Passdeutsche und Assimilierung: Weshalb die Lust auf die Fußball-WM nicht aufkommen magsteemCreated with Sketch.

in #deutsch6 years ago (edited)

Ich mag den Begriff "Passdeutscher" nicht. Für mich ist Einwanderung ein natürlicher Vorgang, der, sofern intelligent und egoistisch gesteuert, einem Land massiv von Nutzen ist. Auch wenn meine bekannte Familiengeschichte sich im Bezug auf ihre Migration auf Zentraleuropa beschränkt, vor allem mit Hugenotten im Stammbaum, so bin doch auch ich "migrantischer Herkunft", wenn man so will.

Eine Migration wird jedoch nur dann zu einem allgemeinen Erfolg, wenn die Migranten sich assimilieren. In meinem Freundeskreis befinden sich mehrere Personen mit slawischen Nachnamen, bei denen niemand denken würde, sie wären keine Deutschen. Halb Berlin scheint von Menschen mit dem Nachnamen "-owski" und "-itz" bevölkert zu sein. Diese Menschen sind assimiliert. Sie sehen ihren migrantischen Anteil der Familiengeschichte als Annekdote, so wie ich meine hugenottische Herkunft. Sie sind Deutsche.

Hier muss man tatsächlich den Linken ein Stück weit Recht geben, wenn sie von den zwei Seiten einer Einwanderung sprechen, bei der auch die Autochthonen ihren Anteil leisten müssen. Eine Assimilierung kann tatsächlich nur funktionieren, wenn die angestammte Bevölkerung sie akzeptiert.

Wer dem Migranten, der in bayerischer Mundart spricht, seine Kinder Franz, Xaver und Roswita nennt, jeden Sonntag in der Kirche ist, beim Leonhardiritt teilnimmt und beim Bier in Lederhosen von seinem erfolgreichen Maibaumdiebstahl schwärmt, die Zugehörigkeit abspricht, weil sein Teint etwas dunkler ist, der wird diesem Migranten und seinen Kindern schwer verkaufen können, wie sie sich in eine Gesellschaft und ein Volk assimilieren können und sollen, wenn dieses sie auch trotz größter Anstrengung und voller Selbstaufgabe der Kultur ihres ethnischen Hintergrundes als Fremdkörper empfindet und bezeichnet.

"Gote ist, wer mit den Goten zieht" soll es in der Antike während der Völkerwanderungen geheißen haben. Nicht die ethnische Herkunft, sondern die bedingungslose Zugehörigkeit zur Schicksalsgemeinschaft und die Loyalität gegenüber Volk und König waren entscheidend. Wer also assimilierte Migranten pauschal wegen ihrer Herkunft als "Passdeutsche" abwertet, wird die Assimilierung nicht nur massiv erschweren, sondern tendenziell verunmöglichen. Von dem gewählten Volk abgelehnt bleibt den Migranten am Ende ja nichts anderes übrig, als ihre Loyalität einer anderen kulturellen Heimat zuzuwenden.

Der Wunsch zur Assimilierung darf nicht zur Ignoranz führen

Während der Wunsch, eine Assimilierung zu ermöglichen und zu propagieren, die Verwendung des Begriffes "Passdeutscher" falsch macht, darf so etwas jedoch nicht zu einer ignoranten Verweigerung von Fakten führen. Als in Brüssel der letzte Anschlag (lustige Formulierung übrigens: "der letzte Anschlag", weil es inzwischen eben so viele gibt) stattfand, schrieb mir ein Schlaumeier auf Twitter, dass es ja "Belgier" gewesen seien. Als in Katalonien die Anschläge stattfanden, sprachen die Medien von "Spaniern". Als in Lloret de Mar eine junge Frau von drei Männern vergewaltigt wurde, sprach u.a. DIE WELT von "Deutschen". Nur in spanischen Medien konnte man lesen, dass es "deutsch-Marokkaner" waren.

Gewisse Straftaten konzentrieren sich nachweislich auf bestimmte kulturelle Hintergründe. Autochthone Gruppen-Überfallvergewaltiger werden sie in den letzten 12 Monaten wenige finden können, wenn Sie überhaupt einen Fall finden. Migrantische zu finden, im Besonderen mit der Herkunft aus Nordafrika und Naher- bis mittlerer Osten, ist jedoch kein Problem.

Islamische Terroristen mögen häufig europäische Pässe haben, sie sind jedoch praktisch immer migrantischer Herkunft, auch wenn die Zahl der Konvertiten unter den Terroristen langsam steigt. Einen Mohammed Salah, der unter "Allahu Akbar" Menschen ermordet als "Spanier" zu bezeichnen, ist ignorant, die Intelligenz beleidigend und vor allem die Problemlösung verhindernd.

Jeder Wunsch eine Assimilierung durch bedingungslose Akzeptanz zu ermöglichen muss enden, wenn diese Akzeptanz zur Verharmlosung oder Verheimlichung der kulturellen Prävalenz von Straftaten führt. Nicht nur, weil diese Verheimlichung so die Lösung verhindert, sondern auch, weil sie die allgemeine Akzeptanz gegenüber Migranten verringert. Die meisten Menschen in Deutschland werden diesen Effekt in den letzten Jahren bereits am eigenen Leib oder zumindest im eigenen Umfeld verspürt haben.

Deshalb handhabe zumindest ich es so, dass ich den Begriff Passdeutscher ablehne und nicht nutze - bis eine betreffende Person sich durch ihre Taten klar von dem Volk distanziert hat, dessen Pass sie hat. Ein Deutscher türkischer Herkunft sollte entsprechend als Deutscher gelten, bis er fundamentalistische islamische Überzeugungen an den Tag legt, Verbrechen begeht oder seine mangelnde Loyalität gegenüber der neuen Staatsbürgerschaft und die gleichzeitig fortdauernde Loyalität gegenüber seiner ethnischen Herkunft beweist. Und dies bringt mich zur anstehenden Fußball-WM.

Söldner des F.C. Deutschland können mich schwer begeistern

Ich liebe Fußball und habe den Sport auch selbst im Verein betrieben. Auch ohne Nationalist zu sein, war meine Anhängerschaft gegenüber der deutschen Nationalmannschaft zu keinem Zeitpunkt Inhalt einer Debatte für mich. Seitdem der Anteil migrantischer Spieler in der Mannschaft steigt, stößt es mir jedoch immer stärker negativ auf, dass die migrantische Herkunft mit mindestens 90%iger Sicherheit daran zu erkennen ist, ob der Spieler die Nationalhymne mitsingt oder nicht.

Gerade diese erhebliche Korrelation konnte nur den negativen Beigeschmack und die Unterstellung hinterlassen, dass nicht wenige der Migranten das deutsche Team gewählt haben, weil sie sich in diesem bessere Karrierechancen erhoffen. Sie spielen nicht für Deutschland, weil es eine Ehre für sie ist, ihr Land zu repräsentieren, sondern weil Geld, Titel und in der Folge ein höherer Marktwert locken.

Dies sind legitime Gründe, sich für eine Mannschaft zu entscheiden, sollten aber keine legitime Motivation sein, sie in einer Nationalmannschaft aufzunehmen. Indem man Söldner akzeptiert, wird eine Nationalauswahl in ihrer Zusammensetzung wie ein Fußballverein. Man kauft und verkauft Spieler und der eine oder andere wechselt schon mal zum Erzrivalen, weil dort das Gehalt höher ist. Die Fans bleiben Anhänger ihres Vereins, selbst wenn nach vier Jahren keiner der Spieler mehr übrig ist, weil alle durch Neuverpflichtungen von anderen Vereinen ersetzt wurden.

Die Deutsche Nationalmannschaft war für mich genau das nicht. Es war ein nationales Team, eine Auswahl deutscher Spieler zur Vertretung meines Heimatlandes. Gündogan und Özil haben jedoch ihr Schweigen während der Nationalhymne bei ihren kürzlichen Treffen bestätigt, indem sie begeistert ihren Präsidenten Erdogan trafen. Den Präsidenten der Türkischen Republik, die sich gerade zur Diktatur häutet.

Dass ein solches Verhalten keinerlei Konsequenzen für ihre Aufstellung hat, zeigt, dass es inzwischen weitgehender Konsens zu sein scheint, dass die Nationalmannschaft eben nicht mehr das, sondern der F.C. Deutschland ist. In Ordnung. Aber ich bin eben nicht Fan eines Fußballvereins in Landesfarben.

Ich habe noch keine Pläne, wie und wo ich die Spiele ansehen will. Guten Fußball mag ich weiterhin und den kann ich bei vielen Nationalmannschaften sehen, nicht nur bei der Deutschen. Aber eine besondere Begeisterung ist verflogen.

Aber sehen wir es positiv. Rechte, die mir wöchentlich schreiben, ich sei ein Verräter und Feigling, weil ich das Land verlassen habe, werden nun nicht mehr durch die Zugehörigkeit zur gleichen Fangruppe wie ich beschmutzt, während Linke nun viel entspannter eine Mannschaft ohne nationale Untertöne bejubeln können, deren Vereinsfarben und Vereinshymne nur zufällig denen Deutschlands entsprechen. Und wenn ein böser Rechter wie ich, denn das ist ja heute jeder in Deutschland, der illegale Massenmigration nicht bejubelt und gar den Islam für ein Problem hält, nicht mehr für das deutsche Team jubeln will, dann sollte es den Linken ja schon aus Prinzip gefallen.

Sort:  

Eine ähnliche ideologische Diskussion gab es auch 2016 zur Deutschen Handball Nationalmannschaft, nur andersrum:

"Völkisch homogener Handball?", wußte die allseit beliebte taz zu titeln. Klick auf den Link der taz auf eigene Gefahr!

Sie zitiert Wolfram Eilenbergers Kolumne in der ZEIT

„keinen einzigen Spieler mit dunkler Hautfarbe oder auch nur südländischem Teint. Es handelt sich um eine Mannschaft ohne jeglichen Migrationshintergrund.“ Dieser Sport sei „sozialdynamisch irgendwo vor drei Jahrzehnten stecken geblieben“, schloss er seine Polemik.

Sowas wollen sich Mutti-Jogi und "Die Mannschaft" natürlich nicht nachsagen lassen. Die sind sozialdynamisch voll auf der Höhe.

Ich habe zwar wenig Interesse am Fußball (trotzdem viel Freude, diesen sauber geschriebenen Artikel zu lesen), aber soweit ich weiß, heißt die schon länger nicht mehr Nationalmannschaft. Um Nation und Zugehörigkeit geht es hier schon länger nicht mehr.

Diese ganze Debatte um Pässe, wer welche Flagge schwenkt, wer deutsch lernt, etc.
Es gibt Staatsbürgerschaften, kulturelle Zugehörigkeit und ethnische Zugehörigkeit. Erstere kann man ändern, letztere nicht. Und die Zweite sollte sich auch nur bedingt ändern: Wen stört es, wenn ein Türkei weiterhin Türkisch spricht, Börek isst, etc. ? Niemanden, bis auf ein paar irre Nationalisten. Es ist aber sehr wohl ein gravierendes Problem, wenn er seine Tochter zur Ehe zwingt, seine Frau verdrischt, wenn sie nicht spurt, etc. Diese kulturellen müssen bedingungslos aufgegeben werden, sie haben keine Berechtigung, in einem westlichen Land zu existieren.
Also sollte/muss eine Assimilation nur teilweise erfolgen, insoweit, in dem nichtkompatible Gepflogenheiten aufgegeben werden müssen.

Dann die Sache mit den Fahnen: Warum sollte es stören, wenn Türken die türkische Fahne schwenken ? Fahnen sind nicht nur Symbole eines Staates, sondern auch einer Ethnie, einer Nation. Und jeder Türke wird IMMER Angehöriger der türkischen Nation sein, egal, wie stark er sich auch immer assimilieren würde. Das einzige Problem ist derzeit, daß es mehr eine Loyalität zu einer ausländischen Macht demonstriert, als nur Zugehörigkeit zu einer Nation.

Jedes Mal, wenn ich mich im Libanon aufhalte, gehe ich nach Bourj Hammoud, einem Vorort von Beirut, auch genannt "Das Herz der Armenier im Libanon". Sie werden überall armenische Fahnen sehen, armenische Geschäfte und armenische Straßennamen. Sie demonstrieren damit keine Loyalität gegenüber einer anderen Macht, sondern ihre Zugehörigkeit zur armenischen Nation.

Was ihre Ausführungen zur Nationalmannschaft betrifft, stimme ich ihnen im übrigen weitestgehend zu.

Ihr Hinweis auf die Armenier im Libanon ist hervorragend. Denn dort sehen wir 1975-1990 überdeutlich, welche Gefahr eine fehlende Assimilierung mit sich bringt.

Der Mensch ist ein tribales Wesen und in Zeiten der Krise besinnt er sich auf diese grundsätzliche Gemeinschaft zurück. Wenn eine Gesellschaft und mit ihr ein Staat bewusst auf eine Assimilierung verzichtet, entsteht die heterogene Gesellschaft, die auch "Balkanisierung" genannt wird. Mit den von dort bekannten Folgen.

In Zeichen des Aufschwungs und des Wohlstands ist das kein nennenswertes Problem, aber in der Krise entwickelt es sich zu die und wir. Und dann wird die Rechnung in Blut präsentiert.

Die Ethnie als unüberwindbares Argument heranzuführen ist intellektuell nicht konsistent. Die wenigsten Völker sind ethnisch - und vor allem genetisch - ausreichend weit homogen. Neben Japan vielleicht noch Island und Korea. Und auch in Japan gibt es noch die Ainu.

Bei dem Rest ist es nur eine Frage, wie weit die ethnische Durchmischung erfolgt ist. Kein Deutscher ist "reinrassig". Es ist bestenfalls eine Frage, wie hoch der Anteil zentraleuropäischer Vorfahren ist. Aber ich würde bezweifeln, dass auch nur einen Deutschen gibt, der sich 5.000 Jahre lang ausschließlich auf Vorfahren zwischen Elbe und Rhein zurückführen kann.

Der Bürgerkrieg im Libanon hat wenig mit fehlender Assimilation zu tun, der Zufluß der, mehrheitlich sunnitischen, Palästinenser + moderner Staat + Massendemokratie ergaben den Bürgerkrieg. Der moderne Staat konzentriert immer mehr Mittel in seiner Hand, in der multikulturellen Massendemokratie hat dann die Gruppe mit den meisten Angehörigen die größte Wählerbasis und kann somit am leichtesten Zugang zu den Mitteln bekommen. Genozid wird politisch auch noch belohnt.
Ich bin überzeugt davon, daß eine heterogene Gesellschaft funktionieren kann, aber ich will auch ihr Argument, daß der Mensch ein tribales Wesen ist, nicht leugnen. Massendemokratie + "Multi-Kulti" halte ich für Gift. Besser wäre, und hier werden sie mir wahrscheinlich zustimmen, eine Monarchie oder ein System wie in Singapur.
Auch braucht es eine ähnliche Kultur. Ein Wien bestehend aus Deutschösterreichern, Tschetschenen, Afghanen, Arabern und Pakistanis dürfte wohl nicht sehr lange überleben. Ein Wien bestehend aus Österreichern, Ungarn, Tschechen, Juden, etc. dürfte das sehr wohl.

Zur Thematik der Ethnie: Sie haben mich hier wohl mißverstanden, mir geht es nicht um "Reinrassigkeit", die ist nicht gegeben, da haben sie recht. Worauf ich hinaus will: Das einzelne Individuum kann seine ethnische Zugehörigkeit sein Leben lang nicht verändern. Über einen längeren Zeitraum können verschiedene Gruppen sich natürlich assimilieren und in der Mehrheit aufgehen, der Einzelne aber nicht. Sie zB. können auch nicht hergehen und entscheiden, daß sie ab heute ein Koreaner oder ein Tadschike sind. Sie sind das Ergebnis ihrer Vorfahren + Sozialisation.

Der Bürgerkrieg wurde durch verschiedene, klar abzugrenzende Gruppen geführt. Diese waren die Folge eines Vielvölkerstaates. Dieser wiederum die Folge einer nicht durchgeführten Assimilierung.
Dass eine Monarchie besser zur Einigung eines Vielvölkerstaates geeignet ist, kann man an zahlreichen Vielvölkerstaaten sehen. Afghanistan beispielsweise war zuletzt stabil unter seinem Shah. Dazu muss ein Monarch anders als eine Diktatur nicht zwingend zu drakonischen Mitteln greifen, weil er sich seine Autorität nicht erzwingen muss, sondern sie ihm gottgegeben oder eben durch Geburt gegeben wurde.

Natürlich kann ich mich nicht mehr in Panama assimilieren. Ich kann mich aber entscheiden, ob meine Kinder als erste Sprache Spanisch lernen sollen oder Deutsch. Ob sie lokale Namen tragen oder Deutsche...

In den USA funktionierte das lange Zeit mit den europäischen Gruppen gut. Auch in Deutschland gibt es Einwanderer, die ganz bewusst die Entscheidung zur Anpassung trafen. Aber es sind halt leider zu wenige.

ich sehe das ganze Sache sehr ähnlich wie du. leider gibt es kaum Möglichkeit sich diesem medialem Sog in westlichen Ländern zu entziehen.

Coin Marketplace

STEEM 0.17
TRX 0.15
JST 0.029
BTC 62221.65
ETH 2424.80
USDT 1.00
SBD 2.55