Ein Leben im Paradies?

Dieser Artikel war schon fast fertig und sollte schon vor langer Zeit veröffentlicht werden. Dann sind aber einige Dinge passiert, die meine Depressionen wieder richtig aufleben lassen haben. Keine richtig schlimmen Sachen, aber sehr viel auf einmal. Aber wir sind noch in Thailand und ich bin auch immer noch clean. Mittlerweile geht es mir wieder besser.

Ein Leben im Paradies?

Vermutlich denken die meisten Menschen beim Begriff Paradies an „Sonne, Palmen, Stand und Meer“ und ich denke, Thailand erfüllt dieses Bild schon ziemlich genau. Dennoch kann nur jeder für sich selbst entscheiden, wo oder was sein persönliches Paradies ist.

Ich lebe jetzt seit 1,5 Jahren in Thailand, quasi erst zum Urlaub auf Koh Samui und seit 1 Jahr lebe und arbeite ich in Phuket. Sonne satt, wunderschöne Strände und kristallklares blaues Meer um mich herum.

Lebe ich jetzt also im Paradies?

Wer meine Geschichte verfolgt hat, weiß warum ich jetzt hier lebe. Geplant war das ganze nicht, ich bin nur mit einem Koffer nach Thailand gereist, da ich nach 3 Monaten, zusammen mit meiner Freundin, zurück nach Deutschland fliegen wollten.

Auf lange Sicht, hatten wir ein gemeinsames Leben in Thailand geplant, deswegen habe ich mich mit dem Thema auswandern, schon die letzten Jahre befasst, ich bin also nicht ganz ins blaue Wasser gesprungen. Das Leben, die Kultur und auch das Arbeiten in Thailand, waren alles schon vertraute Themen.

Beim Thema Arbeit, hatte ich starke bedenken, weshalb geplant war, dass meine Freundin und ich erst mal einige Jahre in Deutschland leben, etwas ansparen um uns dann anschließen hier ein Leben aufzubauen.
In meiner letzten Reihe hatte ich geschrieben, warum dann doch alles anders gekommen ist und ich hier in Thailand geblieben bin.

Der Ein oder Andere hat im Urlaub bestimmt auch schon mal gedacht „Hier zu Leben wäre ein Traum“, aber Urlaub und leben sind halt 2 verschiedene Paar Schuhe.

In Deutschland, Österreich und der Schweiz haben wir ein sehr sicheres Leben und genießen viele Vorzüge, die für uns ganz selbstverständlich sind, Kranken- und Sozialversicherungen und eine Rente nur mal als Beispiele genannt. Ein Großteil der Thailänder hat nicht mal eine Krankenversicherung. Bei Zahnschmerzen ist es hier ganz normal, dass der Zahn gezogen wird, für alles andere fehlt einfach das Geld. Dinge, die für uns ganz selbstverständlich sind, werden hier zur Besonderheit.

Im Internet werden absurde Summer angegeben, wenn man nach dem typischen thailändischen Einkommen sucht, in der Realität sieht das aber ganz anders aus.
In Thailand schwankt das Einkommen und die Lebensunterhaltskosten extrem, in den Touristenorten ist dieses deutlich höher als in den ländlichen Gebieten. Allgemein kann man die Touristenort nicht mit dem ländlichen Thailand vergleichen, dass ist schon fast so, als würde man 2 Länder miteinander vergleichen.

Zum Einkommen nur mal ein Beispiel:
Meine Freundin arbeitet in einem Supermarkt: 6 Tageswoche mit 9 Stunden-Tagen und bekommt knapp 15000 Baht.
Ich bekomme bei einer 5 Tageswoche, mit 8 Stunden-Tagen 44000 Baht.

Natürlich gibt es auch viele thailändische Arbeiter, die noch deutlich mehr verdienen, aber die breite Masse verdient um 15000 Baht.

Allgemein lässt sich sagen, dass man in Thailand deutlich länger arbeiten muss und weniger Urlaub hat, aber dafür herrscht hier ein ganz anderes Arbeitsklima, es ist nicht so stressig wie bei uns.

In Euro beträgt mein Gehalt ca. 1200€ bei einer 38 Stunden Woche, 20 Tagen bezahlter Urlaub und einer Krankenversicherung. Mit meinem Job bei einer deutschsprachigen Firma, zu fast deutschen Arbeitsverhältnissen, hatte ich also mehr als nur einen Sechser im Lotto.

Mit der Thailändischen Kultur komme ich zum Großteil super zurecht, mal angesehen von den Dingen, die ich in meiner letzten Reihe beschrieben habe. Nach meinem Empfingen ist der Buddhismus ist eine sehr schöne und ehrliche Religion, wobei ich gar nicht religiös bin. Allgemein ist es ein sehr freundliches Miteinander im Land des Lächelns, obwohl die Thailänder in der Corona-Zeit ein wenig Ihr Lächeln verloren haben. Das Lächeln ist in den letzten Monaten aber wieder zurückgekehrt. Ein Land, wessen Wirtschaft auf den Tourismus ausgelegt ist und dann 2 Jahre von der Außenwelt abgeriegelt wird, hat es sehr hart getroffen. Nachdem die Einreisebestimmungen über die letzten Monate aber immer weiter gelockert wurden, kamen die Touristen, die Arbeitsplätze und damit auch das tägliche Brot zurück.

Unsere kleine Familie, bestehend aus Unthika, unserem Sohn und mir, sind hier wirklich glücklich. Ich bin nicht der leibliche Vater, aber für mich ist es mein Sohn und bald werde ich auch selbst Vater.

Da ich mich mit den Punkten Leben, Kultur und Arbeit hier gut arrangieren kann, kann ich für mich persönlich sagen „Ja, ich lebe im Paradies“. Das Leben in Thailand ist nicht so stressig, das miteinander ist deutlich offener und fröhlicher als in Deutschland und ich liebe die scharfe Thai-Küche. Es gibt aber natürlich auch einige Sachen, die mich stören oder die ich aus Deutschland vermisse.

Ein Thailänder lebt im „Hier und Jetzt“, über die Zukunft wird kein großer Gedanke verschwendet. Das macht das Leben zwar einfacher und sorgt für weniger Kopfschmerzen im „Heute“, aber es bringt auch viele Probleme mit sich. Viele Thailänder brechen die Schule ab, man denkt ans heute und heute braucht man Geld. Das man in Zukunft aber deutlich mehr Geld verdienen könnte, wenn man die Schule gut beendet und danach vielleicht sogar ein Studium oder eine gute Ausbildung absolviert, daran wird kein großer Gedanke verschwendet. Diese Denkensweise, lässt sich auf viele Bereiche ausweiten.

Also einfach im Urlaub hiergeblieben, ganz ohne Probleme?

Im großen und ganzen ja, aber wie gesagt, ich habe mich über viele Jahre schon mit dem Auswandern nach Thailand beschäftigt und man muss auch dazusagen, dass ich hier sehr viel Glück hatte.

Ohne meine Freundin und meinen Sohn wäre das auch anders, ich liebe die Beiden, was es mir natürlich leichter macht, über mache Dinge hinwegzusehen.

Wenn wir die freie Wahl hätten, würden wir auf das Land ziehen (in das richtige Thailand) oder nach Koh Samui. Koh Samui gefällt uns deutlich besser als Phuket aber das ist natürlich ganz individuell, von meinen ganzen Arbeitskollegen, bin ich quasi der Einzige, der Koh Samui Phuket vorziehen würde. Ein Traum wäre auf das Land raus zuziehen, aber das wird sehr schwierig, da ich für meine Aufenthaltsgenehmigung einen Job mit relativ hohem Einkommen brauche, was auf dem Land quasi unmöglich ist.

Wie geht es weiter?
Ich mache gerade so viele Überstunden wie möglich und nebenbei noch einen Onlinejob. Unthika ist in der 17 Schwangerschaftswoche und für unser Kind müssen natürlich noch einige Sachen angeschafft werden und (ein weiteres Beispiel für Dinge, die für uns eigentlich selbstverständlich sind) für die Entbindung müssen wir hier auch sehr viel Geld zahlen.
Also mache ich gerade alles was geht, um unseren zukünftigen Kind einen guten Start ins Leben zu ermöglichen.
Noch habe ich die Zeit, also arbeite ich so viel es geht, aber das mache ich auch gerne :)

Liebe Grüße von uns 3,5 an Euch :)