Lebensmittelretten auf Festivals - eine Art Howto
Mit dem Frühling kommt die Zeit der Festivals. Egal, ob groß oder klein, immer fallen auch Lebensmittelreste an. Ein perfektes Szenario, um Lebensmittel zu retten, egal ob es nun ein kleines, ein Street Food Festival oder ein größeres Festival ist. Mit der Größe des Festivals steigt eigentlich nur der logistische Aufwand.
Ein paar wichtige Unterschiede zum alltagsmäßigen Lebensmittelretten bei Märkten, Bäckereien und so gibt es schon. Vor allem sind Zusammensetzung und Mengen ein bißchen anders. Es gibt aber auch einen großen Vorteil: man holt einmal oder ein paar Mal ab und dann ist das Festival erstmal für ein paar Monate erledigt. Es müssen also für maximal eine Woche Leute rekrutiert werden, die abholen können.
Ein großer Nachteil: es kann sehr spät am Abend werden. Welcher Fairteiler hat dann noch offen? Keiner. Also muß auch für alternative Kühlmöglichkeiten gesorgt werden. Vom u.U. langwierigen Weg nach Hause, wenn man nicht mit dem Auto kommt und der letzte Bus schon weg ist, ganz zu schweigen.
Was rettet man eigentlich auf Festivals?
- Teig (Hefe- oder Crepes-Teig, manchmal beides)
- Joghurt
- zubereitete Speisen (Nudeln mit irgendwas, Reis oder Couscous als Beilage, Currys, Suppen, belegt gebackene Fladenbrote, Röstkartoffeln, evtl. auch gebratene Würste oder Fleischstücke)
- geschnittenes Gemüse
- Brot/Brötchen
- Eier (ggf. auch als Vollei in der Tüte)
- seltener Getränke oder Kuchen oder Schokofrüchte
Und wie geht das jetzt genau?
Wichtig sind Transportbehältnisse. Und damit meine ich jetzt nicht die 1,5l-Tupperbox, in der ihr sonst das geschnittene Gemüse für die Suppe aufbewahrt (obwohl die bei einem kleinen Event durchaus hilfreich sein kann). Nein, ich meine Eimer ab 5l Fassungsvermögen. Diese muß man sich im Voraus organisieren, z.B. bei Gastronomen, die man kennt. Wenn man freundlich mit Vorlauf nachfragt, legen die einem auch Eimer mit Deckel zur Seite, anstatt etwa die Deckel wegzuwerfen. Deckel sind wichtig, weil man u.U. Eimer stapeln muß.
Ein andere andere wichtige Transporthilfe sind Fahrradanhänger oder Lastenräder. Besonders dann, wenn ihr kein Auto habt. Fahrradanhänger kann man auch in der S-Bahn mitnehmen; Lastenräderverleihe gibt es in jeder größeren Stadt. Als grobe Faustregel ersetzen 2-3 Lastenräder oder Anhänger kapazitätsmäßig einen Kleinwagen.
Geplant werden müssen auch Kühlmöglichkeiten. Im Extremfall kommt ihr nämlich mit 5 Eimern Joghurt, 3 Eimern Couscous, 2 Eimern Curry und anderem mehr von der Abholung und bringt gerade mal den Kleinkram im WG-Kühlschrank unter. Es ist nachts und der Fairteiler zu. Ihr wollt aber das Essen in den nächsten Tagen noch verwerten (z.B. beim gemeinsamen Kochen in großer Runde) oder über Essenskörbe weitergeben.
Es hilft nichts, ihr müßt ein Vereinshaus ansprechen, ob ihr dort die Sachen zwischenlagern dürft. Auch das muß mit Vorlauf geschehen.
Wenn das alles organisiert ist und sich annähernd genug Freiwillige gefunden haben, die sich zur vermuteten Zeit frei machen können, dann spricht man - im Fall eines Erstkontaktes - den Veranstalter des Festivals an. Bei einer wiederholten Abholung kann diese Ansprache entfallen, das hängt vom Festival und dessen Größe bzw. dem zeitlichen Verlauf ab. Ist alles mit dem Veranstalter geklärt, dann muß man "nur" mit dem Team ein bis zwei Stunden vor geplantem Festivalende am jeweiligen Tag am Platz des Geschehens sein und die Standbetreiber ansprechen, ob und wann man zum Abholen kommen darf. Ja, es ist so langwierig. Ggf. ergibt sich noch die Chance, das Festival selbst ein bißchen während der Wartezeit zu genießen. Nur selbst Alkohol trinken sollte man dann nicht.
Wenn der Abholzeitpunkt da ist, muß es schnell und fix gehen. Nicht nur, weil die Standbetreiber auch Feierabend machen wollen, sondern auch, weil ggf. mehrere Stände parallel abzuholen sind. 6 Personen sind also das Minimum und idealerweise hat zumindest einer ein Auto dabei.
Es hilft auch, im Vorfeld vom Team abzufragen, wer ein Auto oder Lastenrad/Fahrradanhänger hat, und die Belegung der Abholzeiten entsprechend zu planen.
Unter Umständen muß in der Nähe des Festivalplatzes die Verteilung unter den Foodsavern geschehen. Dafür sind Kellen oder andere Hilfsmittel zum Umschöpfen der Speisen mitzubringen. Es muß nicht jeder einen 5l-Eimer Curry mitnehmen, hier dürfen und sollen auch kleinere Plastikgefäße verwendet werden. Jeder sollte nur soviel mitnehmen, wie er selbst zeitnah verbrauchen oder weiterverteilen kann.
Und was geschieht mit diesen Mengen?
Wir haben es uns in Freising zur Gewohnheit gemacht, daß wir in der Woche nach einem großen Festival zu einem Treffen einladen, bei dem gemeinsam gekocht und gegessen wird. Dabei kochen und essen zwischen 20 und 30 Leuten mit. Eine gute Gelegenheit, um Freunde und Bekannte einzuladen, die Foodsharing noch nicht kennen. Die Reste, die dann noch da sind, werden wieder verteilt (in privat mitgebrachte Gefäße). Wer Eimer mit Inhalt dagelassen hatte, nimmt diese jetzt (in der Regel leer) mit.
Alles in allem sind Festivaltermine ein gutes Terrain zum Reinschnuppern oder Kennenlernen anderer Foodsaver.
ich nutze bei Festivals immer, das wir immer zu 20 dort sind, meist sämtliches essen sowieso aufgebraucht wird. Aber falls was übrig bleibt, es gibt oftmals Foodsharing zelte oder Möglichkeiten die der Tafel ähnlich sind. Nahrungsmittel abzugeben. Man kann auch so in diese Zelte gehen und sich mal was leckeres holen, was andere so dort lassen. Ich find essen sollte auch nicht weggeworfen werden. es gibt immer eine Möglichkeit..
Top und danke für die neuen Erkenntnisse.
Achso, von der Seite kenn ich das nicht, da ich nie selbst auf Festivals gefahren bin. Von daher schrieb ich auch nur von den Festivals, bei denen ich tatsächlich bei Abholungen dabei war.
Nicht immer leicht zu verwirklichen, aber eine tolle Sache! Manche Festivals sind da einfach zu groß... Aber toll, dass ihr das so gut hinbekommt!!!
🤗
Ich glaub, für die ganzen großen gibt es bundesweite AGs ...