Eine freie Gesellschaft braucht ein Fundament. Teil 8

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Für die weiteren Teile der Serie #freie-gesellschaft muss ich ein Vorwort einbringen, welches als „Leitfragen für die Analysearbeit“ dient

Es ist immer nützlich - nicht nur als Anregung für künftiges Denken und Handeln, sondern auch für das Beurteilen und Bewerten des Gegenwärtigen – einen auf Realität beziehbaren Maßstab zu haben. Ein solcher wird hier geboten. Dabei geht es vorerst nur um die Präsentation einer Idee und nicht schon um einen festen Plan, in dem die Idee zu einer konkreten Vorstellung versinnlicht oder gar zu einer Handlungsanweisung verdichtet erscheint.

Die Geburt einer Idee wird auch ohne dies ein wichtiger „Schritt nach vorn“ sein können. Ideen sensibilisieren die Menschen. Danach entfaltet sich ihre Wirkung manchmal auch ohne viel Zutun. - „Vor hundert Jahren warnte Heinrich Heine die Franzosen davor, die Kraft der Ideen zu unterschätzen…Er nannte Kants Kritik der reinen Vernunft das Schwert, das dem europäischen Deismus den Kopf abgeschlagen habe, und bezeichnete die Werke Rousseaus als die blutige Waffe, die in den Händen Robespierres das Ancien Régime zertrümmert habe“ (Isaiah Berlin, 2006).

Utopisten leben davon, dass sie uns mit aufwendig ausgeschmückten Fetischgesellschaften zu begeistern suchen. Die in #freie-gesellschaft gegebenen Anregungen nehmen sich demgegenüber geradezu prosaisch aus. Dies schon deshalb, weil sie nicht den Anspruch erheben, gesellschaftsverändernd, sondern nur aufklärend und bewusstseinsbildend zu wirken.

Niemand kann sich die Menschengruppe aussuchen, in deren Mitte er hineingeboren wird. In dieser Gruppe ist eine historisch gewachsene Form von Gesellschaftlichkeit vorgegeben. Diese Form übernimmt das Ich, zunächst durch Nachahmung. Später macht es sich oft vom Nachahmen frei. Jedenfalls ist es für das eigene Wohlbefinden vorteilhaft, eine gesellschaftliche Situation vorzufinden, die es dem Einzelnen im Entwicklungsstadium ausgebildeten Bewusstseins leicht macht, dem Schicksal des Hineingeborenseins nachträglich seine Zustimmung zu geben.

In den Frühzeiten der Zivilisation war es noch möglich, einem obsoleten gesellschaftlichen System räumlich zu entfliehen. Eine Gruppe oder ein Paar, welches mit dem Althergebrachten in Widerstreit geriet und nach freieren Regeln leben wollte, setzte sich von den anderen ab, etablierte sich in neuer Heimstatt und wirtschaftete dort weiter. Heute finden „Aussteiger“ eine entschieden andere Situation vor. Niemand kann mehr aus einer der weltweit verbreiteten Menschengesellschaften heraus.

Dieser Umstand steckt den Rahmen ab für mögliche Neuerungen:

  1. Sollen Unstimmigkeiten der Gesellschaftlichkeit beseitigt werden, dann muss das im jeweiligen Hier und Jetzt geschehen. Die Veränderung kann nur in Form einer Revision und Innovation des gerade Geltenden bewirkt werden.

  2. Zwischen dem Quell der Kritik am Bestehenden und den Erneuerungsvorstellungen muss Konvergenz herrschen. Das bedeutet: eine neue Form von Gesellschaftlichkeit muss denselben Prinzipien entsprechen, die die Kritik an der alten geleitet haben .

Innerhalb des so abgesteckten Rahmens sind die Fragen zu formulieren, denen ich zusammen mit meinen Lesern nachgehen will:

  • Welche Form braucht eine dem Ich – in seiner Rolle als Freiheitsträger - angemessene Gesellschaftlichkeit?

  • Wie kann das Verhältnis des freiheitsbegabten Ich zu den Machtinstanzen der Gesellschaft so entkrampft werden, dass kein vernünftiger Anlass besteht, gegen diese Widerstand zu leisten?

  • Kann der etablierte Staatsbetrieb die freie Lebensentfaltung des in Gesellschaft lebenden Ich gewährleisten?

Die Antworten, die ich auf diese Fragen gebe, sind nicht immer leicht eingängig. Manchmal ist auch der Bruch eines tiefsitzenden Tabus erforderlich. Deshalb rechne ich damit, dass manche Leser sich empört abwenden werden, wenn sie mit einigen dieser Antworten konfrontiert sind.

Spätestens in den späteren Teilen werden die Leser erfahren, welche weitreichenden Konsequenzen aus dem Denken der europäischen Aufklärung hinsichtlich einer wahrhaft freien Gesellschaft zu ziehen sind. Dass es bei Untersuchungen mit Erhellungsanspruch zum Niedergang liebgewordener Wert- und Sollensvorstellungen kommt, ist nicht erfreulich. Aber das muss in einem Zeitalter, das sich die Freiheit des Denkens als Errungenschaft zugute hält, in Kauf genommen werden.

Als Einleitung für die kommenden Teile zur #freie-gesellschaft
Soll dies ausreichen.

Bis Teil 9

Euer Zeitgedanken

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