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RE: Die Paradoxie der Toleranz

in #psychology7 years ago (edited)

Toleranz hört da auf, wo Leib und Leben in Gefahr geraten.

Das ist für mich eine der eindeutigeren Schlusslinien. An vielen anderen Punkten ist es mir selbst überalassen, ob ich ertragen kann was ich sehe.

Das größere Problem sehe ich darin, das Toleranz gerne zu Gleichgültigkeit oder Gleichmacherei führt.

Beispiel: Die Kinder im Kindergarten sind alle gleich, sie spielen gerne, lachen und machen Unsinn. (Kann jede(r) Erziehe(r)in wohl bestätigen, oder eben die Eltern selber.)

Aber: wenn jetzt der fünfjährige mit den dreijährigen Kindern fangen spielt, wird´s sehr einseitig. Er ist schneller, wendiger und wohl auch etwas größer.

Dafür hat er vielleicht beim Verstecken schon seine Probleme, weil die kleineren Ihn eher hinterm Blumenkübel sehen werden.

Zitat:

Doch was ist denn nun das Paradoxon der Toleranz?
Zu diesem Punkt kommen wir, wenn es darum geht auch intolerante Menschen zu tolerieren. Da tolerante Menschen in diesem Falle nichts gegen die Intoleranz der Anderen unternehmen, werden sie zu Grunde gehen und die Einstellung der Toleranz mit ihnen.

Das hebt sich sofort wieder auf, wenn Du Dir z. B: die Mahnung eines intoleranten Menschen nicht zu Herzen nimmst, und dann deshalb zu Schaden kommst, in welcher Art auch immer.

Beispiel: Ein grummeliger alter Mann sagt dir mürrisch du sollst dein Auto umparken.

Überall ist augenscheinlich Platz und du verstehst nicht was er von dir will und gehst deiner Wege. Nun kommt irgendein größeres Auto und haut bei deinem Auto einen Spiegel ab.

Kurz: Wer sich besonders Tolerant wähnt ist auch intolerant.

Das gibt es einfach nicht, das jemand auschließlich tolerant ist. Das ist Wunschdenken, und bringt einen auf kurz oder lang nur in Gefahr.
Nachtrag: Genauso wenig gibt es Menschen die nur Intolerant sind.

Sort:  

Vielen Dank für die Mitteilung deiner Gedanken pittipetersilie. Die Idee die hinter dieser absoluten Toleranz steht ist eng verknüpft mit der Hingabe einer selbst an intolerante Menschen. Dies ist auf jeden Fall nicht gesund.

Man stelle sich vor:

Ein Diktator kommt nicht mit der Weltanschauung oder sonst was einer anderen Gruppierung klar. Er will Krieg und greift mit seiner Armee die besagte Gruppierung an. Nehmen wir jetzt einmal an, dass diese Gruppierung absolut tolerant ist und einfach alles geschehen lässt und sich dem hingibt: sie laufen unbewaffnet in die Gewehre der Angreifer mit der Ansicht, dass sie Aggression nicht mit Gegenaggression bekämpfen können und geben ihr Leben.
Nun kommen immer mehr dieser Menschen die sich einfach hinrichten lassen. Die Intention dahinter: Irgendwann müssen die Angreifer dem überdrüssig werden und sich denken "wieso tun wir das überhaupt, die stellen gar keine Bedrohung dar"
So beginnen sie ihr Handeln zu hinterfragen und das könnte dazu führen, dass sie von ihrer intoleranten Einstellung absehen und sie ändern.

Das ist der Gedanke eines 100% toleranten Menschen. Natürlich gibt es diese nicht aber prinzipiell wäre das die Lösung der "Probleme" der Intoleranz.

Ob dieses Gedankenspiel nun anwendbar ist oder nicht bleibt sicherlich fragwürdig. Jedenfalls sollte man diese Sicht auch bedenken.

Das ist dann quasi die andere Möglichkeit, im Gegensatz zu der im Artikel erwähnten, dass die Toleranz ausstirbt.

Dein jetziges Beispiel hat mich spontan an die Erzählungen über die ersten Christen in Rom erinnert.

Damals war es wohl so, dass die ersten Christen in Rom bitter verfolgt wurden. Wurde man Ihnen habhaft, kamen sie in die Arena um unter den jubelnden Schreien der Besucher mit Tierblut übergossen den hungrigen wilden Tieren vorgeworfen zu werden. Oder sie wurden auf Scheiterhaufen verbrannt.

Das war keine einmalige Sache sondern eher tägliche Praxis. Allerdings ist der eigentliche Plan dahinter, die Christen loszuwerden, gründlich in die Binsen gegangen.

Die Leute fragten sich, warum die Menschen so bereitwillig starben und ließen sich dann wohl heimlich aufklähren und fanden so diesen unerschütterlichen Glauben, den wir heute so nurnoch selten erleben können.

Dein Beispiel nun könnte die Angreifer ebenfalls mit Fragen zurücklassen, die sie sich wohl ebenso wenig beantworten könnten wie so mancher Beobachter in der Arena.

Das ist ein sehr gutes realitätsbezogenes Beispiel meiner Schilderung, so habe ich darüber noch nie nachgedacht. Danke :-)

Sehr gerne. Dafür sind ja die Kommentare da.
MfG @pittipetersilie

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