Warum der Euro scheitern muss......

in #euro7 years ago

.....  und warum er nie wirklich eine Chance hatte.  


(Bildquelle)

Historie 

Viele Menschen sagen ohne den Euro würde es uns hier in Deutschland besser gehen. Diese Aussage ist grundsätzlich erst mal falsch, dazu aber später mehr. Ein Problem des Euros waren von Anfang an die politischen und kulturellen Unterschiede der einzelnen beteiligten Länder. Manch ein Land hat sich damit keinen großen Gefallen getan. Der US-Ökonom Henry Parker Willis schrieb dazu: 

Es ist schwierig, zu verstehen, warum der Beitritt Griechenlands zur Union gewünscht oder erlaubt wurde. In keinem Fall ist Griechenland ein wünschenswertes Mitglied  der Währungsunion. Das Land ist in einem bemitleidenswerten Zustand: wirtschaftlich unseriös, von politischen Streitereien gelähmt und finanziell verrottet.  

 (Quelle des Zitats

Wie recht der Mann doch hatte. Das Zitat hat nur einen kleinen aber entscheidenden Schönheitsfehler. Es stammt nicht aus dem Jahre 2001 (Einführung des Euros), wie man vielleicht meinen könnte. Nein es stammt aus dem Jahre 1901. Also exakt 100 Jahre früher. Es ging damals um die lateinischen Münzunion, also quasi dem Vorgänger des Euro.   

Hier eine Übersicht der damaligen Mitglieder:  

 (Bildquelle

Der wesentliche Grund für das Scheitern der Münzunion bestand darin, dass sowohl Griechenland als auch Italien neben den Münzen begannen vermehrt Papiergeld in Umlauf zu bringen, welches auf die Währung der Münzunion lautete. Papiergeld war zwar nicht generell verboten, es existierte aber schlicht keine Regelung dafür. Folge war eine vermehrte Inflation und das endgültige Scheitern der Münzunion im März 1926.  

Zitat Albert Einstein:  

Die Definition des Wahnsinns ist, immer dasselbe zu tun und ein anderes Ergebnis zu erwarten.

 Quelle des Zitats

Der Beginn des Euro und die Konvergenzkriterien

Der Euro war von Anfang an vor allem politisch motiviert. Um zu vermeiden was mit der Münzunion geschehen ist, hat vor allem Deutschland auf die strikte Einhaltung der Euro Konvergenzkriterien (Maastricht-Kriterien) bestanden. Aber bereits bei der Prüfung der Staaten hat man es dann schon nicht mehr so genau genommen, Italien, Griechenland und Belgien lagen damals bereits über der 60% Grenze für Staatsschulden relativ zum Bruttoinlandsprodukt. 

Bei Griechenland kommt hinzu, dass dort sehr viel kreative Buchführung im Spiel war. Man könnte auch sagen, Griechenland hat schlicht beschissen. Die Motivation dahinter war, durch den Euro eine billigere Finanzierung des eigenen Staatshaushalts zu erreichen. Davon hat man auch in den ersten Jahren regen Gebrauch gemacht.   

Auch bei späteren Euro-Beitritten hat man es dann nicht mehr so genau genommen. So haben die baltischen Staaten allesamt gegen das Kriterium der Preisstabilität verstoßen. [1] Ganz aus dem Ruder liefen die Maastricht Kriterien dann aber nach der Finanzkrise. Die erlaubte Verschuldung von 60% des BIP halten derzeit gerade noch 6 von 19 Staaten ein. Selbst der Musterknabe Deutschland erfüllt aktuell die Kriterien nicht mehr. Griechenland liegt beim 3 fachen der erlaubten Grenze.  Lediglich Irland hat es geschafft seine Schulden relativ zum BIP deutlich zu reduzieren. 

  Quelle: Eurostat

Bei Nichteinhaltung der Kriterien wurde im Vertrag von Maastricht eine Strafe vorgesehen, über dessen Höhe jedoch jeweils von den EU-Staaten im Einzelnen entschieden werden muss. Zuletzt wurde ein entsprechendes Verfahren gegen Spanien und Portugal eingeleitet, wegen Überschreitung des erlaubten Haushaltsdefizits. Man einigte sich dann schließlich auf eine Strafzahlung von 0 Euro. [2] Eine Verletzung der Kriterien bleibt also mittlerweile ohne Folgen. 

 Der Konstruktionsfehler im Euro

Doch mal abgesehen von den formalen Kriterien, warum war der Euro von Anfang an zum Scheitern verurteilt? Kommen wir mal zurück zu unserer Eingang-Behauptung. Ohne den Euro würde es uns besser gehen. In der Zeit vor dem Euro hatte jedes Land eine Währung, welcher der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit entsprach. Das sehr produktive Deutschland hatte eine entsprechend starke D-Mark. Wirtschaftlich schwache Länder wie Italien und Griechenland hatten entsprechend schwache Währungen, welche auch immer wieder abgewertet wurden. 

Mit dem Euro hat man alle diese Länder in einen Topf geworfen. Wie bekommt man Länder mit unterschiedlicher Wirtschaftsleistung, einem unterschiedlichen Steuersystem und unterschiedlicher Rechtsprechung unter einen Hut? Gar nicht. Deutschland hat von Anfang an von dieser für uns eigentlich viel zu schwachen Währung massiv profitiert. Folge davon war, das seit Einführung des Euros eine immer größere werdende wirtschaftliche Kluft zwischen Südeuropa und Nordeuropa entstand. 

Wer vor allem also von dem Euro profitiert hat, das waren die Deutschen Unternehmen. Weniger haben dagegen die Arbeiter und Angestellten in Deutschland vom Euro profitiert. Die gleichzeitige Liberalisierung der europäischen Arbeitsmärkte hat dazu geführt, dass Löhne und Gehälter mittlerweile weit weniger schnell steigen wie noch vor dem Euro. Im Gegensatz zu ihren südlichen Kollegen sind sie aber weit weniger arbeitslos geworden. 

Während die Arbeitslosigkeit in Südeuropa nach der Finanzkrise explodierte und sich bis heute nicht richtig erholt hat, hat unsere Wirtschaft sich von der Finanzkrise relativ gut erholt. Ohne den Euro würde es unseren südlichen Nachbarn besser gehen, aber nicht uns.  Die Finanzkrise hat auch dazu geführt, dass die EZB ab diesem Zeitpunkt massiv angefangen hat Staatsanleihen und andere Anleihen zu kaufen. Wie es sich für eine richtige Notenbank gehört tut sie das in dem sie neue Euros aus dem nichts erzeugt. Parallel dazu wurden die Zinsen auf 0% gesenkt. Beides zusammen hat zur Folge, dass die Euro-Staaten trotz ihrer mittlerweile erdrückenden Schuldenlast noch einigermaßen über Wasser halten können. 

An einen wirtschaftlichen Aufschwung in diesen Ländern ist jedoch längst nicht mehr zu denken.  Im Endeffekt hat der Euro sein Ziel Europa noch stärker zu vereinen also komplett verfehlt. Der Euro spaltet Europa. Das aufkeimen populistischer Parteien in Südeuropa haben wir ganz klar dem Euro zu verdanken. Die Politiker der etablierten Parteien betreiben längst nur noch Schadensbegrenzung. 

Während die EU immer noch auf eine immer stärkere Integration Europas setzt, haben sich weite Teile der Bevölkerung Südeuropas längst von Europa abgewandt. Spanien, Portugal, Italien und Griechenland haben massive finanzielle Probleme. Griechenland ist definitiv pleite, bei den anderen fehlt nicht viel. Aber auch Frankreich ist längst wirtschaftlich stark angeschlagen.      

Wie geht es nun vermutlich weiter mit dem Euro?

Nun wie gesagt ich bin kein Hellseher. Aber durch den Macron Sieg in Frankreich, wird man jetzt vermutlich versuchen den Euro um eine  europäische Transfer- und Haftungsunion  zu ergänzen. [3] Ob das gelingt bleibt fraglich. 

Durch diese Maßnahme wird man versuchen den Euro mit aller Gewalt zu retten. Für uns würde das ganz konkret bedeuten, dass wir ab dann für die Schulden unserer Nachbarländer mit zahlen müssten. Irgendeine Form von zusätzlichen oder höheren Steuern wäre unvermeidlich.  Die Folge wäre aber vermutlich auch, dass gerade die südlichen Länder mit ihrer neu gewonnen Mehrheit in der EU (durch Brexit) sich dann noch ungehemmter verschulden würden. 

Neuwahlen in Italien werden so lange hinausgezögert bis es nicht mehr geht. Obwohl man in vielen dieser südlichen Länder keine handlungsfähigen Regierungen mehr hat, versucht man alles um den derzeitigen Status Quo noch eine Weile aufrecht zu erhalten. Im Gegensatz zu Frankreich, wäre in Italien eine klare Mehrheit derzeit für einen Euro Austritt.   


Quellenangaben:

[1 Eurozone – Der Missbrauch der Beitrittskriterien]
[2 Offiziell: EU-Staaten verhängen 0 Euro Strafe gegen Spanien + Portugal]
[3 Hans-Werner Sinn mit harscher Kritik an Macron: Spaltung der EU unter den Klängen der Europahymne]


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hey, interessante beiträge die du so verfasst ! bin auch mitten im thema, gestern (oder vorgestern ?) einen kurzen post zum buch was ich aktuell lese erstellt. ein womöglich wertvolleres buch, von hans-hermann hoppe, ist bereits bestellt. also wertvoller in allgemeinen vielleicht nicht, weil janich´s buch so allumfassend ist, dass auch leute die sich nicht auskennen vieles verstehen und entsprechende schlüsse (hoffentlich) ziehen können. aber für "fortgeschrittene" mögen die trockenen sachbücher dann doch aufschlussreicher sein.

lieben gruß und weiter so; viel zu viele copy cats unterwegs hier

Danke für die Blumen. Bin jetzt erst über deine Antwort gestolpert und deinen Beitrag über das Buch von Oliver Janich. Kenne das Buch zwar nicht, aber einige seiner Ansichten. Mir persönlich etwas zu populistisch. Ich würde Ihn in meinen Beiträgen auch nicht unbedingt zitieren, auch wenn er vermutlich oft nicht so furchtbar daneben liegt.

Ja, mit copy paste würde manches schneller gehen. Aber was habe ich davon, anderen Menschen ihre Gedanken zu klauen. Selbst bei den kürzeren Beiträgen, welche sich nur auf wenige Quellen beziehen versuche ich immer noch irgendwie meine eigenen Gedanken einzubringen.

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