Ethik in der Kommunikation - #001 Wie hältst du es mit der Kommunikation?

in #deutsch6 years ago

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Kommunikation - das ist etwas, das wir eigentlich ständig betreiben. Welche ethischen Grundsätze stehen dahinter? Der Frage möchte ich im Rahmen dieser Miniserie nachgehen. Bild: Pixabay / Free-Photos

Warum schreibe ich diese Miniserie?

Wie manche von euch wissen bin ich nicht nur gelernte Biologin, sondern studiere auch gerade Kommunikationswissenschaft. Momentan befinde ich mich mitten in der Prüfungsvorbereitung. Das Thema? Kommunikationsethik. Ein Thema, das eigentlich auch ganz gut hierher passt - wer sich also dafür interessiert, bekommt in meiner Miniserie zur Prüfungsvorbereitung vielleicht neue Denkanstöße.

Weiters finde ich, dass Ethik ein Teil der #menschlichkeit ist. Und wer meinen Blog ein bisschen verfolgt hat in den letzten Wochen hat vermutlich festgestellt, dass ich mich mit diesem Thema gerade verstärkt auseinandersetze und euch auch gerne ein bisschen anstupse, mir dabei zu helfen. Daher gibt es auch die Homo-Sapiens-Challenge a.k.a. Menschlichkeits-Montag.

Disclaimer: Ich schreibe hier von Theorien. Und wie wir wissen, sind Theorien immer nur so lange gültig, bis sie widerlegt werden können. Und gerade in Geisteswissenschaften ist oft Raum für Interpretation, Diskussion und natürlich unterschiedliche Auffassungen desselben Wortes.

Wie hältst du es mit der Kommunikation?

Paul Watzlawick hat mal gesagt: "Man kann nicht nicht kommunizieren." Das ist eines von 5 Kommunikationsaxiomen, die er aufgestellt hat. Das bedeutet: Wir kommunizieren ständig - privat, beruflich; verbal, nonverbal; schriftlich wie beispielsweise hier auf Steemit, mündlich oder auch über Körpersprache. Oftmals auch mit mehreren Methoden gleichzeitig: Wenn wir miteinander sprechen, sagen wir ja nicht nur Dinge, sondern verwenden Tonfall, Körpersprache - ganz besonders Gestik, Mimik und Körperhaltung - und vielleicht sogar noch irgendwelche Zeichnungen. (Oder wann seid ihr das letzte Mal ohne Prezi oder Power Point bei einer Präsentation ausgekommen?) Das macht Kommunikation ziemlich vielschichtig und irgendwie auch ziemlich kompliziert.

Was ist eigentlich Ethik?

Ethik bedeutet, sich zu fragen: "Was soll ich tun?" Wir machen das im Prinzip ständig - oder genauer gesagt: Wir müssen das auch ständig machen. Wir werden ständig gefragt: "Bist du dafür oder dagegen?"

Kennt ihr das, wenn Kinder bei einer Sache immer weiterbohren ("warum? und warum das? und warum dann das?)? - So in etwa funktionieren die 5 Stufen der Ethik ein, die ineinander fließend übergehen.

  1. Moralische (Alltags-)Urteile. Kennt ihr das? Ihr diskutiert mit eurem Partner oder eurer Partnerin oder mit euren KollegInnen in der Arbeit. Oder mit KundInnen. Im Alltag stellt man sich häufig ethische Fragen - "soll ich mitten in der Nacht aufstehen, wenn das Baby schreit oder soll ich warten bis mein Partner oder meine Partnerin das übernimmt?", "soll ich wirklich schon wieder den Geschirrspüler ausräumen?", "bin ich dafür, dass wir uns statt in den Urlaub zu fahren lieber ein Heimkinosystem anschaffen" - wir kennen das. Ein Dilemma jagt das nächste.

  2. Handlungsregeln sind Regeln, die beispielsweise der Berufsalltag mit sich bringt. Sie helfen dabei, eine gewisse Normierung herzustellen. Ein Beispiel dafür ist die Sorgfaltspflicht im Journalismus.

  3. Moralische Grundüberzeugung. Die Handlungsregeln für sich alleine haben sich also bewährt, aber warum? Weil ein Grundsatz dahintersteht. Im Fall der journalistischen Sorgfaltspflicht bedeutet das zum Beispiel: Ich schreibe keine Geschichte, nur weil man mir Geld bietet . Oder anders gesagt: Der redaktionelle Teil muss immer vom werblichen Teil deutlich getrennt werden.

  4. Ethische Grundprinzipien. Moralische Grundüberzeugungen haben ihre Basis in ethischen Grundprinzipien. Bleiben wir beim Journalismus. Ich will als Journalist deswegen den redaktionellen Teil vom werblichen Teil deutlich trennen und deswegen gründlich recherchieren, weil ich meinen LeserInnen gegenüber der Wahrheit verpflichtet bin - das hat durchaus auch mit Achtung und Wertschätzung zu tun. Als Arzt will ich meinen PatientInnen ebenfalls Achtung entgegenbringen - daher respektiere ich ihre Menschenwürde.

  5. Ethische Theorien. Es gibt Grundprinzipien der Ethik. Dazu gehört beispielsweise die Kantsche Moral: "Kannst du wollen, dass die Maximen deines Namens zu einem allgemeinen Prinzip erhoben werden?" - Oder anders gesagt: "Willst du, dass das was du als Moral erachtest alle moralisch finden und sich auch so verhalten?" Oder nochmal anders formuliert: "Wenn jemand mit dir so umgeht wie du mit mir - fändest du es okay?"

Welche Arten von Kommunikation gibt es eigentlich?

Okay, zugegeben, die Frage kann man jetzt mit allem oder nichts beantworten. Wenn wir über Ethik nachdenken wollen, ist aber vor allem eine Einteilung in zwei Gesichtspunkte interessant: Die persuasive (also die strategische) Kommunikation und die existenzielle Kommunikation.

Strategische Kommunikation

In meinem Skriptum steht dazu, dass die strategische Kommunikation dazu da ist, um sich gegenseitig zu instrumentalisieren. Das ist, was wir gerade mit den vielen Trollen im Internet und der gezielten Desinformation erleben. Aber strategische Kommunikation (zum Beispiel gut gemachte Public Relations) basieren meiner Meinung nach trotzdem auf dem Prinzip der Achtung - und dadurch grenzt sich gute PR auch von Propaganda ab: Gute PR will selbstverständlich auch Menschen überzeugen. Aber gute PR funktioniert auch nur, wenn das Produkt / die Marke / das Drumherum wirklich in Ordnung sind. In dem Moment, in dem ich mich als PR-Beraterin darauf einlasse, mit Mitteln zu arbeiten, die Menschen primär instrumentalisieren (zum Beispiel mit falschen Informationen, Rezensionen von Fake-Profilen und dergleichen mehr), achte ich die Menschen nicht mehr, an die ich die Nachricht herantragen möchte. Und - für mich persönlich - beginnt hier die Propaganda. (Eine klare, allgemeingültige Definition von Propaganda und von PR gibt es nicht. Und sie wäre auch schwierig, weil sich die PR unfassbar rasant wandelt.)

Als Empfänger kann man natürlich unter Umständen erkennen, dass man nur Mittel zum Zweck ist, wenn man instrumentalisiert wird. (Liebe Trolle, ich hoffe, dass das bald passieren wird!) Uns ist das natürlich zu wenig - wer mag es schon, wenn jemand unehrlich mit einem umgeht?

Existenzielle Kommunikation

Das ist Kommunikation, die mit dem Gesprächspartner und seiner Existenz zu tun hat. Diese Kommunikation hat sehr viel mit Anerkennung zu tun. Angelehnt an den kategorischen Imperativ von Kant (Details dazu findet ihr z.B. in einer netten Serie vom Bayrischen Rundfunk BR), könnte man also sagen: "Handle so, dass du die Menschen als Zweck und nicht als Mittel brauchst."


Stay tuned - die nächste Folge befindet sich schon in der Pipeline und kommt demnächst raus! In der Zwischenzeit bin ich schon sehr gespannt auf eure Gedanken. Erzählt in den Kommentaren, was euch so durch den Kopf geht zum Thema.

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