Reise-Blog #11: Boarden und klettern in Chulilla

Da uns langsam das Essen und mir der Tabak aus geht, beschließen wir zurück nach Chulilla zu fahren. Wir haben von den beiden Deutschen einen Tipp bekommen, dass der nächste Supermarkt ein Consum in dem kleinen Örtchen Villar del Arzobispo ist. Also gehts erstmal dahin. Der Blick aus dem Fenster, als wir das Tal verlassen ist einfach mal wieder atemberaubend und am Ende der Schotterpiste eröffnet sich uns wieder der Blick auf Chulilla.

Nach dem Einkaufen halten wir nochmal kurz in Chulilla um dort Tabak zu holen. Dafür gibt es in Spanien extra Läden die Estanc heißen und immer mit einem Tabak-Schild gekennzeichnet sind. Wir müssen noch ein paar Minuten vor dem Lädchen warten. Die Öffnungszeiten werden hier wohl nicht so genau genommen. So haben wir noch ein wenig Zeit uns umzuschauen und sind erstaunt wieviel auf dem Dorfplatz dieses 600 Seelen Örtchens so los ist.
Zurück an unserem Platz geht es erstmal ans ausräumen des Einkaufs. Da wir gleichzeitig anfangen das Essen vorzubereiten, führt dies unweigerlich zu einem riesen Chaos in unserem Wohn-/Schlaf-/Kochbereich.

Das Essen ist wie immer köstlich und wir trinken ein paar Bierchen. Das scheint unserem Marsupilami fast zu gut zu bekommen. Es macht einen auf Agent á la Tom Cruise und versucht durch die Dachluke in den Bus einzusteigen. Diese beflügelnde Wirkung verfliegt aber nach 2 weiteren Bieren wieder, bis es in einen komatösen Zustand verfällt. Die alte Suffnase...

Den ersten Advend verbringen wir ganz unweihnachtlich in der Sonne. Das einzige, was und etwas Weihnachtsstimmung bringt ist Lebkuchen. Von meiner Mama habe ich noch in Deutschland einen essbaren Advendskranz in Form von 4 Minilebkuchen bekommen. Ich freu mich schon seit einer Woche darauf und genieße das Stück in vollen Zügen. So richtige Weihnachststimmung kommt aber nicht auf. Wären wir mehr in größeren Orten unterwegs würde uns zumidest die in Spanien meist sehr kitschige Weihnachtsdeko und Beleutung daran erinnern, das bald heilig Abend ist.

Am Tag darauf stehen wir entspannt auf und entschließen uns dazu, nach dem Frühstück eine Runde Board fahren zu gehen. Ich mache meine ersten Versuche in Sachen Toeside Checks und Tete übt weiter ihre Heelside 180° Slides. Da wir die Straße bis auf ganz wenige Autos für uns haben, wird es eine sehr enstpannte Session und die Übung trägt bei uns beiden Früchte. Nur meine Kamera-Skills lassen echt noch zu Wünschen übrig. Immer wenn Tete einen guten Slide hinlegt, schaffe ich es den Auslöser zum falschen Zeitpunkt zu drücken, verreiße die Kamer oder mach sonst irgendeinen Blödsinn...

Naja, ein zwei gute Bilder bzw. Videos kamen dann doch zu Stande und wir hatten einen Haufen Spaß!
In der Nacht hab ich mich dann mal wieder mit der Kamera aufgemacht um weiter schöne Nachtaufnahmen zu machen. Das hat sich auf der Reise nun fast zu sowas wie einem Hobby von mir entwickelt. Gerade so dünn besiedelte Regionen und eine so ungewohnten Natur macht es für mich jedes mal wieder zu einem Erlebniss, nachts auf Streife zu gehen. Daraus ist auch meine Night Photography Series enstanden.

Am nächsten Tag gehts dann auch schon wieder an den Fels. Diesemal treten wir unseren Rundweg von vor 6 Tagen rückwärts an, da wir so am schnellsten in die Schlucht kommen. Das Gebiet, Miguel Gomez, das wir uns rausgesucht haben wird im Kletterführer als "Anfängergebiet" beschrieben. Da wir uns am Seil immer noch nicht so wohl fülen wie über einer Matte kommt uns das sehr gelegen. Wir bezwingen meist ohne größere Mühe einige Routen im 5ten Franzosengrad. Danach widmen wir uns noch einer schönen 6a, die wir aber im Toprope angehen, da uns die Clip-Positionen echt haarsträubend vorkommen. Wir schaffen die Route aber ohne Probleme. Der Kopf ist eben noch nicht so weit, wie der Rest des Körpers.

Am Tag darauf grummelt mein Bauch etwas, sodass wir nicht klettern gehen. Wir machen einen kleinen Spaziergang durch die Olivenbaumhaine in der Umgebung. Schon nach der ersten Abzweigung steht der weg unter Wasser. Der Bach scheint sich die Kuhle zu nutze zu machen und benutzte den Weg als Bachlauf.

An der Seite kann man sich aber vorbeidrücken und so kommen wir auf einen Weg mit unendlich vielen zerbrochenen Kacheln. Wir lassen unserer Kreativität freien lauf und suchen in der prallen Sonne blau, grüne und bunte Kacheln zusammen. Daraus legen wir ein schönes Mosaik. Das ist so meditativ wie puzzlen. Es ist ein sehr befriedigendes Gefühl, wenn man ein Kachelstück findet, dass gut in die Lücke passt. Naja mehr oder weniger befriedigend, je nach dem wie perfektionistisch man ist. Ich freue mich, wenn zwei Seiten gut passen, Constantin ist da etwas anspruchsvoller.

Nach gefühlten 3 Stunden sind wir fertig. Marsu tut gleich so, als wäre die Idee auf seinem Mist gewachsen und legt sich zufrieden neben das fertige Bild.

Uns beiden ist vom bücken und aufstehen in der Sonne ganz schwummrig und so suchen wir uns ein paar Wege im Schatten. Das ist hier gar nicht so einfach. Fast die ganze Landschaf ist von Olivenbäumen geprägt und so finden wir immer neue Weg, welche zu den verschiedenen Hainen führen. Wir kommen auch etwas oberhalb der Schlucht raus, in der wir gestern klettern waren und haben von dort eine noch bessere Sicht in den Canyon. Gegen Nachmittag suchen wir ein schönes Plätzchen unter einem Baum und entspannen etwas.

Am nächsten Tag ist mein Magen leider zu gar nicht mehr zu gebrauchen. Ich muss den ganzen Tag im Bett bleiben und Tee trinken. Dummerweise ist Nikolaus und scheinbar nutzen alle Spanier diesen Feiertag um wandern zu gehen. Ich komme mir etwas komische vor, wie ich gekrümmt bei der Sonne im Bett liege, während Unmengen Spanier den Parkplatz belagern und zur Schlucht laufen. Ich freue mich schon auf die Siesta, dann ist hier nämlich nichts mehr los. Gegen Abend gehts mir schon besser und der Tag endet mit einem super Sonnenuntergang.