Komm und begleite mich durch diese Nacht
Vorwort in eigener Sache:
Selbstverständlich bin ich nicht nur der, dem manchmal unterhaltsame Geschichten oder Kommentare einfallen. Zu meinem Leben gehört jedoch auch, bedingt durch Beruf und Engagement die Begegnung mit Leid, Gewalt und Tod. Nicht ganz ungewöhnlich, wenn dann, geprägt durch diese Erlebnisse, eine ganze Reihe von Reportagen, Prosa und hingerotzten Fragmenten entstanden.
Prosa und Gedankenfetzen blieben bisher unter Verschluss, da ich möglicherweise versuchte, so das Erlebte ruhen zu lassen. Denn vergessen geht nie. Doch die Ereignisse der letzten Jahre, in denen immer mehr Menschen ihre Bereitschaft öffentlich bezeugten, an einem Krieg aktiv teilnehmen zu wollen oder alte Parolen schreiend nach “ihrer” Ordnung verlangen, hat mich dazu bewogen ein paar Zeilen zu veröffentlichen, die ich in einem Moment zu Papier brachte, in dem wohl ich lieber hemmungslos geweint hätte.
Komm und begleite mich durch diese Nacht
Zwischen Häuserschluchten auf dampfendem Asphalt
In dem Licht teilnahmsloser Lampen
Mit streuenden Katzen
Verhasste Blicke wechseln
Aus dunkeln Gassen sie da kommen
Wo nicht mal ein Schatten existiert
Komm und begleite mich durch diese Nacht
Mit Ruß beschmiert
Sondieren wir die Stadt
Mit Müll beladen
Körper unter Schutt begraben
Die Stadt, die jetzt nur uns gehört
Die Waffen sind entsichert
Die Gifte freigesetzt
Komm und begleite mich durch diese Nacht
Die auch so schnell nicht enden soll
Ich will dir genau diese ersehnten Gefühle schenken
Dich in dein tiefstes Inneres reißen
In die Schluchten deiner selbst
Du sollst Verbrechen lieben lernen
Gehässigkeit wird dein Freund
Erwecke diesen mörderischen Drang
Befreie endlich die Gewalt in dir
Komm und begleite mich durch diese Nacht.
Ich zeige dir den Spiegel
Den Spiegel dieser Nacht.
Umhüllt vom feuchten Nebel
Beschmiert mit frischem Blut.
Ein Blick wird dir genügen
In leblose Augen eines Kindes
Und du wirst flehen nach dem Morgengrauen
Komm und begleite mich durch diese Nacht
Es wird dich ganz gewaltig frösteln
Und doch zieht sie dich irgendwie in ihren Bann
Bald flackert erstes Tageslicht am Horizont
Die Katzen sind verschwunden
Die Lichter gehen aus
Du wirst wie ein Häufchen Elend liegen
Voll gestopft mit blinder Gewalt dein großes Maul
Jetzt hast du mich begleitet
Durch diese eine Nacht
Dein ewiger Ruf wird nicht mehr hallen
Nach schwarzen Stiefeln und dem braunen Hemd
Nach Gotteskampf und Todesstrafe
Da erscheint der Drang der Jugend
Zu Rebellion und Anarchie
Wie eine winzig kleine Fliege
Gegen die entsetzliche Gewalt
Die in dir stecken kann
Freigesetzt in dieser einen Nacht
Wundervoll!
Die Gedanken waren ohnehin schwer in Worte zu fassen, nun wollen die Worte nicht raus, denn sie würden sich schämen, neben den deinen zu stehen.
So bleibt dieser Kommentar voller Worthülsen ohne Worte, verbunden mit Dank dafür, dass ich dich durch diese Nacht nur lesend und denkend begleiten musste.
Ich drücke dich etwas benommen,
Chriddi
Schade, aber wie es fast immer der Fall ist, die, für die diese Zeilen bestimmt sind, werden sie nicht lesen.
Macht nichts. Derartige illusorische Hoffnungen habe ich mir bereits vor vielen Jahren abgeschminkt.
... und weißt du was? Das ist aus dem Katalog noch ein harmloses Exemplar.
Liebe Grüße
Wolfram
Da fehlen mir die Worte, was man von Dir zum Glück nicht behaupten kann.
Grossartig!
Ob du es glaubst oder nicht - aber mir bleiben sie manchmal auch im Hals stecken.
Dann hilft nur noch würgen.
Gruß, Wolfram
Dank für deine Worte, Gefühle und Gedanken... Mir geht es wie Chriddi... wo sind nun meine Worte?
Wir lernen, mit Worten zu verletzen oder uns zu schützen...
wir lernen nicht, mit Worten zu verbinden und zu unterstützen...
Ich hoffe, die Tränen warten nicht noch immer auf Ausgang...
Ich habe mich mit dem Thema bildlich beschäftigt - ungefähr 2015. Eine digitale Kombination von meiner Zeichnung und einem Pressebild.
WYRMSPAWN OF KOBANI
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Genau das ist die Flanier-Meile der Kinder, die der festen Meinung sind, dass so Glück und Zukunft aussehen. Alle Schaufenster haben Gewalt und Vernichtung bereits seit Jahren im Sonderangebot.
Wie erreiche ich die beiden Stadtplaner (links unten), die sich mit ihren Konterfeis haben ablichten lassen?
Gruß, Wolfram
Herzlichen Dank für Deine Zeilen. Die sind allerdings auch sehr bedrückend...
upvoted und resteemed und Du hast einen neuen Follower
Bedrückend ja, doch fast schon lächerlich harmlos gegen die Realität.
Wenn der Spruch herangezogen wird "Du wirst zum Tier" ist es eine Beleidigung den Tieren gegenüber. So sinnlos tötet kein Tier.
Bis die Tage
Wolfram
Sehr berührend und so viel Wahrheit.
Danke für deine Worte <3