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RE: Zitate 065 - Ulrike Guérot - Professorin und Institutsleiterin für Europapolitik

in #deutsch6 years ago

Prinzipiell bin ich für ein Zusammenwachsen von Europa, aber auf der Ebene der historischen Regionen. Eine Kommune in Nordrheinwestfalen an der Grenze zu den Niederlanden, hat mit der niederländischen Kommune gegenüber mehr Gemeinsamkeiten in Bezug auf den Alltag, als dies mit einer Kommune im äußersten Osten Deutschlands ist.

Genau so hat eine Kommune im äußersten Norden Italiens mehr Berührungspunkte mit einer Gemeinde im Süden der Schweiz, als mit einer Kommune auf Sizilien.

Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Regionen müssten viel mehr in den Fokus der EU-Politik. Eine EU der Regionen ist das was ich mir wünsche und zwar aus mehreren Gründen.

Zum einen werden dadurch viel besser Alltagsprobleme gelöst. Zum Beispiel Verkehrsprobleme hören nicht an der Staatsgrenze auf.

Und Lokalpatriotismus finde ich im Gegensatz zu einem nationalen Patriotismus sehr sympathisch. Ich habe leider zu oft erlebt, wie schnell ein nationaler Patriotismus in Nationalismus und Chauvinismus abgleiten kann und die Folgen davon kann man alleine in Europa in den letzten 100 Jahren sehr gut sehen.

Dagegen ist mir nicht bekannt, dass es in jüngster Vergangenheit einen blutigen Krieg wegen Regional- oder Lokalpatriotismus gab. :-)

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Die Regionalisierung wird teilweise auch auf politischer Ebene vorangetrieben, mit Metropolregionen, regionalen Naturparks, Reservaten und weiteres. Wobei das im Moment nicht gerade effizient ist, weil in der Regel einfach Souveränitätsrechte abgegeben und weitere politische Player eingeführt werden. Etwas aufzugeben und durch etwas besseres, effizienteres zu ersetzen ist eigentlich der normale Gang in der Wirtschaft, für die Politik gilt das noch nicht wirklich.

Grundsätzlich kann ich mir das schon vorstellen, dass die Nationalstaaten abgeschafft werden und stattdessen vielleicht 100 oder 1'000 Regionen unter dem Dach der Europäischen Union leben, die dann auch für die Verteidigung zuständig wäre. Das würde aber sehr viele Änderungen notwendig machen, die sich auch über Jahrzehnte erstrecken würden. Das müsste sehr gut geplant werden und die rechtliche Situation auf ein festes Fundament gestellt.

Kommt es in Deutschland zu Abschaffung des Bunde, kommen die Länder wohl rasch gut zurecht, im zentralstaatlichen Frankreich kann ich mir das gegenwärtig nicht vorstellen. Wie es in anderen Ländern ist, weiss ich meist zuwenig gut.

Noch eine kleine Anmerkung zum Thema lokalpatriotische Auseinandersetzungen. In der ersten Bundesverfassung von 1848 wurde den Schweizer Kantonen verboten, mehr als eine gewisse Anzahl bewaffneter Truppen zu unterhalten (Artikel 13-14) [1], um weiteren z.B. religiös-konfessionell motivierten Konflikten zuvorzukommen und eine Loyalität zum Bund herzustellen. Die Schweizer waren lange Zeit sehr streitlustig.

[1] Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft vom 12. September 1848. http://www.verfassungen.de/ch/verf48-i.htm

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Gern geschehen und vielen Dank auch dir. :-)

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