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RE: Rückwärts gibt es nicht

in #gedichte7 years ago

Den Reply hatte ich eigentlich schon am gestrigen Abend geschrieben. Aus irgendwelchen unerfindlich Gründen konnte ich ihn jedoch nicht posten. Aber jetzt sollte es eigentlich funktionieren.
Doch nun zu deinem Gedicht. Es hat einen (im doppelten Sinn) schönen Fluss. An mir hat sich lediglich die Frage festgebissen, wieso das Meer die Antworten parat hält? Ich habe versucht es mir als das Weite oder schier Grenzenlose vorzustellen, aber zufrieden bin ich mit meiner Interpretation nicht. Du wirst mich jedoch aufklären.
Der Knopf zum Upvoten dreht sich derweil noch immer.
Gruß, Wolfram

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Danke für den Reply erstmal. :)

Es ist natürlich immer schwierig, eigenen Werken eine Interpretation hinzuzufügen, aber ich werd's mal versuchen und, ganz wie im Schulaufsatz, die entsprechenden Stellen auseinander zu nehmen versuchen.


Das lyrische Ich, das zeigen, denke ich, die gespiegelten Ein- und Ausgangsverse, befindet sich in einsamer Bewegung und zwar in Flussrichtung, immer nach vorne (ein "Rückwärts", verrät ja der Titel, "gibt es nicht"). Ich persönlich, würde der Reflektorfigur hier auch eine gewisse Freude an der Situation unterstellen, eine mögliche romantische Verklärung - aber das kann Überinterpretation sein und fußt womöglich nur auf der cartoonartigen Illustration des Gedichts.

Das Meer wird als Endpunkt des Flusslaufs zum fernen Ziel des lyrischen Ichs. Sei es, weil sich dort am steten, monotonen Vorwärts endlich etwas ändern wird, oder aber weil "sich die Welt auftut" und das "kleine Floß sich beweisen muss". Das Meer, denke ich, wird hier also zur Projektionsfläche großer Möglichkeiten und Potenziale, die das lyrische Ich im steten Fluss seines jetzigen Daseins nicht verwirklichen kann (oder das zumindest glaubt). Der Wunsch "sich zu beweisen" drückt wohl einen Wunsch nach Anerkennung aus, der bislang unerfüllt geblieben zu sein scheint.

Das Meer/das Ziel (oder "jemand") wird also, so hofft unser Held/unsere Heldin, Antworten auf große Lebensfragen nach "Sinn" und "Ziel" des Daseins bereithalten und "Zuversicht" stiften. Zugleich deutet der Wunsch, diese Antworten von "jemandem" zu erhalten sicher auch auf eine gewisse Unzufriedenheit mit der Einsamkeit auf dem Fluss hin.

Was das lyrische Ich gerade lernt, nämlich "Hoffnung" (13. Vers) aus sich selbst zu schöpfen, ist aber wesentlich wichtiger. Noch merkt es vielleicht nicht, dass es bereits "Ziel" (das Meer) und "Zuversicht" ("Hoffnung") gewonnen hat, dass "jemand" (in Form des lyrischen Ichs selbst nämlich) ja längst da ist.


Nicht uninteressant, sich mal so ein bisschen am eigenen Text abzuarbeiten. :) Aber immer möchte ich das nicht machen. Als Verursacher hat man es tatsächlich noch ein bisschen schwerer, Verfasser und Text nicht als eins zu betrachten.

Teilst du meine Einschätzung oder liest du das Gedicht anders?

Zuerst ein riesen Dankeschön für den Teppich der Erleuchtung, den du mir ausgerollt hast.
Selbstverständlich projizieren deine Zeilen nun ganz andere Bilder als zuvor.
Ich fand fand das Gedicht aber auch bereits in meiner eigenen Interpretation schön und spannend zugleich. Gestört hatten mich lediglich die Fragezeichen vor meinen Augen. Aber die hast du ja nun mit einem erhellenden Reply weggewischt.
Wir laufen uns mit Sicherheit noch viel öfter über den Weg.
Gruß, Wolfram

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