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RE: Wieder mal ein Artikel über das Wesen des Geldes - Teil 1

in #deutsch6 years ago

Natürlich habe ich das ganze Essay gelesen.
Die Stelle, die ich zitiert habe, habe ich mir extra vor Jahren markiert.
Wenn Du behauptest ich würde die Aussage von Rothbard ins Gegenteil verkehren, dann weise mir bitte nach wo und wie.
Keiner der Austrians kann mir erklären, wie es ohne Zwang in einem freien Markt einen 100% Goldstandard geben soll.
Freiwillig werden es die Banken niemals tun, weil es überhaupt keinen Grund dafür gibt.
Rothbard tut es übrigens nicht nur in diesem Buch, sondern auch in Mystery of Banking und What has Government done to our money.
In Geldfragen wirst Du nicht viele finden, die mehr gelesen haben als ich.

Sort:  

Weil er in dem Essay "legal" im privatrechtlichen Sinne (Schutz der Eigentumsrechte) meint, falls Du auf einen staatlichen Eingriff anspielst.
Du verdrehst hier auf erstaunliche Weise die Logik (und Ethik). Eine Bank verspricht auf MEIN Gold aufzupassen und jederzeit das Gold wieder herauszurücken und Du meinst, dazu könne man nicht "gezwungen" werden, weil - ja weil was eigentlich? Weil sonst der Betrug, den Du befürwortest, auffliegen würde, weil deutlich mehr Forderungen auf Gold emittiert wurden, als überhaupt Gold da ist?

"In my view, issuing promises
to pay on demand in excess of the amount of goods
on hand is simply fraud, and should be so considered by
the legal system. For this means that a bank issues
"fake" warehouse receipts-warehouse receipts, for example,
for ounces of gold that do not actually exist in the
vaults. This is legalized counterfeiting; this is the creation
of money without the necessity for production, to
compete for resources against those who have produced.

Eine Bank verspricht auf MEIN Gold aufzupassen und jederzeit das Gold wieder herauszurücken und Du meinst, dazu könne man nicht "gezwungen" werden, weil - ja weil was eigentlich? Weil sonst der Betrug, den Du befürwortest, auffliegen würde, weil deutlich mehr Forderungen auf Gold emittiert wurden, als überhaupt Gold da ist?

Alles was Du in Händen hältst, wenn Du dein Gold zur Bank bringst ist ein IOU. Eine Forderung auf Gold. Wie die Bank sicherstellt, dass sie dein Gold auf Verlangen auch liefern kann ist ihre Sache.
Die Banken haben sehr schnell herausgefunden, dass niemals alle Leute gleichzeitig ihr Gold zurückfordern, also haben sie einen Teil des Goldes verliehen, dafür war es ihnen möglich auf die Einlagen Zinsen zu bezahlen, anstatt Lagergebühren zu verlangen.
Auch heute ist das nicht anders. Dein Kontostand ist nichts weiteres als eine Forderung gegen die Bank, dir auf Verlangen Geldscheine und Münzen auszuzahlen.
Auch die Aktien in deinem Depot werden an short seller verliehen, ohne dass Du es mitbekommst.
So läuft das nun mal und in einem freien Markt werden die Leute immer zu der Bank gehen, die ihnen Zinsen bezahlt anstatt Gebühren zu verlangen.

Du und Rothbard seit mir immer noch die Antwort schuldig, wie man in einer freien Gesellschaft durchsetzt, dass die Bank 100% der Gold- oder Geldeinlagen vorrätig hat.
Kommt da jeden Tag der Gestapobeamte mit vorgehaltener Waffe und kontrolliert die Goldbestände?
Von wem wird der Goldkontrolleur im Anarchismus geschickt und bezahlt?
Was ist, wenn die Leute trotzdem lieber die Bank wählen die ihnen Zinsen bezahlt, anstatt Lagergebühren zu verlangen?

Du beschreibst sehr schön den betrügerischen Prozess. Es ist - wie gesagt - seit Jahrhunderten dasselbe Argument seitens der Banker, die die Öffentlichkeit täuschen (siehe De Soto). Ich kenne die mittelalterlichen Vertragsbedingungen nicht aus eigener Lektüre, aber die antiken Debatten zeigen ja, dass die Banken das nicht in Absprache mit den Kunden getan haben, sondern ohne deren Wissen. Betrügerisch eben.

Zu Deiner Frage:

"Was ist, wenn die Leute trotzdem lieber die Bank wählen die ihnen Zinsen bezahlt, anstatt Lagergebühren zu verlangen?"

Auch diese Frage wird in Rothbards Essay zwar beantwortet, aber ok: Dann kann man der Bank ein Darlehen geben mit einem Fälligkeitstermin. Bis dahin hat man dann vertraglich auf das Verfügungsrecht über das Gold verzichtet und kann eben nicht darüber verfügen. .

Ansonsten: wollen wir jetzt das Thema Durchsetzbarkeit von Verträgen in einer Privatrechtsgesellschaft diskutieren? Das ist ein völlig anderes Thema. In etwa dieses: Wie würde ich im Anarchismus ein Parkhaus zwingen, mir mein Auto zurückzugeben?
Das ist eine völlig andere Baustelle. Du könntest genau so gut fragen, wie überhaupt irgendein Vertrag durchgesetzt werden kann.

Du hast eben keinen Vertrag mit der Bank der darauf lautet, dass die dein Gold die ganze Zeit immer Keller lagern müssen. Wenn Du das willst, musst Du bei denen ein Schließfach mieten. Du hast eine Forderung, die auf Herausgabe des Goldes lautet. Diese Forderung kann die Bank in der Regel locker erfüllen, auch wenn sie nicht das ganze Gold der Kunden im Keller hat. Kann sie es nicht geht sie pleite und Du hast dir eben die Falsche Bank ausgesucht. So ist das eben. Wenn Du dieses Risiko nicht eingehen willst, musst Du dir physisches Gold kaufen und bei Dir zu Hause lagern. So ist das aber mit allen Forderungen. Die Banken haben das aber recht gut im Griff. Oder hast Du schon mal erlebt, dass Du von deiner Bank kein Geld bekommen hast, obwohl dein Konto gedeckt war.

Von welchen Verträgen redest Du gerade? Historisch ist das was Du schreibst schlicht falsch. Banken waren - wie davor die Goldschmiede - Lagerstellen und sie haben die Mittel ihrer Kunden veruntreut. Steht nicht zuletzt (inkl. Quellen) in Rothbards Essay.

Es wäre nur Betrug, wenn Du einen Lagerschein hättest, der auf einen Goldbarren mit einer bestimmten Nummer lautet und die Bank ist auf Verlangen nicht fähig, Dir genau diesen Goldbarren zu liefern.
Sowas würde aber als Zahlungsmittel keinen Sinn machen.
Bekanntlich sahen aber die Banknoten so aus:

Solange die Bank gegen Vorlage in der Lage war, Dir physisches Gold auszuzahlen, handelte sie völlig legal. Ganz egal was sie in der Zwischenzeit mit dem Gold gemacht hat.

Wenn Du so ein Warenlager haben willst, wie Du es beschreibst, dann kannst Du jederzeit Gold kaufen und dort lagern lassen.
Ich habe mal für so ein Warenlager gearbeitet. Da wurde dann hauptsächlich Silber in einem schweizer Bergmassiv gelagert und es gab sogar Kameras wo die Kunden den ganzen Tag ihr Silber betrachten konnten. Als der Silberpreis damals stramm Richtung $50 marschiert ist, haben uns die Kunden das Geld nur noch so zugeworfen. Wir hatten regelmäßig Veranstaltungen mit Thorsten Polleit und Thorsten Schulte, die haben den Kaufrausch der Kunden noch befeuert. Die meisten Kunden schauen jetzt blöd aus der Wäsche. Die Euros, die ich damals verdient habe, haben nicht 2/3 an Wert verloren.
Wertvolle Industriemetalle in unterirdischen Lagern verstauben zu lassen, ist wirklich eine der dümmsten Ideen, die die Menschheit jemals hatte.

Es bringt aber eh nichts weiter über ein Buch zu diskutieren, das einen 100% Goldstandard haben will. Den hat es nie gegeben und wird es nie geben.
Weil es eben nicht dem Wesen des Geldes entspricht. Aber das habe ich ja schon in aller Länge erläutert.

Nochmal: woher hast Du diese Einsichten, dass die Banken/Goldschmiede im Einklang mit den Kunden und entsprechend transparent gehandelt haben? Was Du i.S. allokiiertes Gold schreibst, trifft auf entsprechende moderne Verträge zu. Hier geht es um die historische Entwicklung des Geldes.
Ich bin erstaunt, dass Du das betrügerische System sogar beim eindeutigen Thema "Gold" verteidigst, was ja nach Dir ohnehin nur ein dummes Stück Metal ist.
Übrigens bin ich auch nicht ganz unbewandert in Finanzmarktdingen. Du verteidigst ein System, das man bei Aktien "Naked Short Selling" nennen würde. Aber das sind ja auch nur Forderungen auf Aktien, nehme ich an, und deswegen ist es auch da sicher kein Problem, wenn es zu Verwässerungen führt.
Bestreitest Du eigtl auch, dass die Währungsnamen ursprünglich mal für ein Metallgewicht standen? Beim Pfund z.B.? Oder was haben die Römer gemacht, als sie damals noch hemdsärmeliger einfach den Metall-Gehalt der Münzen verringert haben. Und last but not least: Bist Du der Meinung, dass Gold durch Marktkräfte demonetarisiert wurde?

Nochmal: woher hast Du diese Einsichten, dass die Banken/Goldschmiede im Einklang mit den Kunden und entsprechend transparent gehandelt haben?

Jedem Idioten müsste klar gewesen sein, dass man auf ein zu lagerndes Gut keine Zinsen bezahlen kann. Hältst Du den Markt für so blöd, dass er das nicht kapiert?
Hätte den Markt das gestört, gäbe es heute keine Banken sondern nur Lagerhäuser.

Ja Gold ist nur ein Industriemetall wie jedes andere auch, das leider von vielen Menschen zum religiösen Objekt erhoben wurde.
Die willkürliche Preisfestsetzung eines beliebigen Rohstoffes durch eine zentrale Planungsbehörde wie im Goldstandard üblich, wurde Gott sei Dank durch die Marktkräfte gesprengt und niemand sollte dem Goldstandard eine Träne nachweinen.

Du verteidigst ein System, das man bei Aktien "Naked Short Selling" nennen würde. Aber das sind ja auch nur Forderungen auf Aktien, nehme ich an, und deswegen ist es auch da sicher kein Problem, wenn es zu Verwässerungen führt.

Naked short selling ist zwar verboten, aber das Verbot ist völlig sinnlos.
Wer shorted schon stock?
Für short stock muss ich 50% margin hinterlegen.
Verkaufe ich einen atm call und kaufe einen atm put, habe ich genauso 100 short deltas und muss mir nicht vorher erst Aktien ausleihen, außerdem muss ich dafür nur etwa 20% an margin hinterlegen. In einem Portfolio Margin Account noch weniger.
Was ist mit Futures?
Da Du ja nicht ganz unbewandert bist in Finanzmarktdingen, müsstest Du wissen, dass nur die Futures die Märkte bewegen und sonst nichts.
Also, anstatt AAPL zu shorten, die im schlimmsten Fall non to borrow ist, verkaufst Du einefach einen /NQ.
Da gibt es auch kein underlying und das settlement ist in cash.
Zusätzlich hast Du noch den Vorteil, dass Du im Falle einer Dividendenzahlung nicht noch die Dividende schuldig bist.
Wo liegt also der Unterschied?
Glaubst Du wirklich die Märkte lassen sich durch so ein lächerliches Verbot bremsen?

Das Beispiel mit der Münzverschlechterung zeigt ja schon, wie lächerlich der Wunsch nach einem Goldstandard ist.

Geld ist eben ein rein geistiger Vorgang, den man besser dem Markt anvertraut, als den Bürokraten. Dass so wenige das Wesen des Geldes verstanden haben und immer noch dem Gold nachweinen, ist Gott sei Dank kein großes Problem, weil sich der Markt längst entschieden hat.

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