Wie viel kostet eine Weltreise?

in #deutsch6 years ago (edited)

enter image description here(Das bin ich als Millionärin 1995 in Ecuador) :-)
Die erste Frage, die wir gestellt bekommen, wenn jemand heraus bekommt, dass wir kein Enddatum für unsere Reise, unseren Lebensabschnitt haben, ist die nach dem Geld. Ganz schön unverschämt eigentlich, oder? Oder fragt Ihr auch Fremde (und Freunde) sofort nach Ihrem Einkommen?
Hinter der Frage steckt aber wahrscheinlich nur der Glaube, dass man im Lotto gewonnen haben muss, um sich so einen Traum zu verwirklichen. Oder reich heiraten muss. Am besten beides. Nun, wir haben uns geheiratet und wir sind beide keine Millionäre. Und im Lotto gewonnen haben wir auch noch nie, dazu müsste man Lotto spielen. Und so ein Tippschein kostet schnell Mal eine Tankfüllung!
Und das ist schon der erste Schlüssel zum Erfolg: wir haben bisher beide keinen Wert auf Konsumgüter gelegt, unsere Klamotten und Möbel, wenn überhaupt, second Hand gekauft, unsere Reisen am untersten Rand des Budgets gestaltet, legen keinen Wert auf tolle Autos und sonstige Luxusgüter. Außerdem wanderte bei Jan monatlich ein fixer Betrag zur Seite, um sich jederzeit wieder auf den Weg machen zu können, wenn die große weite Welt ruft… So hat sich in den vergangenen Jahren kein Minus auf dem Konto angesammelt, sodass die ersten großen Ausgaben wie die 5-Jahres-Gebühr für die Langzeit-Auslandsreisekrankenversicherung und die Kaution für das Carnet de Passage zwar ein Loch ins Konto rissen, es aber nicht tief in den roten Bereich gedrückt haben.
Und wer jetzt damit argumentiert, dass es uns nur Jans Abfindung ermöglicht, zu reisen, der irrt. Und zwar gewaltig. Die Abfindung wird nicht angetastet. Der Entschluss, aufzubrechen stand schon gute sechs Monate vor Zahlung der Abfindung. Es ist natürlich nett und „typisch deutsch“, ein Finanzpolster als Sicherheit für „was wäre, wenn…“ zu haben, aber gebraucht hätten wir es nicht – und möchten es auch nicht brauchen. Unser Plan stand auch ohne Abfindung felsenfest.
Und das kann jeder, der Einkommenssteuer zahlt: Grundsätzlich sollte der Beginn einer Langzeitreise steuerlich günstig gewählt sein: dann kündigen, wenn die individuelle, maximale Steuerrückzahlung (Stichwort: Steuerprogression) für das laufende Jahr erreicht ist. Es muss somit nur ein Teil des Reisebudgets angespart werden, bis im Folgejahr die bis zum Beginn der Reise zu viel gezahlte Einkommenssteuer zurück gezahlt wird, welche das Budget ergänzt. Wählt man dann ebenso geschickt das Datum des Wiedereinstiegs in den steuerzahlenden Berufsalltag, kann man sich „unterm Strich“ mit Steuerrückzahlungen einen Großteil der Auszeit ermöglichen. Rechnet selbst nach!
Unsere Motorräder und Ausrüstung wurde nicht neu gekauft, sondern wir verwenden, was schon da war. Nur einen Teil der Motoradbekleidung musste dann nach mehr als 17 Jahren in gleicher Kombi doch mal ersetzt werden. Isomatte, Zelt, Kocher… ist alles schon vorhanden und warum sollten wir neu kaufen, wenn es noch funktioniert?
enter image description hereNachdem der Entschluss zur Reise fiel, haben wir auch einen Großteil unseres Hab & Guts verkauft. Alleine mit dem ganzen Elektronikkram, der sowieso schon in zwei Jahren veraltet ist, überschüssigem Motorradzubehör und Klamotten habe ich rund 2700€ eingenommen, Jan knapp 5000€. Dann haben wir noch Möbel und Fahrzeuge verkauft, was weitere 2500€ in die Reisekasse spülte. Wir besitzen nur noch ein paar alte Erbstück-Möbel, ein paar Kartons voll Fotoalben und Dingen, von denen wir uns im ersten Anlauf nicht trennen konnten und zwei Taschen voll Klamotten. Und das ist eigentlich immer noch viel zu viel.
Wer in der Heimat konsequent alles aufgibt, braucht plötzlich nur noch ganz wenig Geld. Die Miete fällt weg, Telefon, Strom, Internet, GEZ, Hausratversicherung, Auto, Autoversicherung, deutsche Krankenversicherung,… Da klingelt die Kasse! Weil wir schon „etwas älter“ sind, kostet uns unsere für 5 Jahre und weltweit gültige Krankenversicherung (STA/Allianz) nur 42€ im Monat, unsere Motorräder nur 23€ im Jahr Haftpflicht, der VW Bus nur 240€ Versicherung.
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(mein Arbeitsplatz im VW Bus)
Ich arbeite nun schon seit 2014 als Digitalnomade, ohne damals zu wissen, was das eigentlich ist. Als freie Autorin kann ich überall arbeiten, wo ich meinen Laptop aufklappen und die Texte online uploaden oder verschicken kann. Natürlich steht das Reisen im Vordergrund, sodass ich nicht voll arbeite, aber meine Reisekasse füllt sich dadurch ständig neu. Ihr denkt, das sei schwer? Nein. Man muss nur wollen und als Anfänger auch Honorare akzeptieren, die in Deutschland eine Frechheit sind, in anderen Ländern dieser Erde aber ein Vermögen bedeuten. Auch Jan kann, wenn er will, sofort ohne Grundkenntnisse einsteigen!
enter image description hereWeil es in Deutschland ohne Wohnsitz nicht möglich ist, selbstständig zu sein, haben wir in Estland eine Firma gegründet. So kann ich weiterhin Rechnungen mit USt.Nr., Adresse und Sitz in der EU ausstellen. Vielleicht erzählen wir Euch irgendwann mehr dazu. Eine gute Übersicht gibt es in diesem Blog: https://wirelesslife.de/
Auch unterwegs versuchen wir, alle laufenden Kosten möglichst gering zu halten. Wir schlafen meist unter freiem Himmel, indem wir unser Zelt in der Wildnis aufschlagen oder in unserer Zeit in Europa den VW Bus parken. Gönnen wir uns doch Mal eine feste Unterkunft, so ist auch diese einfach und günstig. Privatbad? Klimaanlage? Einzelzimmer? Luxus ist relativ… Wir nutzen gerne airbnb, um bei Einheimischen im Haushalt zu wohnen statt unter anderen Reisenden in Laptops und Smartphones zu starren. In Zukunft möchten wir Couchsurfing ausprobieren, um noch mehr die von uns bereisten Länder „von innen“ kennen zu lernen und nicht bloß als Zuschauer von außen zu beobachten. Auch helpX und workaway stehen auf dem Plan: Portale, über die man weltweit Gelegenheitsjobs findet, bei denen man als Gegenleistung kein Geld, sondern Unterkunft und Verpflegung bekommt. Das funktioniert auf Höfen, Weingütern, Farmen, in Familien, Einzelhaushalten, Hostels… es ist für jeden Geschmack und jede Fertigkeit immer etwas dabei.
enter image description hereAußerdem versuchen wir, dass sich vieles selbst finanziert. Unsere Firma in Estland wird von einem Dienstleister unterstützt, der uns Buchhaltung und Steuer macht. Vielleicht wirft unser EISREISE Buch irgendwann einmal genug ab, um diese monatlichen Kosten durch den Buchverkauf zu decken. Habt Ihr schon ein Buch?
Unsere Webseiten werden ebenfalls von einem Dienstleister unterstützt, der im Hintergrund für Backup, Datensicherheit, Rechtmäßigkeit, Software etc. sorgt, während ich mühsam die Seite bastele und aufbaue. Überall haben wir daher Affiliate Links „versteckt“. Die meisten führen zu Amazon. Kauft Ihr über einen dieser Links bei Amazon, bekommen wir ein paar Cent Provision. Nicht viel, aber vielleicht doch genug, um die jährlichen Kosten für Hosting, Server, Dienstleister & Co zu decken. Wir freuen uns, wenn Ihr in Zukunft Eure alltäglichen Amazon Einkäufe über einen unserer Affiliate Links tätigt. Ganz einfach hier klicken und wie gewohnt shoppen. Danke! Auch die Texte hier auf Steemit sollen einen klitzekleinen Beitrag dazu leisten, unsere Webseite kostendeckend betreiben zu können. Ein Amazonkauf über unsere Links (jedes Produkt zählt!) oder ein Upvote bei Steemit könnte Euer Dankeschön dafür sein, dass Ihr unser Blog lest und unsere Videos schaut…
Und was ist nun unser monatliches Reisebudget? Darauf können wir pauschal keine Antwort geben, denn das ändert sich von Land zu Land. Wir können nur sagen, dass Jan auf seiner 20-monatigen und 85.000km langen Weltreise mit Motorrad, einigen Interkontinentalflügen, Verschiffen des Motorrades und Luftfracht des Motorrades und einigen Ersatzteilen samt Lieferung runde 1000€ im Monat gebraucht hat. Ich brauche mit dem Rucksack ohne Flüge etwa 500€ im Monat. Irgendwo dazwischen werden wir uns einpendeln. Da wir zu zweit reisen, ist einiges billiger und wir werden die ersten Jahre weder verschiffen noch verfliegen noch interkontinentale Flüge brauchen. Aber eins ist sicher: am Hungertuch nagt man als Reisender nicht!
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(Das bin ich 2014 mit Durst in der Mongolei nach gut 1000 staubigen Motorradkilometern)
Und wenn Ihr uns virtuell für unsere Geschichten auf ein Bier (für mich Wasser, bitte…) einladen möchtet, kein Buch kaufen lest, Amazon doof findet oder keinen Steemit Account wollt, dürft Ihr uns auch über paypal ne Cola ausgeben: altfrau „ät“ hotmail.com

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Schöne Geschichte! Ihr beiden ja seid echte Reiseblogger. Ich folge ab jetzt eurem #Blog. Und schau mir an was ihr so treibt. Hoffentlich lernen wir uns bald mal persönlich kennen! LG Christoph

Hallo Christoph, wo könntest Du uns denn über den Weg laufen? :-)

Ich lebe und hoste in Wien. Im June reise ich außerdem wieder nach München und Berlin zum Beispiel. :)

Hmmm... wir reisen ab nächste Woche in den Kaukasus. Ab Bulgarien. Das wird dann nix, wenn Du gen Nordwesten reist und wir gen Südosten :-)

Erstmal werden wir uns wohl nicht treffen können. Sagt bescheid wenn ihr mal wieder in der Gegend seit. ;)

sehr cool eure Geschichte, ich werde jetzt eure post immer lesen weiter so 👍

Danke! Bist Du auch aus Krefeld?

nein aber ich wohne in der nähe 😁

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