Die Familiensache Hübner
Handelsblatt print: Nr. 143 vom 29.07.2013 Seite 009 / Wirtschaft & Politik
Die Familiensache Hübner
Sein Vater war viele Jahre im Landesbeirat der Commerzbank.
In der Debatte über die Vergabe von Steuergeldern an die Firmengruppe des SPD-Vorzeigeunternehmers Klaas Hübner in Sachsen-Anhalt sind neue Dokumente aufgetaucht. Dem Handelsblatt liegt ein Vertrag aus dem Mai 2012 vor zu einem Geschäft zwischen dem landeseigenen IBG Risikokapitalfonds und der Aleatas Risikokapital und Beteiligungsgesellschaft, das neue Fragen aufwirft. Gesellschafter der Aleatas waren neben Klaas Hübner vor allem Mitglieder der Familie.
Der Wirtschaftsberater von SPD-Chef Sigmar Gabriel steht unter Druck, seit öffentlich geworden ist, dass seine "Firmengruppe Schloss Neugattersleben" auffallend viel Unterstützung vom Land Sachsen-Anhalt erhalten hat. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums flossen zwischen 2005 und 2013 insgesamt mehr als 40 Millionen Euro als Beteiligungen an diverse Gesellschaften. Hübner sagt, die Summe sei deutlich geringer, nennt aber keine konkrete Zahl. Landeswirtschaftsminister Hartmut Möllring (CDU) hat angekündigt, die Zahlungen an Hübners Gruppe lückenlos aufzuklären.
Dabei spielt auch das Thema Luwatec eine Rolle. Die Familie Hübner verkaufte ihre Anteile von 15,9 Prozent an der Luwatec GmbH, einem Luft- und Wassertechnik-Anbieter in Weißenfels, an die IBG und den Finanzinvestor Cedrus. Cedrus gehörte wirtschaftlich dem früheren IBG-Geschäftsführer Dinnies Johannes von der Osten. Nach Angaben von Hübner zahlte die Aleatas für diese Anteile ursprünglich 9 785 Euro.
2012 habe er seine Anteile dann zum selben Preis verkauft. Für die Käufer, also die IBG und von der Osten, war es ein schlechtes Geschäft. Nur zwei Monate nach der Übertragung der Anteile meldete die Luwatec Insolvenz an. Die IBG hatte sich 2008 und 2011 mit mehr als zwei Millionen Euro in das Unternehmen eingekauft.
Warum erhöhte das Land kurz vor der Insolvenz der Luwatec seine Anteile? Die IBG und von der Osten ließen Fragen nach dem Geschäft unbeantwortet. Hübner ließ über seinen Anwalt ausrichten: "Familienmitglieder meines Mandanten stiegen aus ihrem Investment aus, weil sie eine von anderen Gesellschaftern gewünschte Kapitalerhöhung nicht mittragen wollten." Die Insolvenz habe strafrechtliche Hintergründe gehabt, von denen Herr Hübner keine Kenntnis haben konnte.
Seit seine Unternehmensgruppe im Fokus steht, versucht Hübner, seine Rolle darin kleinzureden. In der Vergangenheit gab er an, die von ihm aufgebaute Gruppe habe in der Spitze 19 Unternehmen umfasst. Er habe Firmen übernommen, saniert und mehr als 1 000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Diese Woche hieß es, er sei nur bei zwei Firmen aus der Gruppe hundertprozentiger Eigentümer. Auf Nachfrage gab Hübner am Freitag an, er habe die Gruppe gemeinsam mit seinem Vater Hans aufgebaut. Hans Hübner war von 2003 bis 2012 für die Commerzbank in dem Landesbeirat Sachsen-Anhalt tätig.
Iwersen, Sönke
Quelle:
Handelsblatt print: Nr. 143 vom 29.07.2013 Seite 009
Ressort:
Wirtschaft & Politik
Dokumentnummer:
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