Digitale Pleite: Wie das Projekt De-Mail episch scheiterte
Es sollte der Durchbruch sein zur digitalen Verwaltung, ein Raketenstart in eine Zukunft, in der Behörden nicht mehr faxen und auf Briefe warten, sondern bequem von zu Hause aus erreichbar sind. Nicht mehr würde gebraucht als eine neue E-Mail-Adresse, sicher und bombenfest verschlüsselt, hieß es vor zehn Jahren, als die deutsche Telekom den als „rechtssicher“ bezeichneten E-Mail-Dienst De-Mail auf der Computermesse CeBIT vorstellte.
Vertrauliche Daten sollten in Deutschland künftig genauso sicher über E-Mail versendet werden können wie mit der Post. Nutzer würden sich einfach einmalig per Personalausweis identifizieren und danach auf Dienstleistungen zugreifen können, die in digitalen Rathäusern angeboten werden. Egal, ob Kennzeichenvergabe oder Abschluss eines Versicherungsvertrages, Post an ein Gericht oder die Kommunikation mit dem Jobcenter - überwacht vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik würde das weltweit einzigartige Verfahren.
Eigens um De-Mail einzuführen, wurde damals mit dem "Bürgerportal-Gesetz" eine rechtliche Regelung geschaffen, die elektronische Kommunikation der traditionellen per Brief oder Fax gleichstellte. In Kombination mit dem maschinenlesbaren elektronischen Personalausweis sollte De-Mail das digital abgehängte Deutschland mit einem Schlag ganz nach vorn unter die Hightech-Nationen katapultieren.
Die „erste Mail mit gesetzlich gesicherter Zustellung“, wie die Deutsche Telekom das neue Produkt zu Beginn bewarb, verzeichnete zu Beginn auch einen Ansturm an Anmeldern nicht nur bei der Telekom, sondern auch bei anderen Internetanbietern wie web.de und 1 & 1. Schnell wurde den Anmeldern allerdings deutlich, dass die Revolution wohl nur im Saale stattfinden wird: Einerseits drohten Nutzern schädliche Fristverwirkungen, etwa im Fall, dass Post von der Justiz oder dem Finanzamt amtlich zugestellt, von ihnen aber nicht gelesen wurde, weil sie es versäumt haben, regelmäßig in ihr De-Mail-Postfach zu schauen. Andererseits fehlte es grundsätzlich an Angeboten, die sich über das De-Mail-Portal hätten nutzen lassen.
Der versprochene Schub zur neudeutsch „E-Government“ genannten elektronischen Nachrichtenübermittlung zwischen Bürgern und Behörden blieb jedenfalls aus. An die Stelle der großen Versprechungen traten ausdauernde Beschwörungen, immer wieder wurden Millionensummen investiert, zum Bespiel, nachdem der Chaos Computer Club aufgedeckt hatte, dass das De-Mail-System alles andere als sicher ist.
Die Gewinnung von neuen Nutzern war zu dieser Zeit jedoch schon vollkommen eingeschlafen. Es gab keine Werbung mehr und kaum noch neue Dienstleister, die auf De-Mail setzten. Als „toten Gaul“ bezeichnete Telekom-Chef Tim Höttges den Dienst Anfang des Jahres - ein letzter Hinweis darauf, dass das Ende naht.
Nun ist es auch offiziell soweit. Nach zehn Jahren und hunderten von Millionen Euro Anschubinvestitionen will die nach wie vor teilstaatliche Deutsche Telekom das Vorzeigeprojekt zur Digitalisierung Deutschlands ab kommendem Jahr einstellen. Zehn Jahre nach dem Start scheitert Deutschland damit ein weiteres Mal geradezu episch beim Versuch, mit der weltweiten Entwicklung hin zur Digitalisierung Schritt zu halten.
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