ALLTAG IM KRANKENHAUS ╬ ARBEITEN AM LIMIT !!!

in #steemit7 years ago
KRANKENHAUS  / Hospital


Hallo Liebe Steemis, 

nach dem schweren Stoff der vergangenen Tage wollen wir heute mal ein etwas leichter verdauliches, wenn auch nicht weniger wichtiges Thema besprechen. Es geht um den Alltag im Krankenhaus. Es wurde schon viel darüber berichtet und geschrieben aber ich hatte vor ein paar Tagen ein Schlüsselerlebnis, das mich veranlasst hat, diesen Artikel zu schreiben. 

Ich habe mich mit einem ehemaligen Arbeitskollegen getroffen. Wir haben zusammen im OP gearbeitet und haben beide den Absprung geschafft. So weit so gut.  Während wir so über die alten Zeiten gesprochen haben, kamen wir immer wieder auch auf erschreckende Beispiele, die eindeutig zeigen, dass die Arbeit dort nicht gesund gewesen ist bzw. Arbeit und Gesundheit schwer zu vereinbaren waren.  

 Da war eine Oberärztin im 24h Dienst mit Zahnschmerzen. Der OP Saal war voll, es warteten mehrere Notfall-OP's. Also hat Sie ein Schmerzmittel genommen. Nach der ersten OP sind die Zahnschmerzen nicht besser geworden. Also ein zweites, anderes Schmerzmittel, aber auch das half nichts. Nach dem dritten Schmerzmittel kam es dann am OP-Tisch zum Super-Gau. Die Ärztin lief rot und blau an und viel einfach bewusstlos um. 

Dem schnellen Reaktionsvermögen der Anästhesisten ist es zu verdanken, dass Sie heute noch unter uns weilt. Nach 3 verschiedenen Schmerzmitteln hat der Körper eine Kreuzallergische Reaktion gezeigt und es folgten 3 Tage Intensivstation, bevor Sie wieder stabil genug war auf die Normalstation verlegt zu werden.   

Ein zweites schockierendes Ereignis knapp 1 Jahr später. Eine OP Schwester Anfang 60 in einem 24h Dienst und der OP brummt. Zwischen 7 Uhr und 2 Uhr nachts nur eine halbe Stunde Pause, schnell was essen, so viel wie möglich trinken, man weiß ja nicht wann man wieder die Möglichkeit dazu hat. Keine Seltenheit im OP. 

An diesem Tag aber war es zu viel für Ihren Körper und Sie bekam Nachts um 2 einen Herzinfarkt während Sie steril am OP Tisch stand.  Seitdem hat Sie viel Zeit im Krankenhaus und in der Reha verbracht, im OP hat Sie seitdem nicht mehr gearbeitet. 

Nicht erwähnt werden die unzähligen Situationen, in denen Notärzte nach einem 24h Dienst morgens in den OP kommen und die Anästhesie machen oder operieren müssen, also dann insgesamt 32h im Dienst sind. Oder der Chefarzt, der sich mit seiner Grippe in den OP schleppt, um die komplizierte 5 Stunden OP zu machen, die außer Ihm keiner beherrscht.   

Es würde jetzt nahe liegen auf unser Gesundheitssystem zu schimpfen, dass die Politik viel zu wenig tut. Immer mehr Ärzte und immer weniger Pflegepersonal. 275.000 fehlende Pflegekräfte. Zeit für einen Umbruch in unserem Gesundheitssystem. Sicherlich, das wäre angebracht und auch richtig. Ein System, in dem es möglich ist das Ärzte 32h am Stück Arbeiten, Op Schwestern 16 bis 18 Stunden am Stück am OP Tisch stehen und Patienten nach Fallpauschalen operiert werden, kann nicht gesund sein.  

Aber das System ist nur so krank wie die Menschen, die darin Arbeiten. Meiner Meinung nach liegt genau da das Problem. Jeder hat in seinem Berufsfeld Probleme, die er lösen will, damit sich etwas verbessert. Ärzte wollen mehr Geld, Schwestern weniger Arbeiten und das Reinigungspersonal bessere Arbeitszeiten. Aber jeder kämpft für sich allein, so wird sich nichts ändern. Es wäre an der Zeit, sich zusammen zu tun und auf die Barrikaden zu gehen. Gewerkschaften könnten helfen. Aber zu teuer, nein 1% vom Brutto ist keiner bereit zu zahlen. Dann lieber das Leben lang bei Scheiß Bedingungen. Klingt dämlich, wurde mir aber mehrfach so ins Gesicht gesagt während meiner Zeit als Jugend- und Auszubildenden-Vertreter. Erschreckend diese Kurzsichtigkeit, aber wenn es ums Geld geht, denken die meisten deutschen eh nur von der Wand bis zur Tapete. Aber das ist ein anderes Thema.   

Das zweite große Problem das ich im Krankenhaus ausgemacht habe, ist die „alte“ Generation und deren Konflikte mit den „jungen“ Wilden. Wie oft musste ich mit von einer 50 jährigem Kollegin anhören, wie verweichlicht ich doch bin. Früher ging der Bereitschaftsdienst von Freitag bis Montag und wenn nicht operiert wurde, mussten Sie Tupfer drehen oder Instrumente Sterilisieren. Ähnlich ist es bei den Ärzten. Da ist auf der einen Seite der Chefarzt, der sein Leben lang mehr in der Klinik als zuhause war. Dessen Leben sich überwiegend im Krankenhaus angespielt hat. Das war vor 30 Jahren noch ganz normal, wer Karriere machen wollte im Krankenhaus, der stellte alles andere hinten an. Und als Assistenzarzt oder Arzt im Praktikum durfte man froh sein, wenn man dem Chefarzt das Desinfektionsmittel hinterhertragen dürfe. Jetzt kommt eine neue Generation, jene, die den Sinn außerhalb der Arbeit suchen, bei denen sich die Arbeit gerne auch nach der Freizeit richten darf.  Das versteht ein Chefarzt, der jahrelang im Krankenhaus gelebt hat, 12-14h am Tag, am Wochenende Dienst, natürlich nicht. Aber Sie versuchen es den jungen Ärzten immer noch einzutrichtern. 

Ganz langsam wird ein Umdenken stattfinden, wenn die „alten“ Schwestern und Ärzte in den Ruhestand gehen und Platz machen für eine neue Generation Personal, die man nicht mehr mit Druck zur Arbeit zwingen kann.  Die den Sinn in Ihrer Arbeit sehen will. Zeit für Patienten und Angehörige. Es wird noch ein paar Jahre dauern aber ich habe die Hoffnung, dass sich unser Gesundheitssystem  eines Tages nicht nur an die Bedürfnisse der Krankenkassen anpasst, sondern auch wieder an Patienten und Personal.   

Quelle:http://www.evivam.de/imgs/09/6/4/6/5/1/technik_im_opsaal-ac42991a322c2288.jpg.

Quelle:https://uwejesiorkowski.de/storage/cache/images/000/068/Laerm,large.1492694480.jpg.

Vielen Dank.

Just-Help-Medic   

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