Zu viel Leere... / Too much emptiness...

in Account Booster 👍3 years ago

english below...

Da war ich nun, allein und froh darüber. Aber unglücklich mit dem leblosen Gestein um mich herum, den bedrückenden grauen Farben und kurz vor der Einsicht, daß ich mir ein bißchen zu viel zugemutet habe mit der Idee einer mehrwöchigen Trekkingtour durch den Himalaya in der kalten Jahreszeit. Die Feuer abends mußte ich minimalistisch halten, da ich nur auf mitgeführtes Holz zurückgreifen konnte. Nach drei Tagen wurde ich innerlich gar nicht mehr richtig warm. Solange ich am Laufen war, merkte man das nicht. Die schiere Unendlichkeit hat mich auch die ganze Zeit in Atem gehalten, so daß für die bitteren Gedanken die Nächte blieben. Ich mußte mir eingestehen, daß ich besser die lange Wanderung abbreche und zurück nach Leh gehe. Den Rest der Zeit würde ich dann von dort wieder Tages- oder Zweitagestouren unternehmen. Etwas zu erzwingen liegt mir einfach nicht und ich hatte noch zu viel vor (und war dabei zu weit weg von zu Hause), als daß ich erhebliche Risiken eingehen wollte.

Zwei Ziele hatte ich mir allerdings noch zwingend vorgenommen: einen buddhistischen Einsiedler zu besuchen, der in einer abgelegenen Höhle lebt und dort seine Weisheiten auch mit Besuchern teilen sollte. Und ein bestimmtes Kloster zu besuchen, von dem mir in Leh viel erzählt wurde. Beides waren unvergeßliche Erlebnisse - die aber unter anderem verantwortlich dafür sind, daß ich bis heute das Gefühl habe, mit dem Ladakh "noch nicht fertig zu sein".

Die letzten beiden Wochen waren also leichter für mich und trotzdem voller krasser Eindrücke. Ein Erlebnis hat mich wieder auf die Realitätsebene zurückgeholt: ein etwa 13-jähriges einheimisches Mädchen war schwer gestürzt auf dem Weg von der Schule. Sie hatte mehrere Rippenbrüche und eine scheinbar zertrümmerte Schulter. Auch wenn sie damit im Endeffekt glimpflich davongekommen war, brauchte sie dringend medizinische Hilfe. Das Rufsystem funktioniert gut - aber durch die gewaltigen Entfernungen brauchte der Arzt über 7 Stunden zu der Patientin. Das chinesische Notrettungskommando, das deutlich besser ausgestattet und in geringer Entfernung im Grenzgebiet mit Hubschraubern unterwegs war, bot seine Hilfe an: sie hätten nach maximal einer halben Stunde vor Ort sein können. Von indischer Seite wurde das Passieren der Grenze auch zu diesem humanitären Zweck strikt untersagt. Politik nimmt keine Rücksicht auf Einzelschicksale...

Bis zum letzten Tag habe ich jedes Bild aufgesogen, das sich mir bot, jeden Meter genossen und gelitten an der unwirklichen Umgebung... Mein Aufbruch rückte näher: nach Chennai, in einer der größten indischen Städte im Süden, zu meiner indischen Freundin. Sie wollte es sich nicht nehmen lassen, mich trotz der verschobenen Hochzeit mit dem "richtigen" Indien bekannt zu machen...

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english version:

There I was, alone and happy about it. But unhappy with the lifeless rock around me, the depressing grey colours and on the verge of realising that I had bitten off more than I could chew with the idea of a multi-week trekking tour through the Himalayas in the cold season. I had to keep the fires in the evenings minimalistic, as I could only fall back on the wood I had brought with me. After three days I didn't really get warm inside. As long as I was walking, you didn't notice it. The sheer endlessness also kept me in suspense the whole time, so that the nights were left for the bitter thoughts. I had to admit to myself that I had better break the long trek and go back to Leh. The rest of the time I would then go on day or two-day treks from there again. Forcing something just doesn't suit me and I still had too much to do (and was too far from home) to take any significant risks.

However, I still had two goals in mind: to visit a Buddhist hermit who lives in a remote cave and share his wisdom with visitors. And to visit a certain monastery that I had been told a lot about in Leh. Both were unforgettable experiences - but they are responsible, among other things, for the fact that until today I have the feeling that I am "not yet finished" with Ladakh.

So the last two weeks were easier for me and yet full of stark impressions. One experience brought me back to the level of reality: a local girl of about 13 had fallen badly on her way home from school. She had several broken ribs and what appeared to be a shattered shoulder. Even though she got off lightly in the end, she needed urgent medical help. The call system works well - but due to the huge distances it took the doctor over 7 hours to reach the patient. The Chinese emergency rescue team, which was much better equipped and had helicopters at a short distance in the border area, offered their help: they could have been on site after half an hour at the most. The Indian side strictly prohibited the crossing of the border even for this humanitarian purpose. Politics has no regard for individual fates...

Until the last day, I absorbed every image that presented itself to me, enjoyed every metre and suffered from the unreal environment... My departure was approaching: to Chennai, one of the largest Indian cities in the south, to my Indian friend. She did not want to miss the opportunity to introduce me to the "real" India, despite the postponed wedding...

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Die Bilder sind ja der Hammer...
"After Whiskey driving risky"..😀 Da fragt man sich, wie viele Driver da so lang kommen...

 3 years ago 

Nicht sooo viele. Aber schon etliche Lieferfahrer und Salzlaster und Schülertransporte. Die haben dann entweder Spaß, wenn sie sowas lesen oder fühlen sich ertappt ;-))

I live close to Himalaya so go there often. You are probably aware that Dharm Guru Dalai Lama lives not far from here in Dharmshala. I was there in March this year but could not meet him. Your story is keeping me spell bound. Lovely.

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