Beispiel einer beruflichen Weiterqualifizierung für Arbeitssuchende zu Beginn des 21. Jahrhunderts

in #deutsch7 years ago

 Teil 1: Wie es zu dieser Maßnahme kam


 Eigentlich hatte ich ja vor, möglichst nie wieder an derartigen von der Arge oder vom Jobcenter finanzierten Maßnahmen teilzunehmen oder mich zumindest, soweit es mir möglich ist, davor zu drücken. Denn alles, was ich bisher an derartigen Lehrgängen erlebt und durchgemacht habe, war oftmals eine einzige Katastrophe. Manchmal waren auch gute Dinge dabei, jedoch nützten auch diese Maßnahmen oder gute Teile von ansonsten eher schlechteren Maßnahmen nichts. Der Grund dafür lag darin, daß diese Lehrgänge einfach so ins Blaue hinein geplant und durchgeführt wurden, die Arbeitgeber, bei denen die Teilnehmer am Ende unterkommen sollten, jedoch nie gefragt und mit dazugeholt wurden. Wäre dies so gewesen, so wären manche Maßnahmen sicher garnicht erst durchgeführt worden. Andere Lehrgänge hätten die Ausrichter wahrscheinlich ganz anders aufziehen müssen.


 In meinem ersten Artikel „Persönliche Vorstellung bei der Steemit Community“ hier auf Steemit habe ich ja schon das Multilevelmarketing (MLM) mit seinen Refshare- und Affiliate-Programmen erwähnt. Ich habe ebenfalls durchblicken lassen, daß, obwohl die erhofften Gewinne hier ausblieben und die Enttäuschungen hier überwogen, ich über diesen Umweg doch den Einstieg in die Kryptowährungen gefunden habe. Dies war aber nicht der einzige positive Aspekt. Da ich als chronischer Hartz-4-Empfänger nicht unbegrenzt Gelder in diverse Revshare- und Affiliate- Programme investieren konnte, suchte ich nach weiteren Finanzierungsmöglichkeiten. Ich fand diese unter anderem bei Revshares wie „Get Profit Ads“, bei denen ich durch das Anklicken von Werbung so einiges dazuverdienen konnte. Wenn ich Pech hatte waren dies lediglich 0,00000001 Cent. Hatte ich Glück, kam pro Klick auch schon mal 1 Cent zusammen. Da jedoch nicht nur „Get Profit Ads“ sondern auch die meisten anderen dieser Revshare- und Affiliate-Systeme mit der Zeit teils überaus skandalös, teils eher sang- und klanglos untergegangen sind, schaute ich mich weiter um. Ich fand hier dann Portale, die allein durch das Anklicken von Werbung lebten. Hatte ich dort Pech, kam pro Klick lediglich 1 Cent zusammen. Im Glücksfall jedoch auch schon einmal 10 Cent. Bei weiterem Umschauen stieß ich schließlich auf Systeme wie zum Beispiel Clickworker, für die ich einfachste Arbeiten im Internet erledigen konnte. Hatte ich hier Pech, so verdiente ich pro Job lediglich 10 Cent. Im Glücksfall kam dann auch schon einmal bis zu 1 Euro zustande.


 Schließlich stieß ich aber auf Portale wie zum Beispiel Textbroker, wo ich gegen Bezahlung Texte schreiben konnte. Hatte ich Pech, kam hier pro Text lediglich 1 Euro zusammen. Hatte ich jedoch Glück, konnten dies auch schon mal bis zu 10 Euro sein. In manchen Fällen war dies sogar noch etwas mehr und in einem Fall durfte ich sogar eine Direct-Order im Wert von 252 Euro bearbeiten. Vielfach wurde mir aber auch schon früher gesagt, daß ich ein gewisses Talent zum Schreiben besitze, welches ich unter anderem ab 2009 dazu eingesetzt habe, um Artikel und Kommentare gegen die Fachkräftelüge im Internet zu posten. Ebenfalls auch einige Fachartikel für den Tauchsport und diverse weitere Auslassungen.


 Allerdings gab es mit Textbroker nach einiger Zeit so Einiges an Problemen. So wurde ich vom Jobcenter in eine sozialversicherungspflichtige Arbeit vermittelt, welche zwar nicht adäquat zu meinen Kompetenzen war, durch die ich jedoch einiges mehr an finanziellen Zuwendungen bekam als lediglich Hartz-4. Dieser Job aber war von vornherein auf ein Jahr beschränkt und lief dann aus. Wie vorgeschrieben meldete ich mich 3 Monate vorher arbeitssuchend und schließlich mit Ende meiner Beschäftigung arbeitslos. Natürlich mußte ich beim Arbeitsamt die Tätigkeit bei Textbroker angeben, da ich das Geld von dort ja auf mein Girokonto überwiesen bekam und jederzeit vom Arbeitsamt die Kontoauszüge verlangt werden konnten. Zudem bekam ich im nächsten halben Jahr weniger Arbeitslosengeld 1 als ich bis zu einem Jahr zuvor an Arbeitslosengeld 2 erhalten hatte, da sich das ALG 1 am Verdienst meines vorangegangenen Jobs orientiert hatte. Ich versuchte dementsprechend mit Arbeitslosengeld 2 aufzustocken. Und hier konnten Kontoauszüge meines Girokontos nicht nur verlangt werden, sie waren sogar von vornherein obligatorisch.


 Damit begannen nun bezüglich Textbroker die Probleme. Denn mit dem Arbeitsamt sowie dem Jobcenter waren nun 2 Behörden mit meinem Fall beschäftigt, von denen beide sich zwar im selben Gebäude befanden, deren Zusammenarbeit jedoch sehr zu wünschen übrig ließ. Jede dieser Behörden hatte ihre eigene Rechnungsstelle und diverse Informationen wurden durchaus auch ausgetauscht. Jedoch wußte oftmals trotzdem die eine Behörde nicht, was die andere in meinem Fall so tat. Denn oftmals schienen die hier zuständigen Beamten oder Angestellten nur nach festgefügten Schemen zu arbeiten ohne groß nach rechts oder links zu schauen.


 Insbesondere bei Arbeitgebern wie Textbroker waren diese Leute dann hoffnungslos überfordert. Denn schließlich habe ich mich dort, wie in vielen anderen Portalen, nicht telefonisch oder schriftlich beworben, sondern lediglich registriert. Sämtliche Interaktionen danach beschränkten sich dann auch auf E-Mail-Konversationen. Ich erschien bei Textbroker auch nie zu Bewerbungsgesprächen und unterschrieb auch nie einen Arbeitsvbertrag. Ich wurde nach dem Einstellen von Textbeispielen in mein Account lediglich als 4-Sterne-Autor eingestuft und konnte, so Aufträge für die ich kompetent war vorhanden waren, dann beliebig Arbeit annehmen. Entsprechend schwankte auch der Verdienst, der im Übrigen nur dann floß, wenn die Kunden bei Textbroker mit meiner Arbeit auch zufrieden waren. Weiter wollten die Behörden, daß ich lediglich 15 Stunden die Woche arbeite, damit ich dem Arbeitsamt weiter zur Verfügung stehen konnte. Und eine Bestätigung des Arbeitgebers sollte ich auch noch beifügen. Wie aber kann ich nun glaubhaft nachweisen, wielange ich pro Woche mit Textbroker beschäftigt war? Und wie genau sollte ich mir eine Bestätigung des Arbeitgebers verschaffen, obwohl ich genaugenommen ja bei keinem Arbeitgeber beschäftigt war? Selbständig bin ich jedoch auch nicht gewesen, denn schließlich habe ich stets über das Textbrokerportal gearbeitet und nicht selbständig Kunden aquiriert. Ein Gewerbeschein wurde dort ebenfalls nicht verlangt und konnte von mir dementsprechend auch nicht beigesteuert werden.


 Das Ganze ging so aus, daß ich über Ausdrucke nachgewiesen habe, wieviel Geld ich jeweils im Vormonat verdient hatte. Eine Aufstockung mit ALG2 bekam ich vorerst nicht und wegen meines größeren Zuverdienstes von mehr als 252 Euro in einem Monat wurden mir auch Teile von ALG 1 nachträglich abgezogen. Auch ein mehr als sechsseitiger Bericht, in dem ich inklusive von Belegen die Arbeit bei Textbroker genauestens beschrieb und den ich sowohl an das Arbeitsamt als auch an das Jobcenter sowie an beide Rechnungsstellen weiterleitete hatte keinerlei positiven Effekt und wurde wahrscheinlich nicht weiter beachtet.


 Zu guter Letzt erklärte ich dann meiner Beraterin beim Arbeitsamt, daß mir hier unnötig Steine in den Weg gelegt würden, zumal ich ja vielleicht auch über das Texten im Internet und bei Textbroker in ein adäquates Beschäftigungsverhältnis kommen könnte. Daraufhin schlug mir diese Beraterin ein Bewerbertraining bei der DEKRA vor. Ich willigte in diese Maßnahme ein und begann sie Anfang September 2017 in der Hoffnung, hier kompetent beraten und betreut zu werden. Die Arbeit bei Textbroker ließ ich dann erst einmal ruhen, da ich nun an jedem Arbeitstag der Woche während der sogenannten Präsenzphase ganztags beschäftigt war und mich auch danach während des Einzelcoachings maßgeblich auf die Überarbeitung meiner Bewerbungsunterlagen konzentrieren mußte.


 Einerseits war dieses Bewerbertraining negativ, da während der Präsenzphase wieder nur die üblichen Bewerbungsmodalitäten durchgekaut wurden, die ich bereits davor in mehreren anderen Maßnahmen habe durchkauen müssen. Positiv war hier allerdings, daß ich meine Unterlagen, nachdem ich lange nicht mehr an derartigen Maßnahmen teilgenommen habe, wieder einmal auf den neuesten Stand bringen konnte. Denn schließlich ändert sich mit den Jahren auch Einiges was die korrekten Bewerbungsmodalitäten betrifft. Der weitaus positivste Aspekt aber ergab sich im Rahmen des Einzelcoachings. Denn hier kam mit der Zeit heraus, daß ich mich, nachdem ich wieder das volle ALG 2, also Hartz-4, beziehen würde, auch zum Online-Redakteur weiterbilden könnte. Ein solcher Lehrgang würde unter anderem von einem Bildungsträger namens alfatraining angeboten werden.


 Warum ich dieser Maßnahme zustimmte und wie es dann weiter ging, erfahrt Ihr im nächsten Teil dieser Artikelreihe.

Sort:  

Ich kann ihnen nur viel Kraft im Umgang mit dem Jobcenter wünschen und hoffe, dass sie ihre Ziele erreichen werden. Meine Erfahrung mit dem Jobcenter sieht so aus, dass man dieser Behörde nicht trauen darf, jeder Bescheid wird zu Ungunsten des Bedürftigen ausgelegt, gerade wenn es komplexe Sachverhalte, wie bei ihnen mit ALG 1 / 2, zu klären gibt. Weiter habe ich das Gefühl, dass dahinter das Kalkül steckt, dass die sich dort denken: "wenn wir die Leute nur lange genug drangsalieren wird der schon irgendeinen Job annehmen". Anders kann ich mir nicht erklären warum Unterlagen die schon längst vorliegen immer wieder eingefordert werden und somit nötige Zahlungen immer weiter herausgezögert werden.
Wie gesagt, ich wünsche ihnen viel Kraft und Erfolg!

Hallo Chris

Meine Erfahrung mit dem Jobcenter ist die, daß es hier drei Seiten gibt. Wie Du bereits anführtest, existieren dort tatsächlich Leute, die ihre Kunden oder Klienten tatsächlich nur drangsalieren wollen. Es gibt dort aber auch Leute, die sich in ihren Bestrebungen wirklich die allergrößte Mühe geben und die sich wirklich für die ihnen anvertrauten Personen einsetzen. Manch einer, wie zum Beispiel Inge Hannemann, tun sogar mehr als ihre Pflicht. Ein großer Teil tut natürlich auch nur Dienst nach Vorschrift. Und ein großer Teil von letzteren reagiert so, weil er schlichtweg mit der Situation überfordert ist. Wenn ich also Arbeitsamt und Jobcenter kritisiere, so will ich mit dieser Kritik nicht alle Mitarbeiter generell dort verdammen, da es auch sehr viele positive Beispiele gibt. Angreifen tue ich hier das System, welches aus solchen Institutionen das macht, was diese jetzt sind. Und welches Zustände schafft, in dem dubiose Bildungsträger Maßnahmen anbieten können, die den Steuerzahler zwar Geld kosten, den Arbeitssuchenden sowie der Gesellschaft aber nichts bringen. Aus diesem Grunde werde ich mir in meiner nächsten Maßnahme alle erdenkliche Mühe geben, um diese möglichst gut abzuschließen sowie dann möglichst schnell einen Job zu bekommen. Ich werde hier Positives nennen, aber auch Mißstände ansprechen. Und ich hoffe, daß ich möglichst viele andere dazu anhalten kann, es mir gleich zu tun. Denn je mehr das System über diese Aktionen von einer immer größer werdenden Öffentlichkeit beobachtet wird, desto mehr Druck kann auf das System an sich ausgeübt werden, bestehende Mißstände zu beheben. Darüberhinaus könnten sich Informationen über gute Maßnahmen und deren Bildungsträger herumsprechen.

Wie aber sieht es mit Dir aus? Ich sehe in Deinem Blog, daß Du bereits sehr viel geschrieben hast? Deine Vorstellung und Deinen Werdegang kann ich aber bis jetzt nicht finden. Und wie ich dies bereits bei bastianwehe angemerkt habe, ist eigentlich ein jeder und so auch Dein Werdegang recht interessant. Zumal eine ausführlichere Vorstellung Deinerseits auch dazu beitragen könnte, daß nicht nur wir zukünftig keine Kraft im Umgang mit irgendetwas mehr brauchen und diese Energie dann für nützlichere Dinge einsetzen könnten.

Interessant deinen Werdegang zu lesen. Ich hatte in der Vergangenheit auch zu viel mit Arbeitsamt und Jobcenter zu tun und die wissen wirklich nicht was die andere Stelle tut.
Das skurrilste bei mir war, dass ich der Leistungsabteilung einmal eine Liste aller Steamkeys und veraussichtlicher Preise aushändigen sollte...

Hallo Bastian

Da Du in der Vergangenheit auch zu viel mit Arbeitsamt und Jobcenter zu tun hattest, würde es sicher sehr interessant sein, auch einmal Deinen Werdegang zu lesen. Leider habe ich bei Dir auf Steemit aber bis jetzt nur „Looks like bastianwehe hasn't started blogging yet“ lesen können. Und dies ist genau das, was das bisherige System unterstützt und am Leben erhält sowie jedwede Verbesserung im Keim erstickt.

Ich selbst bin seit 2009 dabei, im Internet Artikel und Kommentare über die Lüge vom sogenannten Fachkräftemangel zu schreiben. Und wie du unter

http://www.zeit.de/2011/40/Langzeitarbeitslose?cid=1338902#cid-1338902

unschwer lesen kannst, gab es im Jahre 2011 „rund 180.000 Erwerbslose, die über einen Hochschulabschluss verfügen, weitere 1,7 Millionen immerhin über eine abgeschlossene Berufsausbildung.“ Geändert hat sich daran wahrscheinlich bis heute recht wenig, wenn man einmal davon absieht, daß Statistiken immer besser manipuliert werden können. Was unter anderem daran liegt, daß sich die meisten der Betroffenen in ihr Schneckenhaus zurückziehen anstatt sich lautstark zu Wort zu melden. Dies aber führt wiederum dazu, daß die Mainstreampresse sich in ihren Nachrichten über den hervorragenden Arbeitsmarkt und nahezu Vollbeschäftigung ausläßt. Jeder der sich schließlich doch noch zu Wort meldet, ist dann selber schuld an seiner Misere und lediglich als Ausnahme zu betrachten.

Ändern tut sich erst etwas, wenn möglichst viele andere mit ihren Problemen an die Öffentlichkeit gehen. Denn dann könnte man sich zusammentun und wirklich etwas bewegen. Dein erster Beitrag dazu könnte sein, dich einmal hier auf Steemit vorzustellen. Denn ich schätze einmal, daß Dein Werdegang nicht weniger interessant und aufschlußreich als der meine ist. Womit auch Du vielleicht so manchem anderen Mut machen könntest, was sich vielleicht sogar noch weiter fortsetzt.

Ich wäre sehr froh, dementsprechend auf Steemit von dir zu hören!

Ich beschäftige mich gerade mit einem Projekt, das sowas wie Jobcoaching für ADHS im Internet versucht. Ich glaube, es gibt eine ganze Reihe von kreativen Menschen, die eben eigentlich das Talent haben. Aber nicht die offizielle Qualifikation. Und die dann mit den Behörden in Konflikt geraten.... (das habe ich auch gerade..)

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