Die Deutschen im "Ösiland"

in #deutsch7 years ago (edited)

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Unsere Lieblingsnachbarn sprechen zwar die gleiche Sprache, aber sie verwenden dafür andere Wörter: "Ich muss eben noch 'mal hochlaufen." "Du hast mich das eben schon mal gefragt." "Mal" und "eben" scheinen die Lieblingswörter der Deutschen zu sein. Kaum ein Satz ohne - gerne auch in Kombination.

"Die Deutschen" sind hierzulande geschätzte Touristen und mit 186.891 Zuwanderern die größte Migrationsgruppe in Österreich. Neben der Liebe, der Lebensqualität und dem guten Essen führt immer häufiger ausgerechnet der universitäre Tourismus zu uns. Warum? Kein Numerus Clausus, kein Staatsexamen und die Prüfungen an den österreichischen Unis und Fachhochschulen sind angeblich leichter.

Auch wir profitieren vom germanischen Zuwachs. Deutsche sind überall geschätzte Arbeiter. Nur im Gastgewerbe wirkt es befremdlich, wenn einem ein "Käffchen" statt einer Melange angeboten wird.

Ein weiterer Vorteil ist, dass die Lieblingsnachbarn das hiesige Sprachniveau heben. Die Vokale klingen voller und die Stimmen dadurch kräftiger. Nur die Explosivkonsonanten sind je nach Herkunft gewöhnungsbedürftig. Im Ruhrpott geht es akzentuierter zu als in Bayern. Überhaupt scheint der süddeutsche Raum für unsere österreichischen Ohren geschmeidiger zu klingen. Das heißt allerdings nicht, dass jemand aus Bochum hier nicht auch Fans haben kann, wie Herbert Grönemeyer bei jedem Wienkonzert bestätigt.

In Unternehmen wird durch bundesdeutsche Kollegen Tacheles geredet: Konkrete Kalenderwochen und klare Zeitangaben transportieren eben einen anderen Zug im Arbeitsverständnis als manche österreichische Deadlines, wie: "Das Projekt ist Mitte bis Ende März mehr oder weniger abgeschlossen".

Gekünstelt klingen hingegen die Österreicher, wenn sie in Sprache und Akzentuierung deutsche Kollegen nachahmen. Die wiederum tun sich immer noch schwer mit verschliffenen Diphthongen (au, ei eu), wie bei den Worten: "Kakao" oder "leiwand".

Fazit: Als geborene Münchnerin empfinde ich für beide Länder große Sympathie. Ich habe den Kindergarten vor Urzeiten in beiden Ländern besucht. In Österreich war das Essen besser und die Laune der Tanten schlechter. ;-).


Tatjana Lackner - www.sprechen.com

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Aus "schwiizer" Sicht: FB_IMG_1508171644811.jpg

Ich bin von dem einen mal in Österreich immer gerne da gewesen 😂 Aus deutscher Sicht ist mir das nie so aufgefallen was Du in Deinem Beitrag ausführst. Klar - man spricht ja jeden Tag so. Auf jeden Fall mal interessant zu erfahren wie die deutsche Sprache (oder der deutsche Dialekt?) in Österreich wirkt.
Ich finde Dialekte sowieso toll, Österreich(erisch?) ganz besonders die Wiener Schmäh 😀

Piefke ist hier ein Ausdruck für Bundesdeutsche. ;) Und die deutschen Studenten heißen hier Numerus-Klausus-Flüchtlinge. ;)

Also das mit den Dialekten kenne ich auch ganz gut. Wurde hochdeutsch erzogen und bin dann aber in Bayern aufgewachsen die Leute hier haben mich immer schief angeschaut und gefragt wo ich denn her komme und ich habe mir anfangs schwer getan alles zu verstehen wenn die so schnell sprachen. Aber mittlerweile muss ich sagen finde ich Dialekt sehr schön, auch wenn es ein paar gibt die etwas gewöhnungsbedürftig sind.

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