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Doch, es gibt nach wie vor Platzierungsgewichte für die Fahrer und die Marken. Das gab es aber schon in den uralten DTM/ITC Zeiten und auch sonst ist es im Motorsport eigentlich gang und gäbe. Bei den GT3-Serien gibt es die "Balance of Performance" (BOP), bei der ganz verschiedene Dinge laufend angeglichen werden. GT3-Fahrzeuge gibt es auch sehr viele mit unterschiedlichsten Konzepten, vom Bentley Continental über den Porsche 911 zum Chevrolet Camaro usw. Total wurden seit 2006 47 Fahrzeuge homologiert [1]. Auch bei der Le Mans Serie WEC wird besonders bei den von grossen Herstellern gebauten LMP 1 Prototypen laufend gestritten über Spritmengen, Tankinhalte usw. In der DTM sind die Autos technisch sehr ähnlich, da ist die Performance einfach mit Gewichten steuerbar.

Was kann ich dazu sagen? Motorsport war stets eine Mischung aus High-Tech und Unterhaltung. Aus dem High-Tech Aspekt folgt der Anspruch, Leistungen auf hohem Niveau zu sehen, die auch honoriert gehören. Und dass es Innovationen aus dem Rennbereich auch in den Strassenautos landen. Die kleinen Unterschiede ganz oben im Performance-Spektrum sieht man als Zuschauer nicht und man will das ganze auch einigermassen kontrolliert ablaufen lassen. Man könnte heute Autos bauen, die wesentlich schneller sind, als es ein Fahrer aushält.

Vom Unterhaltungsaspekt her gesehen, soll es nicht unbedingt so sein, dass eine Marke oder wenige Autos alles dominieren, sondern dass gerade um die vorderen Plätze auch gekämpft wird. Oder dass auch mal ein Underdog eine Überraschung landet. Im wesentlichen werden Motorsport-Serien vom Privatteams am Leben erhalten, die auch Titel gewinnen können, aber sich dann hinten anstellen müssen, wenn mal wieder ein Hersteller eine Zeit lang die Plattform für sich nutzen will und aufgrund grösserer Mittel und höherer Professionalität auch gewinnen muss. Auf Hersteller ist man aber trotzdem angewiesen, wenn man sich besser vermarkten möchte.

Den Performance-Ausgleich kann man natürlich als Sozialismus bezeichnen, immerhin können die Teams selbst entscheiden, wo sie mitfahren wollen. Für mich ist es ein Teil dieses Zirkus geworden. Gerade bei den GT-Autos hat man immer wieder interessante Auswüchse gesehen, wo entweder Hersteller für ihre Fahrzeuge eine lange Liste an Waivern (Ausnahmegenehmigungen, der BMW M3 GT2 war so ein Beispiel) ausgehandelt haben oder gleich ein absolut strassenfernes Auto homologiert haben (Maserati MC12 als Beispiel), welches das Reglement bis aufs letzte ausnützt.


[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Gruppe_GT3

Wow. Das ist echt eine detaillierte Antwort! Respekt!

Ich fragte Dich deshalb, weil ich in dieser Regulierung schon fast einen sozialitischen Gleichmachungsaspekt erkennen kann.
Aber gut, ich bin nicht mehr sonderlich nah am Motorsport dran und urteile lieber mit Vorsicht und Bedacht.

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