Woher kommt das Geld und welche Funktionen erfüllt es - Teil 1

in #deutsch6 years ago

Folgenden Artikel habe ich im Original auf Englisch veröffentlicht.

Zum ersten Mal im Jahr 2013 und dann noch etwas überarbeitet vor ein paar Wochen auf meinem steemit blog.

Es war einer meiner ersten posts auf steemit, ich hatte noch keine follower und deshalb ist er praktisch ungelesen untergegangen.

Das heutige Geldsystem zu verstehen ist aber in meinen Augen zu wichtig, deshalb schreibe ich den ganzen Artikel noch mal auf Deutsch.

Wer das Original lesen will kann das hier tun:

https://steemit.com/money/@stehaller/essay-on-origins-and-functions-of-money


Viel Spaß bei der deutschen Version!


Inhaltsverzeichnis:

Teil 1:

  1. Einführung
  2. Entstehung von Geld und Kredit
  3. Die Funktionen von Geld
  4. Die "richtige" Geldmenge
  5. Die Entstehung von Geld - Teil II
  6. Zinsen - Der Preis des Geldes

Teil 2:

          7. Wechselkurse und Handelsbilanzdefizite

          8. Öffentliche Verschuldung

          9. Gelddrucken = Verlust der Kaufkraft und Verarmung des größten Teiles der Bevölkerung

Teil 1:

1. Einführung:

In seinem Buch “The Little Book of Bull Moves in Bear Markets“ schrieb Peter D. Schiff:

"Eine Nation kann Geld erschaffen, eine Einzelperson nicht."

Diese Annahme ist völlig falsch. Genau das Gegenteil ist richtig:
Eine Einzelperson kann Geld erschaffen und ein Land, eine Regierung oder eine Zentralbank kann es nicht. Natürlich ist mir klar, dass Peter Schiff, der definitiv mehr von Geld versteht als ich, nicht von echtem Geld sondern von Fiat Geld, also Dollar, Yen, Euro, etc. spricht.

Ich meine aber echtes Geld.

Nachfolgend werde ich Euch zeigen, was echtes Geld ausmacht, wie es entsteht und welche Funktionen es in der Wirtschaft erfüllt.

Wenn ich also nachfolgend von Geld spreche, meine ich echtes Geld, nicht Dollar, Euro oder Yen.

2. Die Entstehung von Geld und Kredit:

Geld kann nicht vom Staat oder einer Zentralbank hergestellt werden, aber das hindert sie nicht es immer wieder zu versuchen und dabei großes Unglück über die Wirtschaft und ihre Bürger zu bringen.
Wir in Deutschland können ja davon ein Lied singen.
Durch die Gelddruckorgien ,die die Zentralbanken rund um den Globus momentan veranstalten, berauben sie ihre Bürger um die Früchte ihrer Arbeit. Nur leider merken das die meisten Bürger nicht.

Jede arbeitsteilige Volkswirtschaft basiert auf dem Tausch von Waren und Dienstleistungen gegen andere Waren und Dienstleistungen. Geld ist nur ein Medium, das den Warentausch erleichtert. In einer primitiven Tauschwirtschaft ohne Geld ist es sehr aufwändig Handel zu betreiben. Entweder findet sich kein Tauschpartner, für meine Waren oder bestimmte Waren haben einen viel höheren Wert als andere und sind nicht teilbar.

Angenommen ich besitze eine Kuh und möchte dafür 1 kg Brot kaufen. Die Kuh hat einen viel größeren Wert als das Brot. Ich kann auch nicht ein Stück Fleisch aus der noch lebenden Kuh herausschneiden und dem Bäcker geben. Es bringt mir auch nichts wenn ich von dem Bäcker 1000 kg Brot bekomme.

Hier kommt der Kredit ins Spiel. Angenommen der Bäcker möchte die ganze Kuh haben, weil er ein großes Fest geben will. Der Bäcker bekommt von mir Kredit. Er bekommt meine Kuh und verpflichtet sich, mir die nächsten drei Jahre jeden Tag 1kg Brot zu liefern. Genauso gut könnte ich die Forderung über die vereinbarte Menge Brot gegen andere Waren weiter tauschen und der neue Besitzer der Forderung (im Prinzip ein Handelswechsel) kann dann die Forderung eintreiben.

Jeder abhängig Beschäftigte gewährt seinem Arbeitgeber einen Monat lang Kredit, in Form seiner Arbeitsleistung, und am Ende des Monats wird durch den Lohn die Schuld beglichen.

Gäbe es kein Geld müsste uns der Arbeitgeber in Form von Waren bezahlen und zwar mit genau der Menge Waren, die unserer Arbeitsleistung entspricht. Lohn in Form von Geld ist also nichts anderes als eine Bescheinigung für geleistete Arbeit.
Nach Erhalt des Lohns ist man zwar mit seinem Arbeitgeber quitt, hat aber nun eine Forderung gegenüber dem Markt. Wir haben nun den Anspruch auf einen kleinen Anteil aller Waren und Dienstleistungen die produziert wurden. 

Noch mal zur Wiederholung:
Geld entsteht wenn jemand eine Leistung erbringt (die aber auch nachgefragt werden muss), dafür aber noch nicht die entsprechende Gegenleistung in Form von Waren und Dienstleistungen erhalten hat.

Es sollte also nun klar sein, dass die 60 Milliarden Euro die Draghi jeden Monat neu erschafft und in die Märkte pumpt kein echtes Geld sein können. Jeder der dieses neue Geld als erster erhält, hat nun einen Anspruch auf Waren und Dienstleistungen, ohne selbst neue Waren und Dienstleistungen hergestellt oder erbracht zu haben.
Dieses neue Geld verwässert nur den Wert des alten Geldes. Jeder der Geld aus dem Nichts erschafft, bestiehlt alle die Geld besitzen. Geldfälschung ist nicht umsonst strafbar.

3. Funktionen von Geld:

a) Geld als Tauschmittel:Geld erleichtert den Warenaustausch, aber das ist nicht seine einzige Funktion. Zusätzlich kann es verwendet werden um Kredite zu gewähren oder Schulden zu bezahlen. Um diese Funktion zu erfüllen muss es allgemein akzeptiert werden. Unsere modernen Fiat Währungen erfüllen diese Funktion voll und ganz.

b) Geld als Wertmaßstab und Verrechnungseinheit: Geld dient als Wertmaßstab für bestimmte Güter oder Dienstleistungen, außerdem kann man alle Preise in Geld ausdrücken. Auch diese Funktion erfüllen moderne Fiat Währungen.

c) Geld als Wertaufbewahrungsmittel: Geld bietet den Vorteil, dass Kauf und Verkauf zeitlich auseinanderliegen können, wenn Waren nicht direkt getauscht werden müssen. Es dient also als Wertspeicher. In meinem Lohn ist meine Arbeitsleistung gespeichert, die ich zu einem späteren Zeitpunkt wieder gegen Waren und Dienstleistungen eintauschen kann. Um diese Funktion zu erfüllen muss der Wert des Geldes beständig sein.
Moderne Fiat Währungen sind hochinflationär. Seit seiner Einführung hat der Euro schon 50% seiner Kaufkraft verloren. Dieser Effekt könnte ausgeglichen werden, wenn der Realzins positiv wäre. Das ist er aber in der Regel nicht. Der Momentane Zins für Spareinlagen liegt bei 0%, die offizielle Preisinflationsrate liegt bei knapp 2%. Unsere Euros verlieren also jedes Jahr circa 2% an Kaufkraft.

4. Die "richtige" Geldmenge:

Johann Nepomuk Nestroy:"Die Phönizier haben das Geld erfunden, aber warum so wenig?" 

Die meisten modernen Ökonomen sind Anhänger von John Maynard Keynes und behaupten deshalb, wenn eine Volkswirtschaft wächst, muss auch die Geldmenge wachsen. Sie glauben sogar vielmehr, dass eine Wirtschaft nur wachsen kann, wenn sich vorher die Geldmenge erhöht. Deshalb druckt die EZB ja jeden Monat 60 Milliarden Euro in der Hoffnung, dass dann die Wirtschaft wächst. Ich frage mich nur wenn 60 Milliarden pro Monat Wirtschaftswachstum bewirkt, warum drucken sie dann nicht 100 Trillionen pro Tag?

Das ganze Konzept ist einfach unsinnig. In einer Wirtschaft mit echtem Geld ist immer genau die richtige Menge Geld im Umlauf, da die Geldmenge die im Umlauf ist automatisch gleich den Forderungen für Waren und Dienstleistungen ist, die zwar produziert, aber noch nicht eingefordert worden sind.

Das größte Wirtschaftswachstum wurde in Deutschland während des 19. Jahrhunderts erreicht. Zu keiner Zeit hat sich der Lebensstandard der Menschen so stark verbessert wie zu dieser Zeit, obwohl es eine goldgedeckte Währung gab, die ja angeblich so deflationär wirkt. Die Preise waren während dieser ganzen Zeit stabil, sind durch den technischen Fortschritt sogar leicht gesunken.

Leider wurde der ganze Wohlstand, der zu dieser Zeit produziert wurde, durch den 1. Weltkrieg wieder zerstört.
Aber das ist eine andere Geschichte...

5. Die Entstehung des Geldes - Teil II:

Wir wissen nun was echtes Geld ist, welche Funktionen es erfüllt und wir kennen die "richtige" Geldmenge, die sich in einer arbeitsteiligen Wirtschaft im Umlauf befinden sollte. 

Ich gebe zu, dass ,so wie ich die Entstehung von Geld beschrieben habe, aus heutiger Sicht sehr abstrakt erscheinen mag. Schauen wir uns noch mal den Warentausch mit Hilfe von Geld genauer an:

Verkauft jemand eine Ware, so erhält er eine neue Forderung auf Waren und Dienstleistungen, für den Käufer der Ware ist sein Anspruch auf eine bestimmte Menge Waren und/oder Dienstleistungen nach Erhalt der Ware erloschen. Für den Verkäufer muss natürlich kein neues Geld entstehen, um seinen Anspruch auf Waren und Dienstleistungen zu dokumentieren und der Anspruch für den Käufer der Ware muss sich auch nicht in Luft auflösen. Der Anspruch auf Waren und Dienstleistungen wird in Form eines Geldscheins oder einer Münze einfach weitergegeben. Diese Ansprüche zirkulieren einfach in Form von Geld in einer Wirtschaft.

Es stellt sich aber nun die Frage, wo kam das erste Geld her?
Irgendwer muss eine Ware hergestellt haben, die all die weiter oben beschriebenen Funktionen von Geld erfüllt und fälschungssicher ist.

In der Vergangenheit gab es nur eine Ware, die all diese Funktionen erfüllte, nämlich Gold in Form von Münzen oder Papiergeld, das zu 100% goldgedeckt war.

Cryptos könnten in der Zukunft eine ähnliche Funktion erlangen, das muss sich aber erst noch zeigen.

Geld ist geronnene Arbeit. Um Gold zu produzieren muss sehr viel Arbeit und Energie aufgewendet werden, der Wert dieser Arbeit ist im Gold gespeichert. Um Cryptos zu minen muss der Rechner sehr viel Arbeit aufwenden und verbraucht dazu sehr viel Energie. Man könnte also sagen:

Energie = Arbeit = Geld

Die Kritik die von Seiten der modernen Ökonomen immer kommt, wenn es um goldgedecktes Geld oder auch Cryptos geht, ist, sie wären deflationär, d.h. da die Menge Goldes oder auch von Bitcoins sehr begrenzt ist, verleitet es dazu es möglichst lange zu halten, da ihr Wert in der Zukunft immer weiter steigt.
Das Beispiel der Bitcoin wurde kürzlich von Dirk Müller herangezogen. Er sagte sinngemäß: "Vor Jahren bekam man für eine Bitcoin nicht mal eine Pizza, heute bekommt man einen Kleinwagen und in ein paar Jahren ein ganzes Haus." Wenn also jeder sein Geld spart und nicht ausgibt, kauft keiner was, wenn keiner was kauft, wird nichts produziert und die Wirtschaft bricht zusammen.
Wie kann man das verhindern?

Die Antwort auf diese Frage gibts im nächsten Kapitel.

6. Zinsen - Der Preis des Geldes:

Unsere modernen Alchemisten - die Zentralbänker - glauben, man müsste nur beim kleinsten Anflug eines wirtschaftlichen Einbruchs die Gelddruckmaschinen anwerfen und schon kommt die Wirtschaft zurück auf Wachstumskurs. Nun, das ist kompletter Blödsinn. Würde das stimmen, gäbe es es keine Armut auf dieser Welt und Deutschland wäre in den 20er Jahren das reichste Land der Welt gewesen.

"Eine Gesellschaft wird nicht reicher in dem sie Geld druckt, sondern nur durch die Produktion von Waren und Dienstleistungen!"

Damit eine Volkswirtschaft wachsen kann, muss sich nicht die Geldmenge erhöhen, sondern die Geldumlaufgeschwindikeit. Das Geld muss raus unter den Matratzen und rein in die Wirtschaft, sagen die Ökonomen. Es ist aber umgekehrt. Eine erhöhte Geldumlaufgeschwindigkeit ist nicht der Grund für Wirtschaftswachstum, sondern eine Folge.

Wie bringt man jetzt jemanden dazu, der sein Geld unter der Matratze hortet es zurück in den Wirtschaftskreislauf zu bringen?

Durch Zinsen.
Wenn die Wirtschaft wächst, steigt die Nachfrage nach Geld, der Zins steigt und mehr Leute sind bereit ihr Geld zu verleihen. Der Zins ist der Preis für das Geld, er entschädigt den Geldbesitzer für seinen Konsumverzicht und er entschädigt ihn auch für das Risiko, das der Kredit nicht mehr zurückgezahlt werden kann.
Der Zins muss sich aber am Markt bilden und darf nicht durch Zentralbankinterventionen künstlich gedrückt werden. Der Zins ist die wichtigste Information in einer Volkswirtschaft, wird er nach unten manipuliert, kommt es zu Fehlinvestitionen, Blasenbildung und in der Folge immer wieder zu einem Crash.


So das war Teil 1.
Teil 2 kommt (hoffentlich) morgen.
Ich hoffe er hat Euch gefallen.
Über Upvotes und Verbreitung des Artikels würde ich mich sehr freuen.
Auch über Kommentare und Kritik bin ich dankbar.



Sort:  

Jedenfalls hat uns dieses FIAT-Geld was wir jetzt gerade haben Gigantische "Megablasen" erzeugt und die werden früher oder später platzen.

Ludwig von Mises sagte einmal dazu:
„Es gibt keinen Weg, den finalen Kollaps eines Booms durch Kreditexpansion zu vermeiden. Die Frage ist nur ob die Krise früher durch freiwillige Aufgabe der Kreditexpansion kommen soll, oder später zusammen mit einer finalen und totalen Katastrophe des Währungssystems kommen soll“

Danke, upvote und resteem!

Vielen Dank! Es ist tatsächlich schon etwas Geld entstanden. lol.

Für deine Arbeit würdest du soeben mit einem upvote bezahlt. :) Ich freue mich schon auf Teil 2.

Danke! Es kommt auch noch ein Artikel über Fiat Geld.

Vielen Dank für den ausführlichen Artikel. Ich bin gespannt auf den zweiten Teil.

@vladimir-simovic ...Teil 2 ist gepostet.

So, und das machen wir jetzt noch schön, mit Link, dann findet man es auch gleich und muß nicht lange suchen. Ich bin nämlich auch auf den zweiten Teil gespannt, und hier geht es direkt dort hin:

Woher kommt das Geld und welche Funktionen erfüllt es? - Teil 2

Auf Steemit maas-sicher und zensurfrei bloggen

Danke! Bin eben noch neu auf Steemit.

Vielen Dank für den Upvote!

Vielen Dank, werde es mir nachher auf jeden Fall durchlesne.

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