Zitate 044 - DTM Race Control

in #deutsch7 years ago (edited)

09. September 2017

Wer meinen Blog hier öfters liest, kann mitbekommen haben, dass ich durchaus ein Fan von Autorennen bin. Bereits bevor ich zur Schule ging, hatte ich eine Schwäche für Autos und erkannte mehr mehr Hersteller und Modelle als meine Mutter. Heute habe ich mir, als ich vor wenigen Stunden nach Hause gekommen bin, das heutige Rennen des Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) [1] angesehen. Dies vor allem, weil ich bei Motorsport Total gelesen hatte, dass es sich um ein Rennen unter wechselhaften Bedingungen handelte.

Den wahren Grund für den kurzen Artikel ist das auf dem Screenshot [2] zu lesende Zitat der Kommunikation der Rennleitung (Race Control). Das erstmalige Abtrocknen der Strecke nach dem nassen Start veranlasste diese zur folgenden Mitteilung. Sie ist unten in der Mitte des Screenshots zu sehen.

«Change of Climatic Conditions.»

«Änderung der klimatischen Bedingungen.»

2017-09 - DTM Klimawandel.jpg
Screenshot aus dem Video [2], Zeitpunkt 47:40, (Rennen: noch 39:19 zu fahren). Auf dem Bild zu sehen ist Audi-Pilot Mattias Ekström, einer der erfahrensten DTM Piloten und zweifacher Meister. Sonst fährt er auch noch Rallyes und Rallycross, wo er 2016 in der WRX-Serie den Titel gewann.


Ich habe mir gedacht, dass eine Meldung, die Strecke sei am Abtrocknen oder das Wetter ändere sich gerade, auch gereicht hätte. Für das Klima als 30-jähriges statistisches Mittel der Wetterverhältnisse interessiert sich das während des 45 Minuten dauernden Rennens vorherrschende Wetter doch eher weniger.

Wenigstens haben die Kommentatoren bei der ARD, die diese Rennen jeweils auch überträgt, über die Einblendung lächeln können und keine Betroffenheitsminuten eingelegt. Oder einen Rennabbruch verlangt, weil sich während des Rennens das Klima änderte, was wohl nur am Benzinverbrauch der Rennwagen liegen konnte, der unter Rennbelastung wohl bei etwa 50 L / 100 km liegt.

Gewonnen hat das Rennen der Österreicher Lucas Auer [3], der in der Gesamtwertung bis auf einen Punkt an den heute glücklos kämpfenden Schweden Mattias Ekström (Rang 15) heranrückt. Der Kampf um den Titel geht bei fünf noch verbleibenden Rennen der Saison 2017 gerade in die entscheidende Phase. Die weiteren Stationen sind morgen noch einmal der Nürburgring und dann noch der Red Bull Ring in Österreich und der Hockenheimring.

In dieser Serie treten Rennwagen gegeneinander an, die von den drei grossen deutschen Autoherstellern Audi, BMW und Mercedes-Benz vorbereitet werden. Mit den Serienwagen Audi RS5, BMW M4 und Mercedes C63 AMG haben diese Wagen kaum etwas zu tun, im Gegensatz zur alten DTM, wie sie bis Anfang der 1990er Jahre existierte. Es sind reine Rennwagen, die sich untereinander zum Zwecke des engen Wettbewerbs sehr stark ähneln. Die Kritik, dass diese Rennserie eine Veranstaltung der Selbstbeweihräucherung der teilnehmenden Hersteller sei, gibt es eigentlich seit dem Neustart im Jahr 2000. Ich bin kein grosser Fan, schaue einfach wenn es passt mal zu. Seit es viele Autorennen auch on Demand bei YouTube zu sehen gibt, ist man terminlich auch viel flexibler als Früher, als man das meist nur live schauen konnte.


[1] http://www.dtm.de
[2] DTM Nürburgring 2017 - Rennen 1 (Multicam) - RE-LIVE (Deutsch). DTM, 09. September 2017

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Was hältst Du denn von der Maßnahme, daß man den Sieger eines Rennens mit Zusatzgewicht "belohnt" (hat) ? @saamychristen
(Ich weiß nicht, ob es diese Regelung noch gibt, da ich außer Radsportübertragungen kein TV mehr gucke.)

Doch, es gibt nach wie vor Platzierungsgewichte für die Fahrer und die Marken. Das gab es aber schon in den uralten DTM/ITC Zeiten und auch sonst ist es im Motorsport eigentlich gang und gäbe. Bei den GT3-Serien gibt es die "Balance of Performance" (BOP), bei der ganz verschiedene Dinge laufend angeglichen werden. GT3-Fahrzeuge gibt es auch sehr viele mit unterschiedlichsten Konzepten, vom Bentley Continental über den Porsche 911 zum Chevrolet Camaro usw. Total wurden seit 2006 47 Fahrzeuge homologiert [1]. Auch bei der Le Mans Serie WEC wird besonders bei den von grossen Herstellern gebauten LMP 1 Prototypen laufend gestritten über Spritmengen, Tankinhalte usw. In der DTM sind die Autos technisch sehr ähnlich, da ist die Performance einfach mit Gewichten steuerbar.

Was kann ich dazu sagen? Motorsport war stets eine Mischung aus High-Tech und Unterhaltung. Aus dem High-Tech Aspekt folgt der Anspruch, Leistungen auf hohem Niveau zu sehen, die auch honoriert gehören. Und dass es Innovationen aus dem Rennbereich auch in den Strassenautos landen. Die kleinen Unterschiede ganz oben im Performance-Spektrum sieht man als Zuschauer nicht und man will das ganze auch einigermassen kontrolliert ablaufen lassen. Man könnte heute Autos bauen, die wesentlich schneller sind, als es ein Fahrer aushält.

Vom Unterhaltungsaspekt her gesehen, soll es nicht unbedingt so sein, dass eine Marke oder wenige Autos alles dominieren, sondern dass gerade um die vorderen Plätze auch gekämpft wird. Oder dass auch mal ein Underdog eine Überraschung landet. Im wesentlichen werden Motorsport-Serien vom Privatteams am Leben erhalten, die auch Titel gewinnen können, aber sich dann hinten anstellen müssen, wenn mal wieder ein Hersteller eine Zeit lang die Plattform für sich nutzen will und aufgrund grösserer Mittel und höherer Professionalität auch gewinnen muss. Auf Hersteller ist man aber trotzdem angewiesen, wenn man sich besser vermarkten möchte.

Den Performance-Ausgleich kann man natürlich als Sozialismus bezeichnen, immerhin können die Teams selbst entscheiden, wo sie mitfahren wollen. Für mich ist es ein Teil dieses Zirkus geworden. Gerade bei den GT-Autos hat man immer wieder interessante Auswüchse gesehen, wo entweder Hersteller für ihre Fahrzeuge eine lange Liste an Waivern (Ausnahmegenehmigungen, der BMW M3 GT2 war so ein Beispiel) ausgehandelt haben oder gleich ein absolut strassenfernes Auto homologiert haben (Maserati MC12 als Beispiel), welches das Reglement bis aufs letzte ausnützt.


[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Gruppe_GT3

Wow. Das ist echt eine detaillierte Antwort! Respekt!

Ich fragte Dich deshalb, weil ich in dieser Regulierung schon fast einen sozialitischen Gleichmachungsaspekt erkennen kann.
Aber gut, ich bin nicht mehr sonderlich nah am Motorsport dran und urteile lieber mit Vorsicht und Bedacht.

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