Tandems - Ihr erinnert Euch? / Tandems - remember them?

in Deutsch Unplugged3 years ago

english below...

Ja, die TANDEMS... Unsere sich gegenseitig befruchtende Ausdrucksform, Kunst aus Fotos und Lyrik. Wie die Idee bei meinem Freund und mir zustande kam, habe ich Euch bereits beschrieben. Auch ein paar Beispiele kennt Ihr schon - natürlich füge ich gerne wieder ein paar hinzu ;-))

Aber vielleicht ist Euch auch aufgefallen, daß alles, was es an solchen Sachen bislang von mir zu lesen gab, älteren Datums ist. An sich ist das nix verkehrtes - ich empfinde das meiste, was ich schreibe, als zeitlos und auch heute noch für mich gültig. Mich betrübt allerdings, daß es so gar keinen aktuellen Nachschub gibt! Ich habe nichts mehr zustande gebracht seit... Ja, seit März letzten Jahres. Die ersten Monate ist es mir gar nicht aufgefallen. Es gab immer 'mal Schreibpausen oder faule Phasen, wo anderes einfach wichtiger war. Völlig okay, kein Problem. Im letzten Herbst wurde mir dann klar, der Mann an meiner Seite schreibt und schreibt und schreibt - und ich nicht. Ich kann nicht.

Bekanntermaßen gibt es Schreibblockaden. Die treten besonders gerne auf, wenn man verbissen etwas fertig bekommen möchte, eine Deadline hat oder unbedingt schöpferisch wirken mag. Da ich die Schreiberei mehr als Ventil nutze, als Ordnungsdienst für die Grauzone zwischen den Ohren, ist so eine Blockade eigentlich nicht vorstellbar. Was ist da los?

Und ja, jetzt mache ich zwei andere Schubladen auf: seit März letzten Jahres ist Reisen nicht mehr so ohne weiteres möglich. Und Reisen stellt einen großen Teil meines privaten und geschäftlichen Lebens dar. Meine Kunden - ich baue biologische Kleinkläranlagen - sind infrastrukturfern gelegene Höfe, Betriebe, Wohnformen, die nicht an die Kanalisation angeschlossen werden. Da dies in Deutschland so gut wie ausgeschlossen ist durch den rigorosen Anschlußzwang, habe ich die meisten Aufträge im europäischen Ausland. Aber das hin-und herpendeln war auf einmal undenkbar! Die Grenzen, die innerhalb der EU so schön frei und offen waren, wurden wieder geschlossen. Bewegung zwischen den Ländern sollte weitgehend unterbunden werden. Abgesehen davon, daß vielleicht Ausnahmegenehmigungen möglich gewesen wären, hätte kein Kunde die zusätzlichen Kosten für Quarantänetage zahlen können. Im Gegenteil, auch bei den Kunden brach mehrheitlich ein Großteil der Einnahmen weg, weil z.B. Vermietung von Ferienwohnungen oder Veranstalten von Reiterurlauben, Survivalcamps etc. auf einmal eine Nullnummer war.

Neben den existentiellen Sorgen, die ich nach einigen Monaten hatte und habe, bricht quasi mein Lebensmodell zusammen. Ich will unterwegs sein, ich brauche das, um mich vollständig zu fühlen. Ich bin einfach nicht der seßhafte Typ. Und nun sitze ich auf einmal fest. Ja, ich jammere damit auf sehr hohem Niveau. Bester Mann der Welt, Pferd, das mich immer wieder erdet und ablenkt, Dachgarten ;-)) In diesem Elend sitze ich fest. Noch einmal: ich weiß das sehr zu schätzen. Mir vorzustellen, wie viele Leute zwangsweise auf engerem Raum zusammen gehockt haben, ist schmerzhaft und unfaßbar. Aber ich sitze fest! Ich fühle mich wirklich wie ein gefangener Vogel, der mit den Flügeln schlägt wie verrückt und nicht abheben darf. Darum kann ich nicht schreiben. Ich habe oft angesetzt und gehofft... Vergeblich.

Eine andere Sache - ich habe an anderer Stelle über meine Sozialphobie geschrieben. Dadurch gehe ich ohnehin nicht groß unter Menschen; viele der Maßnahmen der letzten 16 Monate haben mich dadurch gar nicht getroffen. Was mir dennoch auffällt: ich hasse das Wissen um die ganzen Leute in dieser Riesenstadt mehr denn je. Ich will nicht einmal mehr auf die Straße gehen - ich ertappe mich bei Groll, wenn ich Stimmen auf dem Bürgersteig höre. Meine Abneigung hat sich durch die bisherigen Beschränkungen vervielfacht. Warum soll ich schreiben für MENSCHEN, die ich nicht ertragen will? Ich bin nicht mehr kommunikativ. Ich bin verbittert.

Zwei Gründe. Sicher nicht alle.

Und dann kam der @greece-lover des Wegs und hat mit Steemit gewinkt. Ich habe mich anfüttern lassen ;-)) Zumindest hier kann ich wieder auf gewohnte Art und Weise schreiben, kommunizieren, mich interessieren. Vielleicht liegt es daran, daß Ihr alle Fremde seid. Vielleicht habe ich einen neuen Impuls gebraucht, einen Anreiz, aus mir heraus zu kommen. Nein, Poesie funktioniert immer noch nicht wieder. Aber ich genieße wieder die Beschäftigung mit alten Texten und versuche es weiter. Bei der nächsten Ausstellung hier im Kiez, die mein Freund im August mit einigen seiner Werke bestücken wird, bin ich nur Zaungast. Alles hat seine Zeit...

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english version:

Yes, the TANDEMS... Our mutually enriching form of expression, art from photos and poetry. I have already described how my friend and I came up with the idea. You already know a few examples - of course I'll be happy to add a few more ;-))

But maybe you've also noticed that all the stuff you could read so far is older. In itself there is nothing wrong with that - I feel that most of what I write is timeless and still valid for me today. However, I am saddened by the fact that there is no new material! I haven't managed anything since... Yes, since March last year. For the first few months I didn't even notice. There were always breaks in writing or lazy phases when other things were simply more important. Perfectly okay, no problem. Then, last autumn, I realised that the man at my side writes and writes and writes - and I don't. I can't.

It is well known that there are writer's blocks. They are particularly likely to occur when you are desperate to get something done, have a deadline or want to appear creative. Since I use my writing more as an outlet, as a regulatory service for the grey area between my ears, such a blockade is actually unimaginable. What's going on?

And yes, now I'm opening two other pigeonholes: since March last year, travel is no longer so readily available. And travel represents a big part of my private and business life. My customers - I build small biological sewage treatment plants - are farms, businesses, residences that are far from the infrastructure and are not connected to the sewage system. Since this is practically impossible in Germany due to the rigorous connection obligation, I have most of my orders in other European countries. But commuting back and forth was suddenly unthinkable! The borders that were so free and open within the EU were closed again. Movement between countries was to be largely prevented. Apart from the fact that exemptions might have been possible, no customer would have been able to pay the additional costs for quarantine days. On the contrary, the majority of customers also lost a large part of their income because, for example, renting out holiday flats or organising riding holidays, survival camps, etc. was suddenly a zero number.

Besides the existential worries I had and still have after a few months, my life model is virtually collapsing. I want to be on the road, I need that to feel complete. I'm just not the sedentary type. And now all of a sudden I'm stuck. Yes, I'm whining about it at a very high level. Best man in the world, horse that always grounds and distracts me, roof garden ;-)) I am stuck in this misery. Once again, I appreciate it very much. To imagine how many people forcibly squatted together in a smaller space is painful and incomprehensible. But I am stuck! I really feel like a trapped bird, flapping its wings like crazy and not allowed to take off. That's why I can't write. I have often started and hoped.... In vain.

Another thing - I have written elsewhere about my social phobia. As a result, I don't go out with people much anyway; many of the measures of the last 16 months haven't affected me at all because of it. What I do notice, though, is that I hate knowing all the people in this huge city more than ever. I don't even want to go out on the street anymore - I catch myself resenting when I hear voices on the pavement. My dislike has been multiplied by the restrictions so far. Why should I write for PEOPLE I don't want to put up with? I am no longer communicative. I am bitter.

Two reasons. Certainly not all of them.

And then @greece-lover came along the way and waved with Steemit. I let myself be fed ;-)) At least here I can write again in the usual way, communicate, be interested. Maybe it is because you are all strangers. Maybe I needed a new impulse, an incentive to come out of myself. No, poetry is still not working again. But I am enjoying the occupation with old texts again and keep trying. At the next exhibition here in the neighbourhood, which my friend will put on in August with some of his works, I'll just be an onlooker. Everything has its time...

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 3 years ago (edited)

Wir haben noch eine eigene Kleinkläranlage... :-))

Alles andere?! Lass fließen, oder auch nicht - gibt keinen Zwang! Nach meinem Empfinden liest sich sowieso alles, was authentisch ohne Knopfdruck sprudelt, viel, viel besser.

LG @chriddi

 3 years ago 

Wir hatten wir ja schon letztens in einem anderen Beitrag diskutiert, dass Kreativität sich nicht auf Knopfdruck abrufen lässt. Man braucht vielmehr das Umfeld, eine Eingebung oder was auch immer, um das kreative sprudeln zu lassen...
Und du bis sozusagen das lebende Beispiel! :-)
Ich hoffe für dich, dass es bald wieder besser wird.

rigorosen Anschlußzwang

Hier in MeckPom gibt es tatsächlich noch Dörfer, in denen es einen solchen Anschlusszang (noch) nicht gibt. Da ist möglicherweise noch Bedarf an abflusslosen Anlagen :-)

 3 years ago 

Ich weiß. Macht es nur eben nicht immer besser... Und ja, vereinzelt habe ich dort Kunden und in Hessen, in Bayern... Machen halt den Kohl nicht fett ;-))

 3 years ago (edited)

Uh, wow, soooo viel .
Ich weis, man will immer gern gleich alles raus hauen, was einem in den Sinn kommt.
Tropsehm, weiter so .

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@udabeu denkt du hast ein Vote durch @investinthefutur verdient!
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Steem on und weiter viel Erfolg...

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Aktueller Kurator ist @don-thomas
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