Ich habe endlich einen Buddha

obwohl ich gar keinen brauche, denn der große Buddha ist ja auch noch da auf dem Berg und der hat mir erwiesenermaßen schon meinen Wunsch erfüllt.
Nur passt der eben nicht in meinen Vorgarten.

Aber ich dachte schon , ich könnte einen für mein Haus gebrauchen, einen, der mich beschützt, mir Glück bringt und so. Hab ich zwar alles schon, aber doppelt hält besser. Außerdem kann ich dann jemanden einen Guten Morgen wünschen, der mich versteht.
Vor vielen Häusern, Geschäften und Kneipen stehen solche kleinen Schreine mit Buddhas. So protzig brauche ich es zwar nicht, aber so ganz ohne??

Gestern hatte meine Lieblingführerin Zeit (klingt echt anders als best Guide!) und fuhr mich zum großen Buddha, wo ich mich persönlich für die Erfüllung meines Wunsches bedanken wollte, einen neuen Wunsch äußern und einen kleinen Buddha für mein Haus kaufen wollte.

Ich dachte da an sowas in klein, weil an so etwas oder ähnliches meinte ich mich zu erinnern, aus meinen vielen Forschungsaufenthalten in Bars, Ladybars, Massagesalons und sonstigen Pubs.

Und da standen die auch schon säuberlich aufgreiht im Regal

aber als ich die anderen Figuren sah...... Elefanten...... Schildkröten

musste ich unweigerlich an Terry Pratchett denken und zögerte.
Mein Führer deutete mein Zögern völlig falsch, logisch, die Scheibenwelt ist hier auch weniger Teil der Mythologie, und fragte mich, was ich eigentlich suche.
Ich erklärte es ihr und hatte wieder einmal unverschämtes Glück, denn mein Führer erwies sich als bibelfeste Buddhistin, sozusagen.

offtopic: es regnet gerade. Ist ja so oft nicht, deshalb erwähne und dokumentiere ich es hier.
Back to business.

Ich wurde endlich aufgeklärt

jedenfalls soviel mein Kopf fassen konnte.
Der Buddha in den Kneipen ist gar keiner, dass ist die Geliebte von König Rama V. Dieses Verhältnis war damals zwar nicht gerne gesehen, aber König ist nun mal König.
Heute ist sie eine Glücksfigur für alle Geschäfte, die sich wünschen, dass viele Gäste oder Kunden kommen und viel Geld dalassen oder andersrum.
Meine Führerin konnte mir allerdings auch nicht sagen, warum ausgerechnet eine Mätresse des Königs zu so einer Bedeutung heranwachsen konnte .Sie konnte aber auch nicht ausschließen, das es daran liegt, weil der König so oft zu ihr ging und kam.
(Aber ich bin mir auch nicht sicher, ob sie das Wortspiel verstand.)
Jedenfalls habe ich begriffen, dass es nicht unbedingt die Schutzheilige für mein Haus und mein Glück ist und fragte meine Führerin um Rat.

Daraufhin sind wir zum Tempel nach Chalong gefahren, weil der für mich und sowas zuständig ist. Ich habe nicht nach dem Grund gefragt, ich hätte es wahrscheinlich sowieso nicht verstanden.

Tempel .... ich hatte mir darunter ein Gebäude vorstellt, Chalong war bis vor 40 Jahren schließlich nur ein kleines Fischerdorf.
Da hatte ich mich ein wenig getäuscht, nicht darin, dass Chalong bis vor Kurzem ein Fischerdorf war, sondern in der Tempelgröße.

schon die Zufahrt ließ erahnen, dass man auch in einem Fischerdorf in 500 Jahren Großes bauen kann

und innerhalb der Tempelanlage erst

nur ein paar Eindrücke von Außen

natürlich mit eigenen Parkplätzen, Geschäften etc

und im Hintergrund sieht man einen weiteren im Bau

die Anlage ist so groß, da fahre ich sicher noch ein paar Mal hin

Hier sollte es also den für mich zuständigen, den richtigen Buddha für mich geben.

Was ich permanent als Buddha bezeichne, sind eigentlich erwachte Mönche ,im Westen würde man sagen, so etwas wie Heilige.
Kaufen kann man solche Statuen als Buddhist übrigens nicht, man leiht sie sich gegen Entgeld vom jeweiligen Tempel auf unbestimmte Zeit. Von außen sieht es natürlich aus wie ein Kauf, aber es sind ja immer die inneren Werte, die zählen.

Wir betraten dann etwas was ich für einen Souvenir Shop hielt, angesicht der tausenden von Touristen nicht abwegig. Allerdings wurde ich auch hier eines Besseren belehrt, denn innerhalb der Tempelmauern gibt es keine Souveniere.
Nach einem längeren Palaver mit der hinter der Leihtheke Stehenden (ist das nun trotzdem eine Verkäuferin?) durfte ich mich für eine Figur entscheiden, auf den ersten Blick ein alter Mann, der mit Fliegenklatsche und Knüppel gerüstet auf einem Stuhl sitzt, der verdächtig einem bestimmten Rattanstuhl eines schwedischen Möbellagers ähnelte. Meine Unfähigkeit, zwischen einem graubraunen und graugrünen Aussehen zu wählen wurde mißinterpretiert und mir diese Entscheidung ebenfalls abgenommen.
Aber was soll ich sagen, der alte Mann lächelt gütig , mit einem leisen Schalk in den Mundwinkel, wie ich meine zu erkennen und so waren wir uns auf Anhieb sympatisch, etwas, was man selbst bei Tinder nicht oft hat.
So lieh ich der netten Dame hinter dem Leihtresen 2300 Baht und sie mir den alten Mann und wir konnten zu dritt gehen.

Ausstattung

Natürlich braucht so ein Schutzheiliger auch eine ansprechende Ausstattung, die wir dann gemeinsam vor dem Tempel in einem der Läden zusammenstellten, dass heißt, meine Führerin stellte zusammen und ich die Finanzen.

Im Nachhinein eine sehr gute Aufteilung, denn so konnte ich mich umsehen und auch auch eine zuerst etwas seltsame Entdeckung im Sortiment dieses Ladens gemacht.

Das sah mir auf den ersten Blick wie Essen aus, aber da ich mir nicht erklären konnte, was Lebensmittel in solch einem Geschäft für Religionszubehör zu suchen haben, habe ich mir dies näher angesehen und , nach Erlaubnis auch fotografiert.

lebende Wasserschlangen

lebende Frösche

und unter dem Tisch lebende Wasserschildkröten

Auch hier habe ich meine führende Buddhistin um Erleuchtung gebeten und diese auch sofort bekommen, denn zum Verspeisen, selbst als Snack , sind sie viel zu klein und viel zu klein abgepackt. Außerdem habe ich weder Grill noch Kochtopf in der Nähe gesehen.

Dabei ist es so einfach und logisch.
Diese Tiere kann der gläubige Buddhist kaufen und dann im nächsten Fluss freilassen und hat so eine gute Tat begangen, die ihm fürs nächste Leben angerechnet wird..... und der alte Mann lächelt verschmitzt.
alles muss ich ja nicht gut finden

Auf dem Nachhauseweg fiel mir dann ein wo ich dem alten Mann das erstemal begegnete. Er hat auch einen Platz beim großen Buddha, dort allerdings größer und in Gold. Und da ich nicht nur die Figuren sondern auch die Beschilderung fotografiert hatte, wusste ich auch wer der alte Man war.
Er war der Gründer des Tempels von Chalong, sozusagen der Paulus von Chalong.
Also nicht nur gütig und erwacht, sondern auch wirtschaftlich sehr erfolgreich. Er wurde mir gleich noch ein wenig sympatischer.

Ein paar Stunden später hatte sich der alte Mann bei mir eingerichtet und fühlt sich auch richtig wohl.
Er hat zu trinken, zu essen und beschäftigungslos wird er bei mir sicher nicht.

Habe ich Euch eigentlich schon erzählt, dass ich seit heute meinen Pass zurück habe, mit Studentenvisum?
Rechtzeitig vor den Ferien?

Jetzt kann ich auch wieder unbeschwert lächeln, zusammen mit dem alten Mann.