Randomarie #2: Ich tue nichts

in #deutsch7 years ago

Ich sitze seit fast 4 Stunden hier. Rechnet man die Zeit in der ich rumlag und das selbe wie gerade tat, sind es 6. Ich tue nichts. Nichts erwähnenswertes, produktives, nichts.
Ich sitze und liege.

Der Tag gleitet mir aus der Hand und die Gedanken darüber wie wenig ich tue lähmen mich so sehr, dass ich nichts tue. Nichts tun, das konnte ich schon immer am besten. Als ich sah wie Menschen mich verließen, tat ich nichts. Auch als Menschen starben, tat ich nichts.
Das nichts tun begleitet mich, seit ich klar denken kann. Es macht mich aus. Ich bin die Personifikation des nichts tun.

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Während ich so typisch für's nichts tun eine weitere Zauberzigarette zünde, grübel ich darüber, ob das nichts tun einen Wert hat. Bisher bin ich ja immerhin ganz gut klar gekommen und wäre das nichts tun so schlimm, wäre ich doch nicht mehr hier, oder?
Vielleicht ist das auch nur eine naive, pubertäre Einstellung die ich mir über die Jahre angeeignet habe, kein Plan. Dazu fühle ich nichts mehr. Allgemein fühle ich nichts mehr. Der Kreis aus nichts tun und sich dem Selbsthass über das nichts tun hinzugeben, wird immer enger.

Wahrscheinlich gedeiht hieraus der Gedanke, dem nichts tun Gewicht zu geben.
Wert in etwas legen, was uns ausmacht. Gar nicht so ein schlechter Ansatz.
Die Cola schmeckt irgendwie auch nach nichts mehr. Warum kauf ich den Scheiß überhaupt noch? Wahrscheinlich weil ich's nicht einsehe an der Tanke Wasser für 3,50€ zu kaufen.
Bis zum Supermarkt schaffe ich es selten.

Ich erkannte Menschen in Menschen die gar nicht die Menschen waren, die ich glaubte die sie seien.

Stolz auf meinen positiven Ansatz lehne ich mich zurück. Ich ziehe an der Zauberzigarette, schon jetzt ekelt sie mich wieder an. War es das nichts tun, was mich in den Beruf brachte? Nein. Falsche Richtung. Das nichts tun bewahrte mich oft davor, Peinlichkeiten zu erleben.
Ich erkannte Menschen in Menschen die gar nicht die Menschen waren, die ich glaubte die sie seien. Aber ich tat nichts und das war gut so.

Ich sitze hier und beobachte mich selbst aus der Vogelperspektive. Aufräumen sollte ich nochmal. Warum tue ich das? Das nichts tun? Ich könnte doch einfach in Bewegung kommen. Jeden Impuls unterdrücke ich mit einem stärkeren Impuls, nichts zu tun.
Ist das vielleicht einfach mein innerster Wille? Nichts tun, einfach hier sitzen und einen kiffen?

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Ich spüre wie ein Stück Wut aus mir heraustritt und durch eine positive Grundstimmung ersetzt wird. Es ist doch gar nicht so schlimm, nichts zu tun.
Sind wir nicht sonst schon gefangen in einem Hamsterrad in dem das nichts tun unweigerlich zum Sturz führt? Sollte ich das wirklich auch zu Hause tun? Eigentlich ist es doch ganz schön. Kein lästiges klappern von dem Drecksding, keine Anstrengung.
Einfach nur sein.

Es ist mein innerster Impuls, nichts zu tun. So kann ich sein und denken, beim denken sein.
Ich bin zufrieden mit mir. Ich brauche Zeit und Platz zum nichts tun, um in Ruhe zu sein wie ich mir gefalle.

Ich stehe auf, räume die Spülmaschine aus und füttere den Hamster.

Bildquellen:
https://pixabay.com/de/zigarette-rauchen-rauch-asche-599485/
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