Was der Chinese aufbekommt...

in #maus5 years ago

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Oh je, die letzten Tage war ich hier wesentlich weniger aktiv als ich es mir vorgestellt habe. Zeit, Streß und dann nochmal eine Grippe nieder gestreckt. Halt eben all das, was man so macht, wenn man mit seiner Zeit besseres anzufangen weiß. Darüber hinaus litt ich allerdings auch über ein kleines Hardware-Problem, dass wirklich sehr nervig war und um das es heute einfach mal gehen sollte, weil man eben doch etwas davon lernen kann ;)

Man kommt ja langsam ein wenig ins Zweifeln, ob man langsam in ein Alter kommt in dem man beginnt abzubauen. Eben noch selektiert man mit seiner Maus ein paar Dateien und will mittels des Rechtsklicks etwas im Kontextmenü auswählen, doch dieses schließt sich plötzlich. Man wiederholt den Vorgang und es lief. Muss wohl noch diese Erkältung sein, die einem die Kraft geraubt hat, so dass man nicht mehr in der Lage ist die Taste richtig zu drücken.

Doch selbst an einem fitten Tag mit ausreichend Schlaf, hat man plötzlich wieder eine solche Beobachtung und langsam bestärkt sich in einem der Verdacht. Das ist keine Schwäche in den Fingern, dass Menü hat sich wirklich eben einfach so geschlossen und nicht das getan was, man eigentlich machen soll. Da ich nun Gott sei Dank ein wenig technisch visiert bin, schloss ich pauschal erst einmal nach Ockham‘s Razor das wohl naheliegendste aus: Das System muss besessen sein!

Also kurz die Debugger des Betriebssystem angeschmissen und der Verdacht wurde bestätigt. Von Zeit zu Zeit wurde ein Klick ausgelöst, der so gar nicht von mir ausgelöst wurde. Nur ca. 5% der Fälle, aber dies reicht eben schon aus, damit bei der Bedienung des Systems ein kleines Unglück passieren kann. Ein kurzer List in die jüngsten Updates offenbarte, dass es sich wohl auch nicht um ein Problem in der Software handeln würde, da eigentlich nichts in der Ecke aktualisiert wurde.

Somit wanderte der Blick auf die Maus selbst. Ein mulmiges Gefühl überkam mich. Das gute Stück ist immerhin fast 5 Jahre bereits im Dienst und kommt damit durchaus in ein Alter, wo man durchaus einmal damit rechnen sollte, dass ein Teil der Hardware das zeitliche segnet. Auf der anderen Seite ist es eben keine billige Maus, sondern immerhin eine mit rund 80€ wert. Unterm Strich nichts was man wirklich schmerzhaft finden würde, aber irgendwie doch bereits ein ärgerlicher Betrag wäre.

Kalkulatorisch setze ich immer ca. 50€ die Stunde an, d.h. ich hätte ca. 2 Stunden Zeit um eine Reparatur durchzuführen. Im besten Fall würde ich mir die 80€ sparen, da ich eigentlich sehr zufrieden mit ihr bin. Im schlimmsten Fall würde ich 80€ ausgeben müssen und mir eine neue holen. Auf der Gegenseite steht allerdings ein wenig Erfahrungszugewinn, der sich langfristig vielleicht bezahlt macht. Klarer Fall! Wissen ist Invest in sich selbst und damit extrem wertvoll ;)

These: Es werden unnötige Klicks ausgelöst. Das bedeutet, dass vermutlich mit der rechten Maustaste etwas nicht funktioniert. Irgendwie muss der Klick in ein digitales Signal übersetzt werden. Würde ich eine Maus konstruieren, würde ich irgendwie einen Taster nehemen, der einen Kreislauf schließt und somit das Signal erzeugt. Ist der Kontakt nun irgendwie schlecht, könnte es sporadisch zu falschen Signalen kommen.

Kurz die Unterseite der Maus betrachtet und der erste Rücksetzer. Es sind keine Schrauben zu sehen. Dafür allerdings Gleitpads, die irgendwie doch an den Stellen liegen an denen ich die Schrauben verbauen würde und damit nicht nur für leise Mausbewegung sorgen, sondern auch um eben die Schrauben zu verbergen. Also vorsichtig mit 2 Schraubenzieher diese abgelöst und auf eine alte Kreditkarte geklebt. Ca. 10 Minuten dauert diese Operation, die mich selbst schon ein wenig streßt und ich ein wenig Zweifel habe, dass die Pads anschließend auch wirklich wieder drauf zu kleben sind.

Aber siehe da! Es sind normale Kreuzschrauben sichtbar geworden, die man geschwind rausdrehen kann und damit die Oberseite von der Maus lösen kann. Ein wenig sperrig ist dies, da irgendwie ein Kabel die beiden Hälften verbindet. Aber eben als Stecker, so dass man diesen leicht entfernt um sich das Innenleben ein wenig näher anzusehen.

Ein wenig Enttäuschung. An die Stelle an denen ich eigentlich die Kontakte erwarten würde, sind nur zwei schwarze Blöcke mit einem „Made in China“ drauf. Ich bin kurz davor aufzugeben. Denke mir aber dann doch, dass ich es nun auch schon auf habe und das Ding abgeschrieben habe, so dass man es ruhig noch weiter drangsalieren kann. Ich will gerade der schwarzen Box mit dem Schraubenzieher zu Leibe rücken, da sehe ich oben einen kleine graue Verfärbung. Eine Art Stift, wo eventuell die Taste drauf setzen.

Alarmglocken gehen bei mir an. Erinnerungen an stundenlange Fummelarbeit einen kleinsten Stift irgendwie wieder rein zu kriegen und so zu platzieren, dass er nicht gleich wieder runterfällt. Ein Elektriker hat mir da mal einen Tipp gegeben... „Wenn Du es nicht tackern kannst, dann musste Kleben!“ Also ein Stück Tesafilm genommen und drüber geklebt, so dass der Stift nicht nach unten abhauen kann, sondern am Block fixiert ist.

Lustlos stochere ich ein wenig in die Mulden der Box, vielleicht gibt es ja irgendwie einen Verschluss oder Drücker. Gibt es nicht! Also entschließe ich mich zum rabiateren Einsatz und gehe an eine Ecke und stecke den Schlitz rein. Unerwartet leicht, macht es „klack“ und die Box öffnet sich nach oben. Die Halterung ist offen. Ich entferne den Schutz!

Was ich sehe erfreut mich! Ein Kontakt, unerwartet klein. Was mich aber wesentlich mehr freut, ist ein kleiner Haufen Flusen und zwei Haare darin. Das wäre eine plausible Erklärung dafür, warum es manchmal einen unerwartetes Signal gibt. Das Haar überbrückt einfach die Strecke und löst so einen Klick aus. Kurz gepustet und schon ist es beseitigt. Die Kontakte selbst sehen einwandfrei aus und haben keine Abnutzungsspuren.

Der schwarze Block wird wieder geschlossen und rastet sofort ein. Fix öffne ich auch den auf der anderen Seite und prüfe auch, ob dort eine Verunreinigung vorliegt. Ist nicht der Fall. Also alles wieder Reverse und wieder verschließen und verschrauben. Am Ende noch schnell die Pads draufgeklebt, die sehr zu meiner Überraschung wieder sofort haften.

Der Patient ist nach knapp 30 Minuten wieder geschlossen und in einem tadellosen Zustand. Ein erster Test bestätigt, dass auch die Phantom-Klicks wieder weg sind und alles einwandfrei funktioniert. Fiktiver Kosteneinsatz: 25€, 2x kleine Streifen Tesa. Gespart 80€... ein guter Stundenlohn!

In all meiner Panik die Maus doch irgendwie kaputt zu machen, habe ich leider nicht an Euch gedacht und entsprechend ein paar Fotos der Operation gemacht. Das ist wirklich sehr schade, da ich mir sicher bin, dass auch bei Euch vielleicht hier und da einmal so etwas passiert. Von der Konstruktion her bin ich überrascht, dass in die schwarzen Boxen überhaupt ein Haar reingekommen sind. Sie sind wirklich gut abgedichtet gewesen, aber der Zufall kann grausam sein.

Wer von einem ähnlichen Modell einmal die Reparatur ansehen will, kann sich mal folgendes Video ansehen:

Besonders Stolz bin ich, dass dort sogar auch Tape genutzt wird und ich ohne das Video vorher zu kennen nahezu musterhaft vorgegangen bin. Gehöre eben doch irgendwie schon der alten Schule an, Dinge erstmal aufzuschrauben und dabei zu vergessen, dass mit Youtube ein wunderbare Wissensammlung bereits vorliegt.

Warum ich Euch die Geschichte erzähle? Weil ich auf diese Weise wirklich Geld gespart habe und gleichzeitig etwas dazu gelernt habe. Und zwar alles nur mit der simplen Hypothese: Wenn der Chinese es zusammen bekommt, kriege ich es irgendwie auch wieder auf! Ich denke, dass wir uns als Menschen viel zu oft in eine Komfortzone zurückziehen. Da ist Technik, die wir vielleicht nicht verstehen und daher Angst haben etwas falsch zu machen. Wir sind daher eher bereit die Technik abzuschreiben und neu zu kaufen, anstatt dem ganzen eine Chance zu geben. Dabei leistet der Chinese am Fließband auch keine gute Arbeit, sondern ist eben vorwiegend günstig.

Als Gesellschaft daher schon traurig, wenn wir uns nicht zumindest der Herausforderung stellen bei einer abgeschriebenen Hardware einmal das Innenleben anzusehen. Und mal Hand aufs Herz: Spätestens mit dem Video, sollte das auch für einen ungeübten zu schaffen sein. Traut Euch einfach mal mehr zu und gebt solchen Sache eine Chance.

Natürlich würde ich niemanden ohne Erfahrung raten nun den Fernseher aufzuschrauben oder irgendwo bei zu gehen, wo hohe Spannungen anliegen. Dies sollte man einem Fachmann überlassen. Aber da wo es möglich ist, sollte man schon einmal einen Blick riskieren. Denn neben einer möglichen Ersparnis, bleibt eben auch ein gutes Gefühl – Das man nicht von anderen Abhängig ist, sondern so etwas auch selbst hin bekommt! Ein wenig mehr Selbstvertrauen bitte! :)

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Euer GermanBot

Ist ein bekanntes Problem bei den Logitech-Modellen (besonders bei der G500). Ich habe das bei der ersten auch repariert, musste es aber danach immer mal wiederholen. Irgendwann hat mich die Fummelei zu sehr genervt und ich habe eine neue besorgt...

Die MX518 damals hatte das Problem nicht. Die habe ich irgendwann mal verschenkt und es dann bereut. Die tut heute noch ihren Dienst bei dem Kumpel.

Geht doch! Alles richtig gemacht.

Posted using Partiko Android

Super dass du deine Maus repariert bekommen hast.
Meine letzte Maus ging glücklicherweise kurz vor Garantieablauf kaputt. :D

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