Coronabonds - Wie finanziert man eigentlich einen Krieg?

in #deutsch4 years ago

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Der Wirtschaftsberater von Donald Trump, Larry Kudlow hat kürzlich gefordert , dass man, um den Kampf gegen die Corona-Krise zu finanzieren, darüber nachdenkt “Kriegsanleihen” herauszugeben.

Wie funktionieren überhaupt Kriegsanleihen und macht das in dieser Situation überhaupt Sinn?

Ich habe ja in meinen letzten Artikeln zur MMT gezeigt, dass ein Staat, der die eigene Währung herausgibt, keine Einnahmen braucht.
Die Steuern finanzieren nicht den Staat, sondern sie sind dazu da, um eine Nachfrage nach der eigenen Währung zu erzeugen (taxes drive money).
Dann fragt man sich natürlich, warum gibt ein Staat wie die USA überhaupt Staatsanleihen heraus.

1. Die Funktion von Anleihen

Staatsanleihen werden benutzt, um die Liquidität im Geldsystem unter Kontrolle zu halten.
Sind zu wenig Reserven im System, dann kauft die Zentralbank Staatsanleihen, gibt es zu viele Reserven im System, dann verkauft die Zentralbank oder das Finanzministerium Staatsanleihen.
Zusätzlich bietet der Staat mit seinen Anleihen den Anlegern eine sichere Möglichkeit sein Geld zu parken und Zinsen zu verdienen.
Wenn man ein paar hundert Millionen irgendwo parken muss, dann sind Banken viel zu unsicher.
Zur Staatsfinanzierung dienen Staatsanleihen allerdings nicht (dies trifft nicht auf Euroländer zu).

2. Arten der Kriegsfinanzierung

1. Deficit Spending:
Deficit spending (=“Gelddrucken”) ist das Mittel der Wahl, wenn man nebenbei kleinere Kriege führt und die heimische Wirtschaft nicht zu sehr durcheinanderbringen will.
Seit dem Vietnamkrieg (bei dem es vorher sogar noch eine große Steuersenkung gab) hat man das in den USA bisher immer so gemacht.
Solange man keine Vollbeschäftigung hat und die Wirtschaft nicht zu gut läuft, dann bekommt man bei dieser Art der Kriegsfinanzierung auch keine spürbare Erhöhung der Inflation.
Es hat sich sogar gezeigt, dass es durch die erhöhte Nachfrage der öffentlichen Hand sogar zu einem "wartime economic boom” gekommen ist.
Während des Vietnamkrieges hat diese Methode anfangs ganz gut funktioniert, aber in den letzten Kriegsjahren musste man dann doch zu Steuererhöhungen greifen, um die Inflation wieder einzufangen.
Allerdings hat der Vietnamkrieg und das gleichzeitige Apolloprogramm den Grundstein gelegt, für die hohe Inflation in den 70ern.
Die Ölpreiskrise 1973 hat dann die Inflation noch massiv verstärkt.

2. Steuererhöhungen und/oder Reduktion der Ausgaben
Erhöht ein Staat im Krieg die Steuern und/oder schränkt seine Ausgaben (außer die Kriegsausgaben) ein, so reduziert er den Geldumlauf und verhindert gleichzeitig, dass die Leute zu viel Geld ausgeben.
Diese Maßnahme dient eigentlich nicht der Finanzierung der Kriegsausgaben, sondern lenkt die Ressourcen von den Bürgern zum Staat bzw. den Unternehmen, die Kriegsmaterial herstellen.
Diese Möglichkeit wendet man an, wenn die Wirtschaft auf Hochtouren läuft und deshalb die Bürger so viel konsumieren, dass nicht mehr genug Kapazitäten da sind, um den Kriegsaufwand zu stemmen.
Reichen die hohen Steuern nicht aus, um die Inflation in Schach zu halten, greift man gerne auch zu Lohn- und Preiskontrollen.
Während des Korekrieges hat man genau diese Methoden angewendet.

3. Kriegsanleihen:
Da Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen nicht besonders gut beim Wähler ankommen, greift man gerne zu Kriegsanleihen, um das Geld der Bürger für eine bestimmte Zeit aus der Wirtschaft rauszunehmen.
Das Geld der Bürger wird sicher angelegt (außer man verliert einen Weltkrieg), es verzinst sich und gleichzeitig können die Bürger nicht konsumieren.
Auf diese Weise bringt man auch die Unternehmen dazu z.B. keine Autos zu produzieren (da die Bürger ja momentan kein Geld haben, um sie zu kaufen) sondern Panzer.
Damit man keine zu großen Schwankungen in den Zinsen bekommt, ist noch wichtig, dass diese Kriegsanleihen nicht an der Börse handelbar sind (also wie die alten Bundesschatzbriefe).
Diese Möglichkeit haben die USA im 2. Weltkrieg angewandt.
Da der 2. Weltkrieg aber so aufwändig war, hatte man zusätzlich noch Lohn- und Preiskontrollen, Rationierung und Steuererhöhungen eingesetzt.

Nachfolgend eine Tabelle, die zeigt, welchen Anteil vom BIP die einzelnen Kriege verschlungen haben:

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Bildquelle

Wie man sehen kann, haben wir es hier mit Profis zu tun.
Solche Dinge denken sich nicht die Politiker aus, sondern die Beamten in den jeweiligen Ministerien.
Man braucht nicht zu glauben, ein Staat könnte oder würde etwas nicht tun, weil ihm dazu das Geld fehlt oder weil irgendwas in einer Verfassung steht.

Die Corona-Krise

Zur Bekämpfung der Coronakrise wären Corona-Anleihen in den USA völlig unbrauchbar.
Die Leute haben momentan sowieso kein Geld und die Wirtschaft liegt am Boden.
Will man also, dass nach dem shut down die Wirtschaft schnell wieder auf die Beine kommt, helfen nur massive Steuersenkungen und während der Krise Überbrückungskredite vor allem für die kleinen und mittelständischen Unternehmen, um zu verhindern, dass ein großer Teil der Unternehmen verschwindet.
Gibt es einen Teil der Unternehmen nicht mehr, kann die Wirtschaft nach der Krise auch nicht mehr wachsen.
Gleichzeitig können dann viel weniger Waren produziert werden und das ganze Deficit Spending führt zu einer unglaublichen Inflation.

Für Europa sieht die Sache anders aus.
Deficit Spending, also Gelddrucken kann kein einzelner Staat im Eurosystem.
Also würden Coronabonds Sinn machen, allerdings nur, wenn sie vollständig von der EZB aufgekauft werden.
Man will ja nicht das Geld der Bürger aus der Wirtschaft saugen.
Die Defizitgrenzen hat man ja schon ausgesetzt (hat sich eh nie jemand daran gehalten), jetzt kann man nur noch auf massive Steuersenkungen hoffen (wird bei uns wohl nicht kommen).
Ich würde sofort die MwSt. abschaffen.

Falls jetzt jemand glaubt, ich sei plötzlich zum Staatsfetischisten geworden, dann liegt er falsch.
Der Staat hat sich durch seine Maßnahmen nun mal in diese Situation gebracht.
Ich will gar nicht bewerten, ob das nun richtig oder falsch war.
Es ist so wie es ist.
Will man nach der Krise die Wirtschaft möglichst schnell wieder in Schwung bringen, dann sehe ich keinen anderen Weg, als den von mir beschrieben.
Aber vielleicht hat ja einer von Euch eine bessere Lösung.

Bis bald
Stephan Haller

Sort:  

Bleibt noch der Weg der roten oder braunen Sozialisten. Den hast Du übersehen. Leroys Prognose: Was der beste Weg sei, ist eine nette Frage. Was der wahrscheinlichere ist, dürfte spannender sein.
Ich setze auf rot-braun (der Gott "Volk" wird durch was anderes ersetzt, es bieten sich einige Möglichkeiten an, aber es wird natürlich nicht das Proletariat sein), nett grün lackiert. Wichtig ist, dass alles ziemlich demokratisch ist. Das wird vom "solidarischen Lastenausgleich der Vermögenden und Reichen" gehen bis hin zu "Solidaritätsabgaben", "Solidaritätssteuern" und der weiteren Regulierung und Umverteilung.
Stichtag heute in einem Jahr. Ich wette 1 ganzen Steem.

Das mit Grün dürfte vorbei sein.
Wenn Papi arbeitslos ist und dem Nachwuchs kein neues iPhone mehr kaufen kann, dann macht freitags zu demonstrieren auch keinen Spaß mehr.
Ein politisches System stabilisiert sich in der Demokratie immer selbst.
Wenn das System in Gefahr ist, dann schafft eben die Arbeiterpartei den Sozialstaat ab oder die Pazifisten bombardieren Jugoslawien. Nur für den Frieden.
Sollten die noch Regierenden nach der Krise nicht richtig reagieren, dann besteht wirklich die Gefahr, dass die roten oder braunen Sozialisten kommen.

Die Grünen und Ihre Klientel sind größtenteils nicht betroffen. Fast alles Beamtentum, Öffentlicher Dienst und ähnliche Organisationen, die direkt oder indirekt von Steuergeldern leben.
Nettosteuerintensives grünes Unternehmertum außerhalb subventionierter Branchen? Hahaha.
Von daher dreht sich ihre Welt munter weiter. Notfalls schließen sie sich den Roten an, wenn die sich grünen Lack verpassen (was sie ja schon getan haben).

Du wirst sehen was plötzlich alles geht.
Hab ein paar Insiderinformation bekommen bezüglich Gespräche zwischen Autoindustrie, Gewerkschaften und Regierung:
Der ganze Klimaschwachsinn muss weg oder es werden alle entlassen.
Wer zahlt schafft an. Daran wird sich nichts ändern.

Wird auch höchste Zeit.

Fahre zur Zeit mit einem Hochleistungsdiesel, weil größere Strecken am Pendeln. Da ist mir der Alfa zu teuer.

BOAH, das Ding braucht keine 3,5 Liter und das ist ein PANZER und geht ab wie ein Porsche. Die Scheiß-Elektro-Karre vom Kollegen kostet das Dreifache in der Anschaffung, der Steuerzahler blutet dafür, der Strom kommt aus französischen Atom- und polnischen Kohlekraftwerken und kostet außerdem noch fast das Doppelte für die Distanz wie der Diesel.

Zukunftstechnologie vom Feinsten.

Ach nee, wir müssen alle sterben, wenn wir Diesel fahren - hab ich vergessen.

Jörg Kachelmann veröffentlicht immer die Daten der Feinstaubmessungen.
Obwohl praktisch keiner mehr fährt, hat sich null geändert.
Mich wundert nur, warum sich die Autoindustrie das die ganze Zeit gefallen hat lassen und zusätzlich haben sie noch weiter fleissig an die Parteien gespendet.

Normal, der Gesetzgeber (=angestellte Taugenichts und Versager) muss immer geschmiert werden, sonst bist Du ganz raus aus dem Geschäft. Hat sich halt einfach so eingebürgert.

Steem on und weiter viel Erfolg...

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