Ein Food-Nerd packt aus: Nachhaltiges Kochen und Wirtschaften in der Küche

in #kochen7 years ago (edited)

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Kleiner Ratgeber für nachhaltiges Kochen und Wirtschaften in der Küche

Man sollte hin und wieder in sich gehen und ehrlich prüfen, was man tatsächlich zum Leben braucht, welche Ressourcen man dafür zur Verfügung hat und wie man sie am besten (effizientesten) nutzt. Man muss nicht gleich den Minimalismus-Trend mitmachen. Aber es ist auch wenig sinnvoll immer andere zu fragen, wie sie das machen, denn jeder Mensch hat unterschiedliche Bedürfnisse und greift auf unterschiedliche Ressourcen zu.

Ressourcenbasiertes Denken ist eine wichtige Grundlage für einen gesunden Umgang mit uns und der Umwelt. Das Tolle daran, ist, dass man auf diese Weise viele Dinge (wieder-)entdeckt, die man bis dahin längst vergessen hat. Man entwickelt neue Zubereitungsarten, lernt völlig neue Lebensmittel kennen und findet schließlich heraus, dass es eigentlich leicht ist, mit dem, was man zur Verfügung hat, umzugehen.

Letztendlich sollte und kann jeder von uns anstreben, im Gleichgewicht mit der Umwelt zu leben, nur das zu nehmen, was man wirklich braucht und alles Unwichtige außen vor zu lassen. Das fällt einigen leichter und anderen schwerer. Noch dazu können wir aus selbst verschuldeten und auch nicht selbst verschuldeten Gründen leider nicht immer auf die Ressourcen zugreifen, die wir dafür eigentlich bräuchten, und müssen uns an manchen Stellen einschränken. Ich hoffe aber trotzdem, dass die folgenden Tipps dem einen oder anderen helfen, Ordnung ins (Küchen-)Leben zu bringen. Mein Wunsch wäre es, dass niemand mehr fragen muss: „Was koche ich heute bloß?!“ sondern „Was kann ich aus Zutat alles Tolles machen?“.

Folgende Ratschläge beziehen sich v. a. darauf, die Kosten in der Küche zu reduzieren. Natürlich spielt Nachhaltigkeit dabei auch eine Rolle, denn es ist grundsätzlich eine gute Idee, alles, was man verwerten kann, auch zu verwerten.

Ich gehe hier nicht auf Dinge ein, die „außerhalb des persönlichen Verfügungsrahmens“ liegen wie die Tafeln, Lebensmittel-FAIR-teilen, Foodsharing, Essensgutscheine etc. Wer die Möglichkeit hat, Hilfe anderer in Anspruch zu nehmen, sollte das tun. Tipps dazu habe ich aufgrund mangelnder Erfahrung damit aber leider keine.

Keine Fertigprodukte kaufen, selbst kochen

Wer möchte nicht gerne wissen, was in seinem Essen ist? Das weiß man aber nur, wenn man selbst kocht. Es ist ein Trend in der Sportlerernährung, sich „raw“ und „clean“ also möglichst ohne unnötige Zutaten und so nah am Naturprodukt wie nur möglich zu ernähren. Trend hin oder her. Wenn man sich etwas zu Essen kauft, sollte man sein Geld lieber nicht für Geschmacksverstärker, Zucker, Fette, Konservierungsstoffe und künstliche Aromen ausgeben. Wer alles selbst kocht, investiert jedoch viel Zeit und Planungsaufwand. Jeder kann für sich persönlich abwägen, was einem lieber ist: Zeit oder Geld zu investieren. Wer sowieso schon wenig Geld hat, kann darüber nachdenken, so viel wie es die Zeit eben hergibt, selbst zu kochen.

So wenig wie möglich wegschmeißen

Einkaufen kostet Nerven, Zeit und Geld. Es ist daher nur naheliegend, auch die Reste zu verarbeiten und daraus Vorräte anzulegen, die dann wiederum sinnvoll gelagert werden sollten (Kühltruhe, Einwecken, Trocknen etc.). Hier kann man richtig kreativ werden und Neues für sich entdecken. Es kann wirklich Spaß machen, sich an „Kitchen Hacks“ zu versuchen und zum Beispiel neue Vorratstechniken zu erlernen.

Beispiele:

Aus 1 mach‘ Viele

Aus einer haltbaren Grundzutat mehrere Gerichte kochen (z. B. aus Kartoffeln Kartoffelsalat, Kartoffelgratin, Kartoffelsuppe, Kartoffelpuffer etc.)

Mehrere Tage im Voraus planen bzw. Vorkochen

Wer für mehrere hungrige Mäuler kocht, braucht einen Wochen- oder besser sogar: Monatsplan. Natürlich gibt es dafür viele verschiedene Herangehensweisen. Die einen überlegen sich, für jeden Tag ein warmes Hauptgericht für den Abend und wählen das frei nach Gusto, die anderen benutzen einen „ewigen“ Speiseplan. Hier sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Es ist aber sinnvoll, dass man jedes Gericht, welches man auf den Plan schreibt, vorher schon mal gekocht hat, damit es keine „bösen Überraschungen“ gibt.

Persönlicher Tipp: Ich habe selbst vor einiger Zeit angefangen, mir Gerichte, die ich selbst neu kreiert oder zum ersten Mal ausprobiert habe und gut fand, samt Rezept oder Link zum Rezept, in Excel zu dokumentieren. Falls ich mal gar nicht weiß, was ich kochen soll, schaue ich da rein. Hat man erst mal ein ganzes Jahr voll damit, weiß man zu jeder Saison bzw. Jahreszeit, was man im Jahr zuvor alles gekocht hat und vor allem, welche Obst- und Gemüsesorten in dieser Zeit einem besonders gut geschmeckt und gut getan haben.

Regional und saisonal einkaufen

Andy Caravell, ein bekannter und erfolgreicher korsischer Koch, sagte einmal, dass er sich auf dem Wochenmarkt erst ansieht, welche Zutaten gerade verfügbar sind, und erst dann die Speisekarte erstellt: „Das Produkt lenkt uns, nicht umgekehrt.“.

Informieren, informieren, informieren…

… kann man sich z. B. mit Saisonkalendern (http://www.regional-saisonal.de/saisonkalender, http://eatsmarter.de/thema/saisonkalender) für Obst und Gemüse oder in Apps (z. B. die Angebots-Apps der umliegenden Einkaufsläden und das Besorger-Navi).

Niemand muss ein Rezept 1:1 befolgen

Sei‘ kreativ! Manchmal gibt es alternative Zubereitungsarten für Rezepte, die das Gericht günstiger und gleichzeitig gesünder machen. So braucht man z. B. für eine vegane Mayonnaise keine Eier und für vegane Aufläufe / Gratins keinen Käse.

Ersetze doch einfach mal die Zutat eines Rezepts, die dir nicht so gut gefällt (z.B. weil sie nicht vegan ist oder sie dir zu teuer ist) mit einer anderen. Auf diese Weise kreierst du deine ganz persönliche Version, von der du lange zehren kannst, da du ja, nachdem du sie einmal erprobt hast, für die Zukunft weißt, dass sie dir so zu 100 % gefallen wird. Denke auch daran, dir das neue Rezept aufzuschreiben!

Auch Zeit ist eine wichtige Ressource

Es ist wichtig, sich die Rezepte, die man zubereiten möchte, vorher genau anzusehen und zu prüfen, wie sinnvoll man es findet, ein Gericht auf diese Weise zuzubereiten. Wer Kochen nicht als Kunst und/oder Lebensinhalt betrachtet, tut gut daran, Rezepte mit

  • wenigen Zutaten,
  • kurzer Zubereitungszeit (Tipp: All-in-One-Gerichte)
  • wenigen Zubereitungsschritten und
  • geringem Utensilienbedarf (Tipp: One-Pot-Gerichte)

zu bevorzugen.

Es gibt z. B. Brotrezepte, die mehrere Stunden Vorbereitungszeit brauchen (z. B. fürs Gehenlassen des Teiges) und solche, bei denen der Teig nicht gehen muss. Dazu nimmt man einfach auf 500 g Mehl einen Würfel Hefe und 2 EL Apfelessig sowie etwas Salz und Körner als Deko, stellt die Form inkl. Teig in den kalten Ofen und backt ihn bei 180° Grad ca. 30 bis 40 Minuten. Hat bei mir immer und immer wieder super geklappt.

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