Woher kamen eigentlich die ersten DM (bilanztechnisch)

Liebe Steemitgemeinde,
liebe Freiheitsfreunde,
liebe Freiheitsfeinde,
liebe Freunde der Deutschen Mark,

viele von uns sind mit ihr aufgewachsen, haben ihr erstes Geld in ihr verdient, haben das erste Auto noch damit bezahlt und rechnen (so wie ich) noch heute alles in diese Währung um.

Die Deutsche Mark

Woher kam sie?

1. Was wir alle gelernt haben:
Ab dem 21. Juni 1948 war die Deutsche Mark in den drei westlichen Besatzungszonen alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel.
Die Geldscheine wurden unter Geheimhaltung in den USA gedruckt und mit dem Schiff nach Westdeutschland transportiert.
Jeder bekam in zwei Schritten 60 DM als Kopfgeld ausbezahlt und Reichsmarkguthaben und Bargeld wurden zwangsumgetauscht (Verhältnis 100:6.50).
Insgesamt wurden 8,7 Milliarden DM ausgegeben (dazu später noch mehr).
Wiederkehrende Zahlungen wie Löhne und Mieten wurden im Verhältnis 1:1 umgestellt.
Die Preise wurden freigegeben.
Das Wirtschaftswunder konnte beginnen.

So sah es aus das erste Kopfgeld

2. Was wir nicht gelernt haben:
Bei den Banken und Versicherungen lagen natürlich noch unzählige Schuldtitel, die vom Deutschen Reich herausgegeben wurden. Diese wurden aber nicht in die neue Währung umgestellt und waren auch nicht mehr handelbar.
Abschreiben (also Forderungsverzicht) konnte man diese Titel auch nicht, sonst wären sämtliche Banken sofort pleite gewesen, da man den Forderungsverzicht nicht durch das Eigenkapital decken konnte.
Deshalb gab es eine Lücke auf der Aktivseite in der Bankenbilanz.
Damit die Bilanz der Banken wieder stimmte, bekamen sie sogenannte Ausgeichsforderungen, die mit 3 - 4.5% verzinst wurden und auf 37 Jahre vom Bundesbankgewinn getilgt wurden.
Diese Schuldtitel waren dann auch zwischen Banken und Versicherungen handelbar.
Das Mittel der Ausgleichforderung hat man dann später bei der Wiedervereinigung wieder benutzt.

Woher kam nun das Kopfgeld?

Wer bei mir öfter mitliest, weiß dass:
Die Summe aller Guthaben gleich der Summe aller Forderungen ist.
Das heißt, wenn alle Schulden gezahlt sind, müssen auch alle Guthaben verschwunden sein.
Das macht auch Sinn, wenn man versteht, dass Geld nur ein Platzhalter für einen noch nicht vollständigen Tausch von Waren oder Dienstleistungen ist.

Wo sind also die Forderungen für das ausgegebene Kopfgeld verbucht?
Dazu muss man in die aktuelle Bilanz der Bundesbank schauen.

Leider kann man es schlecht lesen, deshalb hier ein größerer Ausschnitt:

Wir sehen also hier auf der Aktivseite eine Forderung der Deutschen Bundesbank an den Bund über 4.440 Millionen €. Zum offiziellen Umtauschkurs von 1 € = 1,95583 DM sind das 8683,89 Millionen DM.
Also genau die 8.7 Milliarden DM die als Kopfgeld ausgegeben wurden.
Schauen wir uns an, was die Bundesbank in ihrem Bilanzbericht zu dem Posten sagt:

8. Forderungen an den Bund:
In dieser Position werden die Ausgleichsforderungen an den Bund und die unverzinsliche Schuldbuchforderung wegen Berlin ausgewiesen, die auf die Währungsreform im Jahr 1948 zurückgehen. Sie bilden den bilanziellen Gegenposten für die damals in bar gezahlten Kopf- und Geschäftsbeträge sowie für die Erstausstattung der Kreditinstitute und öffentlichen Körperschaften mit Zentralbankgeld. Die Ausgleichsforderungen werden mit 1% pro Jahr verzinst. Im Zusammenhang mit Artikel 123 AEUV (Lissabon-Vertrag) ist festgelegt worden, dass die Ausgleichsforderungen und die Schuldbuchforderung ab dem Jahr 2024 in zehn Jahresraten getilgt werden.

Im Jahr 2034 sollten also diese Schulden vom Bund durch Steuermitteln, also von uns allen, getilgt sein und das Kapitel Währungsreform von 1948 ist dann endgültig abgeschlossen.

Wer sich für so etwas interessiert kann nicht ganz dicht sein

Wenn ihr Euch genau das Gleiche denkt, seit ihr in guter Gesellschaft.
Sagt nämlich auch meine Frau.

Bis bald,
Stephan Haller