„Ist das harmlos was wir hier testen oder nicht?“ – Marktforschung mit Folgen

in #deutsch7 years ago (edited)

Ich möchte euch heute von einem Erlebnis erzählen, dass mir und meinen Freunden vor einiger Zeit widerfahren ist. Dieses Erlebnis bereitete mir wahrlich 2 Wochen schlaflose Nächte und zeigt einmal mehr wie leichtsinnig ein Mensch doch sein kann, wenn es ums Geld geht und auch wie schnell man sich selbst in Gefahr begeben kann.

Der Tag an dem alles anfing

[Berlin, Neukölln 2016]

Meine Freundin Tina, mein Freund Jan und ich verkauften auf einem Flohmarkt Kleidung. Wir alberten den ganzen Tag etwas herum, erzählten Witze und rezitierten lustige Texte aus Filmen.
Dadurch fielen wir wohl einer Frau auf die auf der Suche nach Testpersonen für Marktforschungszwecke war. Es sollte ein neues Lebensmittel aus Russland getestet werden.

Die Dame bot uns dafür 100€ Entschädigung an - wer konnte da schon nein sagen?!
So kam eins zum anderen und einige Tage später erhielten wir auch schon unseren Termin. Jan und ich sollten am Samstag abgeholten werden. Seltsam war nur, dass Tina schon am Freitag zur Forschungseinrichtung fahren sollte und nicht etwa mit uns zusammen, wie es eigentlich von uns gedacht war.

Nun wirkte das Ganze aber ziemlich seriös. Schließlich hatte die Firma eine ordentliche Webseite vorzuweisen .... mit Impressum und Rufnummer für Rückfragen und so.... wir uns also nichts dabei gedacht und Tina fuhr alleine zu dem besagten Termin.

Tinas letzte Nachricht: „Ich sitze jetzt im Taxi. Bis später“

Freitagnachmittag schickte mir Tina per WhatsApp das sie unterwegs sei. Sie versprach mir sich zu melden, um zu berichten wie es gelaufen war. Doch an diesem Tag hörte ich nichts mehr von ihr.

Der Testtag

Am Samstagmorgen hatte ich noch immer keine Nachricht von Tina. Sie hatte meine Nachrichten weder gelesen, noch konnte ich sie erreichen. Doch als das Taxi kam, stiegen wir ein.

Bereits die Taxifahrt bereitete mir Unbehagen. Alles fühlte sich irgendwie „nicht richtig“ an. Der Fahrer fuhr für einen Berliner Taxifahrer viel zu langsam. Zudem konnte man einem Aufkleber entnehmen, dass es sich bei dem Taxi um einen Leihwagen handelte. Schließlich lud uns der Fahrer an einem ziemlich abgelegenen Gebäude am Wannsee ab und fuhr wieder davon. Wir wussten eigentlich gar nicht genau wo wir da waren, gingen aber dennoch hinein.

Erst später stellte sich heraus, dass es sich bei dem Gebäude um die ehemalige Lungenklink Heckeshorn handelte, die seit 2006 geschlossen war.

Nach einer eingehenden Sicherheitskontrolle wurden wir zu einer russischen Ärztin geschickt die uns alles weitere zeigen sollte. Nun war es aber so, dass die Ärztin kein Wort Deutsch sprach und uns auf Russisch zutextete, während wir mit ihr einen langen, sterilen und mit Leuchtstoffröhren beleuchteten Gang entlang liefen. Alles war sehr kühl und erinnerte eher an einen OP-Saal als an einen Ort für Marktforschung.

Schließlich führte uns die Ärztin in ein „Wartezimmer“ wo bereits 3 weitere Personen saßen.
Hier begann die Sache so richtig komisch zu werden und mir rasten tausende Gedanken durch den Kopf:
"wo steckt Tina?", "sollen wir wirklich hierbleiben?", „wir müssen die Polizei rufen“, "OMG ich hab gar kein Netz!" usw.
Interessanterweise hielt mich dieser Gedanken davon ab mich brav zu den anderen zu setzen und zu warten.

Dann kam der Affe

Wir teilten uns die Wartezeit mit einem Mann, der ziemlich unfit aussah und einem Mädel, dass ebenfalls ziemlich unfit aussah und konnten die Situation nicht so recht einschätzen. Der Fragebogen in meiner Hand erschien mir das einzig normale an diesem Ort, denn auch mein sonst so redseliger Freund war in tiefes Schweigen versunken.

Plötzlich öffnet sich eine Tür und 2 Männer in Schutzanzügen schoben einen Affen im Käfig an uns vorbei.

Ich dachte nur: "wenn die hier Tierversuche machen, finde ich das jetzt aber voll scheisse!"
Während mein Jan dachte: "hoffentlich hat der Affe keine ansteckende Krankheit, die jetzt den Raum verseucht."

Doch damit nicht genug. Als das Mädel mit dem kurzen Haar uns ihre Hand zeigt, dachte ich nur noch "wir sterben hier drin".

Doch seht selbst was dann geschah:

Letztlich ist dann doch nochmal alles gut gegangen. Tina ging es natürlich auch gut und wurde instruiert keinen Kontakt mit uns aufzunehmen. Dies hat natürlich für mich die Situation noch mal etwas mehr dramatisiert.

Ich finde es zum einen interessant und auch erschreckend wie schnell man sich in so eine Falle begeben kann. Wären das jetzt Organhändler gewesen oder ähnliches, wären wir da sicher nicht mehr so schnell raus gekommen. Interessant war auch, wie jeder einzelne von uns in solchen Situationen reagiert. Ich habe mir irgendwann gedacht "mach alles was die wollen, dann kommst du hier wieder heile raus" und dann kam irgendwann ein Moment an dem ich einfach nur noch glaubte, dass das ganze schon zum Experiment dazu gehöre. Auf eine versteckte Kamera wäre ich aber nie gekommen.

So schnell kann´s gehen ihr Lieben. Gerne erzähle ich euch noch mehr zum "background", falls ihr mögt. Ansonsten freue ich mich über rege Diskussionen.
Was haltet ihr von dieser Art Gag? Ich fand es im Nachhinein schon ziemlich grenzwertig, da mich das wirklich wochenlang verfolgt hat, auch wenn ich jetzt darüber lachen kann.

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