Dringende Petition an Gott !!!
Das göttliche Diktat muss ein Ende haben.
Schon alleine deswegen, weil mein Opa mir immer noch eine Antwort schuldig ist.
Der Tag hätte weitaus besser für mich beginnen können. Was als gemeinsames harmonisches Frühstück geplant war, scheint sich hin zu einem provokanten Machtgeplänkel zu entwickeln. Denn mein Goldstück für die Ewigkeit1 greift in diesem Moment ungeniert (und das vor meinen Augen) nach dem Stück Käse, auf das ich schon die ganze Zeit spekuliert habe.
Sie weiß ganz genau, wie sehr ich diese Käsesorte liebe. Wahrscheinlich ist dies auch der Grund, weshalb sie diesen Akt der Unverfrorenheit wie in Zeitlupe vollzieht. Da passt es dann ins Bild, dass das delikat duftende Objekt meiner Begierde keineswegs direkt zwischen ihre Lippen wandert. Nein, zuerst dürfen die Nasenlöcher das volle Aroma des Milcherzeugnisses genüsslich einsaugen. Erst dann ist der Gaumengenuss angesagt. Ich muss gestehen, gerade fassungslos zu sein.
Dieses gemeinsame Beisammensein zum Aufbruch in den noch jungen Morgen bleibt also bei Weitem hinter meinen Vorstellungen zurück.Würden in diesem Haus auch nur ab und zu meine Wünsche berücksichtigt, ich hätte es als eine nette Geste der emotionalen Verbundenheit, ein Zeichen unserer innigen Liebe empfunden, wäre mir eine sanfte Massage meiner verspannten Nackenmuskulatur verabreicht worden - während ich mein Brötchen mit geräuchertem Lachs belege.
Dies wäre auch die ideale Gelegenheit gewesen, sich bei mir zu erkundigen, wie überhaupt die Nacht für mich verlaufen ist. Wie viele Dämonen ich mal wieder von unserem Eigentum fernhalten musste, nur damit das Herzblatt im erholsamen Schlaf nicht gestört wird.
All das scheint meine Frau jedoch nicht zu interessieren. Viel wichtiger ist es scheinbar, mir dieses Stück Käse vor der Nase wegzuputzen.
Mein Opa erklärte mir diesen menschlichen Habitus früher immer mit folgenden Worten: „In der Not frisst der Bauer die Wurst auch ohne Brot.“
Hierbei sollte jedoch keineswegs unerwähnt bleiben, dass mein Opa Käse hasste. Er hasste Käse sogar noch mehr als den Kassierer des Musikvereins, bei dem er seit ewigen Jahren die Tuba blies. (Nicht bei dem Kassierer, sondern beim Musikverein.) Als plastischen Vergleich, um besser verstehen zu können, wie groß die Abneigung im wirklichen Leben war, sei nur erwähnt: Diesen Mann in seiner Nähe zu wissen, war für ihn noch schlimmer, als eine lauwarme Hühnersuppe ohne Maggi. Warum genau und weshalb das zwischen den Beiden nichts werden konnte, das hat er mir leider nie verraten. Der Tod war einfach schneller, als die Bereitschaft meines Opas zum Ausplaudern von Interna.
Käme jedoch der Tod nicht immer am Ende des Lebens, wie der Allmächtige es blödsinnigerweise in die Abfolge programmiert hat, dann wäre wohl für Opa noch Zeit gewesen mir zu erklären, warum man sich nie um den Posten eines Kassierers reißen sollte.
Daher müsste er das mit dem finalen Tod sich wirklich noch einmal überlegen, der da oben über den Wolken. Schnupfen Sackjucken, Kopfläuse, ja sogar eine Mandelentzündung, all das hat er uns (bevorzugt nur uns Männern) mit auf den schwierigen Weg durch das Leben ins Reisegepäck gelegt, obwohl er sehr wohl wissen müsste, dass wir Männer zwischendrin auch noch vom weiblichen Virus befallen werden. Doch heroisch ertragen wir diese, uns von Gott auferlegte Last.
Das uns angeborene Einfühlungsvermögen, die in uns schlummernde, schier unendliche Kraft der Selbstheilung, welche uns durch wahrhaft schwere Zeiten treue Begleiter sind, eröffnen nach dem erfolgreichen Kampf gegen die aggressiven Viren und Bakterienstämme uns immer die Wahl: Das Ganze irgendwann nochmal durchmachen (auch das mit dem weiblichen Virus) oder gesund komplett der Langeweile anheimfallen?
Nochmals, damit es nicht in Vergessenheit gerät (und das ist ganz wichtig): Wir haben die Wahl!!!
Genau da liegt der Hase nämlich begraben. Warum verlässt der Meister aus dem All gerade beim Tod den demokratischen Weg. Beim Fußpilz habe ich die freie Entscheidung. Die tropfende Nase kann auch mal zum ständigen Begleiter werden. Nervt zwar, lässt sich aber auch mit Hausmitteln vorübergehend in die Flucht schlagen.
Der Tod ist da ein ganz anderes Kaliber. Der Sensenmann hasst langwierige Diskussionen. Sie führen auch meist zu nichts. Egal wie viele Argumente man sich vorher zurechtgelegt hat.
Nur mal angenommen, mein Opa hätte damals im Kreiskrankenhaus, als ihm das Herz einen bösen Streich spielte und mir nichts dir nichts das langsam steigende Wasser aus den Beinen und der Lunge nicht mehr abpumpen wollte, dem Tod einfach mal so richtig die Meinung gegeigt. Aber Opa war ein miserabler Geiger. Er liebte nur die Tuba und hasste den Kassierer – und, nicht zu vergessen, lauwarme Hühnersuppe ohne Maggi.
Er hätte dem Tod sagen können, schön, dass man sich mal kennengelernt habe. Aber an einen gemeinsamen Weg in die Zukunft sei im Augenblick jedoch nicht zu denken, da die nächste Generalversammlung des Musikvereins ansteht – und da müsse er hin. Alleine schon wegen dem Bericht des Kassenprüfers. Außerdem habe er seinem Enkel versprochen, noch ein kleines Geheimnis zu lüften.
Alles für die Katz! Vergebliche Bemühungen.
Der Tod ist als Dickkopf und nicht eben diskussionsfreudig bekannt. Schuld daran ist Gott. Also wenden wir uns mit einer Petition genau an den greisen Herrn.
Bevor das Schriftstück jedoch aufgesetzt wird, sollte die Kernfage noch geklärt werden.
Die lautet demnach:
Müssen wir uns dem diktatorischen Handeln eines alten Mannes beugen, der es noch nicht einmal fertigbringt, Frauen, bevor sie am Abend ins Bett gehen, mit warmen Füßen zu versorgen?
Ihre Meinung bitte an:
Ver.di
Deutschland
Wobei ich davon ausgehe, dass Gott ein Dienstleister ist.
Ich betrachte Gott ja eher so als eine Art selbstbefruchtende Eigensatire, incl. unendliche Feedbackschleife. Und mit diesen Worten melde ich mich offiziell auf dem Steem zurück, von meiner Auszeit als Messearbeitsdrohne, puuh. :D
Ich sehe es noch satirischer, da ich einfach behaupte Gott zu sein. Schlimm ist nur, dass ich seither für alles selbst verantwortlich bin, was ich so in den Sand setzte.
Aber das mit den warmen Füßen bekomme ich irgendwie auch nicht hin. Also bin auch ich nicht sonderlich erfolgreich in diesem Amt.
Und außerdem - willkommen zurück!
Gruß, Wolfram
Ich kenns ein wenig anders:
In der Not schmeckt die Wurst auch ohne Brot.
Solche Nuancen bleiben meist unberücksichtigt, wenn es um ein Stück Tiroler Bergkäse geht.
Die Bundesregierung kann da bestimmt was machen. Ich glaub, die schaffen das.
Es gibt kein Pferd, auf das ich mehr Kohle setzten würde!
Der ist aber schon ziemlich lange im Geschäft und bleibt trotz seiner Unarten, uns lauwarme Hühnersuppen (ohne Maggi oder total verwürzt), käsestibitzender Lieblingsmenschen und auch den durch beste Argumentation nicht umstimmbaren Tod zu bescheren, an oberster Position. Ich möchte mich trotz beschriebener diktatorischer Attitüden nicht mal gewerkschaftlich mit ihm anlegen - unterschreibe somit die Petition nicht.
Christiane, gerade auf deine Zugkraft hatte ich gehofft!
Du siehst doch in Berlin was passiert, wenn jemand zu lange das Ruder in der Hand hält. Man sollte den erfahrenen Lenker doch zumindest zum Gespräch bitten.
Sozusagen zu Tarifgesprächen. Wir legen uns ja auch nicht mit ihm an.- Versprochen!
Ich möchte lediglich die Voraussetzungen dafür geschaffen sehen, dass vom Leben nach dem Tod von Jedermann nachvollziehbar berichtet werden kann.
Was den Dienstleiter betrifft, liege ich doch nicht so falsch, wenn ich mich so umhöre, was alles von ihm eingefordert wird.
Mit einem zwinkerndem Auge, Wolfram
Hm, wenn du so charmant bittest, lieber Wolfram... grübel
Darum ist auch der Tod der Scheibenwelt der einzig wahre Tod! Er ist der große Gleichmacher, auch Gott/die Götter haben Sanduhren in den langen Regalreihen in Tods Herrenhaus. Die einzige Sanduhr ohne Sand, ist die von Tod.
In diesem Sinne: Meine Seele gehört dem Gott, der sie findet!
Hey Wolfram,
Klopf doch mal beim lieben Einhorn an, das mit dem Glitzer und so. Du weißt schon, das kommt hier zumindest regelmäßig mal vorbei, das kann dir bestimmt weiterhelfen. Das ist voll dicke mit dem alten Greis da oben, hab ich gehört.
Endlich mal wieder bei dir vorbei geschaut :)
Liebe Grüße, Tom
PS: aus irgendeinem Grund lässt der mich nicht upvoten, grrrr!
Macht überhaupt nichts. Ich melde mich morgen wg. Paganini.