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RE: Teil 2: Mein Leben in der DDR - nach der Lehre

in Steem Germany11 days ago (edited)

Guten Tag Holger.
Selbstverständlich ist der Text interessant genug, um bis zum Ende gelesen zu werden. Wir sind geistesverwandt, ob Du es jetzt glaubst oder nicht.

Rein biologisch betrachtet, jeder auf seine Art, leben wir antizyklisch. Durch Austesten von Grenzen sucht und findet man schwächer besetzte Nischen im, oder am Rand des Systems. So hat man unter geringem Aufwand mehr Spaß, als es die Norm in der Mitte einer Population hergibt. Gemessen an finanzieller Unabhängigkeit, hattest du dabei sogar beachtlichen Erfolg. Dein Herz erzählt aber auch von seiner Kehrseite. Erfolg ist anstrengend. Nach meinem Bankrott ging es mir schlagartig besser. Du hast über das Verschenken zur Genesung gefunden. Das zeugt von gewisser Größe.

Wenn du gestattest, aus ehrlichem Interesse, gebe ich dir einen Hinweis, wie dein Text mit einem Handstreich um Größenordnungen wächst. Es geht hier einzig um das wichtige literarische Stilmittel der Wiederholung. Dein Thema hat es verdient, dass du dich mit dem Stil seiner Präsentation beschäftigst.

Ich habe die ich gezählt. Du hast das Wort 81 Mal verwendet. In einer Autobiografie weiß jeder, dass du es bist, der über sich erzählt. Das gibt dir die Freiheit im Interesse der Lesbarkeit, weitgehend auf die Wiederholung zu verzichten und das Wort nur dann einzusetzen, wenn ein Satz nach allen Versuchen nicht anders funktioniert. Nur ein Beispiel, wie einfach das ist:

Also wurden erstmals einige Repressalien über mich verhängt. Ich bekam eine wöchentliche Meldepflicht aufgedrückt, durfte den Landkreis nur auf Antrag verlassen und hatte Berlin-Verbot.

Also wurden erstmals einige Repressalien über mich verhängt: wöchentliche Meldepflicht wurde aufgedrückt, der Landkreis durfte nur auf Antrag verlassen werden und es galt Berlin-Verbot.

Auch in mich steckt viel ich. Du kannst deinen stilistischen Kontrollgang getrost auf die Spitze treiben und auch auf mich verzichten.

Also wurden erstmals einige Repressalien verhängt; wöchentliche Meldepflicht wurde aufgedrückt, der Landkreis durfte nur auf Antrag verlassen werden und es galt Berlin-Verbot.

Es würde sich durchaus lohnen, deinen Text stilistisch zu bearbeiten, also zu redigieren. Inhaltlich ist er viel zu interessant, um unvollkommen stehen zu bleiben. Was du um Himmels Willen nicht als herabsetzende Kritik verstehen darfst! Es handelt sich auch für mich überraschend um Anerkennung.

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Hallo und vielen Dank für deinen Kommentar. Die überwältigende Resonanz auf meinen Beitrag hat mich wirklich überrascht. Allein auf meiner Facebook-Pinnwand erhielten die Anekdoten etwa 1000 Likes, und in verschiedenen Communities wurden zahlreiche Kommentare veröffentlicht, die mich ermutigen, alles niederzuschreiben und als Buch oder auf jeden Fall weitere Kurzgeschichten zu veröffentlichen. Erstaunlicherweise hat sich sogar ein kleiner Independent-Verlag gemeldet, der das Werk publizieren würde. Falls ich mich dazu entschließe, würde ich das Buch jedoch selbst verlegen.

Diese Geschichten sind zweifellos ein Teil der DDR-Historie, wenn auch eher dem Underground zuzuordnen. Viele, die die Grenzöffnung miterlebt haben, sind jetzt in einem Alter, in dem sie vielleicht ein solches Buch kaufen würden, um in Erinnerungen zu schwelgen. Es gibt zwar bereits viel Literatur über diese Zeit, aber meiner Meinung nach wird vieles entweder zu negativ dargestellt oder falsch interpretiert. Möglicherweise gibt es tatsächlich einen Markt dafür. Mein Ziel ist es nicht, damit Geld zu verdienen. Falls etwas übrig bliebe, würde ich es komplett in die sozialen Projekte investieren, die ich betreue, oder ein neues Projekt ins Leben rufen.

Die häufige Verwendung des Wortes "ich" fiel mir erst auf, als ich erwog, aus dem ersten Teil ein Hörbuch zu erstellen. Dies diente auch als Test, um die Resonanz zu prüfen.

Der Plan ist, den Text etwas umzuformulieren und das Wort "ich" nur dann zu verwenden, wenn es unbedingt nötig ist.

Dieses Büchlein, falls es erscheinen würde, sowie weitere Geschichten richten sich nicht primär an Intellektuelle, sondern an Menschen, die eher selten zu Büchern greifen. Daher scheint es sinnvoll, die Texte "volksnah" zu formulieren. Anders ausgedrückt: einfach Klartext reden, in einer Erzählform, als ob man sich mit jemandem unterhält und das Gegenüber den Eindruck gewinnt, auf Augenhöhe zu sein.

In diesem Fall gilt wohl: Weniger ist mehr.

Das stimmt alles nur darfst du niemals die Grundlagen guter Erzählkunst aus dem Auge verlieren, wenn du als Autor Erfolg haben willst. Ob geübte oder ungeübte Leser deinen Text konsumieren, der steht und fällt mit der Beachtung gewisser, bewährter Standards, die du in vielen Publikationen nachlesen und dir ganz sicher auch draufschaffen kannst. Nein, draufschaffen solltest wenn du an Veröffentlichung denkst.
Im Übrigen, da sich schon ein Verlag von selbst gemeldet hat, solltest du überlegen wie es wäre, wenn dich ein rennomierter Verlag ins Programm nähme. Das ist nach wie vor und aus vielen Gründen der Hauptgewinn für jeden Autoren.

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