Die Europäische Armee ist eine eurokratische Kopfgeburt

in #deutsch6 years ago


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 Wenngleich die Merkel-Dämmerung bereits eingesetzt hat, blieb es uns  nicht erspart, dass die Kanzlerin ihrer Vision einer europäischen Armee  Ausdruck verlieh. So jüngst geschehen im Europa-Parlament.  Das ist natürlich ein emotionales Thema. Für die einen ist die  Gleichung ganz einfach: Wenn es keine nationalen Streitkräfte mehr gibt,  kann es auch keinen Krieg zwischen europäischen Staaten mehr geben. Es  sei denn, so die Befürchtung, die AfD käme irgendwann an die Macht. Für andere ist die Aussicht des Verzichts auf nationale Streitkräfte  schmerzlich, denn die Verteidigung ist neben dem Haushaltsrecht und der  Hoheit, also eine wesentliche Säule der nationalen Souveränität. Das  heißt sie ist essentiell dafür, dass ein Volk seinen Willen in seinem  Nationalstaat ausdrücken kann. Das sicherzustellen, sollte die zentrale  Aufgabe der Politik und des Rechts sein. So weit die Theorie. Wie aber ist die Lage? So wenig die BRD, geschweige denn die DDR, jemals völlig souverän war(wer  ist das schon, außer den Supermächten?) – wie ja sogar Wolfgang  Schäuble bekannte – ebenso wenig waren deutsche Streitkräfte seit dem  Zweiten Weltkrieg unabhängig von ihrer Verflechtung in die  Sicherheitsarchitektur der NATO bzw. des Warschauer Pakts. Das geht  heute so weit, dass im Ernstfall international aufgestellte  Battle-Groups  die Verteidung der NATO-Staaten übernehmen würden. Dabei wird kein Wert  mehr darauf gelegt, dass nationale Streitkräfte möglichst alle  Truppengattungen abdecken, sondern es gibt Schwerpunkte und spezielle  Kompetenzen bei spezifischen Streitkräften. Als Ganzes betrachtet, und  das heißt vor allem aus der Perspektive des Pentagons, ist das  effizient. Dass dafür ein grundsätzliches Opfer an Souveränität erbracht  wird, welches jeder Bürger ungefragt bringen muss, interessiert  offenbar nicht. Wenn es nach Macron und Merkel geht, wird das Pentagon an Bedeutung  verlieren und die Fäden der europäischen Sicherheitsarchitektur werden  in Brüssel zusammenlaufen. Dass Trump in der EU als Störenfried  wahrgenommen wird, passt den Eurokraten nur zu gut ins Konzept, denn so  haben sie einen wunderbaren Vorwand, die sogenannte europäische  Integration weiter voranzutreiben. Betrachten wir die historisch bedingten Affekte verschiedener  europäischer Nationen, gilt Deutschland fast überall als bedrohlich. In  Osteuropa beispielsweise fühlt man sich zwischen Deutschland und  Russland eingekeilt. So liegt es nahe, dass sowohl Länder wie Frankreich  und Großbritannien, aber auch Polen und die Ukraine ein Interesse daran  haben, durch die USA vor der deutschen und russischen Bedrohung  geschützt zu werden. Deutschland ist mittlerweile durch die EU und die  NATO so weit eingehegt und umgewandelt worden, dass zumindest verbal  meist nur der russische Teufel an die Wand gemalt wird. Dennoch kann man  sich vorstellen, dass zum Beispiel viele Polen es einerseits gut heißen  würden, wenn Deutschland keine eigenen Streitkräfte mehr hätte und  somit zahnlos wäre, andererseits möchten sie sicherlich ungern ihre  eigenen aufgeben, da sie dann fremder Aggression hilflos ausgeliefert  wären. Es gibt ein grundlegendes psychologisches Argument gegen eine  EU-Armee. Ein guter Soldat ist bereit sein Leben einzusetzen, um für das  zu kämpfen, was er liebt, was ihm gewachsene Bindung, Rahmen und  überlebensgroßen Sinn gibt. Das kann nur die Heimat sein. Und die EU ist  keine Heimat. Europa ist ein kultureller Großraum, dessen Erhalt den  Mächtigen selbst zuwider ist und gegen den sie beständig kämpfen. Die EU  ist viel weniger als das. Die EU ist zunächst eine  Interessensgemeinschaft von Volkswirtschaften zur Vereinfachung und  Förderung des Handels. Die EU ist Bürokratie, eine Kopfgeburt. Sie lebt kein eigenes Leben und in ihr sind weder Feuer noch Blut.  Für so etwas kämpft man vielleicht, wenn man sich sicher fühlt und gut  bezahlt wird. Für so etwas bringt man aber keine Opfer und für so etwas  stirbt man nicht (gerne). Es gibt keine dringenden sachlichen Gründe für die Verschmelzung der  nationalen Streitkräfte der EU-Staaten zu einer großen EU-Armee, denn es  gibt keinen wirklichen Feind, der ein solches Zusammenstehen erfordern  würde. Und wenn, dann könnten das die nationalen Armeen im Verbund  ebenso. Die Idee der EU-Armee ist ein feuchter Traum der  Europa-Fantasten. Sie würde so schön zu den Vereinigten Staaten von  Europa passen. Sie wäre ein weiterer Nagel in den Sarg ihres größten  Feinbildes: des Nationalstaats. Bild: Rock Cohen / CC BY SA 2.0 

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