You are viewing a single comment's thread from:

RE: Eine kurze Reflexion zum Fernweh

in Deutsch Unplugged3 years ago

Ein Wander-Gen? Sicher nicht, auch wenn ich gerne behaupte, ich bestehe genau daraus...

Ich glaube, da ist sowohl Prägung im Spiel als auch der jeweilige Charakter. Im Sinne von Persönlichkeitsmerkmalen - Du kennst das sicher aus Deiner Arbeit. Wer eher offen, neugierig und risikobereit ist, strebt natürlich nach immer neuen Reizen und Erlebnissen. Der andere eben mehr nach gewohnten Bahnen und Beständigkeit.

Bei mir trifft der eine Aspekt, der wißbegierig-abenteuerlustige, auf den anderen: Seßhaftigkeit im Sinne eine Lebensmittelpunktes, an dem man Bindungen entwickelt und eine Zugehörigkeit empfindet, kenne ich nicht. Als Kind eines, sagen wir, in diplomatischer Mission ständig Reisenden, war ich bis zu den höheren Schuljahrgängen nur unterwegs. Aus Mangel an Vergleichsmöglichkeiten empfinde ich das übrigens auch nicht als negativ oder schlecht. Genau so habe ich mein Leben später weitergeführt und meine Kinder konditioniert. Bei denen sehe ich aber, daß nur zwei meine nomadische Art für sich angenommen haben und die anderen eher auf Nestbau und Cocooning setzen. Das ist gut so. Wir haben Gestaltungsmöglichkeiten...

Das weinende Auge, das mich aufgrund der seinerzeit neuen Beziehung an einem ungeliebten Ort festgehalten sah, war leichter zu ertragen als jenes, das mich durch Corona-Maßnahmen am Reisen gehindert erleben muß. Auch da gibt es also noch unterschiedliche Qualitäten - Dein Opa wußte das, denke ich...

Sort:  

Interessant. Du hast es praktisch vorgelebt bekommen. Klingt nach Freiheit, da Du scheinbar an nichts klebst.
Wir sind ja trotz Pandemie gereist und wurden allein auf dem Rückflug 19 x kontrolliert. In jeder Ecke stand ein anderes Wesen in Uniform. Für mich war das entmündigend. Es war einfach übertrieben. Es entstand ein Gefühl von Klaustrophobie, obwohl wir auf Reisen waren.

 3 years ago 

Yo. Da fiel mir gerade ein Begriff aus dem Marxismus ein: doppelt freier Lohnarbeiter. Frei im Sinne von nicht versklavt, nicht Eigentum eines anderen. Frei von der Verpflichtung zu arbeiten. Aber eben auch frei vom Besitz an Produktionsmitteln - was die zweite Freiheit ad absurdum führt; er muß halt doch arbeiten, um zu leben...

Ich klebe an nichts und bin unabhängig, meine Zwänge erlege ich mir selbst auf. Ich fühle mich dadurch frei. Nicht sicher. Aber wie wir letztens schon feststellten, ist mir das schnuppe. Ich bevorzuge die Freiheit.

Coin Marketplace

STEEM 0.15
TRX 0.12
JST 0.025
BTC 56556.00
ETH 2492.21
USDT 1.00
SBD 2.22