Mondfinsternis 2019

in #deutsch5 years ago

Guten Morgen ihr Steemians heute morgen (gerade eben) gab es eine wundervolle Mondfinsternis zu betrachten. Verrückt wie ich bin habe ich von 4:30 bis 8:00 Uhr gefroren und gebibbert. Aber es hat sich gelohnt. Es war eine kristallklare Nacht mit wundervollem Blick auf den Mond. Die Bildqualität ist nicht super, weil ich primär schaue und nur hin und wieder mal mit meinem Handy fotografiere, aber ich dachte ich will euch die Fotos nicht vorenthalten.


moon02.png

Gegen 4:40 ist der Mond in den Kernschatten eingetreten und um gegen 6:15 war der Mond maximal verdeckt. Das Foto unten zeigt den Mond etwa eine halbe Stunde vor maximaler Verdeckung. In dem Foto oben ist die maximale Verdeckung bereits seit etwas über einer Stunde vorbei.


moon01.png

Das erste Bild (das Zeitlich später gemachte) ist das deutlich bessere, weil mir eine Zufällige Begegnung von der kostenlosen Android App "Adobe Photoshop Ligthroom CC" erzählt hat. Die habe ich mir direkt runtergeladen und das Ergebnis spricht für sich selbst. Schade nur dass ich die App nicht vorher schon kannte.

Wer nur an hübschen Fotos interessiert ist kann hier aufhören zu lesen. Für die, die ein wenig Interesse an Hobby Astronomie haben und vielleicht interessiert sind, wie so ein Beobachtungsmorgen abläuft erzähle ich jetzt noch etwas von meinem Equipment und dem heutigen morgen.

Ein Morgen mit einem Teleskop

Das technische zuerst: Verwendet habe ich mein getreues 10 Zoll, 1200 mm Dobson Teleskop. 10 Zoll, also 25,4 cm beträgt der Durchmesser des Hauptspiegels und 1200 mm beträgt der Lichtweg vom Hauptspiegel zum Auge und wird Brennweite genannt. Dobson ist der Name der Bauart des Teleskops. Star des Abends war mein Omegon 32 mm Weitwinkel Okular (ein Okular ist quasi das Teleskop-Äquivalent zum Objektiv einer Kamera, es enthält die ganzen Linsen). Dieses Okular sorgt in Kombination mit meinem Teleskop für eine 37,5-fache Vergrößerung. So bekommt man den Mond schön vollständig ins Bild.


dobby.png

Abends am Vortag. Das ist der Moment, wo man sich den Folgetag so leicht wie möglich macht. Man will so lange schlafen wie es nur geht, also bereitet man so viel vor wie möglich. Den Kaffee habe ich schon gekocht und einfach in den Kühlschrank gestellt. (Auch wenn Kaffee-Liebhaber mich dafür hassen: In der Mikrowelle wieder heiß gemachter Kaffee schmeckt mir fast genau so gut wie frisch aufgebrüht.) Thermoskanne und Teebeutel für den Liter Tee habe ich mir auch direkt parat gelegt, sodass ich heute morgen nur noch alles zusammenstecken musste und bereit war. Die Kleidung habe ich mir in der richtigen Reihenfolge auch schon ausgelegt, damit ich nur noch hinein schlüpfen muss. Das Equipment ist auch bereits gepackt und liegt griffbereit.

Der Beobachtungsmorgen. Der Wecker klingelt um 4:00 Uhr, es ist schwer aber man rafft sich auf. Schnell den vorbereiteten Kaffee trinken und den Liter Tee für die Thermoskanne vorbereiten. Zähne putzen, anziehen und ab geht es auch schon. Wo wir gerade beim Thema anziehen sind.

Astronomen haben Schichten. Wir hatten -4 °C bei absoluter Windstille. Die -4 °C haben mir zwar nicht so gefallen, aber mit Wind wäre alles viel schlimmer gewesen. Generell sollte man sich zur Astronomie immer für 10° weniger anziehen. Schließlich sitzt, oder bestenfalls steht, man die ganze Zeit in der kälte herum und bewegt sich kaum. Hier meine Schichten. Unten: Zwei Paar Socken, dicke Wanderstiefel, Ski-Unterwäsche, Jogging Hose, Jeans. Oben: Ski-Unterwäsche, T-Shirt, Pullover, Fleece, Ski-Jacke, Ski-Handschuhe, Schal, Mütze und Kapuze. Das klingt nach verdammt viel, aber wenn man nur herumsitzt ist das nicht viel. Mir war trotzdem kalt. Nicht unerträglich, aber kalt.

Auf in die Freie. Das ganze Equipment wird an den Beobachtungsort geschleppt und aufgebaut. In meinem Fall konnte ich fast direkt vor meiner Haustür gucken und musste nur drei Gänge a 2 Minuten hinter mich bringen. Dann kommt das Gefummel. Man braucht etwas Geduld, um alles mit dicken Handschuhen aufzubauen, aber die alternative ist noch unschöner. Werden die Finger schon am Anfang kalt, dann bleiben sie auch kalt.

Die erste Stunde habe ich in ruhiger Einsamkeit verbracht, weil keiner meiner Freunde so verrückt war wie ich, doch zwei sind noch zu mir gestoßen und wir haben die maximale Verdeckung gemeinsam genießen können. Irgendwann sind auch noch zwei zufällige Hobby Fotografen dazu gestoßen, denen mein Teleskop aufgefallen ist und die sich die Chance nicht entgehen lassen wollten. Erfahrungsgemäß zieht ein großes Teleskop den ein oder anderen Neugierigen an, doch die allermeisten sind extrem nett und zurückhaltend, wenn es darum geht sich die Teleskopzeit zu teilen. Nicht jeder hat ein Teleskop und wenigstens einmal durch eins zu schauen und live zu erleben, wie schnell sich doch die Erde dreht und wie unfassbar schön doch der Mond sein kann, sollte man niemandem verwehren und so teile ich gerne die Beobachtungszeit mit Neugierigen. So lernt man nette, ähnlich verrückte, Menschen kennen und bekommt sogar den ein oder anderen Tipp, wie in meinem Fall die Kamera-App.


jupiter.png

Wir haben also die Mondfinsternis genossen und konnten gegen 6:30 Uhr sogar noch einen Blick auf die Venus und den Jupiter werfen. Hier ein älteres Foto von Jupiter, heute morgen habe ich keine Fotos von Jupiter oder Venus gemacht. Als die Straßen belebter wurden haben noch einige Passanten um einen kurzen Blick auf dem Weg zur Arbeit gebeten. Viele haben auch gefragt, wie lange ich denn schon hier draußen Stehe. Die Reaktionen auf die Antwort waren alle freundlich aber sehr unterschiedlich. Von Bewunderung bis hin zu "Ach du Schei**" war alles dabei.


reif.png

Gegen Ende der Beobachtung hatte ich immer mehr mit Frost zu kämpfen. Alles war von einer dicken Schicht Reif bedeckt und die Okulare sind immer wieder beschlagen, was dann sofort gefroren ist. Ein gutes Mikrofasertuch und Geduld musste immer wieder zum Einsatz kommen.

Abbau und Nachbereitung. Als der Mond wieder ganz zu sehen war habe ich eingepackt, mich von dem einen Fotografen, der auch so lange durchgehalten hat, verabschiedet und alles wieder nach Hause gebracht. Hier musste erst einmal alles auf gemacht und ausgebreitet werden. Eigentlich will man sein Teleskop so kurz wie nur möglich offen lassen, damit sich kein Staub auf dem Spiegel sammelt, aber wenn sich Tau oder in meinem Fall überall Reif gesammelt hat muss alles offen bleiben, damit es gut austrocknen kann. Danach muss natürlich alles wieder verschlossen werden.

In diesem Moment habe ich nachgeguckt, ob schon alles trocken ist und leider hat sich einiges an Kondenswasser auf meinem Hauptspiegel gesammelt. Ich befürchte also es steht eine vollständige Demontage meines Teleskops mit Reinigung des Hauptspiegels an... Da freue ich mich nicht drauf, aber was sein muss, muss sein.

Tja, und jetzt wo alles trocknet und ich müde aber wenigstens wieder warm bin, schreibe ich auch schon diesen Artikel. Ich hoffe er hat euch gefallen und einen kleinen Einblick in das Hobby der Astronomie gegeben.

Wir sehen/hören/lesen uns beim nächsten mal.

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Beeindruckende Bilder und einen tollen Bericht hast
du gemacht.
Heute morgen habe ich auch den Mond gesehen.
Leider ohne Fernrohr, aber es war trotzdem faszinierend.
Vielen Dank für´s Teilen.
Viele Grüße.

Danke. Und super, dass du dir die Mondfinsternis auch angesehen hast. Ein Teleskop hilft natürlich immer, aber gerade wenn es um den Mond geht kann man schon vieles mit dem bloßen Auge sehen. Auch ein ganz normales Fernrohr oder Fernglas kann schon einen großen Unterschied machen.

Man sollte sich nicht von fehlendem Equipment abhalten lassen. ;)

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