Mein Leben als deutscher Polizeibeamter #2 Eine ganz normale Frühschicht.

in #deutsch7 years ago (edited)

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Hallo meine lieben Steemianer!

Heute war Dienstag, das hieß für mich Frühschicht. Die Frühschicht beginnt um 05:15 Uhr und endet (in der Theorie) um 12:15 Uhr Mittags. Um 4:20 Uhr klingelte also der Wecker, nach ca. sechs Stunden Schlaf wurde ich also abrupt aus eben diesem gerissen. Nach einem Espresso und einer Schale Müsli trat ich dann, in Eiseskälte und Dunkelheit, meinen Arbeitsweg an. Dieser dauert zu Fuß nur ungefähr 15 Minuten, ist aber gerade um die Uhrzeit nicht sehr angenehm.

Vor Ort angekommen wurde erst einmal die Nachtschicht und meine Schicht begrüßt, jeder einzelnd per Handschlag. So ist das üblich in der Polizei. Anschließend zog ich ich mich an meinem Spind um. T-Shirt, Schutzweste, Hemd, Strickjacke, lange Unterhose und normale Hose. Etwas was man sehr schnell lernt: Sei auf alles vorbereitet. Vor Dienstantritt weiß man nie genau wohin es einen verschlägt. Und wenn man ein Mal Stunden lang in der Kälte gestanden hat, mit zu wenig Klamotten am Mann weiß man, wie man sich richtig vorbereitet. Dann noch kurz in die Waffenkammer, Waffe aus dem Schließfach genommen, durchgeladen und im Holster sicher verstaut. Ersatzmagazin in die Magazintaschen getan und ich war bereit für den Tag:

05:15 Uhr: Diensteinweisung durch den Dienstgruppenleiter, in Kurzform: DGL. Die letzte Nacht war sehr ruhig, ein verletzter Radfahrer durch eine Kollision mit einem Auto. Aus einem Garten wurden 8 Bienenkästen entwendet: Stehlschaden ca. 3000 Euro. Ein älterer Herr erhielt Rechnungen über Oberbekleidung die er nie bestellt hatte, der Verdacht des Betruges steht im Raum. Ansonsten nichts weiter Erwähnenswertes.

05:30 Uhr: Ich begebe mich zunächst in eines unserer fünf Schreibzimmer. Vom Vortag habe ich noch einen Verkehrsunfall mit Sachschaden zu fertigen. Ein älterer Herr rutschte an einer Ampel von der Bremse ab und fuhr so auf seinen Vordermann auf. Auf den Verursacher kommt ein Verwarngeld von 35 Euro zu, der Sachschaden des Unfalls belief sich auf ca. 750 Euro. Verletzt wurde niemand.

06:10 Uhr: Ich wurde von meinem DGL beauftragt Frühstück für einen Festgenommenen in einer unserer Gewahrsahmszellen zu besorgen. Dieser wünscht sich zwei Brötchen und etwas zu Trinken. Also gehe ich in die Kantine und besorgen zwei Käsebrötchen sowie eine Flasche Limo, bezahlen tut der Gefangene dies selber mit seinem ihm vorher abgenommenen Bargeld.

07:20 Uhr: Ca. zwei Stunden nach Dienstbeginn bin ich sowie auch meine heutige Streifenpartnerin mit der Schreibarbeit fertig. Wir entschließen uns nun, in der Stadt unsere Runden zu drehen. Wir vereinbaren vorher, dass wir uns heute inbesondere auf Handyverstöße konzentrieren wollen. Seit ein paar Wochen ist das Bußgeld für das Benutzen von elektronischen Geräten am Steuer auf 100 Euro angehoben worden, wir wollen einmal sehen wie sich das auf den Bürger auswirkt.

08:20 Uhr: Trotz intensiver Suche haben wir noch keinen Freiwilligen gefunden. Vielleicht schreckt die höhere Strafe ja doch ab? Naja was solls, wir müssen abbrechen. Die Einsatzleitstelle schickt uns per Funk zu einer in der Nähe gelegenen Baustelle. Hier wurde über Nacht Diesel aus einer Baumaschine entwendet. Ca. 100 Liter wie sich herausstellt. Wir nehmen die Anzeige auf.

08:45 Uhr: Meine Kollegin muss dringend ein menschliches Bedürfnis stillen. Auf dem Weg zur Wache fällt uns ein Junge auf, der auf eine Täterbeschreibung aus einem Rundschreiben der Vorwoche passt. Wir stellen seine Personalien fest und leiten diese an den zuständigen Ermittler weiter. Der Junge soll eine Handtasche aus einem Fahrradkorb entwendet haben.

09:30 Uhr: Wir beschließen uns wieder auf Handysünder-Jagd zu gehen. Nach einiger Zeit werden wir aber wieder zu einem Einsatz gerufen. Eine Fahrzeugbesitzerin hat auf einem Parkplatz einen Unfallschaden an ihren Fahrzeug entdeckt. Der Verursacher ist aber nicht mehr anzutreffen. Auf dem Weg zum Einsatz haben wir doch noch ein "Erfolgserlebnis". Ein Herr älteren Baujahres spielt im fließenden Verkehr mit seinem Handy. Der Herr wird angehalten und mit den Konsequenzen vertraut gemacht. Besonders glücklich ist er über diese nicht.

11:30 Uhr: Nächster Einsatz, eine halbe Stunde vor Feierabend (wir sehen eben diesen schon in Gefahr). Ein Firmeninhaber hat mehrere Graffiti-Schmierereien an einem seiner Firmengebäude festgestellt. Wir fahren hin, dokumentieren, fotografieren und messen aus. Ob die Täter ermittelt werden können ist zweifelhaft. Zumindest hat der Geschädigte nun einen Nachweis für seine Versicherung...

12:15 Uhr: Pünktlich zu Dienstende kommen wir wieder ins Revier! Zum Schreiben der ganzen Sachverhalte sind wir heute nicht gekommen. Ist aber auch nicht so schlimm, keiner der Fälle ist so gravierend dass sie umgehend bearbeitet werden müssen. Dies geschieht dann morgen früh, wenn (hoffentlich) nicht viel los ist. Jeder Einsatz muss schriftlich dokumentiert werden, wer vor Schichtende also größere Sachverhalte abgreift hat die Ehre Überstunden zu schieben. Dies kommt leider häufiger vor als einem lieb ist.

Ich hoffe euch hat die erste Zusammenfassung meines Arbeitstages gefallen. Wenn ja dann würde ich mich über einen Upvote freuen. Fragen werden natürlich wie immer gerne beantwortet!

Bis zum nächsten Mal!

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Ein Cop auf Steemit - super!
Schöner Beitrag - da sieht man das ihr auch ganz normale Menschen seit!
Dann Sorge mal für Recht und Ordnung auf Steemit ;-)

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