OLD SCHOOL BMX, ja so war das früher :-)

in #deutsch6 years ago

Hallo werte Steemer,
beim durchstöbern meine Festplatte habe ich einen Text gefunden den ich Euch nicht vorenthalten will. Der Text entstand vor ca. 5 Jahren im Zuge einer Verlosung eines HARO Freestylers. Ein kleiner Einblick in meine Vergangenheit. Ich hoffe es gefällt Euch. Viel Spass beim lesen.

Quelle: bmx - freestyle.com HARO Freestyler mit Skyway Tuff Wheels

Basel im Jahr 1984, oder war es 1983 ? Egal, ich war damals in der Lehre zum Autoelektriker und mein Arbeitsweg führte mich an einem kleinen Fahrradladen vorbei. An sich ja nichts ungewöhnliches, auch das Sortiment war wirklich nicht ungewöhnlich.
Meine „Fahrradvergangenheit“ war schon damals etwas- nennen wir es von der Norm abweichend.
Natürlich hat alles ganz harmlos begonnen, mit dem Fahhrad zur Schule, Freund besuchen oder mal eben etwas Naschzeug beim Kiosk einkaufen. Diese harmlose Phase hielt aber nicht lange an und schon bald begannen wir kleine Rennen gegen die Uhr zu fahren. Unser Idol war damals Giacomo Agostini, der fuhr Motorrad und zwar sehr erfolgreich, genau so wie der Ago wollten wir uns in die Kurven schmeissen ohne Rücksicht auf Verluste, diese wiedrum, die Verluste, waren zahlreich und führten immer öfter zu einem Erklärungsnotstand gegenüber meiner Mutter. Schon wieder eine Hose im Eimer, die Knie und Ellenbogen waren eine Dauerbaustelle für den eigenen Körper und die Fahrräder wurden durch die ständigen Abflüge ja auch nicht besser. Kurzum, es musste etwas geschehen.
Wir haben darauf hin unsere Fahrradaktivitäten ins Gelände verlegt, weill auf dem Rasen oder der Erde ist die Wahrscheinlichkeit einer Schürfwunde oder gar zerrissenen Hosen nahezu vernachlässigbar. Das die Fahrräder dadurch noch mehr leiden würden wurde beflissentlich ignoriert. Da es im „ Gelände „ aber auch Sprünge und ähnliche Dinge gab, die natürlich exzessiv genutzt wurden, mussten wir unsere ignorante Haltung relativ schnell überdenken und neue Lösungsansätze finden. Als günstige und halbwegs zufriedenstellende Lösung boten sich die diversen Sperrmülldepots in der näheren Umgebung an. Dort fanden wir alte Klappräder die wir wieder fahrtüchtig machen konnten. Wobei fahrtüchtig nicht einmal ansatzweise etwas mit den damals herrschenden Gesetzen für Fahrräder im öffentlichen Verkehr zu tun hatten, wozu auch.
Ungefähr zu dieser Zeit, es muss so ca. 1982 gewesen sein bekam ich ein BMX Magazin in die Hand. Der Name der Zeitschrift ist mir leider entfallen, es war aber ein deutsches Blatt.
Eine Offenbahrung! Es gab also Fahrräder die unseren Bedürfnissen entsprachen und die für genau die blödheiten gebaut waren mit denen wir unsere Zeit vertrieben. Nur, woher bekam man so ein Fahrrad in der Schweiz und vor allem woher nahm man so viel Geld für so ein Fahrrad ? Da standen D- Markpreise mit vierstelligen Zahlen in dem BMX Magazin. All die schönen GTs, Torkers, Diamond Backs, SE, Skyway, JTs und wie sie sonst noch alle hiessen entschwanden in unerschwingliche Spähren.
Die neuen Helden hiessen ab sofort Bob Haro, Mike Miranda, Eddie Fiola, Bob Morales, Greg Hill, („ The Maschine“ welcher, Gerüchten zufolge, mit seinem hammerharten Antritt die Kette seines GT beim starten durchriss) Mike Dominquez usw. Das erklärte Ziel war ein eigenes BMX Rad. Bis dahin wurden die ganzen Tricks die im BMX Magazin vorgestellt wurden halt auf Klapprädern probiert. Der Bunny Hop war zügig intus und erweiterte den Radius für Sprünge exorbitant. Vom reinen runterspringen wurde das raufspringen, das darüberspringen und die Königsdisziplin, dass darüberspringen mit einer tieferliegenden Landung nach dem Hindernis. Es war herrlich, nur- die Klappräder gaben den Geist noch früher auf. Was früher wahnsinnig lange zwei Wochen gehalten hat, war nun schon nach einem verpatzten Sprung hinüber. Ergo, es musste ein BMX Rad her.

Gibt es einen Gott, eine Vorsehung oder bin ich vom Glück begünstigt? Diese und ähnliche Fragen gingen mir durch den Kopf als ich mal wieder bei dem eingangs erwähnten Fahrradladen vorbei ging. Es muss so zirka 07:15 Uhr gewesen sein, ich hatte gerade die Srassenbahn verlassen und trottete Richtung Arbeitsplatz. Ich schaute, eher routinemässig, in die Auslage des Fahrradladens und war wie vom Blitz getroffen. Da stand ein BMX Rad im Schaufenster! Ein MBK mit allem drum und drann. Das Preisschild verriet mir irgendwas um 450.- schweizer Franken, dass war durchaus machbar, sogar im zeitnahen Bereich.
Ich verdiente damals rund 220.- schweizer Franken von denen jeweills 70.- CHF meine Mutter bekam. Das war mein symbolischer Beitrag zur Miete und sonstigen Kosten wie zB. Essen, Kleidung, etc.
Da ich aber nicht zu Hause essen konnte, die Mittagspause war einfach zu kurz, gab mir meine Mutter täglich 10.- CHF für Essen mit. Schnell hatte ich herausgefunden, dass 5.- CHF eigentlich reichten und machte somit täglich 5.- CHF „gewinn“.
Natürlich wurde ich, nach meiner Entdeckung im Schaufenster, nach Feierabend im Fahrradladen vorstellig und bat den Inhaber, das BMX Rad zur Seite zu stellen, da ich es unbedingt in ca. 2 Monaten kaufen wollte. Glücklicherweise ging Herr Petrazini, der Inhaber des Ladens, darauf ein.
So plus/ minus zwei Monate später konnte ich mein BMX abholen. Es kam mir vor als wären alle Feier- und Geburtstage auf diesen Moment verlegt worden. ICH HATTE MEIN EIGENES BMX RAD!!!!!!
Bei meinen Kumpels war ich der King, zumindest kurzfristig. Herr Pedrazini hatte sich mittlerweile in die BMX Scene vertieft und begann nun auch Kuwahara`s zu verkaufen und entwickelte sich zum ersten, mir bekannten, BMX Shop in Basel. Bald schon fuhren vier meiner damaligen Kumpels mit Kuwahara Rädern rum. Für mich unerreichbar, da ich die finanziellen Mittel einfach nicht zur Verfügung hatte. Ausserdem war da Bob Haro mit seinem Freestyler/ Master der viele Nächte in meinen Träumen die Hauptrolle spielte, nicht Bob, der Freestyler. Ich bin zwar damals einige Rennen zur BMX Schweizermeisterschaft gefahren aber eigentlich nur unter ferner liefen. Mein betätigungsfeld lag eher im neumodischen Freestyle und im springen ( heute würde man es Street, Flatland und Dirt nennen).
So fuhren wir regelmässig nach Basel auf den Theaterplatz wo sich die Breakdancer und die Rollerskater ( nicht zu verwechseln mit Inlineskater, sowas gab es damals noch nicht) trafen.

ENDO mit ohne BMX Klamotten ;-)

Der Theaterplatz war zu der Zeit ein Ort an dem sich das ganze „ neumodische“ Zeug abspielte.
Die Breakdancer die sich zu Musik der Sugerhill Gang, Grandmaster Flash, Africa Bambaataa und Curtis Blow auf den Boden warfen und „Bodenakrobatik“ zum besten gaben.
Die Rollerskater mit ihren Walkmans und riesigen Kopfhörern, die eher zu Olivia Newton John (Xanadu) auf ihren Rollschuhen tanzten. Fairerweise muss ich sagen, gab es unter den Rollerskatern auch Spinner die ganze Treppenzeilen runtersprangen oder auf Treppengeländern runterrutschten, ja das Grinden gibt es schon länger als man gemeinhin animmt.
Zu dieser Ansamlung von Spinnern passten wir BMXer natürlich wie die Faust aufs Auge. Treppen runter springen- kein Thema, Endo an der Treppenkante- gähn, Bunny Hop über auf dem kopfstehende BMX Räder- locker, überspringen von mehreren liegenden Personen mit einem Bunny Hop- aber ja doch. So hatten wir innert kürzester Zeit einen festen Platz in der Theaterplatzgemeinde ( Comunity, was bitte soll denn das sein?). Natürlich hatten wir auch einige Oldschool Tricks auf Lager, wie z.B. The Wave, Front- und Rearwheel Hops, auch den Tailwip hatten wir schon drauf, allerdings ohne Footjam da man damals noch Vorderradbremsen fuhr. Handstand auf dem Lenker oder stehend auf Sattel und Lenker fahren gehörte genauso ins Repertoire wie ein Cowboy oder auf dem Oberrhor balancierend fahren. Womit wir wieder beim Haro Master angelangt wären. Das balancieren auf dem Oberrohr war da so eine Sache, viieeeel leichter ging das natürlich mit einem Haro, der hatte ja quasi zwei Oberrohre und die die beiden Standflächen unter dem Sattel, was hätte man da noch alles machen können. Zudem war der bei Torker gefertigte Haro Master aus CrMo Stahl und noch viel stabiler als der „irgendwas“ Stahlrahmen meines MBK. Leider konnte ich mir den Freestyler nie leisten, wer weiss was für tolle Sachen ich damit noch hätte machen können.
Trotz der unerreichbarkeit eines Haro Freestylers für mich, ging das Leben natürlich weiter. Ich glaube es müsste die zweite Generation des Freestylers gewesen sein, welche mit den Skyway Tuffwheels auf den Markt kam. Whow, die Dinger sahen ja oberverschärft aus und wenn sie einen Achter hatten, musste man sie nur eine Nacht ins Tiefkühlfach legen und der Achter war wieder weg- munkelte man zumindest. Ich konnte das leider nie testen, da ich weder Tuffs hatte, noch ein Tiefkühlfach in dem sie Platz gehabt hätten. Um den Heroen aus den BMX Magazinen nachzueifern besorgte ich mir irgendwelche Tuff Nachbauten, die auch cool aussahen aber eigentlich viel zu instabil für nahezu alles waren. Es erhöte jedoch meinen Coolheitsfaktor ungemein, wenn ich mal wieder zu einem BMX Rennen fuhr und vor dem Rennen die pseudo Tuffwheels gegen meine Speichenräder tauschte und mein Rad auf Rennen tunen konnte. Da gab es schon einige neidische Blicke.
Mit der Zeit änderte sich selbstredend auch die Kleidung die ich zum BMX fahren trug. Anfangs noch mit Jeans, T- Shirt und Adidas Universal unterwegs, wurden die Klamotten in richtung der BMX Stars getrimmt. Allem voran natürlich die VANS, in meinem Fall eher dezent in schwarz- weiss. Wie cool war dass denn, mit den Vans machte ich sogar in der Disko eine gute Figur und ich trug sie bis sie mir schlussendlich förmlich vom Fuss fielen. Das Kleidungskonzept wurde weiters durch eine Rennhose von JT, einem Jersey und einem Helm von Bianchi ( ja auch die bauten BMX Räder). Die Bianchi Sachen bekam ich sogar Geschenkt, da ich bei einer Veranstaltung in der Messe Basel, den zweiten Platz hinter meinem Kumpel bei einer „BMX Show“ erreichte. Mit dem Haro Freestyler hätte ich meinen Kumpel locker versägt- vielleicht, oder so...... Der Erstplatzierte ergatterte einen Sponsorenvertrag von einem schweizer BMX Shop und wurde fürderhin mit BMX Rad und kompletter Ausrüstung zu den Meisterschaftsrennen geschickt.
Da mir die rennerei eh nicht so wichtig war freute ich mich über die Bianchi Klamotten.

Mittlerweile sah ich jetzt schon wie ein echter BMXer aus und hatte auch schon für etwas Aufsehen bei den Passanten auf dem Theaterplatz gesorgt, wegen der Tricks, nicht wegen den Klamotten. Mein Zimmer war mit BMX Postern tapeziert und mein Rad stand natürlich immer in meinem Zimmer und niemals im Fahrradkeller oder noch schlimmer draussen.

Eines Tages kam das Ende für meinen BMX Enthusiasmus. Das Rad war mittlerweile am Ende, einen Haro Master konnte ich mir immer noch nicht leisten und Mopeds und Mädels verdrängten immer mehr das BMX fahren vom ersten Platz meiner persönlichen Beliebtheitsscala. Es wurde dunkel in meiner BMX Welt und das Tuch des Vergessens sollte sich für rund zwei Dekaden über meine Fahrradgeschichte legen.

Heute, mittlerweile bin ich 46, bin ich seit rund 6 Jahren meiner Fahrradabstinenz überdrüssig geworden. Ich fahre unter Anderem wieder BMX. Natürlich ist es ein Haro Bike, genauer ein F4.
Ich bin mit dem Bike immer wieder auf einem Dirtspot in Wien, dort wohne ich inzwischen, unterwegs. Ein Teil der Oldschool Tricks habe ich noch drauf, andere funktionieren nicht mehr, da sich die Rahmengeometrie in den letzten Jahren verändert hat und ich nicht mehr auf die Kettenstreben stehen kann. Das liegt zum Einen an der flacheren Geometrie des hinteren Rahmendreiecks und zum Anderen an den kleineren Zahnkränzen die vorne gefahren werden.
Da ist sie wieder, die Sehnsucht nach einem original HARO Freestyler.
Ich verwende mein BMX Rad hazuptsächlich als persönliches Fahrschulgerät. In den Sommermonaten bin ich als Bikepark und Freeride Guide in einem Shop im Salzburgerland engagiert. Es gibt für mich kein besseres Fahrtechniktraining als ein BMX Rad. Wer mit einem BMX sauber springen kann, ist wahrlich ein Meister auf einem Downhill- oder Freeridebike.
Das BMX Rad verzeiht absolut keine fehler beim springen oder landen. Pumptrack fahren mit dem BMX ist eine grossartige Schule für das Anlieger ( Steilwandkurve im Bikepark) fahren und das überwinden von Wurzel- oder Steinfeldern. Ausserdem trainiert das fahren auf dem BMX Rad das richtige stehen auf dem Bike und somit die Ideale Gewichtsverteilung zwischen Vorder- und Hinterrad. Kurzum, wer mit einem extrem direkten und harten BMX Rad fahren kann hat keine Mühe auf einem Downhillbike die übelsten Strecken und Sprünge zu meistern.

Ich freue mich jedesmal aufs Neue, wenn ich die aktuelle Freedom BMX Ausgabe in meinem Briefkasten finde. Ich empfinde tiefsten Respekt für das Können der Fahrer die in Eurem Magazin vorgestellt werden und für den erfreulich lockeren aber kompetenten Text den Ihr den super Fotos beisteuert. Es ist schön zu sehen, dass sich der Sport oder vielmehr die Lebenseinstellung, derart weiter entwickelt hat und viele Anhänger fand.
Was mich aber etwas nachdenklich stimmt ist die Tatsache, dass offensichtlich immer wieder abfallend über andere Sparten respektive Disziplinen im Bereich BMX gesprochen wird, nicht in Eurem Magazin aber in diversen Foren und Comunities.
Da sind die Flatlander die nicht springen können und überhaupt ist nur Streetfahren das einzig wahre BMX.........................
Ich bin absolut nicht der Typ mit einer „habt euch alle lieb“ Einstellung, davon bin ich meilenweit entfernt. Auch „früher war alles besser“ gehört nicht zu meinen preferierten Slogans aber in den Anfangszeiten fuhr man halt am Wochenende ein Rennen mit seinem CW Phaze 1 (auch so ein geniales Teil, gerade weil es damals bei Rennen verboten wurde. Zu gefährlich sei es, nur weil das Unterrohr etwas unkonventionel war) und unter der Woche oder nach dem Rennen tobte man sich auf der Strasse oder auf irgendwelchen Rampen damit aus. Das war das normalste der Welt. Andersrum war es nichts besonderes, wenn auf einem Rennen ein Fahrer, achtung jetzt kommts wieder, mit einem Haro Freestyler auftauchte. Wie gesagt man muss nicht jeden BMXer lieb haben aber respektieren, sofern er es menschlich verdient. So nun ist Schluss mit Oberlehrer!

Quelle:

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