Loslassen für einen guten Durchschnitt

in #life7 years ago (edited)

Wer Leben ins Leben bringen will, muss das Festhalten-Wollen aufgeben. (Ernst Ferstl)


Habe festgestellt, dass mir in so vielen Punkten in meinem Leben das Loslassen wunderbar gelingt. Beim Entrümpeln von Sachen und Gedanken bin ich schon ein echter Profi (wie heißt eigentlich die weibliche Form von Profi, wenn man nicht "Professionistin" schreiben will?).
Beim Gewicht hingegen spiele ich eher noch in der Anfänger-Liga - leider.
Wenn es um Personen geht, da bin ich zwar noch kein Profi, aber auch da gelingt es mir mit jedem Tag besser und besser. Habe vor Kurzem eine mir früher sehr wertvolle Person losgelassen. Ja, auch Freundschaften muss man gelegentlich einem Update unterziehen. Ist nicht leicht gefallen, tut noch immer weh, weil ich in manchen Punkten nun mal so ein kitschig nostalgischer Mensch bin, aber es war nötig. Man entwickelt sich in unterschiedliche Richtungen, so ist das Leben. Man darf nicht in alten Erinnerungen hängen bleiben (wollen). Im Gegenteil.


Loslassen ist die Kunst, Vergangenes zur Ruhe zu betten und der Zukunft freien Raum zur Gestaltung zu überlassen. (Helga Schierling) 


Mir geht es ja des öfteren so, dass ich Beziehungen wieder loslassen muss. Ich war mit meinem berufsbedingt kosmopolitischen Ehemann die letzten Jahre viel unterwegs in der Welt, und habe viele Menschen kennen gelernt, meist ArbeitskollegInnen von ihm. Mit denen hatten wir in dieser Zeit eine gute Freundschaft. Aber sobald Jeder wieder im gewohnten Umfeld ist, hören sich solche Freundschaften meist sehr schnell wieder auf. Ja, wir müssen unsere Beziehungen, welcher Art auch immer sie sind, immer wieder einer Prüfung unterziehen. Manche Menschen kennt man einfach, die wird es immer geben. Aber wenn man mit Menschen eine intensivere Freundschaft hatte, und die auch nach Jahren, in einer Zeit wo man sich längst schon wieder entfernt hat, noch in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen pflegt, dann sollte man von Zeit zu Zeit überprüfen, wer da immer wieder den Kontakt herstellt. Wenn immer du es bist, dann frag dich mal, ob das wirkliche gegenseitige Interesse an dieser Freundschaft vorhanden ist. 


Es gibt natürlich auch die berühmte Ausnahme :-) : Eine Freundin hat neulich erzählt, dass ihre Mutter (knapp 90) des öfteren mit dem Mann (knapp 90) ihrer verstorbenen besten Freundin telefoniert. Jetzt hat aber ER sich bei seiner Tochter beschwert: "Immer muss ICH anrufen, SIE meldet sich NIE!" Die Töchter haben sich diese Geschichte natürlich erzählt und meine Freundin hat daraufhin zu ihrer Mutter gemeint, dass SIE doch auch mal IHN anrufen könnte. Darauf die Mutter: "Wo denkst du hin! Wie schaut denn das aus??? Ich kann doch nicht einfach einen Mann anrufen!"

Eigentlich auch wieder logisch ... nur eben nicht aus unserer Sicht. :-) :-) - Ich mach mir da jetzt aber nicht wirklich Sorgen. ER wird ohnehin bald wieder anrufen, wenn er was zu erzählen hat ... und das ist gut so!  



Warum ist es so wichtig, den Freundeskreis immer wieder einem Update zu unterziehen? Weil es eben nicht unbedeutend ist, MIT WEM wir unsere Zeit verbringen!


DU bist der Durchschnitt der 5 Menschen, mit denen du am meisten Zeit verbringst! 


Es gehört also wirklich gründlich überlegt, wessen Durchschnitt man sein will, egal ob privat oder beruflich.

Und übrigens, um es gleich vorweg zu nehmen: "Permanent" an eine bestimmte Person zu denken, die aber gar kein Interesse hat, bei dir zu sein - sorry, müsste "natürlich" heißen, "keine Zeit hat ... oder keine Möglichkeit, weil die Frau bzw der Mann sich ganz sicher nicht scheiden lassen wird" -, heißt leider auch, mit dieser Person Zeit zu verbringen. Und zwar ganz fiese Zeit ... Zeit, in der du dich nicht mal mehr selber wertschätzt, sonst würdest du das nicht zulassen. 

Ich sage das so deutlich, weil ich es im Freundeskreis erlebt habe ... obwohl ich gewarnt hatte ... Ich habe aber längst aufgehört etwas zu sagen, denn es nützt ohnehin nicht.
Wen die Liebe mal überfallen hat, den gibt sie nicht so leicht wieder frei - zumindest sicher nicht, bevor der Alltag eingekehrt ist :-).
Meist legt sie auch noch den Schleier der Verblendung über die Augen. Dieser Zustand ist zeitlos, das ist bei den Himmelalten ganz gleich wie bei den Jungen :-).
Und da ich nicht sicher sein kann, ob mich dieser Virus nicht auch in den nächsten Jahrzehnten noch überfallen wird, bin ich lieber gleich ruhig :-).



Ob die Familie, Eltern, Geschwister und nahe Verwandte zu den 5 Personen zählen, hängt davon ab, wie viel deiner Zeit du mit ihnen verbringst. Wenn du den prozentuell größten Teil deiner Zeit mit Ihnen verbringst, dann musst du sie dazu zählen. Nicht umsonst heißt es ja auch, dass das Elternhaus prägt. 

Jungen Eltern und Personen, die ihre Lieben pflegen, rate ich, nicht darauf zu vergessen, sich einen Ausgleich mit Freunden zu schaffen. Ich weiß, wovon ich spreche, ich habe 4 Kinder fast alleine groß gezogen. Ich habe mir Freundinnen eingeladen, selbst wenn der Wäscheberg noch so hoch war und ich wieder bis in die Nacht rein bügeln musste ... Oder ich habe zumindest lange Telefongespräche geführt, nur um ja den "Kontakt zur Außenwelt" nicht abreißen zu lassen. 


Schau dir in aller Ehrlichkeit die 5 Personen an, mit denen du am allerliebsten und allermeisten deine Zeit verbringst. 


Für mich persönlich zählt das Bedürfnis, die Zeit "gerne" mit einer Person zu verbringen noch viel gewichtiger, als "viel" Zeit mit einer Person zu verbringen. Denn wenn du mit einer Person gerne Zeit verbringst, den Kontakt auch immer wieder suchst oder herbeisehnst und vice versa, dann ist es kaum vorstellbar, dass diese Personen ein gänzlich anderes Weltbild hat als du. Weltbilder sind ansteckend :-).

Es ist OK so wie es ist - wenn du dabei glücklich und zufrieden bist.

Wenn du aber dein Leben verändern willst, dann musst du leider auch damit anfangen, dein Umfeld zu überprüfen und nötigenfalls zu verändern. 

Schicke aber jetzt nicht gleich alle deine Freundinnen und Freunde in die Wüste :-). Es genügt, wenn du deine Kontakte reduzierst.


Wir können die Menschen um uns nicht ändern, aber wir können ändern, mit welchen Menschen wir unsere Zeit verbringen!


Umgib dich mehr und mehr mit Menschen, die DAS Leben leben, das du auch leben möchtest.
Du musst jetzt natürlich nicht gleich Bill Gates fragen, ob er dein Freund sein will - Will er nicht, das kann ich dir schon mal verraten. :-)
Aber wenn dich zB nervt, dass deine Freundin bei absolut JEDEM Treffen oder Telefonat Länge mal Breite über ihre stets neuen Krankheiten und Wehwehchen jammert, während du auf die ewigen und nie endenden Krankheitsgeschichten absolut keine Lust mehr hast, dann solltest du diese Freundschaft hinterfragen. Oder Klartext mit deiner Freundin reden! Natürlich sind wir emphatisch, wenn eine Person wirklich krank ist. Aber den Hypochondern darf man die Stirn bieten - glaube nur ja nicht, dass das einfach und konfliktfrei abgeht. Aber wenn du es geschafft hast, dann ist es eine Erleichterung.

Und wenn Jemand bei dir die permanenten, also über Jahre laufenden Beziehungsdramen ablädt, nur um dann wieder nach Hause zu gehen und im selben Trott weiter zu leben, dann ist das doch ein deutlicher Missbrauch deiner Aufmerksamkeit. Das würde ich mir nicht mal als Therapeutin von ein und der selben Person über Jahre gefallen lassen.
Bin zum Glück keine Therapeutin - würde sich finanziell nicht lohnen bei mir :-) 


Umgib dich mit Menschen, die das Leben lieben. Die positiv in die Zukunft schauen. Die Visionen haben, die auch mal zufrieden sein können, die DICH ebenso wertschätzen wie du sie, …


Umgib dich nicht mit Energieräubern! 

Umgib dich nicht mit Zeitdieben!


Das setzt natürlich voraus, dass du weißt, womit du deine Zeit sonst verbringen willst. Aber damit befassen wir uns in einem nächsten Beitrag.

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Eine wichtige Errinerung für uns alle. Danke für diesen Beitrag @wunderland.

Freut mich, dass dich mein Beitrag zum Nachdenken angeregt hat. Ja, wir müssen immer wieder mal inne halten und ein Update machen ... auf vielen Ebenen. Das hört nie auf!
Wünsche dir eine besinnliche Weihnachtszeit!

Auch von mir ein Danke. Ich meine es werden immer mehr, welche sich jener Form des Ausmistens zu stellen haben, da man merkt, das Umfeld entspricht einem nicht mehr selbst; das Umfeld prägt ja bekanntlich die Gene.

Das mit der 5 finde ich interessant, und lässt einen ganz gut darüber reflektieren. Danke dafür liebes Wunderland.

Dein Post und schließlich das kommentieren dazu, hat mich dazu bewegt folgenden Post zu verfassen:) Danke dafür! https://steemit.com/bewusstsein/@tlaboom/dns-als-traeger-deiner-selbst-dein-umfeld-praegt-die-gene

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