Mises Regressionstheorem oder woher kommt der Wert des Geldes?

in #deutsch7 years ago

Liebe Steemit Community,
Liebe Freiheitsfreunde,
Liebe Freiheitsfeinde,

als ich vor ein paar Tagen, bei meinem sehr netten Dönerhändler, den üblichen Lammfleischdöner bezahlen wollte, entschuldigte sich der Verkäufer gleich, weil er mir vergessen hatte zu sagen, dass der Lammfleischdöner jetzt 50 Cent mehr kostet.
Also 5€ anstatt der gewohnten 4,50€.
Das Lammfleisch ist leider so teuer geworden.


(Bildquelle: pixabay.com)

Ich sagte ihm, dass ich ihm natürlich keinen Vorwurf mache.
Mario Draghi sei Dank, wird halt alles teuer.
Der Döner war also gerade um 11.11% teurer geworden.
Natürlich schmeckte er wie immer hervorragend, aber eben genau so hervorragend wie immer und nicht 11.11% besser.
Mario Draghi hat sich also wieder mal ein fettes Stück von meinem Döner abgebissen, oder besser gesagt, meine 4,50 € die früher genau einen Lammfleischdöner wert waren, sind jetzt nur noch 0.9 Lammfleischdöner wert.
Die Draghisteuer hat also wieder mal gnadenlos zugeschlagen.


(Bildquelle: pixabay.com)

Viele werden jetzt natürlich sagen:
“Aber schließlich garantiert der Euro schon seit über 70 Jahren den Frieden in Europa (auch wenn es ihn erst seit 19 Jahren gibt), das muss Dir doch 50 Cent wert sein.”

Aber über den Euro als Friedensgaranten will ich heute gar nicht sprechen.
Vielmehr, ist mir beim Essen wieder mal die alte Frage eingefallen:

Woher kommt der Wert des Geldes?
oder

Was hält mich davon ab, mich heute noch mit so vielen Döner vollzustopfend wie möglich, bevor sie morgen noch teurer werden?

Gott sei Dank hat der wohl größte Ökonom des 20. Jahrhunderts schon eine Antwort auf diese Fragen gegeben:

Ludwig Heinrich Edler von Mises (29.09.1881 - 10.10.1973)


(Bildquelle: mises.org)

Ludwig von Mises wurde als Sohn jüdischer Eltern in Lemberg (damals Galizien, heute Ukraine) am 29.09.1881 geboren.
Mises war Hochschullehrer an der Universität in Wien und Direktor der Österreichischen Handelskammer. Während dem Ersten Weltkrieg diente er als Offizier bei der Artillerie und nach dem Krieg war er wirtschaftlicher Berater des Österreichischen Kanzler Engelbert Dollfuss.
1934 ging er als Professor in die Schweiz und 1940 floh er zusammen mit seiner Frau vor den Nazis nach New York City, wo er durch private Spenden finanziert, bis 1969 lehrte.
Er gab auch Seminare in seinen Privaträumen und zu seinen berühmtesten Schülern gehörten Hans Sennholz und Murray Rothbard.
Die Werke von Ludwig von Mises kann mann alle unter https://mises.org kostenlos und legal runterladen.
Hier die drei wichtigsten Werke:

Theorie of Money and Credit

https://mises.org/library/theory-money-and-credit

Socialism

05. Socialism.jpg

https://mises.org/library/socialism-economic-and-sociological-analysis

Human Action

06. Human Action.jpg

https://mises.org/library/human-action-0

Nach dieser kurzen Einführung zu Mises, nun aber zurück zu der Eingangsfrage:

Woher kommt der Wert des Geldes?

Bevor man diese Frage beantworten kann, muss man erst die Frage

Warum wird Geld nachgefragt?

beantworten.

Mises gab hierauf folgende Antwort:
”Menschen fragen Geld nach, um mit der Unsicherheit fertig zu werden.”
Wüssten sie genau was in der Zukunft passiert, bräuchten sie kein Geld, den sie könnten bereits heute alle wichtigen Dispositionen tätigen.

Geld wird also aufgrund der Unsicherheit nachgefragt, um es in der Zukunft gegen andere Güter zu tauschen. Dafür benötigt Geld Kaufkraft.
Die Kaufkraft des Geld wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt.
In meinem oben genannten Beispiel, war ich als Dönerkäufer Geldanbieter und der Dönerverkäufer war Geldnachfrager.
Meine Nachfrage nach einem Döner entsprach also dem Geldangebot und das Angebot von Gütern, also der Döner, entsprach der Geldnachfrage.
Das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage bestimmt also den Preis.
Hier befinden wir uns aber jetzt in einem unlösbaren Zirkelschluss, denn ich habe ja gesagt, dass Geld nachgefragt wird, weil es Kaufkraft hat und, dass die Kaufkraft des Geldes durch die Nachfrage nach Geld und das Angebot von Geld bestimmt wird.

Aus diesem unlösbaren Zirkelschluss hilft uns Mises mit seinem Regressionstheorem heraus.
Die Kaufkraft des Geldes hat nach Mises eine Zeitdimension.
Die Menschen halten heute Geld, weil sie wissen, dass es gestern Kaufkraft hatte und gestern hielten sie Geld, weil es vorgestern Kaufkraft hatte, usw.
Dieser Vorgang endet nach Mises genau an dem Tag, an dem ein Gut zum ersten Mal nicht aufgrund seiner eigentlichen nichtmonetären Verwendung getauscht wurde, sondern aufgrund seiner Verwendung als Tauschmittel.
Mises unterstützt hiermit die Geldtheorie von Carl Menger, dass Geld spontan am freien Markt als Sachgeld entstanden ist.
Das Tauschmittel, welches als Geld entstanden ist, muss also in der Vergangenheit z.B. als Rohstoff einen Wert gehabt haben, bevor es zu Geld geworden ist.

“Consideration of the origin of the use of money and of the particular components of its value that depend on its monetary function suggest an obvious answer to this question. The first value of money was clearly the value which the goods used as money possessed (thanks to their suitability for satisfying human wants in other ways) at the moment when they were first used as common media of exchange. ”

Es zeigt sich also, dass ungedecktes Papiergeld niemals am freien Markt entstehen konnte, sondern nur durch staatlichen Zwang.
Der Wert dem wir heute unserem ungedeckten Papiergeld beimessen, kommt also einerseits durch den staatlichen Zwang, der den Euro zum alleinigen gesetzlichen Zahlungsmittel erklärt und andererseits, geht es auf die Zeit zurück, als die Währungen noch goldgedeckt waren.
Fragt man heute die Menschen, woher der Wert des Geldes kommt, hört man immer noch zum Teil, dass unser Geld durch die Goldreserven der Bundesbank gedeckt sei.
Was aber zu keinem Zeitpunkt richtig war.
Der Euro hat Kaufkraft, weil die DM Kaufkraft hatte, die DM hatte Kaufkraft, weil sie früher einen festen Wechselkurs zum US Dollar hatte, der Dollar hatte Kaufkraft, weil der zu dieser Zeit goldgedeckt war.
Wir leben also seit der Einführung des ungedeckten, staatlichen Zwangsgeldes in einem riesigen Bluff.
Bevor dieser Bluff auffliegt, hol ich mir lieber noch einen Döner.

Bis bald,
Stephan Haller

Quellen:
https://mises.org/profile/ludwig-von-mises
http://www.misesde.org/?p=3128
http://www.misesde.org/?p=3014
https://mises.org/library/theory-money-and-credit
https://en.wikipedia.org/wiki/Ludwig_von_Mises

Sort:  

Es ist eben nicht der Döner, der wertvoller wird, sondern das Geld , das seinen Glanz verliert. Allerdings verliert der einzelne Döner im Laufe der Zeit natürlich auch an Wert. Jedenfalls dann, wenn er nicht gleich gegessen wird. Dann jedoch hilft er mir meine Kräfte zu entfalten und mir Energie zu geben um in die Tasten hauen zu können und damit wirklich Werte schaffen zu können. Das nenne ich mal Rendite ! Das übliche Geld kann ich nicht essen, dafür aber beliebig drucken.

Alles vergeht...

Sehr guter Artikel!
Wir sind irgendwie gläubig...

Wie gewohnt wertige Arbeit abgeliefert. Sehr fein!
Ebenfalls prima, daß die Mises-Bücher im Epub-Format vorliegen; das passt gut in meine Sammlung.

Ich mach' bei der Gelegenheit ein bißchen Reklame für das Projekt Gutenberg, das viele interessante Titel auch zum hier behandelten Thema bereithält. Aber Obacht: die BRD-Netzzensur hat die Betreiber der Webseite z.Z. wegen angeblicher Copyright Verletzungen in die Selbstzensur getrieben und mit einer BRD-IP-Adresse kommt man nicht drauf. Also technisch schön flexibel bleiben...

Mises kennen zu wenige. Viele feiern lieber den 200. Geburtstag von Marx (dieses Jahr)

Wie bist du zu Mises und seinen Werken gekommen?

Weiß ich nicht mehr.
Das erste Buch war Theory of Money and Credit. Es war überhaupt mein erstes Buch über Geld. Die meisten kommen aber über die Bücher von Roland Baader oder über das EF-Magazin zu Mises.

bei mir war es Staatliche Schule (keynesianismus) -> Wissensmanufaktur -> kenfm -> Oliver Janich -> Torsten Polleit (Mises für Einsteiger)

Hallo @stehaller,
gerade zum ersten Mal auf deine Seite aufmerksam geworden und der Artikel ist wirklich super geschrieben! - Macht total Spaß zu lesen :)

Das Thema Herkunft des Geldes ist wirklich interessant und erinnert mich an nun schon mehrere Diskussionen, die ich geführt habe. Neben dem Entwicklungsprozess, den Du super dargestellt hast, ist für mich das Geld auch nur eine Art Angebot und Nachfrage ... nun wurde mir allerdings immer wieder entgegengesetzt das der EURO, also auch der Dollar weitaus mehr sind als nur das ... Nämlich sollen hinter diesen Währungen "wahre Werte" - vermutlich wirtschaftliche Güter - stecken. Für mich sind beide Währungen nur von Bedeutung, weil ich weis das mir der Bäcker an der Ecke Brötchen für das Blatt Papier gibt ...

Das folgende Zitat finde ich in Bezug auf das Thema Geld auch immer interessant 😉 :

“Gib mir die Kontrolle über das Geld einer Nation und es interessiert mich nicht, wer dessen Gesetze macht.”
– Mayer Amschel Rothschild (1744-1812)

Lieber @crypto2go, vielen Dank für den netten Kommentar.
Auf meinem Blog findest Du viele Artikel über Geld und auch in Zukunft werde ich bestimmt noch viele Artikel über Geld schreiben.
Hinter den Fiat-Währungen wie EUR und USD steckt leider gar nichts.
Viel schlimmer ist aber, das was man nicht direkt sieht, nämlich wie diese Fiatwährungen einen Großteil der Menschen verarmen bzw. um ihre Arbeitsleistung betrügen und einige wenige unverdient unglaublich reich machen. Leider verstehen das nur die wenigsten Menschen. Deshalb schreibe ich diese Artikel.

Na dann werde ich dich jetzt mal verfolgen !
Ist immer wieder spannend über den materialistischen Antrieb des Lebens nachzudenken und zu lesen ... 😄


Falls Dich Kryptowährungen interessieren und du gern ein bisschen mehr darüber erfahren willst, kannst du gerne auch mal bei mir vorbeischauen. :)

Cryptos waren eine logische Konsequenz der Fiatwährungen.
Sozusagen als Verteidigung gegen die Zentralbanken. Cryptos werden für mich erst wirklich interessant, wenn es dafür Optionen gibt. Das dürfte aber bei Bitcoin wohl nicht mehr zu lange dauern.

Warum machen es ausgerechnet Optionen spannend für Dich?

Aktien zu kaufen/shorten oder cryptos sind immer ein 50/50 shot.
Mit Optionen kann man seine Gewinnchancen selbst bestimmen.

Immer sehr hochwertige Blogeinträge hier :)
Ich halte allerdings die "Deckung" einer Währung nicht mehr für notwendig...
Bitcoin ist durch absolut nichts gedeckt und die ganzen Verblendeten haben es bis zu 20.000$ gepushed... Geld hat auch viel mit Glauben zu tun. Vielleicht schreib ich da auch mal was drüber.

Stimmt, aber man sieht ja gerade an steem, was passiert, wenn der Glauben schwindet.
Die Lösung ist ganz einfach: Zentralbanken und staatliches Zwangsgeld abschaffen und abwarten was der Markt hervorbringt. Irgendwann wird das sowieso passieren.

Mich wundert's dass WoW Gold noch nicht zur Weltleitwährung aufgestiegen ist :))

das sieht lecker aus, danke dass du mich hungrig gemacht hast und ich werde dir folgen

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