46 Tage Fastenzeit mit nur 266,40€! - Ein Selbstexperiment

in #deutsch6 years ago (edited)

Dieses Jahr zur Fastenzeit hab ich mir ein besonders ehrgeiziges "Projekt" vorgenommen: Neben dem Verzicht auf Fleisch, Süßigkeiten und Alkohol habe ich außerdem auf "Konsum" verzichtet. Sprich, ich habe mir vorgenommen, nur das zu kaufen, was ich in diesen 46 Tagen wirklich zum Leben brauche.

Wie es mir dabei ergangen ist, wie viel (wenig) Geld ich in diesen 46 Tagen ausgegeben habe und welche Erfahrungen ich für mein Leben dadurch gewinnen konnte, möchte ich euch in diesem Post erzählen.

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Vorweg möchte ich kurz erläutern, was "Konsumfasten" für mich bedeutet und welche Regeln ich mir selbst auferlegt habe:

Wir Menschen sind Konsumenten durch und durch. Tag ein - Tag aus gibt man nicht wenig Geld für allerlei Konsumgüter aus; sei es für sein "täglich Brot", oder aber auch für Unterhaltung, Genuss oder sonstige Erquickungen. Häufig verliert man dabei den Überblick, was man tagtäglich, in welchen Mengen und für wie viel Geld tatsächlich zu sich nimmt.

Ich persönlich zahle so gut wie alles per Bankomatkarte und habe so noch weniger direkte Kontrolle, wie viel ich ausgebe. Klar, man schaut sich regelmäßig den Kontostand an, aber ich habe beobachtet, wie ich mit der Zeit das Gefühl dafür verloren habe, welchen Wert die Dinge haben, die ich kaufe. Nicht selten gehe ich aus dem Laden raus und weiß nicht mal mehr, wie viel ich jetzt eigentlich ausgegeben habe.

Meine Regeln:

Um meinen Konsum also kontrollieren zu können, hab ich mir vor der Fastenzeit überlegt, wie viel Geld ich wohl für diese 46 Tagen benötige, und mir diese Summe (300€) in Bar abgehoben.

Folgende Regeln habe ich für mein Unterfangen festgelegt:
- Gib so wenig Geld wie möglich aus, ohne dabei hungern oder irgendwie anderweitig leiden zu müssen
- Benutze die Bankomatkarte während der gesamten 46 Tage nicht
- Daueraufträge (Miete, Heizung, Strom, Handy, usw) laufen normal über das Konto und zählen nicht als "Konsum"
- Alle Ausgaben werden akribisch notiert und am Ende analysiert

- Das Ziel ist es, in 46 Tagen nicht mehr als 300€ für dein Leben auszugeben
- Ausnahme: Das Tanken des Autos ist von diesen 300€ ausgenommen


Und tatsächlich, ich habe es geschafft unter 300€ zu bleiben!
Hätte ich noch strikter auf meinen Konsum geachtet, wäre ich wohl sogar unter 200€ geblieben, aber ich habe mir ab und zu etwas "gegönnt", beziehungsweise nahm aus gemeinschaftsförderlichen Gründen an einigen gemeinsamen Mahlzeiten im Gasthaus teil. (Hatte einige Tagesseminare in dieser Zeit)

Wofür habe ich wie viel ausgegeben? (Aufschlüsselung der Ausgaben)

Lebensmittel
Einkäufe im Supermarkt: 84,25€

Essen/Trinken auswärts
Restaurant, Café: 60,20€

Medizin
Hustensaft, Salbe: 29,90€

Freizeit/Unterhaltung
Ball, Kino, Theater: 39,10€

Sonstiges
Friseur, Parkticket, SD-Karte: 52,95€

Gesamtausgaben: 266,40€


Wie man gut erkennen kann, sind hier noch einige Ausgaben dabei, die nicht wirklich nötig sind. Da ich mich aber nicht komplett aus dem sozialen Leben abschotten wollte, nahm ich diese Ausgaben in Kauf, solange ich unter meiner selbst auferlegten Grenze blieb. Man könnte das ganze aber natürlich an die Spitze treiben und sämtliche Ausgaben in der Kategorie "Unterhaltung" sowie "auswärts Essen/Trinken" streichen. Wäre bestimmt auch eine interessante Erfahrung.

Welche Erfahrungen habe ich in diesen 46 Tagen gemacht?

Zu meinem Erstaunen ist es mir ziemlich leicht gefallen, meinen Konsum einzuschränken. Ich habe es sogar sehr genossen, weniger zu kaufen, zu essen und zu trinken. Während der Fastenzeit habe ich fast 8 Kilo abgenommen, weil ich auf eine zweite volle Mahlzeit am Tag verzichtete und kein Fastfood oder sonstiges ungesundes Zeug in mich reinstopfte! Da ich aber generell eher von dünner Statur bin, werde ich mir die verlorenen Kilo wohl wieder zurück holen ;) Es war für mich aber sehr interessant zu sehen, wie schnell sich ein geänderter Lebensstil auf das Körpergewicht auswirken kann.

Außerdem ist mir ist so richtig bewusst geworden, wie viel Geld ich eigentlich für meine Unterhaltung und mein Freizeitvergnügen ausgebe: Partys, Clubs, Alkohol, Essen, Kino, usw... Das sind wirklich einige hundert Euro, die ich monatlich dafür "einfach so" rausballer! Das hat mir sehr zum Nachdenken gegeben und ich werde in Zukunft definitiv mehr darauf achten, wofür und in welchem Ausmaß ich mein Geld so ausgebe.

Ich würde sagen ich habe mein "Projekt" mit Erfolg gemeistert und konnte wirklich einiges über mich und mein Konsumverhalten lernen. Es ist sehr spannend zu sehen, mit wie wenig Geld man eigentlich problemlos leben kann, und wie viel man tatsächlich für "Unnötiges" ausgibt! Nächstes Jahr zur Fastenzeit werde ich es definitiv wiederholen und eventuell noch einige weitere interessante Erfahrungen sammeln.

Habt ihr euch auch schon mal an so ein derartiges "Projekt" gewagt und eventuell ähnliche oder gar ganz andere Erfahrungen gemacht?
Ich würde mich freuen, wenn wir uns in den Kommentaren ein bisschen darüber austauschen können und vielleicht gibt es ja noch den ein oder anderen Tipp, der mir - aber vor allem auch allen anderen hier - weiterhelfen könnte?

~ euer melvin7

Sort:  

Cooles Ding, du hättest definitiv mehr sparen können, aber guter Anfang.
Ich find es außerdem klasse das du dem typischen Fasten, eigentlich „richtig“ fastest und zwar Konsum technisch.
Das religiöse Fasten oder heil Fasten ist mMn ein Überbleibsel alter Jahrhunderte (solange man ausgewogene Ernährung zu sich nimmt)

Ja, da hast du Recht - ich glaube ich setze mir für nächstes Jahr ein noch niedrigeres Budget, mal sehen wie es mir dabei ergeht.

Heilfasten find ich persönlich gar nicht so schlecht, es kann einem körperlich, aber auch geistig sehr weiterhelfen, sein Leben und seinen Körper mal radikal herunter zu fahren. Man sollte dies aber nicht auf gut Glück alleine machen, sondern sich zuvor mit erfahreneren Menschen austauschen. In meiner Nähe werden einige Kurze zum Heilfasten angeboten - für die Erfahrung werde ich mir das auf jeden irgendwann Fall mal ansehen. :)

Respekt! Finde ich gut, so zu sehen, dass Fasten für jeden Menschen etwas anderes bedeutet. So wie du es gemacht hast, wäre es nicht mein Weg. Da ich mich sowieso Low Carb ernähre, fällt das Süßes kaufen sowieso weg und da ich viel arbeite, besteht mein Einkaufen sowie so oft darin auf dem Weg von der Arbeit eben schnell 2 Pakete Eier zu holen. Da lege ich dann aber Wert auf Eier von freilaufenden Hühnern aus der Region, ebenso wie ich Bioproduke bevorzuge und daran auch nicht sparen möchte.
Ich habe die Fastenzeit sonst immer genutzt. um Heilfasten zu machen, meistens so 10 oder 11 Tage. In diesem Jahr hat mich aber irgendso ein Virus gleich zwei Mal hintereinander erwischt und ich fühlte mich nicht in der Lage mit dem Heilfasten anzufangen.
So ist es in diesem Jahr eben ausgefallen.
Ich kenne auch Menschen die in der Fastenzeit auf Alkohol und / oder Fleisch verzichten, auch das sind Wege die man gehen kann.
Ich denke es ist wichtig, sich bewusst von etwas zu lösen und das ist für jeden Menschen etwas anderes.

Ja ich finde es auch toll, dass es so viele unterschiedliche Zugänge zu dem Thema "Fasten" gibt. Und gerade wenn man sich dazu entscheidet, einen individuelleren Weg einzuschlagen, wenn man fastet, zeugt davon, dass man sich ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzt und sein Leben bewusst reflektiert.

Alkohol und Fleisch hab ich im Übrigen auch noch gefastet, also gleich das volle Paket ;)

Toller Selbstversuch und alle Ehre, dass Du durchgehalten hast. Bin mir sicher das viele die Challenge abgebrochen und den süßen Anreizen des Alltags nachgegeben hätten.

Bin selbst auch durch ein Experiment auf das Fasten gekommen und in diesem Zuge asketisch gelebt - sprich alle sozialen Netzwerke gelöscht, von Ablenkung befreit, andere Prioritäten gesetzt. In der Retrospektive die richtige Entscheidung. Nur fiel es mir schwer außerhalb zu speisen, da es nur beim Salat geblieben ist. Für eine Hauptmahlzeit würde ich Unsummen zahlen müssen.

Das Geld geht dafür in Genussmittel wie Gourmet Kaffee, frischen Tee und andere Kleinigkeiten.

Eine sehr gute Ergänzung zu Deinem Experiment ist, das regelmäßige meditieren. Würde sehr gut ins Bild passen.

Wenn man fragen darf, wie sehen Deine nächsten 46 Tage aus?

Danke für dein Kommentar :)

Bin mir sicher das viele die Challenge abgebrochen und den süßen Anreizen des Alltags nachgegeben hätten

Ja, das ist ab und zu echt schwer, zumal ich auf einige Geburtstagsparties eingeladen war, wo ich dann nur Wasser getrunken hab. Aber ich hab alles geschafft und ich bin mir sicher, wenn man etwas wirklich will, dann schafft man alles!

Wow, alle Achtung dass du das mit der Askese so durchgezogen hast! Dafür fühle ich mich aktuell noch nicht im Stande, aber die Zeit wird kommen wo ich auch ein solchen Unterfangen angehen werde.
Ich bin ein sehr spiritueller Mensch, Meditation und Gebet kommt auch außerhalb der Fastenzeit nicht zu kurz bei mir ;)

Wenn man fragen darf, wie sehen Deine nächsten 46 Tage aus?

Ich versuche auf jeden Fall bewusster zu leben und meine positiven Erfahrungen und Erkenntnisse mit hineinzutragen in die Zukunft! Dennoch muss ich ernüchternd feststellen, dass ich in der kurzen Zeit, die inzwischen vergangen ist, schon wieder wesentlich mehr Geld ausgegeben habe, als eigentlich geplant. Es ist schwer, da ich kein so konkretes Ziel vor Augen hab, wie es in der Fastenzeit der Fall war. Diesbezüglich muss ich mich nochmal ordentlich selbst an der Nase nehmen.

Wow, zeigt echt auf was geht, wenn es wirklich sein muss, sehr interessant :) Hoffe aber, dass du dir bei den steigenden Kursen jetzt auch mal wieder was gönnst!
Schönen Sonntagabend noch!

Danke für deinen Kommentar! :)
Ja ich habe meine selbstauferlegte Challenge gut geschafft und habe bemerkt, dass man - wenn es mal wirklich sein muss - noch locker weitere 100€ in diesem Zeitraum einsparen könnte. Klar, für immer wäre so etwas nicht zum aushalten, aber in akuten "Notfällen" kommt man echt mit wenig Geld aus!
Werde das Projekt nächstes Jahr wiederholen, mal sehen was effektiv noch geht!

Wenn das mit den steigenden Kursen so weitergeht und ich weiterhin so sparsam bin, dann steht einem rein durch Steemit finanzierten Leben wohl nixmehr im Wege :P /ironie off

Dir auch einen schönen Start in die Woche!

Find ich super, tolles Experiment und mal zu merken, was man braucht, ist wirklich eine gute Sache.

Eigentlich wär's bei mir mal wieder Zeit für eine "keine elektronischen Medien"-Woche... Serien machen mir zum wiederholten Male meinen Schlafrhythmus kaputt xD
Ich hab das bisher einmal gemacht, und es war wirklich eine angenehme Erfahrung. Ständig hat man das Gefühl, zu wenig Zeit zu haben... Ich als Gamer und YouTube-Konsument musste lediglich für eine Woche mein Handy weglegen und meinen PC ausgeschaltet lassen, um zu sehen, dass es nicht an einem Mangel an Zeit, sondern an einem Mangel an adäquaten Management lag. Tja, was soll man sagen. Nach der Woche geht's kurz ein bisschen besser, bis man in alte Muster verfällt und schließlich wieder alles beim alten ist.

Puh auf Computer oder Handy zu verzichten, das wäre nochmal eine Stufe schwieriger für mich... ich wüsste nicht, ob ich das Schaffen würde... Aber danke für den Input, ich werde mir darüber Gedanken machen.
Und ja, man verfällt so wahnsinnig schnell wieder zurück in alte Muster - aber ich bin überzeugt, dass man sich dennoch was gutes Tut, wenn man zumindest manchmal anders handelt/denkt/lebt :)

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Huhu und Willkommen zurück !

Vor ein paar Tagen bin ich über dein Blog geflogen und hab mich schon gefragt wo du abgeblieben bist. Auf jeden Fall schön das du wieder da bist gesund und munter. :)

gruß
Viktor

Hey wie schön sowas zu hören! Hätte nicht gedacht, dass es hier Leute gibt die sich fragen wo man abgeblieben ist, wenn man mal für zwei Wochen nicht online ist! Danke :)

Ich hatte sehr viel Stress (arbeits- bzw. studiumsbedingt) über Ostern und auch die darauf folgende(n) Woche(n), aber nun ist das gröbste überstanden, mein Leben pendelt sich wieder ein. War in dieser stressigen Zeit nur zum Schlafen zu Hause und da wäre für Steemit wirklich keine Zeit mehr geblieben...

Vermisse dich natürlich auch. Bin aber zur Zeit auch abgetaucht, aber dies aus familiären Gründen und wegen einer Doppelbaustelle, die uns alles abverlangt. Hab‘ ohne Rechenstift „gefastet“, mit Hauptgewicht auf Verwertung eigener Vorräte und Kräuter. Da wir vor Erschöpfung einige Male auswärts Essen gegangen sind, bleibt sich‘s aber gleich. Liebe Grüße!

Schön, wieder mal was von dir zu hören (lesen)! :)
Nimm die nötige Zeit für deine Familie, ich wünsch dir alles Gute!

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