Ein (Alb) Traum von Deutschland

averschwoerung (37)in #steemit • 7 years ago

Hagen Grell den die meisten wahrscheinlich durch die Parodie seiner Badezimmer-Ansage von Oliver Kalkofe kennen dürften, ist jetzt im Esoterik Business angekommen. In einem seiner neueren Videos meditiert Hagen Grell. Das Thema lautet Deutschland im Jahr 2027.Das Video ist oberflächlich betrachtet vergleichsweise harmlos. Im Hintergrund läuft aufmunternde und entspannende Musik, zu sehen sind schöne Landschaftsbilder von Deutschland und fröhliche Menschen die gerne in Deutschland im Jahr 2027 leben. Nur eine Kleinigkeit stört an diesem Video und zwar der Text den Hagen Grell vorliest. Dieser lässt an so manchen Stellen tief Blicken und verwandelt seine Traumvorstellung für Deutschland im Jahr 2027, in eine Albtraum-Vorstellung.

Schon der Einleitungssatz lässt sich klar politisch rechtsextremen Positionen zuordnen. Er lautet: „Deutschland 2027: es ist ein wunderbares, erfrischendes, gesundes, gedeihendes Land." In diesem Satz wird Deutschland personalisiert, indem er den Staat Deutschland mit Adjektiven verknüpft, die man mit Lebewesen und nicht mit einem durch Staatsgrenzen abgegrenzten Gebiet verknüpfen würde. Dieser grammatikalischer Kniff ist erwähnenswert, weil diese Art der Formulierung stark an den Stil des völkischen Denkens erinnert. Wurde Völkisches zur Zeit der französischen Revolution noch mit einer progressiven und liberaleren Gesellschaft in Verbindung gebracht, so ist es spätestens seit der Zeit des Nationalsozialismus der extremen Rechten zuzuordnen. In der AfD wäre Hagen Grell mit so einem Verständnis von Deutschland als etwas Lebendiges, sehr gut aufgehoben. Der Parteivorsitzende Alexander Gauland unternahm nämlich auch schon Versuche, das völkische Denken und Vokabular wieder salonfähig zu machen. In einer Rede verwendete er den Begriff „Volkskörper“ im Kontext der restriktiven Flüchtlingspolitik Polens. Er sagte: „Es ist die Sache der Polen, zu entscheiden wie viele Flüchtlinge sie in ihrem Volkskörper haben wollen.“ Zum Thema Flüchtlingspolitik hat Hagen Grell in seiner Meditation natürlich auch etwas zu sagen. „Deutschland hat sich von der multikulti Krise erholt und die Menschen sind freiwillig in ihre Länder zurückgekehrt, wo sie Unterstützung freiwilliger Natur von den Deutschen erhalten.", lauten seine Worte. Im Hintergrund zeigt er in diesem Moment ein Bild von kleinen schwarzen Kindern die lachend in die Kamera schauen. So ein Bild ist in seinen Kreisen wahrscheinlich mit einem Jump-Scare aus irgendeinem Horror Film zu gleichzusetzen. Es innert auch ein bisschen an das auf Facebook gepostete Bild von Erika Steinbach, das ein kleines Blondes Kind zeigt, dass von vielen indischen Frauen angeschaut wird und als Text steht in der oberen und unter Bildhälfte "Deutschland 2030 - Woher kommst du denn?

Kommen wir zurück zu dem was er gesagt hat. Im Klartext sagt er: „Endlich sind die ganzen Ausländer weg und darum kümmern müssen wir uns auch nicht, dass die sich in ihren Herkunftsländern wieder zurechtfinden.“ Das Millionen Menschen mit Migrationshintergrund Deutschland mittlerweile als ihre Heimat ansehen und sie Deutschland zum einen kulturell aber auch wirtschaftlich bereichern, würdigt der Hagen überraschenderweise nicht. Das hätte seine Zuschauer auch aus der Meditation gerissen. Wenn man es im Jahr 2027 dann noch wagt nach Deutschland zu kommen, ist es in Hagen Grells Deutschland nicht leicht auch in Deutschland bleiben zu können, denn darüber entscheidet letzten Endes keine Behörde oder ein Gericht, sondern eine ganz bestimmte nicht genauer definierte Personengruppe, nämlich „die Deutschen“. Er formuliert das ganze so: „[...] und für viele Menschen ist es das höchste Ziel, Deutschland durch Fleiß, durch Leistung und durch ihre Bewerbung als Emigrant, irgendwann vielleicht mal ihre Heimat nennen zu dürfen." „Doch das bestimmen zuletzt nur die Deutschen." Nicht nur für Ausländer, die nach Deutschland kommen wollen hat Hagen Grell kein Verständnis. Mit Menschen die aus diversen Gründen keinen Job haben hat Hagen genauso wenig Erbarmen. Die werden nämlich, wie in ihre Herkunftsländer zurückgeschickte Ausländer, nur „freiwillig“ und „solidarisch“ und nicht durch regelmäßige finanzielle Unterstützungen, aus dem Staatshaushalt unterstützt. Aus Hagen Sicht müsse man sich mal mehr um Menschen kümmern, die Geld verdienen wollen und nicht diese nervigen Hilfsbedürftigen. „Wer Geld in Deutschland verdienen möchte, der kann auch Geld verdienen und diejenigen, die es nicht können werden solidarisch von den Menschen freiwillig unterstützt." Die Menschen die in Hagens Deutschland Geld verdienen sind männlich. „Ein qualifizierter Arbeiter verdient mit seinem 40 Stunden-Beruf bereits genug Geld, um sich selbst, seine Frau, seine drei Kinder und ein Eigenheim zu finanzieren." Frauen am Arbeitsmarkt sind in Hagen Grell Zukunftsvorstellungen anscheinend eine Ausnahme und nicht die Norm. Mit dieser Einstellung ist Hagen nicht alleine. In rechtsextremen Kreisen wird in den letzten Jahren das Bild der gutbürgerlich liebevollen Mutter propagiert, die sich aus freien Stücken dazu entschieden hat, Hausfrau zu sein und keine Kariere anzustreben. Eine dieser Personen ist die ehemalige Tagesschau Moderatorin Eva Herman. Sie propagiert dieses extrem konservative Familienbild schon seit jetzt gut einem Jahrzehnt, auf verschiedenen rechten Plattformen im Internet.

Beim Thema Medien kennt Hagen Grell kein Pardon. Die GEZ ist im Jahr 2027 nicht mehr existent und somit gibt es denn öffentlich-rechtlichen Rundfunk auch nicht mehr. Ersetzt wurde er durch einen sogenannten „Bürgerjournalismus“. In Hagens Vorstellungen sind das: „Viele Menschen, die aus ihrer Stadt, aus ihrer Region berichten, viele Stimmen, viele unterschiedliche Menschen und viele Meinungen, die im großen Meinungstopf vertreten sind.“ Ob dieser Bürgerjournalismus dann wirklich besser ist, als ein durch die GEZ finanzierter Rundfunk ist zu bezweifeln. Wie sollen sich diese Bürgerjournalisten finanzieren? Wie sollen sie einen gewissen Qualitätsstandard halten? Wie verhindert man, dass diese Bürgerjournalisten nicht von Firmen bezahlt werden, damit sie positiv über sie berichten? Alles Fragen, die Hagen Grell wahrscheinlich nicht so genau beantworten könnte. Auch in der Politik hat sich Hagen Grells Deutschland aus 2027 so einiges geändert. Die Immunität von z.B. Abgeordneten im Bundestag wäre abgeschafft, denn bei Hagen reicht schon eine Lüge aus, um einen Politiker hart zu bestrafen. Alleine schon, wenn sich ein Politiker „dem Auftrag der Bevölkerung entziehen“ würde, hätte das harte Strafen zu Folge. Dabei stellt sich mir die Frage: wer ist denn die Bevölkerung? Wenn sich ein Politiker z.B. für etwas Unpopuläres, wie Steuererhöhungen einsetzen würde, wäre ein Großteil der Bevölkerung vermutlich dagegen. Das müsste ja dann schon ausreichen, um diesen Politiker bestrafen zu können. Naja das ist auch alles nur halb so wild, denn in Hagen Grells Zukunftsvorstellungen würde der Bürger neben dem Journalismus auch die Politik, selbst regeln. Hagen Grell ist nämlich ein großer Fan von direkter Demokratie. Eine der großen Schwächen der direkten Demokratie, ist das komplexe Sachinhalte auf ein einfaches Ja oder Nein runtergebrochen wird. Diese komplexen Sachinhalte müssten jedem wahlberechtigten Bürger erklärt werden und das ist in der Realität einfach nicht umsetzbar. Hagen Grell Lösung gegen dieses Problem ist ziemlich einfach. Er sagt einfach „[…] die Bevölkerung ist in sehr weiten Teilen, mittlerweile politisch sehr stark aufgeklärt und möchte selbst über seine Zukunft entscheiden." Ok gut einen Grund für die ausgezeichnete politische Bildung wäre aus der Sicht von Hagen Grell, die in seiner Wunschvorstellung abgeschaffte Erinnerungskultur, in Bezug auf die deutsche Geschichte. Hagen Grell will das wieder „positive Elemente“ der deutschen Vergangenheit erinnert wird. Ob man durch das Verdrängen von allem furchtbaren der deutschen Geschichte dafür sorgt, dass die Gesellschaft offen und kritisch mit Themen umgeht, ist mehr als unwahrscheinlich. Abschließend ist nur zu sagen das ich hoffe, dass es eine Mehrheit in Deutschland gibt, die nicht in einem Deutschland nach Hagen Grells Vorstellungen leben will und das das in Zukunft auch so bleiben wird.

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