam stehen, sind die Menschen auch auf sich alleine gestellt. Sicherheitsdienste und Polizei sind stets zu weit weg. Es ist deswegen wichtig, dass die Leute sich selbst zu helfen wissen und sich in den oft zustandekommenden Notfällen verteidigen können. Paramilitärisch organisierte Farmer sind deswegen keine Seltenheit.

Auch im TV-Bericht erwähnt wurde der ehemalige Abgeordnete des US-Repräsentantenhauses für Louisiana, Senatskandidat, Vorstandsmitglied des Ku-Klux-Klan, Rassist und Antisemit David Duke [19], von dem ein Bild zusammen mit dem Sprecher von Suidlanders existiert. Von diesem Herrn halte ich gar nichts, er versucht in vielen Videos Menschen von der jüdischen Weltverschwörung zu überzeugen. Was Simon Roche mit Duke möglicherweise besprochen hat und wo er es tat, weiss ich nicht. Zur Sache - der Situation in Südafrika - tut es auch wenig, aber man kann im Fernsehen noch einmal ein wenig auf die Wahrnehmung der Zuschauer einwirken. Da ich von freier Meinungsäusserung überzeugt bin, habe ich auch nicht direkt etwas dagegen, dass mit allen möglichen Figuren gesprochen wird. Die Probleme beginnen dann, wenn man beginnt, Unsinn zu glauben und sich auf Basis von Unsinn womöglich noch zu Gewalttaten bewegen lässt.

Auf dem Facebook-Profil von Peter Bystron [20] ergab sich noch eine engagierte Diskussion. Auf der einen Seite befanden sich wie zu erwarten die Menschen, die der Ansicht sind, Südafrika sei von Weissen kolonisiert worden, die eigentlich Einheimischen Schwarzen wurden terrorisiert und unterdrückt, weswegen sich die Weissen am besten aus dem Land verabschieden sollten oder sich wenigstens nicht wundern sollen, wenn sie gewalttätig angegriffen werden. Darüber hinaus stehen ihnen viele ohnehin zu weit rechts, ein weiterer "Grund", keine Träne zu vergiessen.

Dieser Ansicht kann ich ganz einfache Argumente entgegensetzen. Zunächst einmal jenes, dass die Kolonisierung Südafrikas bereits im 17. Jahrhundert begann. Nicht wenige Familien sind geblieben und können somit auf eine bereits etwa 10 Generationen währende Geschichte zurückblicken. Aus meiner Sicht liegt damit Indigenität vor und damit das Recht, Südafrika als ureigene Heimat zu bezeichnen. Dies sei auch deswegen gesagt, weil nicht wenige von den Leuten, die den Weissen in Südafrika keine Indigenität zugestehen wollen, in Europa Zuwanderern spätestens in der dritten Generation automatisch das Bürgerrecht geben wollen. Für mich liegt da ein sehr einfach zu entlarvender Widerspruch vor.

Wichtig ist auch, sich einmal die Entwicklung der vier grossen Bevölkerungsgruppen in Südafrika anzusehen. Von 1910 bis 2015 hat sich die Zahl der Schwarzen etwas verelffacht, die der Asiaten verzehnfacht, die der Farbigen verneunfacht und die der Weissen vervierfacht, die Weissen sind also eindeutig eine kleine Minderheit geworden. Eine kleine Minderheit, die aber nach wie vor viel zum Bruttoinlandprodukt beiträgt, eine nicht zu vernachlässigende Menge Steuern zahlt und nur noch geringen politischen Einfluss ausübt. Gerade deswegen bestehen sie auf garantierten Schutz ihres Eigentums, was die Regierung wohl deswegen nicht mehr lange aufrechterhalten kann, weil sie stärker mit China kooperieren will und den eigenen Wählern jahrelang zu grosse Versprechungen gemacht hat.


Graphische Darstellung der Bevölkerungsentwicklung in Südafrika 1910-2015 [21].

Dass sich die Schwarzen nicht auf die ihnen im Apardheitssystem zugewiesenen Homelands beschränken wollten, ist für mich nachvollziehbar. Aber dennoch ist es nicht nötig, dafür privates Land ohne Entschädigung zu enteignen. Es gibt mehr als genug Flächen, die dem Staat gehören [22].

Über den Staatsbesuch des Deutschen Bundespräsidenten in Südafrika vom November 2018 wurde auch berichtet, unkritisch beim Deutschlandfunk [23-24], kritisch bei der Jungen Freiheit [25] mit Verweis auf die Aussagen von Petr Bystron. Interessant erschien mir, dass beim Deutschlandfunk der neue Präsident Cyril Ramaphosa (geboren 1944) [26] als Reformer und Hoffnungsträger vorgestellt wurde und kaum ein kritisches Wort fiel. Das wirkt auf mich nur begrenzt glaubwürdig. Einerseits ergab sich eine Veränderung, denn Ramaphosa gehört dem Volk der Venda an, sein wegen Korruption entmachteter Vorgänger Jacob Zuma ist Zulu. Andererseits ist Ramaphosa seit Jahrzehnten ein hoher Parteikader des ANC, wobei ich nicht in Erfahrung bringen konnte, wann genau er Parteimitglied wurde.

Ramaphosa war Verhandlungsführer auf Seiten des ANC bei der Wende und als damals schon erfahrener Gewerkschafter sehr engagiert und wenig nachgiebig. Danach war er in den 1990er Jahren Generalsekretär der Partei, 2012-2017 Vizepräsident und seit 2017 Parteivorsitzender. Er ist mit dieser Organisation sehr stark verbunden und auch nur unwesentlich jünger als sein Vorgänger. Darüber hinaus gehört er mit einem Vermögen von etwa einer halben Milliarde US-Dollar zu den 15 reichsten Südafrikanern. Das sind nicht unbedingt die Voraussetzungen, die mich von einem Hoffnungsträger oder einem neuen Aufbruch zu sprechen veranlassen. Beim Treffen mit Bundespräsident Steinmeier warb Ramaphosa um deutsche Investitionen, obwohl es Südafrika mit der Garantie von privatem Eigentum und der Verfolgung von Menschen, die zuwiderhandeln, längst nicht mehr so genau nimmt wie noch vor einigen Jahren.


[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Petr_Bystron
[2] AfD im Rassenkrieg? - Der Abgeordnete Petr Bystron und seine südafrikanischen Freunde. Report Mainz swr.de, 18. Dezember 2018 https://www.swr.de/report/afd-im-rassenkrieg-der-abgeordnete-petr-bystron-und-seine-suedafrikanischen-freunde/-/id=233454/did=22786966/nid=233454/1kw92e6/index.html?fbclid=IwAR1svzJWIAfRWCAoU7IiN-NtuQoSLLeKffraDjB-PJbGlDf_Z3BlzXF2MY0
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Suidlanders
https://en.wikipedia.org/wiki/Suidlanders
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Siener_van_Rensburg
https://en.wikipedia.org/wiki/Siener_van_Rensburg
[5] Suidlanders at the European Parliament. Suidlanders Media YouTube Kanal, 06. Dezember 2018


[6] Politik 059 - Südafrika hat einen neuen Präsidenten - Cyril Ramaphosa. @saamychristen, 16. Februar 2018 https://steemit.com/deutsch/@saamychristen/politik-059-suedafrika-hat-einen-neuen-praesidenten-cyril-ramaphosa
[7] https://de.wikipedia.org/wiki/African_National_Congress
https://en.wikipedia.org/wiki/African_National_Congress
[8] https://de.wikipedia.org/wiki/Burkhard_Lischka
[9] https://de.wikipedia.org/wiki/Umkhonto_we_Sizwe
https://en.wikipedia.org/wiki/Umkhonto_we_Sizwe
[10] https://de.wikipedia.org/wiki/Nelson_Mandela
https://en.wikipedia.org/wiki/Nelson_Mandela
[11] https://de.wikipedia.org/wiki/Jacob_Zuma
https://en.wikipedia.org/wiki/Jacob_Zuma
[12] https://de.wikipedia.org/wiki/Chris_Hani
https://en.wikipedia.org/wiki/Chris_Hani
[13] https://de.wikipedia.org/wiki/Joe_Slovo
https://en.wikipedia.org/wiki/Joe_Slovo
[14] https://de.wikipedia.org/wiki/Ronnie_Kasrils
https://en.wikipedia.org/wiki/Ronnie_Kasrils
[15] https://de.wikipedia.org/wiki/Ruth_First
https://en.wikipedia.org/wiki/Ruth_First
[16] https://de.wikipedia.org/wiki/South_African_Police
https://en.wikipedia.org/wiki/South_African_Police
[17] https://de.wikipedia.org/wiki/Craig_Williamson
https://en.wikipedia.org/wiki/Craig_Williamson
[18] https://en.wikipedia.org/wiki/Crime_in_South_Africa
[19] https://de.wikipedia.org/wiki/David_Duke
https://en.wikipedia.org/wiki/David_Duke
[20] Petr Bystron bei Facebook: https://www.facebook.com/bystronpetr Der diskutierte Beitrag: https://www.facebook.com/bystronpetr/photos/a.1664324717139777/2270058043233105
[21] https://www.reddit.com/r/southafrica/comments/84g1vt/south_africa_population_1910_to_2016/
[22] State controlled land in four maps. Mapable.co.za, 06. März 2018, von Burgert Gildenhuys http://www.mapable.co.za/single-post/2018/03/06/State-controlled-land-in-four-maps
[23] Steinmeier in Südafrika - Regenbogennation im Umbruch. Deutschlandfunk, 20. November 2018, von Johanna Herzing https://www.deutschlandfunk.de/steinmeier-in-suedafrika-regenbogennation-im-umbruch.1773.de.html?dram:article_id=433642
[24] Steinmeier in Südafrika - Präsident Ramaphosa wirbt um deutsche Unternehmen. Deutschlandfunk, 21. November 2018, von Johanna Herzing https://www.deutschlandfunk.de/steinmeier-in-suedafrika-praesident-ramaphosa-wirbt-um.766.de.html?dram:article_id=433799
[25] https://de.wikipedia.org/wiki/Cyril_Ramaphosa
https://en.wikipedia.org/wiki/Cyril_Ramaphosa
[26] Morde an weißen Farmern - AfD-Politiker Bystron: Steinmeier beschönigt Situation in Südafrika. Junge Freiheit, 22. November, von (krk) https://jungefreiheit.de/politik/deutschland/2018/afd-politiker-bystron-steinmeier-beschoenigt-situation-in-suedafrika/


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Immer wieder ist es traurig und frustrierend wenn man sieht, das Menschen anscheinend unfähig sind aus der Vergangenheit zu lernen.
Das sieht man nun wieder an dem - nun in die andere Richtung gehenden - Rassismus in der RSA, aber zB. auch seit geraumer Zeit an der israelischen Staatsführung, die die Palestinenser als Untermenschen behandelt.
Man sollte meinen, das gerade solche Menschen, die selbst erfahren haben was Unterdrückung bedeutet, etwas daraus gelernt haben sollten. Leider scheint das nicht so zu sein.

Danke für den Kommentar!

Gemäss meiner Wahrnehmung, das lege ich auch in vielen Artikeln dar, gibt es sehr viele Menschen, die sich einerseits schlecht oder unzureichend behandelt fühlen. Nicht immer zu Unrecht. Ich gehe davon aus, dass das früher auch so war und es sich nicht um etwas Neues handelt.

Auch nichts Neues dürfte sein, dass sich viele von revolutionären Aktionen erhoffen, dass daraus etwas für sie Positives entsteht. Das Problem dabei ist, dass dabei in der Regel erst etwas zerstört wird und die Zerstörung das Positive eher in weitere Ferne rückt als in die Nähe. Aber es gibt eben genug streitsüchtige und machtgierige Menschen, die solches Gedankengut vertreten.

Israel lasse ich aktuell ziemlich ganz aussen vor, es ist ein Thema, bei dem man nicht sonderlich viel gewinnen kann, wenn man es behandelt. Für mich ist klar, dass es für die Palestinenser eine Lösung braucht, besonders für die, die seit Jahrzehnten in Lagern leben. Das wird aber nicht Israel leisten, sondern die Araber selbst, möglicherweise mit Unterstützung. Es braucht aber auch eine Änderung des Mindset. Denn Israel wird das Land, das es jetzt kontrolliert, nicht hergeben.

Im großen und ganzen stimme ich Dir zu. Bei meiner Aussage ging es auch eher um den Menschen im allgemeinen und seine (Un-)Fähigkeit sich weiterzuentwickeln.
"Viel gewinnen" kann man bei Thema RSA genauso wenig wie beim Thema Israel - oder diversen anderen kritikwürdigen Ländern. Was aber nicht heißt, das man nicht darüber reden kann, auch wenn es sich dabei um Juden handelt. Und gerade im Kontext mit meiner Aussage ist das ja besonders bezeichnend.
Zum Thema Rassismus in der RSA (und anderen afrikanischen Ländern) muß man leider feststellen, das das nichts Neues ist, und auch, das es keineswegs nur um einen schwarz/weiß Konflikt geht. Auch unter den verschiedenen farbigen Volksgruppen hat es schon immer Rassismus gegeben. Der Mensch im allgemeinen scheint dazu zu neigen, gerne auf jemand hinabblicken zu können, der angeblich "weniger wert" ist. Auch - und vieleicht gerade dann - wenn man selbst ganz unten auf der sozialen Leiter steht.
Reden wird das nicht sofort ändern, kann aber vieleicht beim Einen oder Anderen ein Bewußtsein dafür schaffen.

Danke für den Kommentar und das Lob!
Freut mich sehr.

Bystron habe ich an einigen Ecken und Enden schon angetroffen, weil er sich in Konversationen mit Leuten aus den alternativen Medien einlässt. So z.B. bei Hagen Grell und Bystron war derjenige, der Tommy Robinson Asyl in Deutschland "angeboten" hat.
Hat mich dann nicht übermäßig gewundert, ihn bei den Suidlanders zu finden.

Frau von Storch macht auf andere Art und Weise ab und an ihr YouTube-Ding mit Gesprächspartnern.

https://www.youtube.com/channel/UCuPigkaCdwWNXFXcIwVLFHg

Danke für den Kommentar und die Ergänzungen!

Das Medienangebot Freie Welt ist mir bekannt. Es ist das Projekt von Beatrix von Storch und ihrem Mann Sven. Ich habe auch deren Newsletter abonniert. Ein Interview zum Thema Gender mit Prof. Ulrich Kutschera habe ich auch transkribiert.

Die Organisation Suidlanders kenne ich persönlich auch nicht gerade gut, aber mich hat wirklich gestört, wie sich das Fernsehen mal wieder moralisch erhoben hat. Der Bericht zeugte kein bisschen von einer fundierten Ahnung von Südafrika. Aber dennoch stellte man sich hin und bezeichnete Menschen, die und deren Lebensverhältnisse man sehr wahrscheinlich nicht kennt als rechtsextremistische Wahnsinnige.

Gerade weil Deutschland den Nationalsozialismus erlebt hat, haben aber Deutsche noch lange nicht das Recht, sich moralisch so rechthaberisch über andere auszulassen. Dass es Buren gab oder heute noch gibt, die für Nazi-Deutschland Sympathien hegen, ist für mich schwer verständlich, aber nachvollziehbar. Die geographische Distanz von vielen 1'000 km hilft eindeutig, viele negativen Aspekte der Nazi-Diktatur zu übertünchen, über die ich hier auch immer wieder schreibe. Es erscheint mir, dass es um eine Art Analogie geht, die ich auch einmal näher beschreiben könnte.

Mit den Deutschen verbindet die Buren, dass sie zwei Mal aufopferungsvoll gegen England gekämpft und verloren haben. Eine militärisch-kämpferische Art haben sie bis heute behalten und Deutschland war militärisch in beiden Weltkriegen sehr gut aufgestellt. Ob diese Ansicht legitim ist oder nicht, wird die zukünftige Geschichte zeigen, aber es obliegt sicher nicht deutschen Journalisten, darüber zu befinden. Wenn diese etwas Gutes tun wollen, können sie ja hinfahren und den Dialog suchen. Die Feindschaft zwischen Buren und England scheint bis heute anzudauern, denn England präsentiert sich heute als Verbündeter der Regierung, auch wenn es um Enteignungen geht [1].

Es verhält sich wohl ähnlich wie wenn Mitteleuropäer heute Putin gut finden. Sie haben den russischen Staat selbst nicht erlebt, kennen dessen nicht gerade hübsches Wesen kaum, aber sehen die Aussendarstellung von Putin, als starkem Anführer der gelenkten Demokratie, der sich für sein Volk engagiert. Dies, obwohl man kaum je nur schon gute Newsvideos aus Russland zu sehen bekommt, die einen Aufschwung zeigen, der mit dem Westen vergleichbar ist.

In Bezug auf die Juden ist man gespalten, sie kämpften im Burenkrieg auf beiden Seiten. In der Zeit der Apartheid gab es eine sehr enge Zusammenarbeit mit Israel, insbesondere auf militärischer Seite, aber es gab auch einige sehr prominente jüdische Revolutionäre, z.B. die aus dem Baltikum stammenden Ronnie Kasrils und Joe Slovo, die ich im Artikel erwähnt habe. Kasrils ist ein ausgewiesener Kritiker des Staates Israel.


[1] Theresa backs Cyril on ‘legal’ land expropriation. The Citizen, 28. August 2018, von Daniel Friedman https://citizen.co.za/news/south-africa/2001230/theresa-backs-cyril-on-legal-land-expropriation/

Mein Kommentar beim SWR:

Den Beitrag habe ich gesehen und muss leider sagen, dass ich ihn nicht für hilfreich halte. Es gibt keine geschichtlichen Fakten zu Südafrika und keine Erwähnung der tatsächlich schlimmen Kriminalität und Gewalttätigkeit, die sich dort täglich ereignet. Die Sitten sind dort rau und Waffenbesitz nichts ungewöhnliches, es befinden sich schliesslich noch 100'000e Gewehre - meist die durchschlagskräftigen Kalaschnikows - aus den Befreiungs-/Bürgerkriegen im Süden Afrikas illegal im Umlauf. Die Gefahr von gewalttätigen Übergriffen auf den oft sehr abgelegenen Farmen ist real und der Staat nicht in der Lage, die Farmen zu schützen. Die wohl bevorstehende Enteignung zeigt, dass der Staat den Schutz wohl auch nicht wirklich anstrebt.

Die Buren sind in Südafrika mittlerweile eine kleine Minderheit, auch die Weissen machen keine 10 % mehr aus. Das wissen sie und würden sich eigentlich damit begnügen, auf ihrem Besitz in Ruhe gelassen zu werden, bereit Steuern zu bezahlen sind sie auch und tun es bis heute in nicht geringem Masse. Dem Staat reicht dieses Mass an Gehorsam aber wohl nicht und das sorgt für Probleme. Stattdessen suggeriert mir Ihr Bericht, dass die Weissen sozusagen unverbesserliche Störenfriede seien, die nach rechtsextrem tendieren und somit +/- rechtlos seien. Das ist falsch, wie es auch nicht richtig ist, so zu tun als ob die Revolutionäre, die Südafrika in der Wende und danach geprägt haben, alles harmlose Menschen gewesen seien. Auch Ramaphosa, heutiger Präsident ist seit langem mit dem ANC verbandelt und einer der reichsten Menschen in Südafrika mit ca. 0,5 GUS$ Vermögen.

Klar, 6 min Sendezeit sind nicht viel. Aber es erschliesst sich mir nicht, warum Sie soviel Zeit für eine Waffenshow und David Duke verwenden. Letzterer hat im Schengen-Raum Niederlassungsverbot und weder mit Südafrika noch mit Bystron etwas zu tun. Wenigstens zeigen Sie eine kurze Expertenaussage von einem tatsächlich renommierten Institut, die gerne ausführlicher hätte sein dürfen.


AfD im Rassenkrieg? - Der Abgeordnete Petr Bystron und seine südafrikanischen Freunde. Report Mainz swr.de, 18. Dezember 2018 https://www.swr.de/report/afd-im-rassenkrieg-der-abgeordnete-petr-bystron-und-seine-suedafrikanischen-freunde/-/id=233454/did=22786966/nid=233454/1kw92e6/index.html?fbclid=IwAR1svzJWIAfRWCAoU7IiN-NtuQoSLLeKffraDjB-PJbGlDf_Z3BlzXF2MY0

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