Kommentar zu Anderson und Gallup "Which Primates Recognize Themselves in Mirrors"

in #sozialpsychologie7 years ago (edited)

Affe_Blumenkette.jpg.

Rhesus Makake - (Tamil Nadu, 2013)

Kommentar zu dem englischen Artikel "Which Primates Recognize Themselves in Mirrors" von James R. Anderson und Gordon G. Gallup, erschienen im März 2011 in der PLoS Biology.

In dem Artikel geht es um die Frage welche Primaten sich Selbst im Spiegel erkennen können.
Dabei werden die Folgen der Selbstwahrnehmung genauer untersucht, denn zahlreiche Studien belegen eine Abgrenzung von Menschenaffen zu anderen Primaten in ihren kognitiven Fähigkeiten.

Neue Entwicklungen besagen, daß auch andere Primaten Selbstwahrnehmung zeigen, bei Betrachtung methodologischer Probleme gibt es aber keine überzeugenden Beweise.

Menschenaffen zeigen verminderte soziale Reaktionen entgegen der Reflektion, die sie sehen. Sie nutzen den Spiegel spontan um Bereiche ihres Körpers zu untersuchen, die sonst nicht gut sehen, wie Zähne, Ohren und Genitalien.

Eine Selbstwahrnehmung bestätigt sich in Versuchen, durch eine passende Erkundung unsichtbarer Markierungen, die sich am Kopf befinden. (Gallup)

Einige Arten anderer Primaten nahmen zwar in unterschiedlichen Versuchen die Markierungen war und berührten sie, doch keine dieser Arten benutzte den Spiegel um den Körper zu erkunden. Dies suggeriert im Endeffekt die Notwendigkeit einer qualitativen Unterscheidung von Primaten in ihrer Kapazität für Selbstwahrnehmung.

Betrachtet man die Studie von Rajala et al. (2010) Rhesus monkeys do recognize themselves in the mirror bei der manche untergebrachte Affen Manipulationen an den, an ihren Köpfen angebrachten Acrylblöcken vornahmen, während sie ihr Spiegelbild betrachteten.

Die selben Affen scheiterten jedoch danach an einem Markierungstest. Es gab auch keine quantitativen Daten zur Manipulation der Blöcke ohne Spiegel. Der Acrylblock, als ertastbarer Hinweis ist nicht so gut als Markierung für einen Versuch geeignet. Wäre eine Selbstwahrnehmung nicht deutlicher gezeigt, wenn die gleichen Affen nach Entfernen des Acrylblocks und einer Abheilung der Wunde den Markierungstest bestehen?

Einen faszinierenden Aspekt, wie andere Primaten (nonhuman) auf Spiegel reagieren zeigt sich in der Studie von Anderson (1986) Mirror mediated finding of hidden food by monkeys, in der die Primaten ein erlerntes Verhalten zeigten, um mithilfe des Spiegels versteckte Objekte zu finden.

Bei ersten Konfrontationen mit einem Spiegel zeigen Primaten soziale Reaktionen, die mit der Zeit schwächer werden. In Versuchen mit klarer Folie und einem anderem Primaten anstelle des Spiegels zeigen sich Unterschiede im Verhalten. Im Gegensatz zu den Menschenaffen kommt es bei Primaten in Gegenwart eines Spiegels aber nicht zu einem Wechsel von anderen zu selbstbestimmten Reaktionen.

In Experimenten mit Rhesusaffen die jahrelange Spiegelerfahrung hatten, zeigten Wechsel der Spiegelposition nur kurzzeitige Änderungen im Verhalten, in einer Follow-up-Studie, in der der Spiegel aus dem Käfig zweier Affen entfernt wurde, reagierten diese nach der Rückgabe sozial aggressiv auf die Spiegelbilder, nämlich so wie bei fremden Affen.
In Modifikationen in denen die Makierungen salienter gestaltet wurden und beispielsweise anstatt geruchsloser Farbe Schokopaste verwendet wurde, führte dies auch nicht eindeutig zu spiegelgeleiteten Untersuchungen der Makierung.

Als Alternative zu Spiegelbildsimulationen zeigt die Studie von Anderson, Kuroshima, et al mit Kapuzineraffen, denen Echtzeit oder zeitversetzte Videos von sich gezeigt wurden, keine deutliche Selbstwahrnehmung der Versuchsaffen, eher die Sensitivität für visuelle Konsequenzen ihrer Bewegungen. Der Videoversuch mit japanischen Makaken, bei dem ihr echter Blick auf die eigene Hand mit einem Videobild ausgetauscht wurde, deutet die Ergebnisse so, daß durch den Nachweis der gleichen Hirnaktivitäten bei realem oder Videobild, der Affe somit lernte das Video mit dem eigenen Körper gleichzusetzen.
Die Verbindung des Beweises zur Selbstwarhnehmung ist zu unklar.

In zwei neueren Studien mit Kapuzineraffen die durch Markierungen auf sichtbaren Körperstellen vortrainiert wurden, zeigten diese daraufhin auch keine Reaktionen auf die Markierungen am Kopf. Schweinsaffen, die am Körper die gleichen Markierungen hatten, wie beim Training, nutzen den Spiegel nicht um sie zu untersuchen.

Die Selbstwahrnehmung, als Fähigkeit selbst ein Objekt der eigenen Aufmerksamkeit zu werden, ist wohl den Menschen und Menschenaffen vorbehalten. Auch wenn dies manche anzweifeln, zeigt die Beweislage, daß diese erworbene Fähigkeit einen qualitativen kognitiven Sprung voraussetzt, den es in der Primatenentwicklung anscheinend gab, was somit die kognitive Teilungshypothese der Selbstwahrnehmung beschreibt.

Originalartikel auf Englisch: http://journals.plos.org/plosbiology/article?id=10.1371/journal.pbio.1001024

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