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RE: Warum ich Steuern grundsätzlich ablehne

in #freiheit6 years ago (edited)

Es klingt schon alles sehr einleuchtend. Was der gute Janich allerdings vergißt ist, daß Gewalt etwas ist, was immer dazu tendiert sich zu monopolisieren. Gewaltenteilung ist eine schöne Phrase, existiert aber nicht. Es wird immer einen geben, der feststellt, daß er in einem Gebiet das sagen hat. Das ist das Problem bei einer Privatrechtsgesellschaft: Es müßten alle mitmachen, aber genau das macht sie utopisch.

Oliver Janich: Sicher ohne Staat - Wie eine natürliche Rechtsordnung ohne Gewaltmonopol funktioniert

Libyen liefert ein gutes Beispiel. Da hat man den Staat weggebombt.Es gab nie einen Punkt, an dem man eine Privatrechtsgesellschaft hätte einführen können, und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Das durch den Staatsausfall entstandene Vakuum wird sofort aufgefüllt von Kräften, die selbst Staat sein wollen. Es gibt niemanden, der kommt und sagt: Wir machen nun Privatrechtsgesellschaft, denn der würde damit automatisch die Macht aus der Hand geben müssen - und dann kommt ein anderer und eignet sich diese Macht an.

Ich sehe keinen Ansatzpunkt, an dem sich das von oben einführen ließe, denn das wird kein Machthaber tun. Ich sehe auch nicht, daß plötzlich alle geläutert sind und eine höhere Einsicht haben und dann so ein System einführen. Das liegt nun mal an der gauß'schen Intelligenzverteilung. Auch kann man nicht alle Menschen auf Null setzen und so werden einige wenige immer einen Vorteil gegenüber allen anderen haben.

Fazit: Eine Privatrechtsgesellschaft ist eine nette Gedankenspielerei, aber nichts in das man seine Hoffnung für die Zukunft stecken sollte.

Sort:  

Eine "Mafia" ersetzt halt die andere. Da kommt wieder meine Theorie der "Gierlappen" ins Spiel. Ein guter Anfang wäre, wenn in unserem System die Politiker-Haftung und die Haftung für Beamte eingeführt werden würde.

Libyen hat natürlich auch das Problem, dass Kräfte von Außen sich was unter die Nägel krallen wollen und so verschiedene Gruppen gegeneinander aufhetzen, auch das wurde bei John Perkins beschrieben. Findet in Syrien im Grunde auch statt... und auf einmal ist im ölreichen Norden eine US-Militärbasis...

In Libyen war zudem der von uns bezeichnete Diktator ein wirklicher "Führer", es gibt sehr gute und interessante Dokus (auch von Arte), bevor er auf Sarkozy´s Abschussliste landete, was er den Libyern alles ermöglicht hat...

Ansonsten sollte einfach mal festgehalten werden, dass Macht generell korrumpiert...

Das Blöde an der Politikerhaftung ist, daß sie von den Politikern selbst eingeführt werden müßte. Und dafür dürfte sich wohl kaum eine Mehrheit finden lassen. Und bei den Beamten ist es ähnlich. Daß die sowas freiwillig einführen, das glaube ich nicht. Aber ich glaube, daß Technologien wie die Blockchain dafür geeignet sind, den nötigen Druck zu erzeugen, damit Politiker nicht mehr uneingeschränkt über das Geld des Steuerzahlers verfügen können, sondern die Tendenz mehr in Richtung eines Zwischendings zwischen "freiwillige Spenden" und "keine Steuern ohne Mitbestimmung" geht.

John Perkins ist natürlich Pflichtlektüre. Da ist schön beschrieben, wie diese dreckigen Geschäfte ablaufen. Auch wird da die Behauptung von Oliver Janich widerlegt, daß diese Investitionen des IWF den örtlichen Bevölkerungen zugute gekommen seien. Ich habe das selbst hautnah miterlebt, wie diese Geschäfte so ablaufen. Es ist immer eine Gruppe von Bessergestellten, die sich hinter gemeinnützigen Organisationen verstecken und die Geschäfte so abwickeln, daß möglichst viel Geld für sie hängenbleibt, auf das sie wiederum über Tarnorganisationen zugreifen.

Sonnenuntergang in der nördlichen Sahara
Nachtplatz zwischen Ajdabiya und Tobruk
Reisebericht Libyen 1998 auf www.brauner-benz.de

In Libyen selbst war ich zum ersten mal im Jahre 1998. Einfach so. Wollte mir mal selber anschauen wie so ein "Schurkenstaat" von innen aussieht und stellte fest: Was hat unsere Propaganda uns da vorgelogen? Es ist ja ganz anders. Ganz ähnliche Erfahrungen habe ich später dann im Iran gemacht. Ich war danach immer mal wieder in Libyen. Zuletzt 2012. Wäre es mir nicht schon vorher klar gewesen, wüßte ich spätestens seit meinem letzten Besuch in Libyen: Der NATO geht und ging es niemals um Menschenrechte, sondern ausschließlich um wirtschaftliche Interessen.

Hi besold, in der Theorie mit den Blockchains richtig, aber die Mehrheit der Menschen ist einfach zu doof dafür, denn mit ihrem eigenem Handeln könnten sie bereits alles bewirken. Aber sie sind zu gemütlich, selbst zu faul zum Nachdenken und wählen deshalb solch Ärsche, über die sie dann hinterher schimpfen und lamentieren. Ist mit Beamten und stumpfsinnigen Gesetzen genau dasselbe. Menschen sind halt Schafswesen, fühlen sich in der Masse wohl, immer nur dem anderen auf den Arsch guckend... Ist zwar eine "fatalistische" Weltsich, aber mit knapp 50 reift diese Erkenntnis immer mehr ;-)

Da biste ja schon schön rum gekommen, Libyen und Iran hatte ich noch nicht, obwohl mich letzteres auch reizen würde, das Land mit den schönsten Frauen :-))

Dann solltest Du Dich vielleicht beeilen. Ich denke nämlich, über kurz oder lang wird der Iran dem Schicksal Libyens folgen. Es ist meines Erachtens nur eine Frage der Zeit. Dann ist die Gegend auf Jahrzehnte unbereisbar.

Hübsche Iranerin im Hotel Khayyam

Reisebericht Iran 2006

Fazit: Eine Privatrechtsgesellschaft ist eine nette Gedankenspielerei, aber nichts in das man seine Hoffnung für die Zukunft stecken sollte.

Leider muss ich dir da zustimmen.
Die Privatrechtsgesellschaft ist ein Gedankenspiel, eine Utopie, eine libertäre Idealvorstellung einer Gesellschaft mit dem höchsten Maß an individueller Freiheit.

Dass diese in naher Zukunft irgendwann irgendwo eingeführt wird und dass sie dann vor allem von anderen Staaten in Ruhe gelassen wird, sehe ich selber sehr kritisch.
Auch der Gedanke, dass wir durch Aufklärung irgendwann eine Mehrheit erreichen werden ist rein mathematisch gesehen nahezu unmöglich.

Aber sollen wir jetzt deshalb den Kopf in den Sand stecken und uns einfach brav dem vorherrschenden System unterordnen?
Solange auch nur der kleinste Funken an Hoffnung besteht irgendwas zu verändern, werde ich mich immer für eine freie Gesellschaft einsetzen.

Meiner Meinung nach ist die beste Chance, die wir haben, irgendwo selber eine Privatrechtsgesellschaft aufzubauen.
Hierzu müssen wir nicht von unten oder oben irgendeinen vorhanden Staat übernehmen und brauchen auch keine Mehrheit.
Wenn sich ein paar tausend Libertäre mit genügend Geld zusammenschließen, dann könnte man das zum Beispiel auf einer unbewohnten Insel umsetzen. Da jedes Stück Land irgendeinem Staat gehört, müsste man dem Staat natürlich nicht nur das Grundstück abkaufen, sondern die Insel muss dann auch aus dem Staatsgebiet ausgeschlossen werden.
Ob sich irgendein kleiner Inselstaat darauf einlassen würde und welcher Geldbetrag dafür nötig sein würde, ist fraglich, aber dennoch nicht komplett unrealistisch.

Und mal angenommen es würde klappen, dann stellt sich immer noch die Frage, ob man von anderen Staaten in Ruhe gelassen wird. Spätestens wenn die ersten großen Unternehmen aufgrund der nicht vorhandenen Steuern ihren Hauptsitz auf die Insel verlegen, werden sich die Machtinhaber anderer Staaten überlegen, ob und wie sie gegen diese Insel vorgehen.

Aber selbst wenn die USA dann die Insel wegbombt und jeden einzelnen Bewohner umbringt, sterbe ich lieber in Freiheit, als mich wieder unterwerfen zu lassen.
Hauptsache alles wurde dann gut dokumentiert, damit die Nachwelt sehen kann was passiert ist und vielleicht irgendwann schnallt, dass eine Privatrechtsgesellschaft besser funktioniert als ein Herrschaftssystem.

Oliver Janich: Sicher ohne Staat - Wie eine natürliche Rechtsordnung ohne Gewaltmonopol funktioniert
Realistisch betrachtet würde es gar nicht soweit kommen. Wenn da eine Insel liegt, die niemandem gehört, dann wird schon jemand kommen, der dort Interessen hat, und dort mit der Elite verhandeln, die es auch in einer Privatrechtsgesellschaft gibt - das sind die, die gute Verbindungen haben. Und die werden sich mit denen schon einig werden. Staaten an sich sind schließlich nicht das Problem. Das Problem sind die oberen 10.000, und der Staat ist immer nur deren Machtinstrument. Es war immer ein Herrschaftssystem und wird auch immer eines bleiben, weil es immer Leute gibt, die glauben "gleicher" zu sein als alle anderen.

Janich glaubt vielleicht, daß der Staat weg müsse, und daß sich dann alle Probleme in Wohlgefallen auflösen. Aber so ist es nun einmal nicht. Mal abgesehen davon, daß es gewisse Dinge gibt, die einfach top-down gemacht werden müssen. Das Autobahnnetz in DE, beispielsweise, würde heute noch nicht existieren. Das wurde einfach vom Staat beschlossen. Eine Nachfrage nach Autobahnen existierte nicht, und selbst wenn, hätte man irgendjemanden enteignen müssen. Es wären wohl kaum alle Landbesitzer entlang der geplanten Strecke bereit gewesen, ihr Grundstück zu verkaufen. Und wer würde bestimmen, daß die Autobahn durch die Stadt X läuft, Stadt Y aber nicht eingebunden ist?

Plan B - Wissens-Forum
Es ist auch richtig, daß Staaten eine relativ junge Erfindung sind, aber eine Herrschaft gab es schon immer. Und die wird es auch noch geben, wenn es keine Staaten mehr gibt. Deshalb ist es nicht zielführend, wenn man glaubt, man sei ohne Staat besser bedient, denn an seine Stelle wird eine andere Form der Herrschaft treten. Die kann man nennen wie man will: Staat, System, Regime oder Foofoo. Wie man es nennt ist letztlich egal. Es wird nicht verschwinden. Das ist der Punkt. Wesentlich realistischer erscheint mir da die Herangehensweise der Wissensmanufaktur.

Der Ansatz des amerikanischen Libertären, Richard Andrew Grove (tragedyandhope.com) gefällt mir sehr gut: Er setzt beim rationalen, widerspruchsfreien Denken an und sagt, dass Anarchie nicht als Ziel verstanden werden sollte, sondern als Symptom mentaler Autonomie.

Seinen Peace Revolution Podcast kann ich sehr empfehlen.

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