Elagabal Kind –Kaiser – Gott

in #kurzgeschichte6 years ago (edited)

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Kulturgeschichtlicher Roman by Ydrah Snail

Vorwort:

Am 8. April des Jahres 217 n. Chr. wurde der römische Kaiser Marcus Aurelius Bassianus, genannt „CARACALLA“ auf dem Weg zu einer Pilgerfahrt im vorderen Orient, Opfer eines Attentates. Er war der Sohn des Kaisers SEPTIMUS SEVERUS und regierte das Riesenreich 6 Jahre und vier Monate lang wenig rühmlich. Er war ein tollwütiger, halb wahnsinniger Des-pot und sein einziger Verdienst war der Bau der berühmten „Caracalla-Thermen“ in Rom.
Der Jurist und Gardepräfekt Macrinus, ein ganz unbedeutender Mauretanier hatte die Ermor-dung angeordnet und sich und seinen Sohne Diadumenianos zum Kaiser bzw. Cäsar ernannt.
In Emesa, dem heutigen Homs in Zentralsyrien lebten jedoch noch die Angehörigen des Sep-timius Severus. Es waren dies Julia Soamias und Julia Mammaea, Tochter des Julia Maesa. Die wiederum eine Schwester, der durch Brustkrebs verstorbenen Kaisein Julia Domna war, der Witwe des Septimius Severus.
Sie gaben die Sache der syrischen Dynastie noch nicht verlorenen und sowohl Julia Soamias, wie auch Julia Mammaea gedachten, ihre Söhne auf den Thron zu bringen. Die Soaemias den ersten 14 jährigen Marcus Aurelius Severus Alexander.
Varius Avitus war ein eheliches Kind des Syriers Varius Marcellus und der Soaemias. Aber jetzt , in der allgemeinen Unruhe, erklärte die verschlagene Großmutter Maesa, Vaius Avitus sei unehelich und das einzige leibliche Kind des ermordeten Kaisers Caracalla. Damit war Varius Avitus ein Severer Und nur ein Severer, der den Beinahmen Antoninus verdiente, konnte somit nur der wahre Kaiser sein. Der Großmutter war also der Thron für den Enkel wichtiger, als der Ruf ihrer Tochter. Und die Tochter setzte sich einfach dem Skandal, der Schande und dem Klatsch aus, um ihren Sohn als Kaiser zu sehen.
Ein enger Freund des Avitus unterstützte das Ganze indem er die Truppen des Macrinus auf-wiegelte und Zwietracht unter die Soldaten brachte.
Sein Name war Pontius Valerius Comacon Eutychianus und er sollte unter der Regierung des Varius Avitus zum mächtigsten Manne Roms werden. Varius Avitus war ein weibischer Jüng-ling, und gab gerne und leicht Geld aus, Er war sehr schön und übte, obwohl noch sehr jung, bereits das Amt des Hohenpriesters des Gottes Elagabal aus. Dieser Kult war im Orient weit verbreitet und ging in seinen Ursprüngen auf den alten Sonnengott Baal zurück, den man aus der Bibel kennt, Schon Caracalla hatte dieses Amt einst ausgeübt. Die Rituale dieser Religion waren farbenprächtig orgastisch und voller Glanz und Musik und deshalb bei den Soldaten sehr beliebt und der Tempel auf dem Burgberg in Emesa niemals leer.
Elagabal war ein Sonnengott und wurde in der Form eines konischen Steines angebetet, „ der vom Himmel gefallen war“. Es handelte sich also um einen Meteoriten, en richtiges Stück „Sonne“, dass hier verehrt wurde.
Und dieses Kind an der Spitze des Weltreiches Roms wurde das raffinierteste Untier, das ja auf dem römischen Thron saß, eine wahre Ausgeburt der Hölle in seinen exzentrischen Aus-schweifungen, an Erfindungsgeist im Verrückten und Abseitigen selbst solche Teufel wie Caligula oder Nero weit in den Schatten stellend.

Anmerkung des Verfassers:
Die Idee zu diesem Buck kam mir beim Studium der römischen Geschichte. Mir fiel auf, da über sämtliche Kaiser ausführliches Material vorhanden war, mit Ausnahme des Kaisers ELAGABAL. Hier schwiegen sich die meisten Sachbücher aus.Man übergeht einfach die hast fünfjährige Regierungszeit oder stellt sie nur kurt vor, Selbst inder „Historia Augusta“, dem wohl bekanntesten antiken Werk römischer Geschichte und Kultur findet sich nur ein unbedeutend kleiner Beitrag über die Annalen und Viten des Elagabals. Um so ausführlicher jedoch die Biographie seines Vetters und späteren MitregentenSeverus Alexander. Lediglich Marius Maximus schrieb in ihren Büchern etwas ausführlicher.Ich habe mehr als drei Jahre recherchiert, sämtliche Bibliotheken, Universitätsbüchereien, sowie eine Fülle antiker Quellen benutzt, um ein möglichst lückenloses Bild über die Regierungszeit des Elagabals zu erhalten.Um dem Leser diese Biographie näher zu bringen und möglichst in spannender und realistischer Form das Geschehen zu erzählen, wählte ich den Stil des Romans. Alles in diesem werk ist ungewöhnlich, manchmal absurd, ja sogar widerlich und bis an die Grenze des Verstand gehend, jedoch so war es und so hat es sich zugetragen, damals im Jahre 971 nach der Gründung Roms oder 218 n. chr. als all dies begann....Die historischen, kulturgeschichtlichen und zeitgenössischen Ereignisse sind weitgehend gewahrt, die Einzelheiten jedoch miteinander verschmolzen worden. Personen und Ereignisse entsprechen im großen und ganzen der Historie.
Der Verfasser

Kapitel 1

Es war ein sonniger, flirrend heißer Frühlingstag, dieser 16. Mai des Jahres 218 nach unserer Zeitrechnung. Das große Legionslager Raphaneae, unweit der Stadt Emesa in der kargen, steinigen Landschaft Zentralsyriens gelegen, bot ein Bild heller Aufregung,Im großen Innenhof hatte sich eine Menschen menge versammelt. Es waren Soldaten, Zivilisten, Händler, Freie und Unfreie, Sklaven und Herren, Bürger und Edelleute. Sie alle hatten sich um einen Karren gescharrt, welcher in der Mitte des Platzes stand und auf dem einjunger Mann mit großen Gesten das Wort führte.Dieser Mann war der Sohn eines Freigelassenen und hieß Pontius Valerius Comacon Eutychianus. Er stammte aus Griechenland und übte das Amt eines Kassierers im Tempel des Gottes Elagabal auf dem Burgberg in Emesa aus. Er war der beste Freund des Hohenpriesters.Jetzt schaute er in die Runde, warf die Arme hoch und rief mit lauter Stimme: „ Dieser Macrinus und sein Söhnchen Diadumenianus haben Euren Herrn, Euren Divus , den göttlichen Caracalla ermorden lassen und Ihr huldigt ihnen auch noch, was seid ihr nur für Menschen? Habt Ihr vergessen welch ein Leben Ihr unter seiner Regentschaft geführt habt? Nun hat euch Macrinus teilweise degradiert, die Strafkompanien waren noch nie so gefüllt, er kürzt euch den Sold, er erpresst die Händler, kurz er führt sich auf wie ein elender Despot. ZurHölle mit Macrinus, täten ihn und sein Söhnchen!“ Immer lauter wurden die Drohungen und Beschimpfungen.Da gebot Eutychianus mit einer Handgebärde ruhe und als dies nichts bewirkte, forderte er diePosaunenbläser auf zu blasen. Endlich kehrte Ruhe ein und er fuhr fort: “Ich fühle mit Euch, Kameraden, und ich habe eine Nachricht für Euch, die wird Euch sofort entzücken. Gestern sprach ich mit dem jungen Avitus, Ihr wisst , dem Hohenpriester des Elagabal.Ich war in seinem Tempel und traf Ihn dort im Gebet. Seine Mutter Soaemias und seine Großmutter, die von uns alles verehrte Julia Maesa, die Schwester der göttlichen Julia Domna“, hier brauste der Jubel auf und wollte nicht enden. Domna war eine Legende. Sie wardie Gattin des großen Kaisers Septimius Severus und Mutter des Kaisers Caracalla und galt im ganzen Land als große, edle Frau, die von allen geliebt und verehrt wurde, Leider war sie im vergangenen Jahr einem Brustkrebs erlegen und Ihr Tod war von ganz Rom betrauert worden. „ Ja Freunde, Schwester der Großen Domna“, wiederholte Eutychianus voll sich seiner Wirkung auf des Publikum bewusst „ und sie hat mir ein Geheimnis anvertraut, über das sie bis gestern geschwiegen hatte, weil sie zu bescheiden war. Nun dürft auch Ihr es erfahren: Avitus ist nicht der Sohn des Macellus, er ist nur der Stiefsohn, „ hier machte er einekurze Pause blickte ins weite Rund um dann fortzufahren“ er ist der leibliche und einzige Sohn... Caracallas !!!“ Ein gewaltiger Aufschrei entstieg tausender von Kehlen. Dies war wahrlich eine Botschaft die einschlug.Ein leiblicher Sohn des ermordeten Kaisers, wer hätte das gedacht, ein echter Andonine, ein neuer Herrscher, ein wahrer Herrscher. Die Menge schäumte über vor Freude. „ wir wollen Avitus, wir wollen Avitus, es lebe der neue Kaiser“, so klang es immer wieder. Sie wollten ihnhaben, ihn zum Kaiser ausrufen, die Legionäre der III Gallicia! Zur gleichen Zeit etwa 80 km nördlich von Emesa im Feldlager des Kaisers Macrinus. Eine Anzahl Offiziere und Unteroffiziere warteten auf die Ankunft des Kaisers. Sie standen im Zeltum einen großen Tisch, auf dem sich eine Karte befand, welche die Umgebung zeigte und auf der sich auch das Feldlager des Pantherkönigs Artabanos, mit dem Macrinus einen wenig rühmlichen Frieden abgeschlossen hatte, ja man hatte ihm sogar große Geldgeschenke gemacht um das Schlachten zu beenden und Macrinus ließ sich dennoch als Sieger feiern, eingezeichnet war.Laute Stimmen und Trompetensignale kündigten die Ankunft des Kaisers Oppelinius Macrinus an. Die Offiziere begaben sich vor das Zelt, um ihren Divus zu begrüßen. Durch die
Zeltreihen sprengte eine Reiterschar in deren Mitte man den Streitwagen des Kaisers erkennen konnte. Mit einem herrischen „halt“! gebot der vorausreitende Centurio der Scar dasAnhalten. Mühsam verließ Macrinus seinen Wagen und näherte sich dem Offiziersstab. Macrinus war von mittlerer Statur, hager und hinkte leicht. Er zählte 57 Jahre, hatte eine Glatze und trug einen kurz gestutzten Vollbart nach Art der Antonine sein weißer Mantel war schlicht und die einzige Zierde waren seine Stiefel, die aus weichem Wildleder gefertigt und mit messingfarbenen Nieten beschlagen waren, „ Ave Cäsar,“ begrüßten ihn seine Offiziere. Er trat ohne zu verweilen sofort in das Zelt, nahm sich einen Krug mit Wasser, der auf einem kleinen Tischchen stand und trank einen kräftigen Schlick. Dann schaute er in die Runde und sprach mit affektiert leiser Stimme:“ Wie ich erfahren habe, murren die Soldaten weil ich ihren Sold gesenkt habe, aber wir müssen alle etwas kürzer treten, ist es nicht so?“ „Ja , Herr“ antwortete einer der nächststehenden, ein Tribun von Rang.“ Es ist aber nicht nur der Sold“ fuhr er fort, „ die Legionäre schämen sich über den ihrer Meinung nach schäbigen Sieg über die Parther!“ „Schäbiger Sieg?“ Der Kaiser erhob seine Stimme „ sie sollen froh sein, dass das sinnlose Kämpfen beendet ist.“ Daraufhin trat betretenes Schweigen ein, Auch die Offiziere waren der Meinung, dass es nur ein halbherziger Sieg war und König Artabanos der V. sich wohl im Stillen in’s Fäustchen lachte. Doch keiner wagte seine Meinung kundzutun. „nun denn,“ ergriff der Kaiser wieder das Wort, „ Lasst uns fortfahren. Wir müssen unsere Reise nach Rom besprechen, der Senat erwartet uns im Herbst.“Die Besprechung dauerte bis in die frühen Abendstunden, nur unterbrochen durch die Einnahme eines Imbisses,, als plötzlich Unruhe im Feldlager erstand. “Was ist da los?“ Fragte der Kaiser und sofort liefern einige der Soldaten aus dem Zelt um zu sehen, um was es ging. Ein Reiter näherte sich dem kaiserlichen Zelt und die Art, wie er sein Pferd antrieb zeigte, dass der Anlass wohl ein gewichtiger sein musste. Der Ankömmling, es war ein Bote was man an seiner Umhängetasche erkennen konnte, stieg vom Pferd und völlig fertig, heftig schnaufend und nach Luft schnappend, betrat er das Zelt. Er warf sich vor Macrinus auf den Boden und sprach mit zitternder Stimme:“ Verzeiht mir oh Herr, ich bringe schlechte Nachrichten, aus Emesa, man hat einen neuen Cäsar ernannt!“ „Was höre ich da?“ Der Kaiser war aufgesprungen und griff sich an die Brust,“ sprich!“ „ Es ist der junge Hohepriester der Stadt, der Sohn des Caracalla!“ „Sohn des Caracalla?“ Seit wann hatte Caracalla einen Sohn?“ Der Kaiser setzte sich schwer atmend in den Sessel, dann blickte er den Boten lange an ehe er fortfuhr:“ Wir werden das klären.“ Mit einer Handbewegung vertrieb er die Offiziere,“ ich muss jetzt alleine sein , ich muss nachdenken „ dann ganz nebenbei, ohne auchnur aufzublicken, „ tötet diesen Boten!“ Der junge Bote ergab sich sofort ohne Klagen oder Gefühlsregung seinem Schicksal, er schien es geahnt zu haben, denn bei schlechten Nachrichten drohte Boten in der Regel der Tod, so war es nun mal!Der gesamte Offiziersstab hatte sich derweil auf dem Platz der Fahne versammelt und beratschlagte, wie es nun weitergehen sollte. Misstrauisch beäugten die Legionäre Ihre Vorgesetzen, wohl ahnend, dass bald etwas unvorhergesehenes eintreten möge! Was war geschehen? Nachdem Eutychianus im Legionskastell seine Rede zu den Soldaten beendet hatte, war er zusammen mit einigen Veteranen und Freigelassenen in direktem Weg zum Palast der Julia Maesa gegangen. Wie immer wurde er an dem Tor vom Türschließer begrüßt, man kannte ihn ja bestens, Seinen Kumpanen empfahl er draußen zu warten, er wolle zuerst mit den Angehörigen des Avitus sprechen. Er trat durch die kleine Vorhalle, in welcher sich einige Bedienstete befanden, die mit allerlei handwerklicher Tätigkeit beschäftigt waren, durch einen mit Säulen und Bögen geschmücktenFlur, bis er die große Wohnhalle erreiche. „ Was gibt es?“ Die Freu mit dem Knoten im Haar blickte ihn gelangweilt an. Es was Julia Soaemias, die Mutter des jungen Avitus. Sie war etwa36 Jahre alt und von herber Schönheit. Sie trug ein lila farbenes Kleid, welches an ihrer rechten Schulter mit einer goldnen Spange in Form eines Aureus, eines Goldstückes in vergrößerter Gestalt , befestigt war. Ihr Teint war von der typischen fahlen, gelbbräunlichen
Farbe, wie sie allen Arientalen zu eigen ist. Nun bot sie Eutychianus einen Platz an und griff zu einem Klöppel, mit welchem sie auf einen kleinen Gong schlug. Ein fast nackter Sklave erschien und verneigte sich stumm vor ihr. „ Bring Wein!“ Herrschte sie diesen an. Ohne zu zögern begann Eutychianus zu sprechen:“ Ich bringe Euch eine frohe Botschaft Herrin, doch des wäre von Vorteil, wenn auch Eure Mutter zugegen wäre.“ „warum dies?“ „Es geht Euch alle an, Ihr werdet Augen machen.“ Julia Mammaea ist nicht im Hause, Mutter ist im Bad, so dringend wird es wohl nicht sein oder doch?“ Äußerst dringend, ich will auch Avitus und Severus Alexander, alle sollen herkommen!“Nach dem Soaemias wiederum ihrem Sklaven geläutet hatte und diesem befahl, die gewünschten Personen zu rufen, griff sie noch einem Becher mit Wein und trat in den Saal. Eswaren dies Julia Maesa, Severus Alexander, sein Lehrer Gannys, der der Geliebte der Soaemias war und gleichzeitig auch der Lehrer des Avitus , sowie ein Schreiber und zwei bildschöne Sklavinnen. Avitus begrüßte aufs herzlichste seinen Freund. Beide umarmten sich und nach den üblichen Begrüßungsfloskeln kam man zur Sache. „ Ich habe Dich zum Kaiser ausrufen lassen Avitus, „ begann Eutychianus ohne Umschweife,“die Soldaten sind auf unserer Seite, ich habe alles in die Wege geleitet.“ „Wie das?“ Großmutter Maesa war entzückt, sie konnte es nicht fassen,“ wie hast Du das geschafft?“ „ Ich habe Avitus als leiblichen Sohn des Caracalla ausgegeben , nun liegt es nur an Euch, dem Ganzen och den letzten Schliff zu geben und unter die Leute zu bringen,“„Ich soll ein Verhältnis mit meinem Onkel gehabt haben, wofür hält Ihr mich?“ Wütend stieß Soaemias die Worte hervor. “Schämen sollet Ihr Euch!“ „Schweig!“ Herrschte ihre Mutter sie an, “endlich haben wir unser ziel erreicht, lasst die Leute doch denken was sie wollen, wir werden die Macht haben, die Macht über die Welt. Ich danke Dir Valerius, Du bist ein wahrer Freund.“ Avitus war aufgesprungen, er konnte alles nicht fassen, „ist es wahr?“ „Ja, Avitus, wir müssen nur noch Macrinus besiegen, dann steht uns nichts mehr im Wege.“Valerius Eutychianus biegte jetzt ehrfurchtsvoll sein Haupt dann sprach er :“ Es lebe Marcus Varius Aurelius Antonius Bassianus unser Kaiser und Herr!“Avitus war gerührt. Sein hübsches mädchenhaftes Gesicht straffte sich, seine türkisgrünen Augen schlossen sich langsam, er genoss es sichtlich, die wildesten Gedanken durchströmten sein Hirn , er würde Kaiser sein, Herrscher und Gott, welch eine Wonne. „ Was wird Vater dazu sagen?“ warf er nun ein, „wie sollen wir es ihm erklären?“ „Ich regle das,“ sagte seine Mutter, “Masius Marcellus hat sowieso nicht s zu melden, ab heute bist Du der Sohn des Divus Antonius und Enkel des Divus Severus, Ave Cäsar!“...Nun ging alles rasend schnell, Eutychianus hatte seine Leute angewiesen, alle Vorbereitungen zu treffen um den Einzug des Kaisers und die Proklamation im Lager vorzubereiten. Mittlerweile hatte sich die Kunde in der ganzen Stadt herumgesprochen und eine große Menschenmenge säumte bereits die Straßen und Plätze, an denen Avitus und sein Gefolge vorbeikommen würde. Eiligst wurden die Kleider gewechselt. Man zog die schönsten Gewänder an und besonders Avitus kleidete sich in allerfeinste purpurrote Seide. Sein Hofmeister Myrismus, ein ganz verschlagener und hinterlistiger Mauretanier riet ihm zu einem Diadem, welches er in seine Haare flechten sollte, um seine märchenhafte Schönheit noch mehr zu unterstreichen., Man schminkte ihn und salbte seinen ganzen Körper mit teuersten Ölen und Spezereien.Sein Lehrer und Erzieher Gannys war indessen bereits im Legionslager erschienen um die Soldaten auf den Empfang ihres Herren vorzubereiten. Die Lagerstraße wurde mit Palmzweigen und rasch herbeigeschafften Blüten und Blumenblättern geschmückt, ja selbst Girlanden aus Lorbeerblätter hatte man besorgt. Da es nun bereits dämmerte, man schrieb immer noch den 16.Mai holte man Fackeln, Lampen und Leuchten herbei um dem Ganzen einen möglichst feierlichen und auch optischen Glanz zu verleihen. Überall wurde bereits gefeiert, Eutychianus hatte Unmengen von Wein bringen lassen und die Masse wartete schon ungeduldig auf das Erscheinen ihres Augustus.
Endlich war es soweit,. Vom Palast der Severer setzte sich der Zug in Bewegung. Voraus zogen die Posaunenbläser und Trommler in perfektem Gleichschritt. Dann folgten eine Schar von festlich in weiß gekleideten Frauen und Mädchen, welche eine wundersame Weise zum Spiel von Zimbeln, Flöten und Schalmeien sangen. Es waren Choräle, die dem Gott Elagabal gewidmet waren und ein fast jedermann hier in Emesa kannte. Hinter den Mädchen sah man die Reitereskadron, die nur mit Mühe die tänzelnden Pferde in Zaum halten konnten. Jetzt ging ein Raunen durch die Menge: Die Kampfwagen der III. Gallicia! Ausgesuchte schönen Fahrzeuge im Vierergespann mit prächtig aufgezäumten Pferden, teil Rappen, teils Schimmel.Und schließlich kam er selbst, Marcus Aurelius Antonius, so wolle er sich selbst als Kaiser nennen, auf einem herrlich geschmückten Streitwagen stehend, neben ihm seine Mutter Soaemias und Großmutter Maesa. Der Jubel war unbeschreiblich. Unverkennbar war die Ähnlichkeit des 14 jährigen mit Caracalla. Zuerst zaghaft, dann freudig winkend begrüßte Avitus seinen Untertanen, Die Soldaten, welche rechts und links von ihm neben dem Wagen marschierten, hatten Mühe die Leute zurückzudrängen. Hinter des Kaisers Wagen folgte ein weiterer, In diesem standen ‚Julia Mammaea und ihr Sohn Severus Alexander. Auch sie wurden vom Volk umjubelt. Alexander war besonders beliebt bei dem gemeine Volk und den Legionären, weil er oft mit ihnen verkehrte und sich ihrer Sorgen und Nöte annahm und dies, obwohl er erst 11 Jahre alt war.Den Schluss bildeten Abordnungen vom Stadtrat, der Statthalter war in Rom abwesend, und Auxiliarverbände, bunt gemischte Soldaten aus dem gesamten vorderen Orient. Nun hatte der Zug das Tor des Lagers passiert, auch hier tauende von freudig erregten Menschen , und schon bog er auf dem Großen Innenhof ein, wo man anhielt. Der Kaiser stieg von Wagen nicht ohne vorher nochmals seine Mutter und Großmutter freudig zu umarmen. Dann erkommer eine eigens für diesen Anlass erbaute Tribüne.Hier standen bereits Gesandte aus verschiedenen Provinzen und Ehrenbürger der Stadt um ihm zu huldigen. Ein Präfekt, ein altgedienter Veteran der Legion „Antoninae“, der „Ehrenhaften“, die einst unter Antonius Pius gedient hatte, sprach die Erkennungsformel.Nachdem der offizielle Teil unter dem tosenden Beifall der Menge beendet war, hob Avitus beide Arme zum Himmel empor und begann mit fester und lauter Stimme zu reden:“ Meine Freunde, ich danke Euch allen, Gott Elagabal hat mich zu Euch gesandt, damit ich herrsche über Rom und das Imperium. Ich verspreche Frieden und Wohlstand, ich wünsche keine Titel,die von Krieg und Blutvergießen herleiten, vielmehr genügt es mir, wenn man mich Pius oderFelix ruft!“ Die masse tobte. Bisher hatten viele von ihnen nur Imperatoren erlebt, die von Kriegen und Ruhm, Schlachten und Eroberungen , Unterdrückung und Joch besessen waren, und nun ein solcher! Besonders das einfache Volk schätzte dieses, denn sie waren es, die in Krisenzeiten die Lasst zu tragen hatten. Der Kaiser sprach noch eine Weile und schloss dann seine Rede mit den Worten:“ Lang lebe Rom, lang lebe das Imperium!!!“Unter dem Geleit von Hunderten von Fackelträgern ging es zurück zum Palast der Severer. Langsam kehrte wieder Ruhe ein, im Lager, wie auch in der Stadt. Es war weit nach Mitternacht, als sich die Familie des Kaisers im großen Saal des Palastes zusammensetze und man das Geschehen gebührend feierte. Speis und Trank gab es reichlich und Musikanten und Tänzer spielten auf. Avitus war müde geworden. Der Morgen graute. Der Kommandant des Legionslagers von Raphaneae, ein gewisser Julianus, war als Präfekt auf Befehl des Macrinus zum Lager des Perserkönigs gereist und erfuhr hier, von den Ereignissen in Emesa. Er, der dem Macrinus nahestand, brach unverzüglich auf, um das Legionslager zu erstürmen und demSpuk ein Ende zu bereiten. Er wusste, dass die Garnison nur über drei Kohorten verfügte, etwa 2000 Mann, dazu kamen noch die Stadtsoldaten mit 1000 Mann und etwa 500 Soldaten Miliz. Er aber hatte 7500 Legionäre zur Verfügung und deren Moral war weitaus besser, als die, der nun schon seit zwei Jahren in Untätigkeit liegenden Kastellbesatzung. Es würde ein leichtes Spiel sein, Nun zog er im Eilmarsch nach Süden.
In Raphaneae hatte man natürlich das Nahen der Truppe des Julianus schon erfahren und Gannys, der von ‚Avitus zum Lagerpräfekten ernannt war, ließ in aller Eile die Befestigungenüberprüfen und instandsetzen. Die Waffen wurden zur Verteidigung bereitgelegt und aller Augen richteten sich nach Norden, von dort musste Julianus kommen.Es war bereits hoher Mittag, als Eutychianus in den Palast der Severer trat und mit der Familie die nächsten Stunden besprach, er hatte noch einen Triumph im Ärmel und den wollte er im äußersten Notfall ausspielen. Schnell ließ er von einem Zeugmeister ein ledernes Brustharnisch anfertigen und dem jungen Kaiser anpassen, Er hatte ein Bild des Caracalla vor sich und genau nach dessen Kriegskleidung ließ er auch die Rüstung für Avitus fertigen. „Die musst Du anziehen,“ sprach der zu diesem „ und dann müssen wir in s Lager.“ „Was hast Du vor?“ fragte der Kaiser.“ Ich will Dich im richtigen Augenblick einsetzen, Du wirst schon sehen, lass mich nur machen!“Etwa gegen 16 Uhr sahen die Männer auf den Wällen von der Heerstraße im Norden eine große Staubwolke. Es war das Herr des Julianus, das sich nun auffächerte und bereit machte zum Angriff. Gespannt und auch ängstlich starrten die Soldaten des Lagers auf die anrückenden Legionäre, von denen sie viele persönlich kannten, denn schließlich gehörten diese ja ebenfalls zum Lager.Nur noch wenige hundert Meter trennten die Kontrahenten, als Julianus das Signal zum angriff gab und unter lautem Kriegsgeschrei stürmten seine Männer vor. Der Kampf begann...Ein Schauer von Pfeilen und Wurfspeeren prasselte auf die Angreifer hernieder, doch die geübten Krieger fingen die meisten Wurfgeschosse mit ihren Schilden auf. Julianus hatte das Lager Von drei Seiten angreifen lasen, Er kannte die Schwachstellen, denn es war ja sein Kastell. Doch auch Gannys hatte dies frühzeitig erkannt und insbesondere die Wallkrone befestigen lassen, indem er sie mir angespitzten Pfählen bewehrt hatte. Schon brachten die Soldaten Leitern an und die ersten erklommen bereits an vielen Stellen die Wälle. Es sah nichtgut aus für die Verteidiger. Doch dann geschah etwas unerwartetes. Mitten im Kampfgeschehen stockten die vordersten Angreifer. Wie gebannt schauten sie auf die Wallkrone, Dort trug man auf einer Leiter einen Person heran. Es war der junge Kaiser! Neben ihm hielten die Soldaten ein überlebensgroßes Gemälde, welches den jungen Caracallazeigte und die Soldaten meinten, dieser wäre auferstanden, so ähnlich war die Statur, das Gesicht und nicht zuletzt die Rüstung und der Mantel mit Kapuze, der sog. „ Caracalla“ nach welchem der ermordete Kaiser benannt war, das neuen Divus.„Dies ist wahrhaft der Sohn des großen Caracalla!“ riefen einige und andere senkten ihre Speere und Schilde als sichtbares Zeichen der Ergebung. Eutychianus hatte seinen Trumpf ausgespielt. Jetzt stellte sich der Kaiser und rief den Soldaten zu: „Warum tut ihr das? Warum bekämpft Ihr tapferen Legionäre den leiblichen Sohn Eures göttlichen Caracallas? Erkennt Ihrnicht das ich der wahre Augustus bin? Sehr diese Ähnlichkeit!“ Die Worte verfehlten nicht ihre Wirkung. Ganze Hundertschaften warfen sich auf die Erde, die Feldzeichen wurden gesenkt und ein unbeschreiblicher Jubeln brannte auf die nachdrängenden Zenturien jedoch waren noch unter dem Einfluss der Offiziere und Unteroffiziere des Julianus. Sie waren noch unschlüssig. Die Befehlshaber trieben sie nach vorne, Da schickte Avitus den Kämmer des Caracalla, namens Festus zu den Soldaten, Ihn erkannte man sofort und ehrfurchtsvoll öffnete man ihm eine Gasse er hatte mehrere Sklaven bei sich, die lederne Eimer trugen, gefüllt mit „ Antoninianis“, den gängigen Gold und Silbermützen, welche den bis zum Jahre 215 gültigenDinar ersetzten. Diese warm man jetzt unter die Leute und es entstand ein wirres Durcheinander Alles stürzte nach vorn, jeder wollte an dem Geldsegen teilhaben. Offiziere, die versuchten ihre Leute zu stoppen, wurden kurzerhand erschlagen. Mitten in das Getümmelertönte plötzlich das kaiserliche „Achtung“. Die Trompeten und Posaunen waren nicht zu
überhören. Der Kaiser war nun aus dem Lagertor getreten, Man hatte eine hohe Leiter senkrecht aufgestellt und gestützt , auf der er jetzt emporstieg und wiederum das Wort ergriff:“ Höret ihr tapferen! Ich, Markus Aurelius Antonius befehle Euch, legt die Waffen nieder! Im Namen meines Vaters, des göttlichen Caracalla und meines Großvaters des unsterblichen Septimius Severus gewähre ich Euch allen, ohne Ausnahme die Gnade, niemand wegen dieser Meuterei anzuklagen oder zu richten, vielmehr werde ich Euch reichlich belohnen, alle, die ihren Dienstgrad verloren haben, sollen ihn wieder erhaltne, verbannte , Gefangene sind unverzüglich freizulassen und sollten Offiziere nicht gehorchen, so tötet sie, der Täter soll sofort den Dienstgrad des getöteten erhalten!“ damit hatte er gewonnen. Es entstand noch ein kurzes Gemetzel, dann kehrte Ruhe ein. Alte Kameraden vonbeiden Seiten fielen sich in die Arme und man pries lauf die Großherzigkeit und ‚Güte des neuen Kaisers.Der Tribun Julianus hatte das Ganze von der Ferne beobachtet. Nun sah und wusste er, das Spiel war verloren. Er wendete seinen Streitwagen und floh in Richtung Antiochia, wo das Feldlager des Macrinus stand. Nur eine Schar getreuer Offiziere folgte ihm.Die flucht war indes nicht unbemerkt geblieben, sofort schickte man Reiter hinterher und es dauerte nicht lange, da stöberten sie den Julianus in dem Städtchen Epiphania, unweit von Emesa auf. Man hieb ihm den Kopf ab und sandte diesen in das Lager des Macrinus, der außer sich vor Wut war.Macrinus hatte inzwischen seinen 10 jährigen Sohn Diadumenianus zum Augustus ausrufen lassen, quasi als seinen Nachfolger und Mitregent. Dieser hatte Schmähbriefe an den Senat nach Rom geschickt und den Marcus Aurelius Antonius als falschen Kaiser in lästerhafter Weise verunglimpft. Die noch verbliebenen Truppenteile des Macrinus, albanische und makedonische Einheiten wurden auf schnellstem Wege nach Antiochia verlegt. Macrinus nahm Kontakt mit seinem letzten Verbündeten, dem Statthalter von Ägypten, Bastianus, auf um von ihm Truppen zu werben. Doch auch dessen Legion hatte sich bereits auf die Seite desneuen Kaisers geschlagen und Bastianus blieb nur die Flucht., Er bestieg ein Schiff, wollte nach Rom wurde aber verraten und schließlich in Nikomedeia erdrosselt. In seiner Verzweiflung schrieb Macrinus an den Senat und den Stadtpräfekten von Rom Maximus. Letzterer war ein guter alter Freund aus früherer Jahren, doch der Senat hatte die Schmähbriefe des jungen Diadumenianus bereits erhalten und längst dem neuen Kaiser geschworen. Schon wurden Ehrenbeizeigungen im Senat von Rom auf Marcus Aurelius Antonius ausgesprochen und nach und nach schworen alle Legaten und Kommandeure auf den neuen Divus.Drei Wochen waren vergangen, seit dem Scharmützel in Raphaneae. Viel war mittlerweile geschehen,. Avitus hatte sich einen Hofstaat zugelegt und Gannys war vollauf beschäftigt, die Truppen auf den bevorstehenden Kampf mit Macrinus vorzubereiten, Eutychianus war nach Rom geschickt worden, Man hatte ihm eine lebensgroßes Gemälde vom Kaiser mitgegeben um den Senat auf dessen fremdartiges Aussehen vorzubereiten. Das Gemälde zeigte den Knaben in einem Gewand wie es schon Caracalla trug. Soaemias und Julia Maesa waren ebenfalls nicht untätig geblieben. Sie hatten Briefe an alle Patrizierfamilien in Rom gesandt und geschickt mit schmeichelhaften Worten die Vorzüge und Vorteile einer Regentschaft unterMarcus Aurelius Antonius erläutert und gepriesen. Das ganze römische Imperium wartete nungespannt auf den Fortgang der Dinge. Wie würde die Schlacht der beiden Kaiser enden? Wer würde siegen? Die Sympathien waren aber auf Seiten des jungen Kaisers. Man ahnte ja nicht, was auf Rom und das Imperium noch zukommen sollte!...

sie fliehen, die unsrigen, wir müssen etwas tun. “Avitus überlegte nicht lange, er gab seinem Pferd die Sporen und mit gezücktem Schwert jagte er den feindlichen Linien entgegen. Mutterund Großmutter taten ihm gleich und ihre Wagen rumpelten nach vorne mitten die Reihen der zurückflutenden Soldaten hinein. Hier hielten sie an und stürzten sich schreiend den Fliehenden entgegen um sie aufzuhalten, Als die Soldaten dies sahen, kehrte ihr Kampfeswillezurück und selbst die feigste Armee kann kämpfen , wenn die Feigheit auf der anderen Seite noch größer ist. Denn kaum hatten die Legionäre des Macrinus gesehen, dass sich der junge Kaiser selbst und seine Mutter und Großmutter in das Kampfgetümmel einmischten, da verließ sie der Mut.Zweifel kamen auf, war es doch nicht besser sich auf die Seite des neuen, jungen Herrschers zu schlagen? Die Reihen gerieten in s wanken und nachdem jetzt auch noch die Kavallerie desAvitus von der linken Seite zum Angriff ansetzte, war es mit dem Kampf vorbei. Die ersten Soldaten ergaben sich, Ganze Kohorten drehten um und begannen zu fliehen, Die nachfolgenden Soldaten des Avitus verfolgten, jetzt kampfesfreudig und siegessicher geworden, die Fliehenden und ein schreckliches Gemetzel hub an. Schließlich gelang es den Offizieren dem Schlachten ein Ende zu bereiten. Die Gefangenen wurden zusammengetriebenund entwaffnet. Als die Abenddämmerung hereinbrach ließ der junge Kaiser alle gefangenen in Linien antreten und von einem eiligst errichteten Podest hielt er eine Ansprache:“ Legionäre des römischen Reiches, Ihr habt heute gegen mich gekämpft, weil Ihr dem falschenKaiser gehorcht habt, es sei Euch verziehen. Ich will, dass ihr mir die Treue schwört und bei Jupiter eurem Gott und Elagabal meinem Gott verspreche ich jedem, der zu mir steht 2000 Sesterzen und keinerlei Nachteile, Ihr seht, ich bin der wahre Kaiser!“ Der Jubel, der nun losbrach war unbeschreiblich. „Hoch unserem Imperator, Jupiter segne Dich, es lebe Marcus Aurelius Varius Avitus Anatoninus unser Kaiser und Gott!“Was aber war aus Macrinus geworden? Nachdem er die Schlacht verloren hatte, floh er eilig nach Antiochia. Hier beauftragte er Soldaten seinen Sohn Diadumenianos zu dem PerserkönigArtabanos zu begleiten. Er selbst schor sich den Bart ab und verkleidet in einfache Gewänder floh er auf einem Pferd nach Aigai in Kilikien an der Südküste der Türkei. Hier bestieg er unter dem Vorwand, er sei ein Kurier, einen Wagen und fuhr über Kappadokien, Galatien und Bithynien bis Eribulon in Griechenland, gegenüber der Stadt Nikomedaia. Er wollte schnall nach Rom um dort irgendwie Hilfe zu erlagen. Schließlich wurde er in Chalkedon erkannt undgefangen genommen. Als er erfuhr, das man sein Söhnchen bereits getötet hatte, stürzte er sich vom Wagen um Selbstmord zu begehen. Er überlebte jedoch schwer verletzt, wurde dannaber von einem Centurio erschlagen. Er hatte ein Jahr regiert und war der erste römische Kaiser, der während seiner Regierungszeit Rom nie betreten hatte.Die Wochen vergingen. Der junge Avitus war nun alleiniger Herrscher über das größte Reich des Abendlandes. Aus den fernsten Provinzen sandte man ihm Glückwünsche, ja selbst die Feinde an den Grenzen des Reiches machten ihm zu Ehren Feierlichkeiten und ließen Botschaften senden, die voll des Lobes waren, In Wahrheit jedoch dachte man, dass von solcheinem Kind keinerlei Gefahren drohen konnten. In Rom selbst war alles ruhig und ging seinen Gang. Eutychianus hatte sich bereits viele Senatoren und hoho Beamte gefügig und abhängig gemacht und baute weiterhin seine Macht auf, Nur bei dem Präfekten der Prätorianergarde, der Elitegarde Roms, stieß er auf erheblichen Widerstand. Der Präfekt, sein Name war Neratius Livianus, war schon unter Kaiser Commudos Centurio und unter Septimius Severus als Präfekt in der Garde tätig. Er war ein richtiger Haudegen und sprach auch gerne dem weine zu, Jetzt war er 51 Jahre alt und immer noch unumschränkter Herr über6000 Prätorianer, die ihn liebten und verehrten, Diese Elitesoldaten, die sich überwiegend aus freiwilligen Germanen zusammensetzen, waren die einzigen regulären Truppen welche sich inder Stadt Rom selbst befanden. Ihr Lager im Ostteil der Stadt zwischen der Porta Principais und der Porta Vilinalis und hieß Castellum Prätoria. Wegen ihrer Privilegien waren sie beim
einfachen Volke verhasst doch von einem Großteil der Bürger wurden sie auch verehrt, Ihr Legat war ein gewisser Deta Chrispus.Er war schon weit über 70 Jahre alt und hielt sich mehr auf seinen Ländereien auf, als in der Stadt. Somit hatte Neratius Livianus die volle Befehlsgewalt. Und dieser bot nun dem Eutychianus Paroli. Er ließ sich weder durch Geld, noch durch Drohungen einschüchtern, wusste er ja, dass auf seine „Männer“ im Falle eines Falles Verlass war.Schließlich gab Eutychianus auf und wollte lieber warten, bis sein Kaiser in Rom war, der konnte diese Angelegenheit vielleicht regeln. In Emesa hatte man seit der Schlacht bei Immo einiges zuwege gebracht, Die Familie des Severer hatte ihre Liegenschaften und Ländereien verkauft. Julia Maesa führte die Geschäfte und alles wurde für die Reise nach Rom vorbereitet. Der Junge Kaiser aber kümmerte sich wenig um diese Dinge, er zog es vor, sich mit jungen Mädchen zu vergnügen und seine Tempelutensilien zu verstauen, sein besonderes Interesse galt seinem „Gottesstein“. Der Stein selbst war nicht der Gott Elagabal, sonder der Gott war durch diesen Stein hindurchgegangen. Dieser Meteorit , ein sogenannter Betyl, war von konischer form und etwa 1,80 m lang. Er hatte am hinteren Ende einen Durchmesser von 80 cm und seine Farbe war schwarz mit kleinen weißen Punkten. Er war von Natur aus hochglänzend wie poliert, Avitus wollte seinen Gott selbstverständlich mit nach Rom nehmen und so hielt er im Tempel noch einen Messe um ihm danach in einer feierlichen Prozession zuseinem Palast zu bringen und ihn dort sicher auf seinem prunkvollen Reisewagen zu lagern. Es war bereits Spätherbst als man aufbrach, Avitus, der Seereisen hasste, gedachte auf dem Landwege nach Rom zu reisen, Er wollte noch vor Einbruch des Winter in Nikomedia sein, um dort zu überwintern. Die Wagenkarawane war gigantisch! An der Spitze des Zuges befandsich eine Reiterkohorte von mehr als 600 Pferden. Dann kamen Fußtruppen. 3000 Legionäre marschierten in geordneten Viererreihen, Ihre Uniformen und Waffen waren auf dem neuestenstand. Diesen folgten dann die Wagen. Es waren vierrädrige Wagen, die mit schneeweißem Segeltuch als Sonnen- und Regenschutz bespannt waren, 65 an der Zahl! Der Prunkwagen desKaisers fuhr in der Mitte, gefolgt vom „Gotteswagen“ mit dem heiligen Stein, Dann kamen die Fuhrwerke mit den Familienangehörigen du schließlich die Gefährte mit Vorräten, Möbelnetc. Den Abschluss bildeten die Wagen mit dem Personal, dem Gesinde, den Köchen, Sklaven, Liebesmädchen und Lustknaben, dienern du Freunde der Familie, Alle Wagen wurden von Soldaten links und rechts eskortiert und eine Reitergruppe stellte die Nachhut.Die ganze Karawane hatte eine Länge von 17 km.Man hatte bewusst die späte Jahreszeit gewählt, da es jetzt nicht mehr so heiß war. Auf der alten Herr- und Handelsstraße von Emesa nach Antiochia, welche sehr gut ausgebaut und befestigt war, kam man zügig voran. Schon nach zwei Tagen hatte der Zug Antiochia erreicht,Hier wurde der junge Kaiser mit Begeisterung empfangen. Ihm zu Ehren hatte die Stadt sich festlich geschmückt. Der Statthalten und sämtliche Honoratioren begrüßten den jungen Princeps aufs herzlichste. Man hielt sich zwei Tage in der Stadt auf und zog dann weiter, die Zeit drängte, denn man musste schließlich noch durch das Bergland von Cappadocia und Galatia, wo man selbst in dieser Jahreszeit mit Schnee und Kälte rechnen musste. Dies wollte man so gut wie möglich vermeiden. Noch aber war es warm, ja sogar heiß und der Wagenzug quälte sich durch Staub und Myriaden von Stechfliegen. Avitus lag in seinem Wagen auf prall gefüllten Kissen und ließ sich von einem jungen Pagen aus alten Schriften vorlesen, als plötzlich der Wagen anhielt. „Sieh nach, was es gibt,“ sprach Avitus zu dem Pagen. Dieser beeilte sich, nachzusehen, Nach kurzer Zeit kehrte er zurück. „ Herr, steigt aus dem Wagen, man hat eine Überraschung für Euch!“ Umständlich kletterte der Kaiser aus dem Fahrzeug, gestützt von zwei Soldaten, „ Was habt Ihr für mich?“ fragte der Kaiser. „Herr seht nur diese beiden Kreuze!“ Ein Centurio holte tief Luft, ehe er antwortete:“ Es sind dies die Leichen vonMacrinus und seinem Sohn. Man hat sie hier gekreuzigt, damit Ihr sie sehen könnt. Der junge Kaiser was verblüfft. Damit hatte er nicht gerechnet. „Schlagt ihnen die Köpfe ab, wir nehmen sie mit nach Rom. Die Körper lasst hängen. Kurz und knapp kam die Anweisung,
Und so geschah es auch. Man hieb ihnen die Köpfe ab, tauchte sie in flüssiges Wachs und deponierte sie in einer Holzkiste, Dann zog man weiter. Als die Mittagssonne am heißesten schien, zogen die Wagen gerade an einem kleinen Fluss vorbei worauf Avitus Lust auf ein erfrischendes Bad bekam, Er ließ den Zug stoppen. “Myrismus“ Laut schallte sein ruf,“ bereitet mir ein Bad!“ Der Gerufene beeilte sich dem Wunsch nachzukommen. Schnell kamenseine befehle und wie auf ein Kommando sprangen etwa 50 Soldaten in den Fluss. Eine Gruppe stellte sich in drei Reihen Zickzack in das Flussbett um sie zu Stauen, während eine Andere Gruppe das Bachbett von Steinen säuberte, damit sich der Kaiser auch ja nicht sto0e. Das ganze dauerte nur Minuten und Myrismus meldete seinem Herrn:“ Das Bad ist bereitet!“ Gut so, mein freund!“ sagte Avitus und zog sich aus. Diensteifrig halfen ihm einige Jungen und Mädchen aus seinem Hofstaat. Genussvoll schwamm er ein paar runden, Dann ging er etwas abseits in die Büsche um auszutreten.“ Das hat gut getan, aber jetzt habe ich Hunger“ sagte er und begab sich zum kaiserlichen Zelt, welches inzwischen aufgebaut war, Hier trag erauf seinen Vetter Alexander, der mit ein paar Legionären um ein Lagerfeuer saß. “Sei gegrüßt werter Alexander, sagte Avitus und grinste, „ schmeckt es Dir?“ „Warum nicht?“ antwortete dieser und beachtete den Kaiser nicht weiter sondern drehte sich wieder zu den Soldaten, um mit ihnen zu essen, Das gleiche Essen wie sie, Gerstenbrei mit Brotfladen, einfach aber gesund.Das Reisezelt des Kaisers hatte eine ungewöhnliche Form. Es ruhte auf 5 Pfosten und war achteckig. Jede Eckenseite hatte eine andere Farbe und der Eingang wurde aus einem zerlegbaren Holzgerüst gebildet, Innen war das Zelt in 5Räume aufgeteilt, In jedem Raum standen Erfrischungen beriet und eine Sklavin war ständig anwesend, um eventuelle Sonderwünsche ihres Herrn sofort zu erfüllen. Avitus trat nun in das zelt, begrüßte dort seine Mutter und Tante sowie seinen Erzieher Gannys. Man hatte dem Kaiser nach dem BadefrischeGewänder besorgt. So trug er nun eine weiße Tunika, ein Unterkleid, sowie eine rosafarbene Toga.Er legte sich seitlich neben den dort stehenden Zisch auf ein zusammenklappbares Sofa und griff sich aus einer Schale etwas Obst. „ Nun, was hat mein Leibkoch mir für heute Gutes bereitet?“ er schaute fragend in die runde. „Ich hoffe doch, es wird mir munden.““ Gewiss Herr!“ beeilte sich einer der Hilfsköche zu antworten, Unverzüglich traten die Sklavinnen ein,die die Speisen reichten. Avitus schaute etwas argwöhnig auf ein großes Stück Braten, welches ihm auf einer Schale gereicht wurde. „Es ist doch kein Schweinefleisch?“ fragte er. Avitus verabscheute Schweinefleisch , so wie die meisten Orientalen.“ Nein Herr, es ist Rehbraten in Harzwein gekocht und mit Lorbeer und Wacholder gewürzt,“ entgegnete ihm einHilfskoch. Die Tische im Zelt bogen sich unter der Last der Speisen und Getränke und dann erfüllte lautes Geschmatze den Raum. Eine Harfenspielerin hatte sich hingesetzt und ein leisesLied angestimmt. „Sage mir Gannys,“ griff der Kaiser wieder das Wort auf, „wie steht es in Rom? Gibt es Neuigkeiten?“ „Ich habe nichts neues gehört,“ erwiderte Gannys, „ nur die Wahrsager haben wie immer ihre Deutungen kundgegeben, aber Du weißt doch, was von den Chaldäern zu halten ist.“ Gannys biss herzhaft in ein Stück Fleisch um dann fortzufahren:“ Man will eine Schlange gesehen haben, die sich selbst auffraß, und ein Schaf mit zwei Köpfen soll geboren worden sein, man deutet dies als schlechtes Zeichen.“ „Unsinn,“ warf Soamias, die Kaisermutter ein, „die ganzen Vorhersagen des letztes Jahres sind auch nicht eingetroffen.“ „ Das stimmt nicht ganz, „ sagte der Kaiser, „ der Tiber ist über die Ufer getreten und hat ganze Straßenzüge überflutet und ein Blitzschlag hat die Holzkonstruktion des Theater Flavius in Brand gesetzt, so dass es Jahre dauern wird es wieder Instandzusetzen . Das waren Vorraussagen, die durchaus zutrafen.“ Er nickte wie bestätigend, dann widmete er sich wieder seinem Teller.In den nächsten Tagen erreichte der Tross die Kleinstadt Archelais, am Rande des Tattasees. Hier wollte man einige Tage Rast machen, Man hatte nun die Hälfte des Reiseweges erreicht und befand sich in der Mitte der Türkei. Die Stadtmauer war schon in Sichtweite, als der
Wagenzug der Kaisers aufgehalten wurde, Ein Sklavenhändler mit Hunderten von Sklaven hatte den Weg gekreuzt. Der Kaiser beugte sich aus dem Wagen und starrte neugierig auf den seltsamen Zug. Einer Schar bewaffneter Kamelreiter folgten die Sklaven. An der Füßen mit seilen verbunden, Männer und Frauen getrennt, schleppten sich diese Masse armseliger Gestalten den Hügel hinauf, Zerlumpte Menschen, die in einem erbärmlichen Zustand waren. Als die –Spitze dieses Zuges mit den Vorausabteilungen des kaiserlichen Trossen zusammentrafen, gab es Dispute weil die Soldaten keine Lücke machen wollten, um diesen jämmerlichen Haufen durchzulassen. Der Kaiser befahl sofort einem Centurio, den Anführer dieser Sklavenkarawane zu ihm zu bringen. Dies geschah auch, „Wo wollt Ihr hin?“ fragte derKaiser. „Nach Tarsos auf den Sklavenmarkt,“ gab dieser zur Antwort.“ Wo kommen die Sklaven her?“ wollte Avitus weiter wissen.“ Es sind Flüchtlinge aus Mesopotamien, von König Artebanus vertrieben.“ „Wisst Ihr eigentlich wer ich bin?“ fuhr der Kaiser fort.“ Ich schätze Ihr seid der Sohn eines reichen Römers“ antwortete der Händler.“ Reich bin ich gewiss und ein Sohn auch, aber ich bin der neue Kaiser und somit Dein Herr!“ Der feiste , schmierige Sklavenhändler zuckte zusammen und veränderte die Gesichtsfarbe, „Verzeiht mir Herr, ich konnte es nicht wissen.“„Schon gut, „ erwiderte Avitus, „ was willst du für diese Ware haben?“ Der Feistlink kniff die Augen zusammen und überlegte. „ Alle?“ „Nun ja, alle, antwortete der Kaiser.“ „ Es sind 350 Männer, 300 Frauen und Mädchen und vielleicht 200 Kinder, ich weiß nicht recht“ sinnierte der Händler „aber weil Du es bist, gebt mir 5000 Goldstücke und sie gehören Dir!“Der Kaiser wollte schon dem Handel zustimmen, als ihm von hinten eine Hand auf die Schulter gelegt wurde. Avitus drehte sich um und blickte in des Gesicht seines Haus- und Hofmeister Myrismus. „Was ist?“ „Wenn er dir die Sklaven geschenkt hätte, so hättest Du ihm den Preis zahlen können, aber dies ist ein Unverschämtheit, lass Dir was einfallen,“ raunte Myrismus dem Kaiser in das Ohr. Avitus grinste hinterlistig und fragte den Händler:“ Gewiss hast du die Weiber gefickt?“ „Ja, natürlich nicht alle , aber nur in den Arsch die Unschuld bringt doppelten Preis, wir verstehen uns ?“ Der Händler lachte hämisch.“ So hast du ja alles genossen was es im fleischlichen Genuss gibt mein Bester?2 „ Ja , Herr ich übe dieses Geschäft schon mehr als 20 Jahre aus, da kommt schon einiges zusammen.“ „ Das strengt doch an,“ fuhr der Kaiser fort „Es geht, aber man wird älter,“ grinste der Händler.“ Der Kaiser rief seine Wache und befahl:“ Gebt diesem Manne 2000 Goldstücke, „ der Händler schluckte, „ warte mein Freund, das ist nicht alles“ sprach der Kaiser, „ Du sollst noch ein Zubrot bekommen.“ Das Gesicht der Feistlinkes entspannte sich wieder, neugierig schaute er den Kaiser an, Dieser macht eine bereitungsvolle Pause, fasste mir der rechten Hand an die Stirn, kratzte sich in den Haaren und sprach:“ Wie war das noch, du hast alles genossen?“ „ Alles Herr, von jung bis alt, von klein bis groß, ja selbst mir Männern und Knaben habe ich es getrieben und es war immer schön!“ Der Kaiser wandte sich zu seiner Wache und sagte im ruhigen Ton:“ Schneidet diesem Schwanz und Sack ab, er braucht es nicht mehr!“ Das Gesicht des Händlers wurde gelb, seine Beine zitterten, „ nein Herr bitte nicht“ rief er laut klagen aus. Avitus lachte nur und sprach:“ Mein Freund, verkauf Dich doch selbst auf dem Markt, Eunuchen werden immer gebraucht, und nun fort mit ihm!“Die Sklaven wurden zunächst außerhalb der Stadt untergebracht, Avitus wollte in den nächsten tagen selbst die Ware Mensch begutachten, Vorerst gab er den Auftrag, den Leuten Speis und Trank zu geben und sie zu baden. Die Sklaven konnten ihr Glück nicht fassen. Vielebrachen in tränen aus, Man dankte dem gütigen jungen Kaiser und schwor, ihm immer zu dienen und ihn in die Gebete einzuschließen. Die Nachricht hatte sich schnell herumgesprochen und man pries die Güte des neuen Kaisers. Als am Abend der Wagenzug vollzählig in der Stadt eingerückt war, wurden die soldatenangewiesen, die Fahrzeuge zu warten und Ausrüstung zu ergänzen bzw. Instandzusetzen. Die Offiziere und Unteroffiziere jedoch wurden vom jungen Kaiser zu einem Festspiel besonderer Art geladen. Archelaos war
eine Mittelstadt und hatte etwa 8000 Einwohner. Der Empfang , den man dem jungen Kaiser bereitete war eher kühl. Man hatte hier noch nicht viel von ihm gehört. Doch das kümmerte den Kaiser nicht sonderlich, vielmehr stand sein Sinn nach Abwechslung und Vergnügen. Wiefast alle Städte des römischen Imperiums hatte auch diese ein kleines Amphitheater. Es war jedoch in einem sehr schlechten Zustand,. Seit Monaten hatten hier keine Aufführungen mehr stattgefunden, zwischen den wenigen Rängen, die die kleine Arena kreisförmig umgaben wuchs Gras und Gestrüpp. Sand hatte sich wie eine Düne quer über die Anlagen gezogen. Diekleine Garnisonsmannschaft, welche hier lagerte hatte wohl kein Interesse, Kämpfe oder Theaterstücke aufführen zu lassen. Der Kaiser ließ sofort das Amphitheater säubern und in einen einigermaßen würdigen Zustand versetzen. Es war schon spät und die Nacht war kühl und windig. Avitus und sein Gefolge, sowie eine große Anzahl seiner Soldaten, wie auch einige Bürger der Stadt nebst ihren Frauen hatten sich mehr schlecht als recht auf den Rängen des kleinen Theaters versammelt und harrten der Dinge, die da kommen sollten. Die Arena wurde kreisförmig von Fackeln und Leuchten erhellt. Diese Leuchten waren eine relativ neue Erfindung und bestanden aus einem geschlossenen Behälter, der mit Öl gefüllt war, Dieses träne einen starken Docht und der Feierschein wurde durch einen Hohlspiegel aus polierter Bronze wie ein richtiger Scheinwerden verstrahlt. Somit lad die Arena in einem hellen Lichtschein. Trompetensignal ertönte. Wie Dämonen aus einer anderen Welt sprangen da plötzlich Gestalten in den Leichterkreis. Angetan mit den seltsamsten Kostümen begannen sie zu tanzen zu einer schaurig klingenden Melodie von Leier und flöten. Im Rhythmus der Pauken und Trommeln wiegten sich die Körper immer rasender und schneller, Wie auf ein Kommando ließen einige der Akteure jedoch unvermittelt ihre Kleidung fallen und standen nackt da. Jetzt verschmolzen sich die Leiber, Männer und Frauen bestiegen einander, eine Orgie der Wollust brach an. Trotz der Kühle der Nacht wurden auch Teil der Zuschauer heiß, Hier und da fanden sich Pärchen und der junge Kaiser klatschte begeistert in die Hände. Laut feuerte er die Akteure an. Er selbst griff sich ein junges Weib, hob ihr Kleid hoch und biss ihr zärtlich in Hintern und Vagina. Man hatte Sklaven zusammengestellt, die Wein und Speisen ständig reichen und die auch den diversen Wünschen der Gäste entsprechen mussten, Die Aufführung endete in einem wilden Stakkato der Leiber der Akteure, wie auch der Zuschauer.Selbst die Großmutter Maesa hatte sich einen sehr jungen Sklavenergriffen und ließ sich von diesem kosen und lieben, Lediglich Gannys und Severus Alexander, wie auch dessen Mutter Mammaea fanden das Ganze widerlich und verließen vorzeitig den Ort des Geschehens.Der nächste Tag begann mit der Besichtigung der Sklaven durch den Kaiser. Man hatte ind er Nacht so gut wie möglich die Leute versorgt und teilweise eingekleidet. Besonders hübsche Mädchen und Knaben wurden ausgesondert und abseits aufgestellt, Avitus ließ sich ven einemCenturio in dessen Streitwagen vor die Mauern der Stadt fahren, wo man die befreiten Sklaven versammelt hatte. Mit lautem Freudengeschrei wurde er von diesen empfangen. Gekonnt drehte der Streitwagen eine Kurve um dann vor einer kleinen Holztribüne zum stehen zu kommen, Der Kaiser stieg ab und begann zu sprechen: „ Da Ihr jetzt alle mir gehört,habe ich das Recht Euch zu freien römischen Bürgern zu erklären, kraft der Erlassens meines Vaters Caracalla, der „Constitution Antoniniani“. Ihr seid somit Bürger des Römischen Imperiums. Der Prätor nehme Eure Namen in die Bürgerliste auf.“ Die letzten Worte gingen im Geschrei und Jubel der Leute unter. Der Kaiser genoss sichtlich diesen Freudentaumel, doch dann gebot er mit einer Armbewegung Ruhe. Er wandte sich der Gruppe Mädchen und Jungen zu und ging langsam die Reihe entlang,“ Wer will, kann mit mir nach Rom kommen,“ sprach er und weiter:“ Ich zwinge keinen, doch ich verspreche Euch, es wird allen besser gehen, als hier.“Die meisten der Angesprochenen stimmten freudig ein. Avitus besprach noch die Einzelheitenmit eineigen Hofbeamten, dann fuhr er zurück in die Stadt. Nach drei Tagen Rast in besagter Stadt setzte sich der Wagenzug wieder in Bewegung, Ohne besondere Zwischenfälle ging es
über die alte Heerstraße entlang der Städte Ancyra, Germa, Nicaea bis man endlich Nicomedia erreichte.Es war der 13. Dezember als man Einzug in die Stadt nahm, Nicomedia zählte zu den Haupt- bzw. Residenzstädten des Reiches, Sie war Hauptstadt der Provinz Bithynia et Pontus und unterstand der Regierungsgewalt eines Legaten. Dessen Name war Paccius Firmus. Er stammte einem alten Adelsgeschlecht ab, deren Ursprung bei den Etruskern lag und darauf war er sehr stolz. Er war ein eitler Mann um die 50 und pflegte besonders seinen Bauch.Die Regierungsgeschäfte überließ er Untergebenen. Und dieser Gouverneur empfing den jungen Kaiser in Pracht und Feuerwerk.Durch die festlich geschmückte Stadt fuhr der Kaiser auf einem Prunkstreitwagen und ließ sich bejubeln und bestaunen. Doch er war müde. Ein Virus hatte den Kaiser befallen uns so sagte er zunächst alle anstehenden Termine ab, Ein starkes Fieber hatte sich seiner bemächtigtund Avitus musste das Bett hüten und die besten Ärzte konsultierten ihr.Seine Mutter Soaemias verbrachte die meiste Zeit an seinem Krankenbett und es sah manchmal so aus , als ginge s zu Ende. Doch schließlich erholte er sich langsam wieder und der Lebenswille kehrte zurück. Soaemias ließ stillende Mütter aus dem ganzen land rufen und sie mussten ihre Mich für den jungen Kaiser hergeben, denn dieses hielt man in jener Zeit für ein Heil und Wundermittel. Als Avitus einmal nicht einschlafen konnte, da ihn wirre Fieberträume quälten, saugte ihm seine Mutter so lange am Glied, bis es ihm kam und er erschöpft einschlief, Dies hatte sie in seinen jungen Jahren der öfteren getan, es war Sitte und Gebrauch in Syrien, man stillte damit Unruhe und Geschrei der Kinder, ja selbst der Säuglinge.Als es ihm wieder gut ging begannen auch sofort wieder die Gelage und Orgien, ärger denn je. Der Kaiser trieb es nicht nur mit diversen Frauen und Mädchen, nein jetzt ging er dazu über, es mit Männern und Knaben zu versuchen und es machte ihm Freunde. Er war bisexuell von Scheitel bis zu Sohle. Kein Tag verging ohne dass man trank, fraß oder hurte und die Höflinge und Parasiten vermehrten sich dramatisch. Bald waren mehr Homosexuelle am Hof als allgemein geduldet wurde und die Orgien und Festgelage steigerten sich in s Unermessliche. Das wurde selbst den Soldaten zuviel. Sie redeten auf Gannys ein, welcher immer noch Befehlshaber der ihm unterstellten Truppen war. Es musste was geschehen, Die ganze Stadt hatte mittlerweile mitbekommen, was sich im Palast des Legaten abspielte. Man schüttelte ärgerlich den Kopf oder zuckte mit den Schultern und die Sympathien kippten auf Seite Severus Alexander des erst 12 jährigen Vetters des Kaisers. Selbst Großmutter und Kaisermutter Soaemias wurde das Treiben zuviel. Es musste ein Machtwort gesprochen werden, man wollte die Achtung nicht verlieren.Es war der 8. Januar des Jahres 216. Wieder war der Palast des Legaten, wie gewohnt voller Gäste. Zuckende, schwitzende Leiber wälzten sich auf den Daunen und Kissen. Gelächter undGestöhne durchdrang den Raum. Und mittendrin der Kaiser! Lang ausgestreckt lag er auf einen prall gefüllten Kissen. Er hatte den Hintern weit emporgereckt und seinen Oberkörper eingeknickt und mit verschränkten Armen abgestützt. Ein dicker Neger nahm ihn von hinten. Immer und immer wieder rammte ihm dieser sein großes Glied in den After.Der Kaiser genoss es. Trotz der Masse Mensch, trotz des Schweißes und anderer verschiedener Körperflüssigkeiten, roch der Raum wunderbar nach edlen Parfümen. Man hatte große Schalen aufgestellt, gefüllt mit duftenden Ölen und Säften, und darunter brannten Ölfeuer, die diese stark riechenden Ingredienzien noch stärker aktivierten. Da passierte es! Rüde drängte sich eine Schar Bewaffneter durch die Anwesenden, geführt von Gannys!Sofort erstarrten die meisten, andere bekamen nichts mit, sie waren zu betrunken. Gannys sprang auf den Tisch und gebot Ruhe. Sein Blick sichte den Kaiser und dann begann er mit fester Stimme zu sprechen:“ Varius, Avitus! Es ist genug! Jetzt muss Schluss sein mit diesem Spektakel. Das Volk murrt schon in Rom, du gibst Dich der Lächerlichkeit und dem Hohn undGespött der Masse preis. Halte ein mit diesem Treiben, bevor es zu spät ist!“
Der Kaiser war in sich zusammengesunken. Rasch hatte er sich einen Rock übergeworfen undängstlich und unsicher blickte er sich um. Doch wohin er auch blickte, überall schaute er in ängstliche oder zurückhaltende Mienen. Die Soldaten blickten grimmig und selbst seine Mutter und Großmutter schienen den Worten Gannys Recht zu geben. Gannys ergriff wieder das Wort. Er sprach von Ruhm und Ehre, erwähnte die großen Kaiser wie die Antonine und Severer, die Julianer und die Flavier und lobte und pries deren Regierungszeiten. Dann griff ermit scharfen Worten das verwerfliche Tun des jetzigen Kaisers und seiner Ratgeber und Höflinge an, zum Abschluss seiner Rede erhob er nochmals seine Stimme und Sprach:“ Ihr kennt doch alle den von uns verehrten und geliebten Schriftgelehrten, Roms großen Sohn Cassius Dios.Und eben dieser hat etwas niedergeschrieben, was Euch zu denken geben sollte, so vernehmetseine Botschaft.“ Er griff unter seine Toga und zog ein Pergament hervor, entrollte es und begann zu lesen:“ Und so sprach der große Platon, die Menschen, die nicht Vernunft und Tugend kennen und sich dauernd Gelagen und ähnlichen Genüssen hergeben, werden wie es scheint, abwärts getrieben und irren so durch ihr Leben.Niemals haben sie hinaufgeschaut zum Wahren, nie wurden sie emporgehoben, eine beständige und reine Freude haben sie nie genossen, sondern sie blickten wie das Viel auf denBoden, über Tische gebeugt mästen sie sich am Fraß und huren herum um ihre Gier zu befriedigen. Sie treten und stoßen sich mit eisernen Hörnern und Hufen und töten sich in ihrerUnersättlichkeit!“Gannys senkte das Pergament und wollte gerade den Kaiser anschauen, als dieser vor Wut schäumend einem neben ihm stehenden Palastwächter urplötzlich den Speer entriss und diesen mit aller Wucht auf Gannys schleuderte. Da der Abstand zu diesem sehr gering war, drang die 60cm lange Stahlspitze des Speeres so tief in die Brust des Unglücklichen und durchdrang diese so, dass die Spitze aus dem Rücken wieder hervortrat. Mit ungläubigem Blick, ohne den geringsten Laut zu geben fiel Gannys nach hinten. Sofort zogen seine Soldaten ihre Schwerter und wollten sich gerade auf den Keiser stürzen, als dieser nach vorne sprang.“ Was habe ich getan?“ schrie er,“ Gannys, mein väterlicher Freund, verzeih mir, ich elender, holt einen Arzt, schnell!“ Er schrie, weinte und raufte sich die Haare. Tränenüberströmt beugte er sich über den toten Gannys.Die Soldaten, eben noch bereit, den Kaiser auf der Stelle zu erschlagen, hielten inne, sie senkten ihre Waffen und blickten verwundert auf das Schauspiel.„ Mein lieber Gannysm, das wollte ich nicht,“ Avitus blickte auf, zu den Umstehenden,“ glaubt mir, ich wollte es nicht, ich werde tun wie Du gesagt, mein Freund, mein bester Freund.“ Unter lautem wehklagen, von tränen geschüttelt, brach der Kaiser zusammen. EinigeDiener trugen ihn daraufhin hunaus in sein Schlafgemach. Ob diese Tat eine spontane im Affekt begangene Handlung war, und der Kaiser wahre Reue zeigte, oder ob er ein Meister der Schauspielerkunst war, wurde nie geklärt und blieb ein Rätsel. Zumindest hatte er sich dasLeben und die Macht gerettet.Avitus ließ, da man den Leichnam schlecht mit nach Rom nehgmen konnte, diesen verbrennen und schwor, die Asche auf dem Kapitol in Rom beisetzen zu lasen, neben Caracalla und Septimus Severus. In Rom war man bestürtz und erstaunt. Die Schilderung des Mordes an gannys war verschieden und oft falsch. Manche verfluchten jetzt schon den Kaiser,andere glaubten ihn zu verstehen. Nur Severus Alexander verstand es nicht. Sein Kommentar war knapp und unmissverständlich als er zu Avitus sagte:“ Das werde ich Dir nie vergeben!!!“...Der Kaiser schien sein Wort zu halten. Das ganze Geschmeiß von Lüstlingen und Schmarotzern hatte den Palast zu verlassen. Avitus widmete sich wieder den Staatsgeschäften und seinem Gott. Doch die Zeit drängte, man musste nach Rom. Die Vorbereitungen waren schnell getan, Am 28. Januar brach man auf. Bei Chalcedon an der engsten Stelle, überquerte man auf Schiffen den Bosporus. Da der Kaiser eine panische ‚Angst vor Seereisen hatte,
bruachten di eKapitäne eine große Überredungskunst, um wenigstens entlang der Küste bis Thessalonice zu segeln um Zeit zu sparen. Die Seefahrt war ruhig, das Meer glatt und die Sonne schien schon recht warm. Man reiste gemächlich auf den alten Heerstraßen entlang der adrianischen Küste. In den kleinen Städten machte man Rast, ein paar Tage, manchmal eine Woche, So gelangte man endlich nach Pola in Istrien. Bis hierher hatte man fast einen ganzen Monat gebraucht. Avitus wollte hier das römische Fest „ Parentalia“ feiern, ein Fest zu Ehren der verstorbenen Verwandten und das Neujahrsfest. Ersteres fiel in die Zeit vom 13. bis 21. Februar, letzeres auf den 1. März! Man brachte seinen Verstorbenen Opfer un Form von Honig, Milch, Erbsen und Linsen dar und das ganze in einem ruhigen, feierlichen Rahmen, Pola besaß ein recht großes Amphitheater und hier wollte der Kaiser zum ersten Male Gladiatorenkämpfe stattfinden lassen. Er besprach mit dem Keiter der dortigen Gladiatorenschule alle eintelheiten und Boten und Anschlagetäfelchen verkündigten diese frohe Botschaft den Bürgern. Gladiatorenspiele waren das Non Plus ultra der zeit. Nichts konnte die Römer mehr bewegen, als solche Spiele. Sie verdrängten sogar Krieg oder Seuchen, Staatsstreiche oder Krönungen. Wenn der Römer im Theater saß, vergaß er alles. Der Kaiser gedachte etwas besonderes vorführen zu lassen. Er wollte aller Welt zeigen, war er unter „ Spielen“ verstand.

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