Wann ist Hilfe keine Hilfe mehr?! - Von Macht und Machtlosigkeit.

in Deutsch Unplugged3 years ago

Als Frau mit Migrationshintergrund und Behinderung, wie ich häufig wahrgenommen werde zähle ich in den Augen mancher Menschen und Menschgruppe zu den Personen mit multiplen Problemlagen. Das heißt auch, dass es für mich und andere Menschen in meiner Situation Hilfsangebote gibt.


Bild pixabay.com/sasint

Ich helfe dir, du kannst das nicht alleine!

Gerade lese ich: The War of Art von Steven Pressfield. Darin geht es darum, wie jeder von uns die eigene Kraft findet, sein echtes Potential zu leben und die eigene Lebensvision und Mission zu leben und wirklich das mit der Welt zu teilen, was in jedem von uns steckt.

Steven sagt, dass Support, also Unterstützung uns oft schwächer macht. Er sagt:

"[...] the more energy we spend stocking support from colleagues and loved ones, the weaker we become and the less capeable of handling our business."

Frei übersetzt heißt das so viel wie:

Je mehr Energie wir darauf verwenden die Unterstüzung von Kollegen oder geliebten Menschen zu bündeln. desto schwächer werden wir und desto weniger können wir unsere eigenen Angelegenheiten regeln.

Die Hilfe als Versteck

Ich verstehe das so, dass sowohl der Helfer, als auch der der die Hilfe bekommt sich versteckt. Keiner von Beiden nutzt seine Energie, um sich selbst zu helfen und sich wirklich zu zeigen.

Pressfield sagt, in Wahrheit haben wir alle Angst vor dem Erfolg. davor, dass unsere Vision aufgeht. Denn wenn wir einmal über den Umständen sind, dann verlieren wir die Verbindung zu allem was wir kennen und viele Menschen werden nicht mehr in unserem Leben sein.

"Schmeiß doch mal die Krücken weg!"

Vor einigen Jahren Jahren sagte mir ein Mann: "Schmeiß doch mal die Krücken weg und mach was aus deinem Leben!" Ich wusste nicht, wie ich da reagieren soll. Wie stellt er sich das vor? Ich kann ja nicht einfach entscheiden, dass ich laufen kann wie jemand ohne Spastik und mein Leben neu starten. Damals beschloss ich, dass der Mann, der schon einige Bierchen intus hatte, nicht weiß, was er sagt.

Heute frage ich mich, wie viele "Krücken" wir im Leben einfach akzeptieren, die uns nicht Helfen, sondern klein oder schwach halten?

Was denkst du? Gibt es Hilfe, die hilflos macht?

Sort:  
 3 years ago 

Gibt es Hilfe, die hilflos macht?

Oh ja! Und die sitzt meist in den Köpfen. Meist aber beim "Helfer" oder bei den Propellern desjenigen, der in bestimmten Bereichen tatsächlich auf Unterstützung angewiesen ist. Genau den Punkt - und auch den passenden Zeitpunkt - zu treffen, ist der Casus Knaxus. Du hast recht: WER rät (oder handelt) WAS WANN? WER nimmt WANN an?
Mein Ansatz am Förderzentrum "So viel Hilfe wie nötig, so wenig wie möglich", führt oft zu "Tränen" von Mitarbeitern, die ihr Helfersyndrom nicht vollständig ausleben können, und von bequemen "Betroffenen", am Ende aber zu größtmöglicher Eigenständigkeit.

Toller Beitrag! Noch toller: Du bist in Deutsch Unplugged gelandet - herzlich willkommen, liebe Tatjana!

LG @chriddi

 3 years ago 

Freue mich auch hier zu sein.

 3 years ago 

Ich meine, es gibt eine unglaublich große Zahl an miesen, dreckigen Schwätzern, liebe Sumsum, die mit ihren scheinbar guten Ratschlägen aus der Küchenpsychologie Geld verdienen. Ich bin der Meinung, dass man unbesehen all dieses Lebensberaterzeugs auf einen Haufen schmeißen, verbrennen und die Autoren in die Wüste prügeln sollte.
Das, was Dir guttut, kannst nur du selbst herausfinden. Diese unseligen Schwätzer wissen einzig, was ihnen selbst guttut. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um dein Geld. Greife nach jeder Krücke, die du meinst zu brauchen. Bevor du sie für dich selbst nutzt, haue sie dem nächsten Blödschwätzer achtkant um die Ohren!

 3 years ago 

Du hast Recht. Wichtig ist auch immer zu sehen WER, WEM etwas sagt und WARUM. Außerdem ist nichts ohne Grund da. Alles kann ein Segen sein, oder dich vergiften. Danke für die Erinnerung.

 3 years ago 

Gerne. Schön, dass du wieder schreibst.

 3 years ago 

"Hilfe, die hilflos macht" beschäftigt uns als Eltern fast täglich.
Ziemlich oft steht man vor der Entscheidung, wie weit und wann man seinen Kindern hilft, damit sie sich (ob gleich oder später) selbst helfen können. Ich denke jeder kann sich vorstellen und hat es in seinem Umfeld auch schon erlebt, dass "Hilfe" auch in die andere Richtung gehen kann...

 3 years ago 

Ja, als Eltern ist das auch besonderes Thema. Ich bin zwar nicht Mutter, war aber lange in der Jugendarbeit aktiv. Die richtige Mitte aus Sicherheit und Lernmöglichkeiten zu finden ist nicht immer leicht.

 3 years ago 

Die titelgebende Frage "Wann ist Hilfe keine Hilfe mehr?" führt für mich unweigerlich zu der Ansage: wenn sie nicht gewünscht wird. Ungebetene Hilfe, Zwangsbehelferung sozusagen, empfinde ich als übergriffig, bevormundend und unangemessen. Ich helfe gerne, wenn ich kann und darum gebeten werde. Ich nehme bewußt Hilfe an, wenn ich die Bitte darum zuvor formuliert und adressiert habe (mir ist auch absolut nicht egal, wer mir hilft...) und darüber hinaus ist Hilfe vielleicht gut gemeint, aber meines Erachtens falsch verstanden...

 3 years ago 

Die Helfer bewusst auszusuchen ist sehr wichtig, das stimmt.

es muss sich gut anfühlen-
wenn eine hilfe sich gut anfühlt,nehme ich sie dankend an
wenn nicht-dann schaue ich mir mein thema an,denn energieen treffen sich immer passend-
manche sätze regen uns auf - und warum-- weil sie bei uns was auslösen,was mit uns zutun hat
genau dort schaue ich hin
und dann kann ich es auflösen......

manchmal bedanke ich mich bei demjenigen der was gesagt hat,was mich irre aufregte,weil der satz mich verletzte.....
und später weiss ich,dass er mich online holte,wenn ich bereit bin mich zu durchleuchten.....
wenn nicht,werden sätze wederkommen,bis man hinschaut......

klein und schwach hält man immer nur sich selber-
leitsätze aus der kindheit anschauen--wichtig um die eigene hilflosigkeit zu verstehen

lg feuerelfe

 3 years ago 

Du hast recht. Es muss sich gut anfühlen und sowas wie Teamwork sein.

 3 years ago (edited)

Ich hatte das Glück, Behinderungen von klein auf an meiner Mutter zu erleben (Polio) und freilich auch das Beispiel, wie man mit Lebensmut damit fertig wird. Dabei ist mir immer wieder aufgefallen, wieviele Nichtbehinderte starke Ängste haben, davor, wie ihr Hilfsangebot aufgenommen wird. Deshalb meine Bitte an beide Seiten: Hilfe anbieten (wir Spanier sagen: "Das Nein haben wir schon, auch wenn wir nicht fragen.") Und Hilfe fordern und annehmen... Der weise Spruch gilt auch hier: "Das Nein haben wir schon, auch ohne zu fragen." Anbieten und bitten, sind ja eh fast die gleichen Worte. Ich fahre zu 93% gut damit.

 3 years ago 

Interessanter Prozentwert...
;-))

Coin Marketplace

STEEM 0.15
TRX 0.15
JST 0.028
BTC 54034.48
ETH 2262.26
USDT 1.00
SBD 2.31