Der Gefahr entflohen

In der brandenburgischen Idylle sitzend und das Auge entsetzt auf die Ameiseninvasion in der Küche gerichtet, gefror Leroy am Wochenende fast das Blut in den Adern.

Zum einen war er verzweifelt, wie er der Insektenhorden durch Gesprächsangebote oder Paartherapie beikommen sollte. Denn die Tiere zeigten sich uneinsichtig. Wäre es etwa schon übergriffig, Ihnen den Zugang zu meinem Kühlschrank zu verwehren, nur weil sie Ameisen sind und mich nicht um Erlaubnis gefragt haben?

Maigrün in Brandenburg

Anderseits war er mit der einminütigen morgendlichen Durchsicht der Schlagzeilen der Boulevard-Presse beschäftigt. Die üblichen Blätter sind vom Niveau her viel zu hoch für ihn, daher musste der Malocher und klugscheißernde Möchtergernplastikmüllvermeider auf das Portal der guten alten Bild-Zeitung ausweichen.

Hier wird die Fahne des kritischen Journalismus hochgehalten, hier beschäftigt man sich mit wesentlichen Themen. Zum Beispiel volksaufstandsähnlichen Szenen in Berliner Biergärten oder auch Mord und Totschlag in sonst glücklichen und erfüllten Ehen. Vermutlich erfunden, weil es keine glücklichen Ehen gibt, aber wen interessiert das schon.

Denn ausgerechnet in Mütterchen Russland ist die Gewaltspirale gegen Männer nun offenbar in ein neues Stadium eingetreten. Von Frühlingsgefühlen überwältigt, hat im sibirischen Novokuzneck "es Tatti" (Tatjana O.) ihren Mann im Vollsuff dadurch hinweggemeuchelt, dass sie sich mit ihrem 100 kg schweren Hintern (gewaltige Ausmaße!) in unfreundlicher Absicht auf sein Gesicht platzierte, während sie sein Genick mit ihren zarten Beinen in die Mangel nahm.

Nun ist er tot.

Sagt mal Freunde, wo sind wir eigentlich?

Früher war es so, dass die Russen ihre unbotmäßigen Frauen im Suff öffentlich gezüchtigt haben. Jetzt bringen die dortigen Weiber ihre fürsorgenden Ehemänner auf so unappetitliche Weise einfach um die Ecke! Sind das die Spätfolgen des Stalinismus oder Resultat des Imports neuer westlicher Ideen?

Jeder weiß: Was in Sibirien möglich ist, geht bei uns schon lange. Hier kommen die Damen ja schon seit geraumer Zeit auf die unmöglichsten Ideen. Das fängt an bei der Nötigung zum Müllrunterbringen und hört damit auf, dass sie in Schützenvereine - die letzten Bastionen unbeschwerter männlicher Geselligkeit - eintreten wollen. Dabei treffen sie doch sowieso nix.

"Was schaust Du mich so komisch an?"

Leroys Frau war nicht amüsiert über seinen geängstigten Blick auf ihren Hintern. In den letzten Tagen hatte sie öfter Kritik an der einen oder anderen Stelle an ihm geübt. Würde auch sie zu solchen Mitteln greifen?

Die Ameisen und die Story reichten mir fürs Erste. Leroy verschwand so schnell wie möglich. Die Sache sollte mein kleines Geheimnis bleiben.

Ich ging wandern.